Ab heute und bis Dienstag, 14. Januar 2014, zeigt die «photo» ihren jährlichen Querschnitt durch die Schweizer Fotografie. Über 120 Fotografinnen und Fotografen zeigen ihre Werke zu verschiedensten Themen und Projekten. Ob diese repräsentativ für das Fotoschaffen in der Schweiz sind?
Die von einer Jury selektionierten Bildreihen liegen auf grossen weissen Styropor-Blöcken in den Maag-Hallen. Obwohl seit Jahren bewährt ist diese Präsentationsform nicht unbedingt ideal, da die Betrachtungsdistanz bei kleinen sowie bei grossen Bildern gegeben ist. Hinz und Kunz bestaunt die Werke. Da grosses Kopfnicken, weil die Bilder offensichtlich gefallen, dort grosses Kopfschütteln, weil man den Juryentscheid nicht so ganz nachvollziehen kann. Aber bilden Sie sich selbst ihre Meinung. Gehen Sie hin in die Maag-Hallen zur photo14 und wandern Sie von Tisch zu Tisch – es lohnt sich.
Ausstellungen dieses Ausmasses polarisieren immer. Das liegt weder an der Jury noch am Betrachter sondern vielmehr an der Tatsache, dass man sich für die Bilder viel zu wenig Zeit nimmt. Man sollte mehrmals hingehen, die Bilder länger auf sich wirken lassen und versuchen, die Botschaften und Ideen der Fotokünstler genauser zu analysieren – zu verstehen. Übrigens gibt es bei jeder Arbeit auch ein Beschreibungsblatt – zum Glück …
Alles in allem sind die Arbeiten besser geworden. Besser auch als letztes Jahr. «Das Niveau ist eindeutig höher. Die Bilder sind wieder realistischer geworden. Wenig überzeugende, abstrakte Experimente sind kaum noch zu sehen» meint ein Besucher. «Die Werkschau ist professioneller geworden. Sie hat sich ganz klar in der Schweizer Fotoszene etabliert» meint auch Pascal Richard, Fachberater einer bekannten Kameramarke. «Für mich ist es zudem ein erfreuliches Zeichen, dass die Fotografie so viele Besucher anlockt. Das spricht ganz klar für die Qualität des Projektes ‚Photo-Schweiz‘.»
Einzelne Bilder stechen unübersehbar hervor – sprengen das Gros. Beispielsweise die Installation von Sandra de Keller mit der auffälligen Renault-Hecktüre, in der sich alle Motive abzuspielen scheinen. «Für mich ist diese Arbeit ganz klar einer der Höhepunkte» meint Fotokritikerin Monica Boirar. «Es sind solche innovativen und eigenwilligen Konzepte, welche wie Perlen aus der Bilderflut herausragen und mit einem enormen kreativen Potential den Besucher belohnen.»
Bilderflut ist ein gutes Stichwort. Es ist wirklich eine schier unüberschaubare Menge an Bildern, die es hier in den Maag-Hallen zu Betrachten gilt. «Weniger wäre mehr» findet auch Martin Sigrist, Chefredaktor des Fotospiegels. «Wenn jeder der rund 120 Fotografen im Durchschnitt fünf Bilder einreicht, dann entsteht sie eben zwangsläufig, diese Bilderflut. Ein, zwei, vielleicht drei Bilder, diese dafür grösser, würde wahrscheinlich nochmals einen qualitativen Auftrieb geben.»
Man ist geneigt, sich auf die beiden grossen Hallen zu konzentrieren, in denen der Hauptteil, nämlich die 120 Bildeinsendungen zu sehen sind und vergisst dabei die Nebenräume. Dort ist einmal die Hasselblad Masters Award und der Junior Contest von Light+Byte zu sehen, die beide ein aussergewöhnliches Niveau repräsentieren, vor allem Erstgenannter.
Dann darf das landesweite Fotoexperiment «Schweizerbilder» in einem etwas versteckten Nebenraum nicht übersehen werden – eine ebenso originelle Idee wie gelungene Realisation. Interessant ist hier auch die Projektionsart mit den freischwebenden Projektionsflächen. Legen Sie sich in die Kissenlandschaft und lassen Sie die Bilder auf sich einwirken – das entspannt echt …
Und letztlich ist auch das «Photoforum» mit den gehaltvollen Vorträgen und den Rahmenveranstaltungen ein Publikumsmagnet. Das Seminarprogramm bringt Fotoprominenz wie Olivero Toscani, Diana Scheunemann, Greg Gorman und Arnold Odermatt auf die Bühne. Weiter gibt es dieses Jahr erstmals auch Off-Space-Ausstellungen, welche den Spirit der photo14 aus den längst renovationsbedürftigen Maag-Hallen in eine neue Umgebung bringen. Alles in allem also eine respektable Steigerung gegenüber vorgängigen ‚photo‘-Ausstellungen, die man nicht verpassen sollte.
Urs Tillmanns
Die photo14 ist noch bis kommenden Dienstag 14. Januar 2014 zu sehen.
Die Öffnungszeiten der Werkschau:
Freitag, 10. Januar 2014, 11:00 – 20:00
Samstag, 11. Januar 2014, 11:00 – 20:00
Sonntag, 12. Januar 2014, 11:00 – 20:00
Montag, 13. Januar 2014, 11:00 – 20:00
Dienstag, 14. Januar 2014, 11:00 – 20:00
Finden Sie hier:
- generelle Informationen zur photo 14
- den Fotografen-Katalog
- das Programm des Photoforums
- die Übersicht der Sonderausstellungen
- die Übersicht der Off-Space-Ausstellungen
Lesen Sie unsere früheren Artikel zur photo14:
Werkschau photo14: volles Programm – jetzt Vorträge buchen (30.12.2013)
photo14: Final call (Einsendeschluss: 2. Dez. 2013) (28.11.2013)
photo14 hat grosse Pläne – und ruft zur Teilnahme auf (01.11.2013)
Eine aktuelle Übersicht der Foto-Veranstaltungen in der Schweiz finden Sie auf www.fotoagenda.ch
Von Styropor-Block zu Styropor-Block, da um eine Gruppe von kristisierenden Bildbetrachter rum und dort ausweichen um gerade noch die Kurve zu kriegen, bevor man schon wieder anstehen darf, um doch noch einen schnellen neugierigen Blick auf ein paar grossformatige Bilderwelten werfen zu können. Vielleicht sollte man eine Halle einrichten wo sich alle „sehen und gesehenen“ treffen und zwei weitere Hallen wo man mit der Aufforderung mit den Augen schauen und schweigen, in Ruhe Fotos betrachten kann und dann eine Halle, wo man so richtig darauf los diskutieren kann, mit oder ohne Lob, Hauptsache man hat auch was dazu zu sagen. Dies meine Worte zu der gestrigen Eröffnung, kam eben nicht dazu:).
Das mit dem gesteigerten Niveau kann ich definitiv nicht bestätigen. Wider besseres Wissen habe ich mich überreden lassen, doch noch einmal hinzugehen. Aber gegenüber den letzten zwei Jahren hat sich kaum was verändert. Das meiste schon mal gesehen (Kopien oder nur eine „Hommage“?), nur wären die originalen Arbeiten viel besser gemacht. Lohnenswert: die Hasselblad Ausstellung, aber ob das den EIntrittspreis lohnt.
Für mich war das definitiv das letzte mal.
Die Präsentation ist nicht ideal. Die Beleuchtung auch nicht. Der Eintrittspreis sowieso nicht. Ingesamt enttäuschend, da die guten Namen welche auf der Website angepriesen werden, in der Ausstellung gar nicht zu finden sind.
Einige Leute, mit denen ich an der Show gesprochen hatte, schätzten das Niveau ebenfalls höher – vor allem gegenüber den Ausstellungen der Anfangszeit.
Ich selbst kann das nicht nachvollziehen. Ich sehe allenfalls ein technisch gesteigertes Niveau, aber nicht durchgehend.
Ohnehin sind mir Kreativität, Originalität, Inhalt, Aussage etc. wichtiger und da hat mich die Show als Ganzes ziemlich enttäuscht statt inspiriert.
Mühsam fand ich, dass die ohnehin herrschende Bilderflut noch gesteigert wurde, weil etliche Aussteller viele, oft eher kleine Bilder präsentierten, die manchmal einen scheinbar willkürlichen Mix darstellten. Es kam mir wie des Offenlegen eines Fotoalbums vor.
Übrigens, ausgesprochen nervig fand ich am späteren Vernissagenabend, die aufdringliche Musik. Ich brauche keinen Soundtrack zum Bilderanschauen.