Urs Tillmanns, 30. Mai 2014, 12:30 Uhr

Ein Rundgang durch die Photo Münsingen

Photo MuensingenNoch bis Sonntag dauert die Photo Münsingen, eines der bedeutendsten Fotofestivals der Schweiz, das mit 23 Ausstellungen, vielen AV-Produktionen und (als Last-minute noch buchbaren) Vorträgen und Workshops. Mit einer zunehmenden ausländischen Beteiligung – dieses Jahr aus China, den USA, Frankreich und Deutschland – wird die Photo Münsingen immer wichtiger.

 

Photo Münsingen / Foto Urs Tillmanns

Seit gestern und noch bis Sonntag tagt die Photo Münsingen unweit von Bern. Sie wird bereits zum 15. Mal durchgeführt und hat sich in den anderthalb Jahrzehnten einen festen Platz in der Schweizer und internationalen Fotoszene gesichert. Das Konzept blieb in dieser Zeit fast unverändert. Schwerpunkt ist der jährliche Themenwettbewerbs mit über 60 beteiligten Fotoclubs, deren Rangfolge jeweils anlässlich der Vernissage bekannt gegeben wird (Fotointern.ch berichtete). Das Ergebnis der 61 beteiligten Fotoclubs ist auch die Hauptausstellung der Photo Münsingen. Im Laufe der Jahre konnte die Photo Münsingen mit weiteren Ausstellungen und einer wachsenden Präsenz von international bekannten Fotografen das Niveau laufend steigern, so dass sie heute mit den bedeutendsten und bekanntesten Fotofestivals weltweit genannt wird.

Wir haben uns auf der diesjährigen Photo Münsingen gestern umgesehen. Hier unser Rundgang:

 

Fotoklubwettbewerb zum Thema «Arbeit»

Photo Münsingen / Foto Urs Tillmanns

«Arbeit» lautete das Thema des grossen Fotoklubwettbewerbes um den begehrten «Photo Münsingen Award 2014». Die Fotoklubs konnten ihrer Kreativität in der Themensetzung und der entsprechenden Umsetzung freien Lauf lassen. Bis zu fünf FotografInnen konnten in einer Teamarbeit maximal fünf Bilder präsentieren. Die Fotos wurden durch eine professionelle Jury bewertet. Anlässlich der Vernissage wurden die Gewinner des Wettbewerb «Arbeit» bekanntgegeben (die Gewinnerbilder sehen Sie hier).

Dieses Jahr wurde kein Gastland eingeladen, hingegen präsentieren sich drei Fotografinnen aus China mit spannenden Arbeiten im Dachstock des Münsinger Schlosses.

Photo Münsingen / Foto Urs Tillmanns

Feng Xiaohui – kreative Porträtfotografie

Photo Münsingen / Foto Urs Tillmanns

Die aus Peking stammende Fotografin begann 1996 zu fotografieren und durchlief später ein Studium an der Pekinger Film Akademie. Sie widmete sich vor allem der experimentellen Porträtfotografie und nutzt dabei verschiedene Techniken, vor allem die Mehrfachbelichtung. Dabei baut sie verschiedene chinesische Elemente in ihre Bilder ein, welche den Bildern einen starken grafischen Ausdruck verleihen. Feng Xiaohui hat mit ihren Bildern zahlreiche nationale und internationale Preise gewonnen.

 

Zhang Lin – dokumentiert chinesische Kultur

Photo Münsingen / Foto Urs Tillmanns

Zhang Lin erlernte die Fotografie vor 12 Jahren bei einem berühmten chinesischen Meister. Sie ist fasziniert von Luoyang, der Heimat der alten chinesischen Kultur und will diese mit Hilfe der Fotografie selbst entdecken und in ihren Bildern weitergeben, um sie so der Nachwelt zu erhalten.

 

Li Yaping – kaiserliches Peking

Photo Münsingen / Foto Urs Tillmanns

Li Yaping ist in Peking aufgewachsen, in der Nähe der kaiserlichen Stadt. Dort hat sie ihre Jugendjahre verbracht und so wurden diese frühen chinesischen Kulturzeugnisse auch ihre ersten Motive, als sie sich mit der Fotografie befasste. Und immer wieder kehrt sie zu den Wurzeln der über 3‘000 alten Kultur zurück, um dort neue, noch faszinierendere Motive zu finden.

 

Christian Heeb – «Indianer-Porträts»

Photo Münsingen / Foto Urs Tillmanns

Der Schweizer Fotograf Christian Heeb wurde berühmt durch seine Bilder von Indianern und amerikanischen Landschaften. Er ist der Bildautor von über 120 Büchern und unzähligen Kalendern und Magazin Artikeln und Gründer des «Cascade Center of Photography» in Bend, Oregon. Christian Heeb pflegt seit 26 Jahren einen intensiven Kontakt zu verschiedenen Indianerstämmen und so gelingen ihm immer wieder fantastische Landschafts- und Porträtaufnahmen aus ihrem kargen Lebensraum. Die gezeigten Bilder sind eine neue Porträtserie, die im Studio vor schwarzem Hintergrund entstanden – ein spannendes Projekt, das noch länger weitergeführt werden soll.

 

Martin Eisenhawer – «Wintergeister von Hokkaido»

Photo Münsingen / Foto Urs Tillmanns

Martin Eisenhawer ist ein international renommierter Naturfotograf, auf dessen Arbeiten die Kunstszene aufmerksam geworden ist. Seine Ausstellung «Wintergeister von Hokkaido» zeigt authentische Fotografien von drei faszinierenden Vogelarten, die während des strengen japanischen Winters auf Hokkaido, der nördlichsten japanischen Insel, anzutreffen sind. Die Aufnahmen entstanden während über viele Jahre verteilte Reisen in das winterliche Hokkaido. Die Ausstellung besteht ausgrossformatigen Drucken höchster Qualität auf Hahnemühle Fineart Papier.

 

Kirchzartener Fotosalon (D) und Semaine Photo de Riedisheim (F)

Photo Münsingen / Foto Urs Tillmanns

Die Photo Münsingen pflegt eine lockere Partnerschaft mit zwei ähnlichen Organisationen in Deutschland und Frankreich, dem «Kirchzartener Fotosalon» in der Nähe von Freiburg (D) und der «Semaine de Photo Riedisheim» in der Nähe von Mulhouse (F). Beide führen seit Jahren erfolgreich grössere Foto-Events in Deutschland und Frankreich durch und präsentieren an der diesjährigen Photo Münsingen ihr fotografisches Schaffen in einer Einzelausstellung

 

Fotoclub Münsingen – «Formen der Natur»

Photo Münsingen / Foto Urs Tillmanns

Der Fotoclub Münsingen wurde 1983 von einer Gruppe Fotofreunden gegründet und ist der eigentliche Kern der Photo Münsingen. Im Rahmen des klubinternen Jahreswettbewerbes hat der Fotoclub Münsingen das Thema «Formen der Natur» bearbeitet. Die entstandenen Bilder, welche im Blumenhausgarten präsentiert werden, zeigen aussergewöhnliche Ansichten von Bekanntem und weniger Bekannten – gekonnt und mit viel Leidenschaft originell fotografiert.

 

Collagen – ein kreatives Thema

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Eine Sonderausstellung im Freizeithaus widmet sich dem Thema «Collagen». Diese Form der Bildkomposition und –präsentation eröffnet einen breiten Gestaltungsspielraum für grossformatige Werke. Mehrere Einzelfotografen und Fotografenteams aus verschiedenen Fotoklubs haben in ihrer Zusammenstellung und Wirkung ganz unterschiedliche und überraschende Arbeiten geschaffen.

 

Yannick Andrea – «Alpwirtschaft»

Photo Münsingen / Foto Urs Tillmanns

Yannick Andrea lebt seit 20 Jahren als freischaffender Berufsfotograf im Kanton Graubünden. Neben der Auftragsarbeit führt er eigene Projekte durch, die seiner Kreativität und Empathie Ausdruck verleihen. Stärken von ihm sind, Menschen bei ihren Tätigkeiten authentisch fotografisch darzustellen, wie z.B. beim Thema «Alpwirtschaft». Yannick Andrea hat verschiedene Alpen und ihre Menschen porträtiert und ist fotografisch der Frage nachgegangen, woher im Frühling das Kribbeln kommt, wenn es Richtung Alp geht? Warum wird im Sommer der Schlaf knapp und die Tage länger? Und wieso lässt im Herbst der klare blaue Himmel Wehmut hochsteigen, wenn Schneeflocken die abgegrasten Weiden zudecken und kühler Wind den nahenden Winter ankündigt?

 

Manfred Kriegelstein – Räume

Photo Münsingen / Foto Urs Tillmanns 

Manfred Kriegelstein aus Berlin verfolgt seit über 15 Jahren den Zerfall ehemaliger russischer Kasernen in Deutschland mit seiner Kamera. Er ist fasziniert von der «Ästhetik der Vergänglichkeit», die mit zunehmender Morbidität der Räume und unter verschiedenen Lichtbedingungen immer neue Bilder ermöglicht. Sein Anspruch ist weniger dokumentarischer Natur, es geht ihm im Wesentlichen darum, die Kraft der Fotografie zu nutzen um Bilder sichtbar zu machen, die für «Nichtfotografen unsichtbar sind». Die Präsentation als edler FineArtPrint unterstreicht den ästhetischen Anspruch.

 

Marco Zanoni – Imagination

Photo Münsingen / Foto Urs Tillmanns

Marco Zanoni entführt uns in eine Welt der Fantasie und des eigenen Vorstellungsvermögens. «Wären Levi und Janosch Alice, dann würden sie gleich im nächsten Augenblick im Wunderland verschwinden» schreibt Daniel Di Falco in einer Rezension in «Der Bund». Die Bilder faszinieren auch durch eine sehr gekonnte und detailreiche Umsetzung einer originellen Idee in begeisternde Bilder.

 

Gregor Podgorski– «mères et filles»

Photo Münsingen / Foto Urs Tillmanns 

In diesen aussergewöhnlichen Aktbildern zeigt uns Gregor Podgorski vier Generationen in einer Porträtserie. Sie betrachtenuns, erzählen uns ihre Geschichten, zeigen uns ihre Gefühle und erwecken unser Bewusstsein über diese Frau-zu-Frau-Beziehung von Mutter und Töchter. Dieses Foto-Shooting war für sie die Gelegenheit, einen einzigartigen Moment zu schenken und zu teilen. Wir werden nicht erfahren, welche von beiden die andere dazu gebracht hat, sich vor uns zu entblössen … Merkwürdige Wiedervereinigungen, merkwürdige Weise, eine Nachricht zu überbringen, aber die Liebe verleiht bekanntlich Flügel …

 

Ralph Rosenbauer – Arbeitsportraits aus Ägypten

Photo Münsingen / Foto Urs Tillmanns 

Ralph Rosenbauer studierte klassische Archäologie, alte Geschichte und prähistorische Archäologie in Erlangen und Berlin und bereiste danach die interessantesten Ausgabungsplätze. Auf all diesen Reisen begleitete ihn seine Kamera, um neben den archäologischen Forschungsprojekte Natur und auch die Kultur der Gastländer zu dokumentierte. In der ausgestellten Serie zeigt Rosenbauer Menschen in Ägypten, die bei ihrer täglichen Arbeit auf mühsame Weise ihre Berufe ausüben. Die vorgestellten Arbeiten vereinen Bilder aus Stadt und Land, dem Inland wie der Küste und aus traditionellen Berufen wie neuen Tätigkeitsfeldern. Sie beleuchten das Leben der «einfachen Bevölkerung», der Bauern, Fischer und Handwerker im heutigen Ägypten.

 

Simon Kneubühl – «Diving into Space»

Photo Münsingen / Foto Urs Tillmanns

Simon Kneubühl nimmt uns mit auf einen Ausflug in ungewohnte Sehumgebungen und bietet uns eine Erzählung mit vielen Deutungen und einer visuellen Reise in emotionsgeladene Welten scheinbarer Schwerelosigkeit. Die Ausstellung setzt sich mit der bewussten Manipulation des Bildkontextes und dessen Effekte auf den Betrachter auseinander. Eine Zielsetzung ist es dabei, das Publikum durch unkonventionelle Sichtweisen zu mobilisieren und so eigene Emotionen und Assoziationen zu den Bildern auszulösen. Der Mensch und seine Wirkung im Raum stehen dabei als Thema im Mittelpunkt. Ein grosser Teil der ausgestellten Bilder ist 2014 in Las Vegas entstanden, die abgebildeten Personen sind Künstler und Künstlerinnen aus der Entourage der Show «O» des Cirque du Soleil.

 

Urs Wohlwend – «Australien – Fotografisches aus Down Under»

Photo Münsingen / Foto Urs Tillmanns 

Im Altersheim  zeigt uns Urs Wohlwend Formen und Farben der Natur, Lichtstimmungen, Unerwartetes und Überraschendes aus Australien. Die Fotos entstanden anlässlich zweier Reisen (2006 und 2009), welche durch den Westen, den Süden und den Osten führten. In Australien sind nicht nur die grossen Distanzen beeindruckend, sondern auch die vielfältigen Motive, die weite Landschaft, die speziellen Lichtverhältnisse, die unscheinbaren Begebenheiten am Strassenrand. Australien ist mehr als Kilometer, Koala und Känguruh.

 

Fotoschule.biz – «Inszenierte Welten»

Photo Münsingen / Foto Urs Tillmanns

Die Absolventen des Lehrgangs digitale Fotografie (LDF) der Fotoschule.biz aus Ebikon und Luzern zeigen die gelungensten Inszenierungen, ergänzt durch die Abschlussbücher, die ihre Arbeiten in den drei Modulen des Lehrgangs dokumentieren.

 

Photo Münsingen 2014 – Das kreative Forum der Fotografie

Was? 27 AusstellungenAudio VisionPhoto ArenaVorträge30 Seminare

Wann? Donnerstag (Auffahrt) 29. Mai bis Sonntag 1. Juni 2014
10.00 – 18.00, Freitag bis 21.00, Sonntag bis 17.00 Uhr

Wo? CH-3110 Münsingen, Areal Schlossgut

Info? www.photomuensingen.ch

Kostet? Eintritt frei

Weitere Informationen zur Photo Münsingen finden Sie unter www.photomuensingen.ch

 

Ein Kommentar zu “Ein Rundgang durch die Photo Münsingen”

  1. Das technische und gestalterische Niveau hat sich meiner Meinung nach sehr gesteigert! Sehr viele, sehr schöne und wirksame Bilder. Und das alles in wunderschöner Umgebung und erstklassiger Infrastruktur. Der Besuch lohnt sich.

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