Das Bündner Kunstmuseum in Chur zeigt noch bis 11. Mai 2014 eine Hommage an Andrea Garbald, der als Fotograf und Künstler seine Heimatregion, das Bergell, mit all seinen Besonderheiten vor rund hundert Jahren dokumentiert hat. In seinen freien Arbeiten gilt er als Vertreter des Piktorialismus, was in der Ausstellung deutlich zum Ausdruck kommt. Unser Prädikat: sehr sehenswert.
Andrea Garbald (1877 – 1958) blieb sein Leben lang seiner Heimat, dem Bergell, verbunden. Er wirkte als Chronist des Tales und schuf Porträts sowie Postkartenbilder und Landschaftsaufnahmen. Parallel dazu hat er ein eigenständiges fotografisches Werk geschaffen und eine Bildästhetik entwickelt, die für seine Zeit einzigartig war.
Im Gegensatz zu vielen damaligen Fotografen, die nur über ein autodidaktisches Fachwissen verfügten, hat Andrea Garbald die Fotografie an erster Adresse erlernt: Garbald hat von 1896 bis 1898 ein Praktikum am «Photographischen Laboratorium» des Eidgenössischen Polytechnikums (später Photographisches Institut der ETH) in Zürich absolviert und war danach bei Foto Ganz in Zürich tätig. Mit dieser soliden Grundausbildung eröffnete er im Jahre 1900 ein Fotostudio und Optikergeschäft in Castasegna im Bergell und blieb danach seiner Heimat als bedeutendster Fotograf des Bergells treu.
Garbald hat die Bewohner des Bergells in Einzel- und Familienporträts fotografiert, sowie Gruppenaufnahmen von Vereinen, Chören, etc. erstellt und sich kreativ mit der wunderschönen Landschaft im Stil des damals populären Pictorialismus auseinander gesetzt.
Das Bündner Kunstmuseum präsentiert erstmals umfassend das Schaffen von Andrea Garbald als Fotograf und als Künstler. Andrea Garbalds Werk muss in dem reichen kulturellen Kontext betrachtet werden, in dem es entstand: Die von Gottfried Semper entworfene Villa Garbald, die Bibliothek der Familie, das literarische Schaffen der Mutter Silvia Andrea. Während Andrea Garbalds Porträt der Familie Giacometti weltberühmt wurde, geriet sein Schöpfer in Vergessenheit. Die Auftragsarbeiten haben ihn immer weniger interessiert, mit seiner freien Fotografie blieb er hingegen ganz auf sich selbst gestellt und zog sich weitgehend zurück. So blieb auch sein Werk lange unbekannt. Erst Jahre nach seinem Tod kam es wieder zum Vorschein. Der Nachlass wird heute im Bündner Kunstmuseum aufbewahrt.
In der Ausstellung werden rare Originalabzüge gezeigt. Parallel dazu wird für die zahlreichen Glasnegative eine eigene Präsentationsform entwickelt. Teile der Bibliothek und Tondokumente geben weitere Einblicke in die Welt von Andrea Garbald.
Die Ausstellung steht im Zusammenhang mit dem Jubiläum «150 Jahre Villa Garbald». Zu diesem Anlass erscheint auch die erste Monografie über den Fotografen und Künstler.
Ausstellung: 15. Februar bis 11. Mai 2014
Katalog von Beat Stutzer (Hg.),
Andrea Garbald (1877 – 1958). Fotograf und Künstler im Bergell, mit einem Gespräch zwischen Stephan Kunz und Hans Danuser, Fondazione Garbald, Bündner Kunstmuseum Chur, Text deutsch und italienisch, 208 Seiten, 180 Abbildungen, CHF 69.–.
Erhältlich im Museumsshop oder beim Verlag Scheidegger&Spiess.
Öffentliche Führungen
Donnerstags, 18 Uhr:13. 03., 24.04., 8.05.
Sonntags, 11 Uhr: 13.04.
Weitere Informationen finden Sie unter www.buendner-kunstmuseum.ch
Beachten Sie weitere Ausstellungs- und Veranstaltungstermine auf www.fotoagenda.ch