Viele aktive Fotografinnen und Fotografen sind auch Mitglied eines Fotoklubs, einer fotografischen Vereinigung. Sie wissen daher, wie oft sehr schwierig das Leben für einen aber auch in einem Fotoklub sein kann. Dieser Beitrag versteht sich zur Diskussion über die Zukunft des Fotoklubs. Es ist ein sehr langer Beitrag und er ist keine leichte Kost – nehmen Sie sich die Zeit dafür.
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Viele, die leidenschaftlich fotografieren, suchen Anschluss in einem Fotoklub. Aber finden Sie dort noch die erhoffte Praxishilfe? Wer sind die Mitglieder? Wieviele sind es noch, die regelmässig zu den Anlässen kommen? Hat sich das Modell des Fotoklubs totgelaufen? (Foto: Mario Ciceri)
Lernen können
Melden sich Interessentinnen und Interessenten als eventuelles Mitglied für einen Fotoklub und frägt man sie dann, warum sie diesem beitreten wollen, so hört man oft die Antworten: «Ich möchte etwas lernen, ich möchte vom Angebot des Klubs profitieren.». Hakt man nach, was gelernt und wovon profitiert werden möchte, so sind die Antworten um ein deutliches Mehr vage und unverbindlich.
Erstaunter Gesichtsausdruck
Erkundigt man sich auch noch, was man denn als neues Mitglied dem Klub bringen, dem Klubleben beisteuern möchte, so schaut man meistens in einen sehr erstaunten Gesichtsausdruck.
Ein Fotoklub hat ja dazu da zu sein
Ein Fotoklub ist ja dazu da, um lernen und profitieren zu können, was also soll diese Frage? Man zahlt ja auch einen (meistens bescheidenen) Klubbeitrag, so hat man ja auch Anrecht, etwas dafür verlangen zu können. So die unausgesprochene, vielleicht auch ausgesprochene Meinung der Interessentin oder des Interessenten.
Lernen können bedingt lehren wollen
Was dabei leider manchmal vergessen wird, will jemand lernen, so muss jemand lehren; will jemand profitieren, so muss jemand anbieten. Das gibt für Lehrende sehr viel Arbeit zur Aufbereitung der fachlichen Materie, zum Aufbau seines Vortrags, zur Vorbereitung der Veranstaltung im Allgemeinen und im Speziellen zur Détailabklärung im Umfeld des Themas seiner Veranstaltung. Für Anbietende gilt das im Rahmen ihres Angebots selbstverständlich genau so.
Nicht nur für lernen Möchtende,
auch für Lehrende
und Programmverantwortliche
muss das Verhältnis von
«Aufwand-und-Ertrag» stimmen
Oft bin ich Lehrender
Ich weiss, wovon ich schreibe, bin ich doch selbst einer derjenigen, die immer mal wieder Fachveranstaltungen in Fotoklubs durchführen. Der Lohn dafür ist in der Regel kein Geld und leider oft auch kein so richtig wahrnehmbarer Dank – leider oft.
Ich hätte gerne teilgenommen, aber leider …
Wenn Lehrende ihr Wissen in einem Fotoklub vermitteln, Programmverantwortliche ein Programm zusammenstellen, so müssen sie sich auch damit abfinden, dass diejenigen, die ja lernen und profitieren wollten, obwohl Wochen voraus angekündigt, ausgerechnet zu dieser Zeit «dummerweise» keine Zeit haben, um teilnehmen zu können, dies aber eine Woche früher gekonnt hätten oder eine Woche später für sie besser wäre.
Klubleben in Frage gestellt
Um nicht missverstanden zu werden: ich mache denen keinen Vorwurf, die zwar lernen und/oder dabei sein möchten, sich dafür jedoch keine Zeit nehmen können – jene müssen sich aber im Klaren sein, dass genau dies die Grundlage eines fachlichen wie gesellschaftlichen Klublebens ist oder es eben kein solches geben kann.
Gilt verstärkt für ein Jahresprogramm
Was für eine einzelne Veranstaltung gilt, hat vor allem und noch viel mehr Gültigkeit für ein ganzes Jahresprogramm, das komplett oder wenn es besonders umfangreich ist, in Semester-Teilen präsentiert wird. Ich bin sicher, jede und jeder Programmverantwortliche in einem Fotoklub kann davon ein Lied singen und kann damit wohl auch Bücher füllen.
Nach Gründen fragen, statt jammern
Es nützt nun aber nichts, einfach in das allgemeine Jammern wegen inaktiven Mitgliedern miteinzustimmen, auch wenn dies mit ein Grund für desolates Klubleben sein kann. Viele Klubverantwortliche haben sich schon gefragt, aus welchen Gründen das Klubleben nicht mehr so richtig lebt. Viele Weitere müssen sich gar nicht mehr fragen, weil sie die Gründe ja schon wissen oder zumindest sehr stark vermuten. Dies gleich vorweg, die Gründe liegen nicht in der Mitgliederwerbung oder im evtl. Fehlen von jüngeren Mitgliedern. Das sind ganz andere Themen; sie können dann angegangen werden, wenn das Klubleben wieder lebt.
«Schuld» an einem desolaten Klubleben
trägt weder die Mitgliederwerbung
noch das evtl. Fehlen von jüngeren Mitgliedern
Eigene und für alle Fotoklubs zutreffende Gründe
Wenn auch in vermutlich jedem Fotoklub klubeigene, «klubgemachte» Gründe für ein desolates Klubleben gefunden werden können, so gibt es meiner Meinung zusätzlich auch Gründe, die für jeden Fotoklub zutreffen. Sie sind dem sich veränderten Anspruch und auch dem sich zeitbedingt veränderten Verhalten der Mitglieder zuzuschreiben.
Traditionelle Fotoklubs …
Was heisst das nun aber für einen Fotoklub, der in seinen Strukturen mit Vorstand, Mitgliedern, evtl. Kommissionen und Jahresprogramm wie vorgängig beschrieben, sich als eher ein Fotoklub der traditionellen Art zeigt? Also als Fotoklub, wie es sie in der Schweiz, da bin ich zuhause, wie sicher auch in weiteren Ländern, noch sehr oft gibt?
… verlieren ihre Bedeutung.
Für mich heisst das schlicht und einfach, Fotoklubs dieser traditionellen Art haben es verpasst, in der sich in eine neue Richtung entwickelt haben der fotografischen Zeit, mit neuen Medien und sozialen Netzwerken, richtig erfolgreich zu sein. So hart und entschieden dies für die Eine und den Anderen auch tönen mag.
Heutige Tatsachen
Online Fotoportale
Wir haben welt- oder europaweite Fotoportale wie www.flickr.com, www.500px.com, www.fotocommunity.com sowie viele weitere – und zusätzliche werden sicher noch entstehen. In diesen Fotoportalen steckt viel, viel, sehr viel Geld. D.h. sie MÜSSEN Mitglieder haben, sie MÜSSEN immer wieder neue Angebote erstellen und darum MÜSSEN sie auch zwangsläufig in Konkurrenz auftreten zu den traditionellen Fotoklubs. Denken Sie jetzt nicht einfach nur, das sei etwas völlig und ganz Anderes und darum nichts für traditionelle Fotoklubs, die ja ihren Mitgliedern den persönlichen Gedankenaustausch, das persönliche «Sich-sehen-können» und das persönliche «Miteinander-diskutieren-können» bieten.
Sehen wir doch, wie es ist
Denn ja, es ist etwas ganz Anderes und die Zeit zeigt, dass es genau das sein könnte, was heutige, vor allem auch jüngere aktive Fotografinnen und Fotografen für ebenfalls gut oder für noch besser befinden und es genau das sein könnte, was traditionellen Fotoklubs zusätzlich zu ihrem bisherigen Angebot noch fehlt. Sehen wir doch, wie es ist: Wären die obigen persönlichen Angebote stark gesucht, sehr beliebt und hätte man die Zeit dazu, um sie rege zu nützen, so müssten viele traditionelle Fotoklubs nicht um ihr Überleben bangen.
Wären die bisherigen Angebote
für alle Mitglieder sehr beliebt
und hätte man die nötige Zeit,
sie zu nützen, so müssten
viele traditionelle Fotoklubs
nicht um ihr Überleben bangen
Nicht Konkurrenz sondern Ergänzung
Fotoportale sind zudem nur das Eine. Für mich die viel grössere «Konkurrenz» eines traditionellen Fotoklubs sind aber soziale Netzwerke wie z.B. www.facebook.com. Ich habe das Wort Konkurrenz deshalb in Anführungszeichen gesetzt, weil ich facebook nicht als Konkurrenz, sondern als willkommene Ergänzung eines Fotoklubs betrachte.
Zahlen aus dem Internet
Ich selbst betreibe eine WebSite mit www.civi.ch. Sie ist sehr fotografiebetont und zeigt auch multimedialen Inhalt. Zur Zeit verzeichne ich täglich im Durchschnitt etwa 570 Aufrufe auf den verschiedenen Seiten der WebSite. Das ergibt im Monat etwa 17‘100 und im Jahr etwa 208‘050 Aufrufe.
Fotoblog «civiAktiv»
Ich führe auch den Fotoblog «civiAktiv» mit Tipps, Tricks, Hinweisen zu Fotografie und Bildbearbeitung. Ich begann ihn im Juli 2012. Heute zählt er über 20‘400 Aufrufe mit eher stärker steigendem Durchschnitt.
Facebook-Seite Fotoworte
In Facebook führe ich seit Kurzem die Seite Fotoworte zum ganz speziell definierten Thema «das Foto beim Wort genommen». D.h. diese Seite hat eine eher kleine Zielgruppe, dennoch wurde sie in etwa 2 Tagen von über 130 Frauen und Männer «gelikt» mit einer Reichweite von über 1‘200 Personen.
Fotogruppe in facebook
In Facebook auch gründete ich die Fotogruppe. Sie zählt heute über 230 Mitglieder und deren jetzige Leitung könnte ohne Weiteres noch viel mehr Interessentinnen und Interessenten aufnehmen, aber, was ich sehr gut finde, man will nur sehr moderat wachsen und nicht am zu grossen Erfolg scheitern. Es ist eine geschlossene Gruppe und man hat sich für eine Aufnahme zu bewerben.
Fazit
Alle diese Zahlen beweisen mir, es fehlt nicht an aktiven Fotografinnen und Fotografen. Es fehlt viel eher am adäquaten Angebot der traditionellen Fotoklubs, wenn diese über ein vor sich hin serbelndes Klubleben und als Folge davon über schwindende Mitgliederzahlen klagen.
… und jetzt?
Was ist zu tun? Wie in allen schwierigen Fällen gibt es auch hier kein «Patentrezept», das für jeden Fotoklub sofort eine Wende zum Besseren bringen könnte. Wie früher schon erwähnt, sind es einerseits klubeigene, «klubgemachte» Probleme und zusätzlicherseits auch die sich in der Zeit veränderten Ansprüche und Möglichkeiten der Mitglieder.
Keine Veränderung, wenn keine nötig ist
Sind die Mitglieder traditioneller Fotoklubs mit dem Angebot zufrieden und ist das Klubleben lebendig, die Zukunft also positiv, so hat für mich ein solcher Fotoklub nichts zu ändern. Warum auch, es stimmt ja alles und es geht für die Klubverantwortlichen «nur» darum, dafür zu sorgen, dass dies auch in Zukunft so sein und bleiben kann.
Klubarbeit und Teilnahme sollen Freude machen
Werden im Fotoklub aber Unzufriedenheiten bei Mitgliedern sowie Programm- und Klubverantwortlichen festgestellt, bleiben bei fachlichen wie gesellschaftlichen Veranstaltungen allzu viele Mitglieder fern, ist das Klubleben eher serbelnder Natur und fehlen Zukunftsperspektiven – dann, ja dann sind Problemlösungen gefragt, wenn der Fotoklub auch weiterhin seine Ziele wahrnehmen will und Bestand haben möchte. Wenn es dann unbedingt sein muss und nicht anders geht, wäre ein Ende mit Schrecken wohl besser als ein Schrecken ohne Ende. Dies mMn darum, weil jede Klubarbeit, jedes Mitwirken, jede Teilnahme ja freiwillig ist und darum Freude machen soll. Beginnt die Freude am und im Fotoklub zu fehlen, so ist es doch mindestens fragwürdig, wenn man dafür seine Freizeit einsetzt. Die Auflösung des Klubs müsste dann Traktandum einer Generalversammlung werden.
Angepasste Angebote sind möglich
Es gibt aber, so bin ich überzeugt, im Zusammenspiel mit den heutigen Möglichkeiten von Fotoportalen und vor allem von sozialen Netzwerken auch und gerade für einen traditionellen Fotoklub viele neue Angebote, die er seinen bisherigen und ebenso, wenn gewünscht, neuen Mitgliedern machen kann.
Für den traditionellen Fotoklub
gibt es neue Möglichkeiten,
denn es spricht nichts dagegen,
dass auch virtuelle Mitglieder
an Klubveranstaltungen
teilnehmen möchten und können
sowie ebenso umgekehrt
Klub-WebSite genügt nicht
Mit Möglichkeiten im Internet meine ich aber nicht, eine möglichst preisgünstige WebSite aufzuschalten und dann zu warten, was passiert. Ein ansprechender Web-Auftritt, der dank Mitglieder-Mitarbeit vom Webmaster mindestens monatlich aktualisiert wird, gehört sowieso zur kommunikativen «Grundausrüstung» eines heutigen Fotoklubs.
Klubgeführte Gruppe in sozialem Netzwerk
Mit Möglichkeiten im Internet meine ich aber zum Beispiel die Schaffung einer offenen oder auch geschlossenen vom Fotoklub geführten Gruppe in einem sozialen Netzwerk wie z.B auch facebook eines ist. Dies zusätzlich zu den, deswegen vielleicht auch reduzierten, bisherigen Angeboten in der «wirklichen Welt».
Virtuell ist real und umgekehrt
Es spricht nichts dagegen, dass sich auch virtuelle Mitglieder zusätzlich zum Veröffentlichen, Besprechen und Diskutieren ihrer Arbeiten in der facebook-Gruppe immer wieder auch mal persönlich treffen und an fachlichen wie gesellschaftlichen Veranstaltungen des jetzt nicht mehr traditionellen sondern heutigen Fotoklubs teilnehmen können. Einer prospektiven Entwicklung stehen alle Türen offen. Die Klubverantwortlichen kombinieren so neue Möglichkeiten mit den Vorteilen der bisherigen Angebote.
Niemand hat keine Zeit
Es kommt dann auch nicht mehr vor, dass einem Mitglied die Zeit fehlt, um mitmachen zu können. Denn in einem Rhythmus von zwei oder drei Tagen findet jedes Mitglied etwa 10 bis 15 Minuten Zeit, um in der facebook-Gruppe sein neuestes oder ein noch besseres Foto zu veröffentlichen, einen Kommentar zum Foto eines andern Mitglieds zu schreiben oder es einfach mit «Gefällt mir!» zu markieren und es so zu belohnen. Sollten diese etwa 10 bis 15 Minuten innerhalb 2 bis 3 Tagen einem Mitglied für sein Hobby dennoch fehlen, so kann man vermutlich davon ausgehen, dass nicht mehr bloss das Angebot des Fotoklubs der Grund für das Desinteresse ist.
Aufwand und Ertrag besser
Die Leitung dieser virtuellen Gruppe kann auch Themen vorgeben, zu denen Fotos hochgeladen, verglichen und besprochen werden. Eine aktive Gestaltung mit Mitwirkung der Mitglieder ist ohne allzu grossen Aufwand machbar.
Sich mit einer virtuellen Gruppe
erweiternde traditionelle Fotoklubs
kombinieren neue Möglichkeiten
mit dem bisherigen Angebot
und wandeln sich so zu einem
heutigen Fotoklub mit Perspektiven
Virtuelle Gruppe aktiviert reales Klubleben
Die Resultate und Arbeiten in der virtuellen Gruppe lassen sich z.B. über WLAN im Fotoklub mit dem Beamer projizieren und tragen so ebenfalls zum Klubleben bei, das an Lebendigkeit gewinnen könnte. Und wenn das Klubleben stimmt, steigt auch die Möglichkeit, neue Mitglieder begrüssen zu können – auch jüngere. Es könnte sich eine positive Aufwärtsspirale zu drehen beginnen. Die Arbeiten für einen solch online-unterstützten Fotoklub zeigen sich dann Früchte tragend.
Es gibt Arbeit, viel Arbeit
Und Arbeiten, die gibt es. Es wird nicht einfach sein, den traditionellen Fotoklub zum online-unterstützten Fotoklub zu wandeln. Es regt sich Widerstand in eigenen Reihen, so wie es immer ist, wenn grundlegende Strukturänderungen geplant und auch durchgeführt werden. Und ja, es kann auch bisher sehr gepflegte Werte kosten, Werte allerdings, die in der Zeit an Bedeutung verloren haben.
Nicht vergessen!
Wichtig bei solchen Entscheidungen ist für mich auch immer, diejenigen, die sich zu einer solcherart Strukturänderung Gedanken machen und sich für sie einsetzen, sind nicht die, denen der Fotoklub, sein Leben und seine Zukunft egal ist – im Gegenteil.
veni vidi civi
Kommunikation mit Text, Bild und Ton
CH-8200 Schaffhausen
Quatsch! Fotoclubs, respektive deren Mitgliederschwund, haben mit neuen Medien und den ganzen Social Communities überhaupt nichts zu tun und sie haben auch nichts verpasst oder sich nicht entwickelt.
Fotoclubs waren immer sehr elitär, weil Fotoausrüstungen zu Analogzeiten unheimlich teuer waren und eine Spiegelreflex mit ein paar Objektiven und Ausrüstung von den wenigsten einfach so geleistet werden konnte. Jeder Normalbürger mit einer Kompaktkamera wurde belächelt.
Heute wo sich so gut wie jeder eine anspruchsvolle Ausrüstung für wenig Geld leisten kann und kleine Kameras schon fast so gut sind wie grosse, haben auch viele eine Kamera, ganz zu schweigen von Smartphones wo überall eine drin steckt.
Deshalb braucht es für den Erfahrungsaustausch schlichtweg keine Clubs mehr, denn jeder knipst heute Fotos weil sie nichts mehr kosten und es kein teures Hobby mehr ist, und man kann jeden zweiten Freund oder Bekannten nach Informationen fragen.
Fotozeitschriften und Internet Supportseiten tun ihr übriges dazu. Das hat aber nichts mit dem Verein zu tun und dessen Entwicklung.
Die meisten gingen und gehen in Clubs wegen des persönlichen Kontakts. Man kann Fotoclubs nicht in online-unterstützte Fotoclubs umwandeln.
Den meisten geht es übrigens mehr um die Technik wenn sie in einem Fotoclub sind als um die Bilder. Ich war auch mal in einem und die Herren der Schöpfung kannten in 99% aller Fälle sämtliche Details ihrer Kameras und der Kameras und Ausrüstung der anderen, wussten aber in 80% der fälle nicht wie man ein Objekt gekonnt in Szene setzt um dann wirklich ein gutes Foto zu haben.
Fotoklubs sind einfach am Ende angekommen, die jungen beziehen ihre technischen Infos aus anderen Quellen und wie gesagt: man kann aus einem Fotoklub mit einem Klubleben keine Online Community machen.
In deinem Kommentar, Sarah, bestätigst Du im Prinzip die Aussagen des Beitrags „Fotoklub wohin?“ bis mMn auf 3 Punkte, in denen wir ungleicher Meinung sind.
1. Wenn Du von elitären Fotoklubs sprichst, so hattest Du vielleicht das „Pech“, in einem solchen zu sein. Ich kenne bedeutend mehr andere als elitäre.
2. Wenn Du bemängelst, dass in einem Fotoklub vor allem über Technik statt über fotografische Bildgestaltung gesprochen wird, so liegt es an jedem einzelnen Mitglied dies zu ändern und dafür zu sorgen, dass im Programm des Fotoklubs die Aktivitäten mit fotografischer Bildgestaltung mehr Gewicht erhalten. Ein Fotoklub lebt nicht vom Vorstand oder von einigen aus dem Vorstand sondern von jedem einzelnen Mitglied.
3. Wenn Du der Meinung bist, dass Fotoklubs am Ende angekommen seien, so stimmt das mMn für Fotoklubs der bisherigen Strukturen. Dass online unterstützte, online orientierte Fotogemeinschaften gut funktionieren und die von ihren Mitgliedern in sie gesetzten Erwartungen erfüllen, beweist die Realität. Solche Fotogemeinschaften gibt es bereits – sie heissen dann allerdings mit grösster Wahrscheinlichkeit nicht mehr „Fotoklub“, aber das müssen sie ja auch nicht. 😉
Hallo Mario Ciceri. Nein, ich hatte kein Pech. Zu Analogzeiten haben die Fotoklub Mitglieder so viel Geld für ihre Ausrüstungen ausgegeben, wie es sich kaum ein Normalverdiener leisten konnte. Das Elitäre ergibt sich daraus automatisch, wie bei jedem Golfklub auch.
Ich habe überhaupt nicht bemängelt, dass über Technik gesprochen wurde. Wo habe ich denn so etwas geschrieben?
Ich habe gesagt, dass damals in den Klub vor allem über Technik gesprochen wurde und diesem kleinen Kreis und es diese kleinen Kreise eines Klubs eben nicht mehr braucht weil heute jeder sich eine tolle Systemkamera oder DSLR leisten kann und weil das so ist, haben viele eine, so dass ich einfach meinen Nachbarn oder ein Familienmitglied fragen kann wenn ich was zu Fotoapparate wissen will. Jeder hat einen und jeder hat ein Smartphone mit Kamera. Um an die selben technischen Infos zu kommen brauche ich eben den Klub nicht mehr. Es ist nichts elitäres mehr an der Fotografie, jeder 15-jährige kann mit der heutigen Technik die er sich vom Weihnachtsgeld kaufen kann tolle Bilder schiessen.
Einen Klub mit einer Online Community zu vergleichen ist absolut paradox. Ein Klub wird von ECHTEN MENSCHEN am Leben gehalten welche sich von Angesicht zu Angesicht unterhalten wollen, sich in der Beiz treffen und andere Unternehmungen gemeinsam organisieren.
Eine Online Community ist ein absolut loser zusammenschluss von Interessierten ohne jegliche Verpflichtung.
Das hat so viel miteinander zu tun wie meine Smartwatch mit meiner IWC. Nämlich gar nichts.
Ich kann mich auch über mein Mountainbike in einer Online Community unterhalten und mir Tipps für die Reifen holen aber fahren muss ich dann immer noch im Klub mit anderen Klubmitgliedern.
Und deshalb habe ich gesagt, dass Fotoklubs keiner mehr braucht und diese am Ende sind und mit Online Fotogruppen nichts zu tun haben. Es braucht auch keine Computerclubs mehr wie es diese in den 1980er noch zu Hauf gab. Heute hat jeder einen und jeder kann jeden Fragen bei Problemen, das war zu meinen Anfängen noch anders, da gabs auf meinem Level nur eine handvoll Leute im ganzen Kanton Schaffhausen als ich 1987 angefangen habe Basic zu programmieren.
Habe ich mich jetzt verständlicher ausgedrückt?
Nein, Sarah, haben Sie nicht, mindestens nicht für mich – im Gegenteil, mich dünkt Sie widersprechen sich. Ich vermute, das haben Sie selbst auch festgestellt. Zudem finde ich, wir sollten beim Thema bleiben und nicht mit einem „Rundumschlag“ gleich auch noch Smartwatches, IWCs, Mountainbikes und Computer abhandeln.
Ist es tatsächlich so schwierig, sich Folgendes vorstellen zu können: eine Fotogemeinschaft trifft sich, pflegt Kontakte unter Mitgliedern, diskutiert miteinander und betreibt gleichzeitig eine eigene online-Plattform oder benützt ein social network als solche; dies zum Veröffentlichen und online-Diskutieren von Fotos sowie heute auch von multimedialen Medien wie Tonbildvideo und Tonbildschauen. Hat ein Fotoklub Überlebensprobleme, so braucht es ein neues Denken, die bisherigen Strukturen schaffen das wohl nicht mehr. Also so, wie ich es in diesem Beitrag „Fotoklub wohin‘?“ beschrieben habe.
Hallo Herr Ciceri,
Es ist genauso, wie Sie in Ihren Beitrag über die Zukunft der Fotoclubs schreiben.
Ich kenne in meiner Umgebung einige Clubs, wo das genauso zutrifft.
Ich bin selbst in einem Club, der im Jahre 2000 gegründet wurde. Wir trafen uns einmal im Monat und haben Bilder angesehen, haben Austellungen gemacht und das war es. Die Mitglieder sind immer weniger geworden, die Neuen, die mal reingeschnuppert haben kamen nur zwei oder dreimal.
Im August 2013 haben wir uns dann entschlossen, einen grundlegenden Schnitt zu machen.
Wir treffen uns weiterhin nur einmal im Monat, machen dann aber eine kleine Weiterbildung, zeigen und „besprechen“ Bilder, machen zweimal im Jahr eine großformatige Ausstellung.
Zwischen den Clubabenden treffen sich einzelne Mitglieder zu Ausflügen, Fotoshootings und pflegen das gemeinsame Hobby.
Der Erfolg gibt uns Recht. Im Januar 2014 haben wir mit 9 Mitgliedern angefangen, danach kamen 3 „Alte“ wieder dazu und nun sind wir 18.
Wir haben natürlich auch eine Homepage, aber die ist nur zur Unterstützung.
Online kann man halt einfach keine zwischenmenschliche Beziehungen aufbauen und darum geht es doch letztendlich.
Wir sind Hobbyfotografen und wollen unser Hobby mit anderen „hautnah“ teilen.
Machen Sie weiter so, ich finde Ihren Artikel ganz super, er trifft den berühmten Nagel auf den Kopf.
Danke für den interessanten Bericht Herr Ciceri.
Meine Erfahrung: Fotoclubs…nicht unbedingt, das mag anderen gefallen, mir nicht.
Danke für die Anerkennung, Albert Freiler. Die von Ihnen aufgezählten „Symptome“ sind solche, an denen mancher Fotoklub „erkrankt“ ist. Umso erfreulicher, daß es Ihnen und den Mitgliedern gelang, den „Patienten“ zu kurieren und wieder auf den Erfolgsweg zu führen. Für mich geht es dabei weniger um den Fotoklub an sich, sondern eher darum, daß Fotointeressierte und -begeisterte wieder einen Ort gefunden haben, um gemeinsam fotografieren und sich darin stetig weiterbilden zu können. Vor Kurzem war ich einigermaßen in der Nähe von Ihnen um ein Fotoseminar zu leiten, in Schwarzenbek bei Hamburg. Sie sind in einer Gegend zu Hause, in der sich das Fotografieren sehr lohnt. 😉
weiterhin „gut Licht!“
Gern geschehen, Herr Max Gandhi. Aufgrund Ihrer Veröffentlichungen auf 500px könnte ich Sie mir aber trotzdem in einem Fotoklub vorstellen – dies vielleicht nicht als Lernender sondern als Lehrender oder Berichtender.
Ich knipse nur noch mit einem 5″ Smartphone. Fotoclub war gestern!
Im Grunde beschreiben Sie ja nichts anderes, als das altbekannte: Wer sich der Realität verweigert, wird von ihr überholt, die Würze liegt sicher in der Kombination Wirkliches (Club-)Leben und Technisch-virtuelle Onlinepräsenz …
Trotzdem habe ich selbst kein Bedürfnis, einem Fotoclub beizutreten.
Danke für den Bericht Mario Ciceri. Auf Grund des Berichtes werde ich mal in dem Fotoclub unserer Stadt vorbeischauen, wie es dort läuft. Ich stelle es mir so vor, dass man gemeinsam einen Ausflug macht und die Fotos dann anschliessend bespricht. So kann man sich gegenseitig weiterhelfen. Zudem hat man zum Fotografieren mehr Zeit, denn wenn man mit der Familie unterwegs ist, hält sich die Begeisterung über das Warten auf den Fotografierenden eher in Grenzen ;-).
Sarah: Mitte der Achtziger Jahre habe ich mir als Stift eine analoge Spiegelreflex Minolta Dynax 7000i mit drei Objektiven und Blitz gekauft. Der Kaufpreis war unter CHF 2500.– (damals) und mit dem Stiftenlohn machbar (musste halt bisschen sparen…). Wenn es in einem Club nur darum gegangen ist, wer die neuere, bessere Kamera hat – logisch da ist man schnell wieder weg. Auch heute gibt es den Unterschied: Eine Einsteigerkamera, Smartphone hat eine andere Lichtempfindlichkeit/Rauschverhalten als eine Vollformatkamera. Ein teures f2.8 Objektiv macht bessere Fotos als das f4.5 Kit Objektiv… Und genau da kommen die Tipps und Tricks der Clubmitglieder ins Spiel: Dass das Geknipse aufhört und fotografieren daraus wird. Meiner Meinung nach ist der Erfahrungsaustausch immer noch am Besten, wenn man direkt vor dem Objekt steht und sich direkt vor Ort Austauschen kann. Später in einer Fotocommunity weis niemand, wie die Verhältnisse vor Ort waren und ob man z.B. aus dem schönen Sonnenuntergang wirklich das Beste herausgeholt hat. Darum ist meiner Meinung nach der persönliche Erfahrungsaustausch (egal ob nur technisch oder auch künstlerisch) wichtig und nicht ersetzbar durch eine Online-Community.
In den diversen Foren oder auf auch Facebook lese ich immer wieder „das Foto ist halt nur mit dem Smartphone gemacht“. Wieso? Auch ein Smartphone oder eine Kompaktkamera machen super Fotos. Logischerweise ist man mit dem Zoom, Einstellung von Blende/Zeit etc. limitiert – aber das kann man mit Bildausschnitt und Arrangement/Perspektive wieder wettmachen, so dass es kein Knipsbild, sondern ein Foto ist. Und da ist wieder der Bogen zum Fotoclub: Dort kann man die Erfahrungen teilen und Meinungen einholen. So stelle ich mir das jedenfalls vor.
Da wird sich, Herr Hohl, der Fotoclub in ihrer Stadt freuen so wie Sie hoffentlich auch, wenn ihre Vorstellungen Realität werden können. Und ja, das mit der sich in Grenzen halten Freude von auf den Fotografen Wartenden, das kenne ich auch. 😉