Die Fotografin Ursula Müller hat mit «Still ist es» ein subtiles, feinfühliges und stilles Werk geschaffen, das von einer unendlichen Sensibilität und von der Fähigkeit der gefühlvollen Auseinandersetzung mit dem Leben zeugt. Nun erscheint in der Edition Stephan Witschi der Fotoband dazu, der morgen, Freitag 6. Dezember und Samstag 7. Dezember 2013 der Öffentlichkeit vorgestellt wird.
Mit ihrer Arbeit «Still ist es» spürt die Schweizer Fotografin Ursula Müller den Lebensspuren von Hertha Ochsner-Schriebl nach. Einem Menschen, dem sie persönlich nie begegnet ist. Die Fotoarbeit zeigt die sensible Auseinandersetzung mit dem Leben einer alten Frau und mit dem, was von ihr bleibt, wenn sie gegangen ist.
Die Protagonistin war die Mutter einer ehemaligen Nachbarin Müllers. Gesehen hat sie sie einige Male nur, im Vorbeigehen, in ihrem dunkelgrünen Mantel, das graue Haar hochgesteckt. Als junge Frau nach Kriegsende aus Österreich in die Ostschweiz immigriert, die vergangenen 45 Jahre daheim in Speicher AR, Inhaberin eines Hauhalts- und Eisenwarengeschäftes, bis kurz vor ihrem Tod mit 81 Jahren. Ursula Müller hat Hertha Ochsner-Schriebl auf ganz eigene Weise kennengelernt. Durch ihr Haus nämlich, die Räume, die sie bewohnte, die Dinge, die sie benutzte, die Kleider, die sie trug. Und durch die Spuren ihres Tuns.
Im Wissen, dass sie mit ihren Bildern nicht ein 81jähriges Leben biografisch nachzeichnen kann und ohne die Absicht dies zu tun, hält Müller mit ihrer subtilen, feinfühligen Bildauswahl Spuren dieses Lebens fest. Einrichtung und Gegenstände, die zurück geblieben sind werden zu Zeitzeugen und erzählen uns Geschichten. Indem einzelne Objekte aus ihrem Kontext gelöst worden sind, erhalten sie ein neues Gewicht und eine Bedeutung, die sie vielleicht so nie hatten. Durch ihre Auswahl und ihren Blick reflektiert die Fotografin letztlich auch sich selber und wir tun dies als Betrachter ebenso. Durch unsere eigene Interpretation geben wir den Räumen und Alltagsgegenständen einen neuen Inhalt.
Und bald zeichnen wir das Leben einer uns Unbekannten durch unsere eigene Wahrnehmung nach. «Still ist es» hält die noch vorhandene Präsenz eines Menschen fest, der unsere Welt verlassen hat und beschäftigt sich mit dem Zwischenraum, der sich kurz nach dem Tod auftut. Dann, wenn alles noch so ist, wie es immer war. Ein ähnlicher Raum entsteht in der Fotografie. Der Moment, der festgehalten wird, gehört im nächsten Augenblick bereits der Vergangenheit an und lässt ihn auf eine neue Art existieren. So ist «Still ist es» eine Arbeit über Vergänglichkeit, Abschied und Erinnerung, vor allem aber auch eine Reflexion über das Leben selbst.
Buch-VernissageIn Anwesenheit der Fotografin Freitag, 6. Dezember 2013, ab 18h Galerie & Edition Stephan Witschi |
Angaben zum Buch
96 Seiten, 24 x 30 cm, deutsch/englisch
72 Farbabbildungen
Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-9523619-9-3
CHF 62.-, € 52.-
Erscheinungsdatum: 06. Dezember 2013
Fotografie: Ursula Müller
Texte: Barbara Liebster, Regisseurin, Literatur- und Kunstwissenschaftlerin
Ursula Müller, geboren 1958 in Uzwil SG, in Solothurn lebend, fand erst mit über 40 Jahren auf professioneller Ebene zur Fotografie. 2003 begann sie ihre fotografische Ausbildung in Zürich und vertiefte sich in der Folge kontinuierlich in die vielschichtige Welt dieses Mediums. Verschiedenste berufliche Tätigkeiten, sowie Aufenthalte im damaligen Ostblock und ausgedehnte Reisen in jungen Jahren, das intensive Familienleben mit zwei, heute erwachsenen, Kindern sind die prägenden Einflüsse auf ihr bisheriges Leben. Die menschliche Existenz als solche, das Leben, das seine Spuren auf vielfältige Weise hinterlässt, der Wandel mit seinen Übergängen sind Themen, mit welchen sich Ursula Müller immer wieder konfrontiert und sich leidenschaftlich auseinandersetzt.