Die «Ginza» ist die Luxus-Shoppingmeile von Tokio. Hier gibt es nicht nur alle Nobelboutiquen und Einkaufspaläste, sondern auch Einiges für Fotobegeisterte: Fotointern.ch war einen Tag lang unterwegs, um ein paar Beratungszentren und Galerien zu besuchen sowie Orte zu entdecken, die für künftige Japanreisende interessant sein dürften.
Grund, weshalb Fotointern.ch nach Japan reiste, und zunächst einmal auf dem Flughafen Narita sieben Stunden festsass, weil in Folge Schneetreibens sämtliche Verbindungen nach Tokio unterbrochen waren, ist die CP+ (Camera and Photo Imaging Show) in Yokohama. Diese immer wichtiger werdende Publikumsmesse für Fotografie und Digital Imaging öffnet am nächsten Donnerstag, 13. Februar 2014 und dauert bis Sonntag. Es dürfte eine interessante Messe werden, die dieses Jahr bereits zum fünften Mal stattfindet und im Vorfeld schon mehr Fotoneuheiten zu verzeichnen hat als im Januar auf der PMA@CES in Las Vegas zu sehen waren. Die Tage, bis die Messe beginnt, nutzen wir um in Tokio einige foto-affine Orte zu entdecken, von denen es in dieser Stadt jede Menge gibt.
Hektik auf der Ginza. Am Sonntag gehört sie jeweils ganz den Fussgängern
Fotogalerien und Showrooms auf der Ginza
Die Ginza ist die Nobel-Shoppingmeile von Tokio. Sonntags gehört sie ganz den Fussgängern, werktags quält sich endlos der Verkehr hindurch. Uferlos gibt es Nobelboutiquen, Einkaufszentren und Repräsentationslokale, denn alles, was Rang und Namen hat, will auf der Ginza vertreten sein. Die Ginza beschränkt sich nicht etwa nur auf eine Strasse, sondern sie ist ein ganzes Quartier mit vielen Seitenstrassen, die mit Nobelgeschäften nicht etwa schlechter bestückt sind.
Der Nikon Saloon
Inn einer Querstrasse finden wir den Nikon Saloon, der seit 1968 auf der Ginza als Beratungszentrum, Ausstellungsgalerie und Reparaturstelle stark frequentiert wird – gerade auch von Touristen und ausländischen Fotografen, die einen Rat brauchen oder für eine Problembehebung hierher finden.
Im Showroom wird das ganze Nikon-Sortiment präsentiert. Zwei Beraterinnen stehen zur Verfügung, von denen die eine sogar recht gut Englisch und Französisch spricht, was in Japan schon eher selten ist. Die Besucher schauen sich die Produkte an, informieren sich und vergleichen, um ihre Kaufentscheidung zu treffen. Verkauf gibt es hier keinen.
Die an den Showroom angrenzende Galerie bietet etwa alle zwei Wochen eine neue Ausstellung und wird sehr gut besucht. Es finden auch regelmässig Portfolio-Reviews statt, und zweimal jährlich werden die besten Ausstellungen mit dem «Ina Nobuo» Award ausgezeichnet.
Zum Zeitpunkt unseres Besuches trafen wir Haruhiko Kawaguchi, der unter seinem Künstlernamen «Photographer Hal» auftritt und ein einzigartiges Projekt mit dem Namen «Zatsuran» präsentiert: Er fotografiert Liebespaare mit diversen persönlichen Objekten in einem überdimensionalen Plastikbeutel, dem er für kurze Zeit die Luft entzieht und damit eine eigenartige Konzentration der Objekte erwirkt. Eine Beschreibung seiner Arbeiten finden Sie auf seiner Webseite.
Im ersten Stock des Nikon Saloon befindet sich die Reparaturannahmestelle, eine gute Adresse, falls einmal auf einer Japanreise kameratechnische Probleme auftreten. Soviel wie möglich wird hier sofort im Hause repariert, und für NPS-Kunden gibt es sogar eine spezielle Abteilung.
Der Katsumido Camera Store
Der Bummel über die Ginza wird plötzlich von einem Schaufenster unterbrochen, das uns gedanklich um ein halbes Jahrhundert zurückversetzt: Der «Katsumido Camera Store» existiert seit 1949 auf der Ginza und ist auf feinste Gebrauchtkameras spezialisiert.
Rund 90 Prozent der über 1000 Kameras, die hier fein säuberlich in Glasvitrinen präsentiert werden, sind europäischer Herkunft: Leica, Rolleiflex, Hasselblad, Voigtländer, Zeiss-Ikon, Minox – vom Feinsten. Doch es gibt auch japanische Raritäten, wie früheste Canon- oder Nikon-Modelle.
Geschäftsführer Takuji Imai ist stolz darauf, dass alle seine Kameras nicht nur in funktionsfähigem, sondern in ausgesprochen gutem Zustand sind. Sie werden in einer eigenen Werkstatt repariert und auch optisch wieder auf Vordermann gebracht: Die Kameras sehen alle fast neuwertig aus und drücken Nostalgiker schon etwas auf die Tränendrüse.
Allerdings sind die Kameras – wie alles auf der Ginza – nicht gerade billig, aber auch nicht extrem überteuert. Eine Leica IIIG kostet beispielsweise umgerechnet 2’200 CHF, eine Leica M5 gibt es für 4’000 CHF, das Prunkstück einer Leica IIIA «Monté en Sarre» kostet schon mal 6’000 CHF, eine Rolleiflex 2,8/80mm gibt es für etwa 1300 CHF, dagegen kostet eine rare Weitwinkel-Rolleiflex stolze 4’100 CHF. Wir konnten allen Versuchungen widerstehen, obwohl es uns schwer fiel …
Die Canon Gallery
Zwei Häuserblocks weiter stossen wir auf die Canon Gallery, die ähnlich dem Nikon Saloon das ganze Sortiment in einem attraktiven Showroom präsentiert und über eine Ausstellungsgalerie verfügt. Die Ausstellungen werden in der Regel etwa alle drei Wochen gewechselt. Im zweiten Stock gibt es auch eine Reparatur- und Serviceabteilung mit bevorzugtem Service für CPS-Kunden.
Canon war schon von jeher auf der Ginza, doch wurden die heutigen Räume erst vor etwa acht Jahren neu und in grösserem Rahmen eröffnet. Leider müssen wir uns hier mit einer Aussenansicht des Lokals begnügen, weil uns das Fotografieren sogar im Showroom der Canon Gallery nicht erlaubt wurde. Dabei haben wir dort nichts gesehen, was uns nicht schon bekannt gewsen wäre …
Das Sony Building
Dem Sony Building sieht man nicht an, dass bereits 1966 eröffnet wurde. Seither ist es vor allem am Wochenende Tummelplatz für Livestylefans und Elekronikfreaks. Auf vier Stockwerken werden alle Bereiche der Sony Unterhaltungselektronik präsentiert, wobei in jeder Abteilung Produktespezialisten zur Verfügung stehen, welche den meist jungen Besuchern gerne alle Neuheiten vorführen.
Der Fotobereich ist hier auffällig stark vertreten, mit Schwergewicht auf den Spiegelreflex- und NEX-Modellen, aber auch jetzt gerade auf den Vollformat-Systemkameras Alpha 7 und 7r.
Noch stärker fallen etwa die Bravia Fernsehdisplays auf, weil sie unübersehbar gross sind, sowie die Xperia Smartphones, die im japanischen Markt gegen harte Konkurrenz aus China und vor allem Korea ganz stark gepusht werden.
Im Sony Building gibt es übrigens auch einen Verkaufsladen und eine spezielle Taxfree-Abteilung für ausländische Käufer. Zudem sind verschiedene weitere Geschäfte und Restaurants im Sony Building eingemietet.
Die Leica Gallery
Nur ein paar Schritte vom Sony Building entfernt befindet sich die Leica Gallery auf der Ginza, edel eingerichtet, wie man durch die Vitrine unschwer erkennen kann. Neben dem gediegenen Showroom gibt es auch eine Ausstellungsgalerie, wo zur Zeit eine Ausstellung von Elliott Erwitt zu sehen ist.
Leider hatten wir Pech, denn montags ist die Leica Gallery jeweils geschlossen. Vielleicht ein andermal …
Urs Tillmanns