Die Gemeinde der Analogfotografen scheint langsam aber stetig zu wachsen. Jedenfalls beabsichtigt die italienische «Ferrania», welche 2010 in Konkurs ging, die Filmproduktion wieder aufleben zu lassen. Die Gruppe einstiger Mitarbeiter hat eine Kickstart-Initiative ergriffen und hofft im 1. Quartal 2015 die ersten Filme auf den Markt bringen zu können.
Vielleicht haben viele jüngere Leser den Namen gar nie gekannt: «Ferrania» war ein bedeutender Filmhersteller nahe des gleichnamigen Ort in Norditalien, der 1923 gegründet wurde und von 1964 bis 1999 zur amerikanischen 3M Corporation gehörte. Als bedeutender OEM-Produzent goss Ferrania Filme für verschiedenste Auftraggeber und Grossverteiler, bis das Unternehmen 2010, auf Grund der sinkenden Nachfrage, Konkurs anmelden musste. Doch eine Gruppe von Mitarbeitenden gab nie auf. Sie wollen jetzt die alte Produktionsanlage wieder auf Vordermann bringen, um wieder Filme zu produzieren. Dabei konzentrieren sie sich auf Produkte, die es anderswo kaum noch gibt: den legendären Scotch Chrome Diafilm als 35 mm Kleinbildfilm, 120er Rollfilm, sowie – die Filmenthusiasten werden sich freuen – als Super-8 Kassette und 16 mm 30 Meter Filmrolle.
Um die erforderlichen finanziellen Mittel generieren zu können, hat das Ferrania-Team ein Kickstarter-Projekt lanciert, um die finanziellen Mittel für die Wiederaufnahme der Filmproduktion zu sichern.
Der Diafilm hat Priorität, da diese Filmart von anderen Herstellern auf Grund des Nachfragerückgangs vernachlässigt wurde. Wie bei der Schallplatte glauben die Ferrania-Leute hier an ein Revival, nicht zuletzt, weil auch wieder Super-8 Kassettenfilm und 16mm-Rollenware produziert werden soll, die gänzlich aus dem Markt verschwunden waren. Cineasten können sich freuen und schon mal die Bolexen und Eumigsen wieder hervorholen.
Übrigen soll die Filmproduktion im Pilotstadium schon begonnen haben, denn Ferrania will die Kickstarter-Sponsoren mit einer Sonderedition von Filmen aus dem ersten Batch belohnen. Die finanziellen Mittel von 250‘000 Dollar braucht die neue Ferrania, um erstens die frühere Produktionsanlage zurückzukaufen und zu revidieren (75%) und zweitens, um die ersten Filme konfektionieren und verschicken (25%) zu können.
Die Industrieanlage von Ferrania
Die Produktion soll im früheren Forschungslabor (L.R.F.) wieder aufgenommen werden. (Bild Ferrania / 3M Foundation, 1964)
Die Sponsoren des Kickstarter-Projekts sollen mit Filmen aus der ersten Produktion belohnt werde, was vor allem für die Sammler von Filmpackungen interessant sein dürfte.
Lesen Sie auch das Interview «Ferrania ist zurück: Interview mit Nicola Baldini» auf www.filmkorn.org
Sehen Sie auf YouTube einen informativen, englischen Film über die Geschichte von Ferrania:
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite www.filmferrania.it