Urs Tillmanns, 16. Februar 2014, 07:00 Uhr

Live aus Tokio: Museales und Fotohistorisches

MMP True ColorsIn Tokio gibt es eine Vielzahl von Museen, zwei davon sind auf Fotografie spezialisiert: das «Metropolitan Museum of Photography» und das «JCII Camera Museum» mit dem angegliederten «JCII Photo Salon». Hinzu kommt eine permanente Kameraausstellung im Fujifilm Headquarter, die ebenfalls sehr sehenswert ist.

 

«True Colors» im Metropolitan Museum of Photography

MMP EntranceDas «Metropolitan Museum of Photography» im Stadtbezirk Ebisu gehört zu den wichtgsten Fotomuseen der Welt. Es wurde 1990 gegründet und ist seit 1995 in seinem jetzigen, vierstöckigen Gebäude im «Yebisu Garden Place» untergebracht. Es beherbergt ein grosse Sammlung von Fotografien aus allen Zeitepochen und veranstaltet im Jahr etwa ein Dutzend Ausstellungen, die meistens einem bestimmten Thema gewidmet sind oder die Hommage an einen bekannten Fotografen darstellen.

Zum Zeitpunkt unseres Besuchs war die Sonderausstellung «True Colors» zu sehen, welche sämtliche Stockwerke belegte c was wohl die Ausnahme ist, denn in der Regel finden mehrere Ausstellungen gleichzeitig oder überlappend statt.

True Colors - Kimsooja

Kimsooja – A Needle Woman

«True Colors» – die nur noch bis zum 23. Februar 2014 zu sehen ist – ist Teil des «Yebisu International Festival of the Art and Alternative Visions 2014», die verschiedenste Stile der Kommunikationskunst mit neuen Medien umfasst. Dieses untersucht und dokumentiert die Effekte und Perspektiven der Globalisierung, identifiziert Elemente und Arten, die vom Untergang bedroht sind und setzt sich für deren Erhaltung ein.

MMP Arctic Perspective

Arctic Perspective – Initative (Marco Peljhan und Matthews Biedermann)

Farbe ist grundlegend in der visuellen Kunst, und «True Color» umfasst die Einzigartigkeit von Dingen, Zusammenhängen oder Personen, wie sie von unserer Gesellschaft wahrgenommen werden, um die Kulturen und Traditionen, die Umwelt, das Gedankengut, die Nationen und letztlich die Rassen in ihrer gegenwärtigen Art zu schützen und zu erhalten.

MMP Shitamichi Motoyucki

Shitamichi Motoyucki

Die Sonderausstellung «True Color» umfasst rund 30 Präsentationen, Projektionen und Installationen verschiedenster Künstler vorwiegend aus dem asiatischen Raum, aber auch aus Europa und Amerika. Zudem haben auch verschiedene Partnerinstitutionen und -firmen das Thema aufgegriffen. Unser Eindruck: Eine beeindruckende Thematik mit vielen sehr gelungenen Lösungen – auch wenn nicht alles irklich mit Fotografie zu tun hat.

Nach dem 23. Februar 2014 findet das «Metropolitan Museum of Photography» wieder zu seinem regulären Programm mehrerer gleichzeitiger Themen- oder Einzelausstellungen zurück.

Weitere Informationen sowie das Ausstellungsprogramm finden Sie auf der englischen Webseite des Museums.

 

JCII Kameramuseum zeigt «100 Jahre Leica»

JCII LogoDas JCII Kameramuseum des ehemaligen «Japan Camera and Optical Instruments Inspection and Testing Institute» besitzt den grössten Bestand an historisch interessanten Kameras in Japan und eine der grössten Sammlungen der Welt. Das Institut wurde 1954 von den damaligen Kameraherstellern ins Leben gerufen, um die Qualität der japanischen Fotoprodukte einheitlich testen und für den Export auf einem hohen Niveau gewährleisten zu können. Zu diesem Zweck musste nicht nur aus der gesamten Produktion aller Mitgliedsfirmen je ein Exemplar dem Testinstitut zur Verfügung gestellt werden, sondern der schnell anwachsende Bestand wurde auch mit älteren, historisch interessanten Kameras aus früheren Epochen und mit Fabrikaten ausländischer Hersteller als Vergleichsstücke ergänzt.

JCII Museum

Heute präsentiert das Museum in seiner permanenten Ausstellung einen repräsentativen Querschnitt durch die Geschichte der Kameratechnik mit dem Schwerpunkt japanischer Exponate und besonders interssanten Objekten aus europäischer und amerikanischer Produktion. Der Besuch dieser Dauerausstellung lohnt sich auf alle Fälle, wenn man sich für die Geschichte der Fotografie und der Kameratechnik interessiert.

JCII Leica

Daneben ist jeweils eine temporäre Ausstellung zu sehen, welche gegenwärtig und noch bis zum 2. März 2014 dem Jubiläum von «100 Jahre Leica» gewidmet ist. Darin wird mit rund 250 Exponaten die Geschichte der Leica eindrücklich dokumentiert, wobei nicht nur die raren Kameras interessant sind, sondern auch die vielen ebenfalls ausgestellten Objekte der Leica-Kultur. Neben einigen Leihgaben privater Sammler, stammt der grösste Teil der Ausstellungsstücke aus dem Bestand des JCII Kameramuseums.

Die wichtigsten Informationen zum JCII Kameramuseum sowie ein Lageplan finden Sie auf der Webseite www.jcii-cameramuseum.jp/top_e.html

 

Der «JCII Photo Salon»

JCII-Building_TokyoIm gleichen Gebäude ist der «JCII Photo Salon» untergebracht. Naheliegend, dass sich das Testinstitut auch um Bilder kümmerte, die mit den getesteten Kameras entstanden waren oder die aus Nachlässen für die Nachwelt erhalten bleiben sollten. So ist im Laufe der Jahre ein beachtliches Fotoarchiv entstanden, welches das mehr als nur die Zeitgeschichte fotografisch dokumentiert, sondern viel mehr die Werke bekannter, weniger bekannter, ja gar anonymer Fotografen für spätere Generationen sicherstellt.

JCII Photo Salon

Zur Zeit zeigt der «JCII Photo Salon» eine prachtvolle Ausstellung mit frühesten Fotografien von ca 1870 bis ins frühe 20.Jahrhundert. Die Bilder wurden zum Teil von kleineren Formaten auf eine ausstellungsreife Grösse gebracht, wobei darauf geachtet wurde, dass Tonalität und der Farbcharakter des Originalprints möglichst erhalten blieben.

Als weitere Abteilung des JCII Buildings ist die Fotobibliothek zu erwähnen, die eine umfassende Sammlung frühester und bedeutender Fotoliteratur enthalten soll. Logischerweise liegt dabei der Schwerpunkt auf japanischen Werken, doch sollen auch wichtige ausländische Bücher im Bestand der JCII Library zu finden sein.

 

Der «Fujifilm Square»

Fujifilm Head QuarterDer «Fujifilm Square» ist der Publikumsbereich des Hauptsitzes von Fujifilm, welcher im Stadtbezirk Roppongi liegt. Das beeindruckende Bürohochhaus von Fujifim und Xerox ist kaum zu übersehen, und beim Vorplatz des Komplexes ist auch gleich der Eingang des Ausstellungs- und Demozentrums zu entdecken.

Hier gibt es ein bisschen von allem: Demoraum mit allen aktuellen Fujifilm Fotoprodukten, dann eine Fotogalerie, deren Ausstellungen alle paar Wochen mal wechselt, dann ein kleines Fotomuseum und zu Schluss ein Studio mit Bodycare- und Kosmetikprodukten. Letzteres hätte man als Fotointeressierter wohl kaum hier erwartet, doch ist dieser Bereich als Diversifikation der Fotochemie von Fujifilm gar nicht so abwegig.

Fujifilm Museum

Die Kamerasammlung, welche Fujifilm hier präsentiert, dürfte die meisten Fotografen mehr interessieren. Es ist ein grosser Raum mit drei grossen Vitrinien, in denen die wichtigsten Meilensteine der Fotogeschichte und natürlich auch von Fujifilm, fein säuberlich ausgestellt sind. Beachtlich ist vor allem der Zustand der Objekte, die offensichtlich zu Teil mit grossem Aufwand möglichst auf fast neuwertig restauriert worden sind.

Weitere Informationen finden Sie unter www.fujifilmsquare.jp/en/

 

Daneben bietet Tokio noch eine Menge Galerien, in denen sowohl zeitgenössische als auch frühe Fotografie ausgestellt und gehandelt wird. Allerdings braucht man schon aus sprachlichen Gründen einen Sach- oder Sprachverständigen, der einem dabei behilflich ist die interessanten Kunstlokale ausfindig zu machen.

Urs Tillmanns (Text und Bilder)

 

 

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