Fotointern feiert heute den 20. Namenstag

20 Jahre ist es her, seit Fotointern erstmals in die Öffentlichkeit trat. 20 spannende Jahre! Sie lohnen einen Rückblick auf den 16. Oktober 1994, als unter den Schweiz Fotozeitschriften eine «Wachtablösung» stattfand. Doch die unabhängigen Foto-Printmedien bewegten sich in der kleinen Schweiz alle auf steinigen Pfaden, und keines hat letztlich überlebt …

Was sich im Oktober 1994 abspielte, hört sich spannend an: Der Verlag Mengis in Visp, welcher die «Schweizer Photorundschau» seit 1890 in vierter Verlagsfolge als eine der ältesten deutschsprachigen Fotozeitschriften herausgab, beschloss das Erscheinen im Oktober 1994 einzustellen. Dazu gab es zwei Beweggründe: Erstens waren die drei Berufsverbände (SBf, SVPG – heute imagingswiss – und die ISFL – heute imaging.ch integriert in der Swico) nicht mehr bereit die Zeitschrift weiter zu subventionieren, ganz abgesehen von der ständig rückläufigen Leserschaft – und einem entsprechend schrumpfenden Inseratevolumen. Hinzu kamen unterschiedliche Vorstellungen der Redaktion und des Verlegers, die unverblümt im letzten Editorial der Photorundschau zum Ausdruck kamen. Zweitens suchte der Verleger nach einer neuen «Geliebten», die den Namen «Visual» tragen sollte und als Verbandszeitschrift der Fotoverbände und der «Swiss Graphic Designers» gedacht war. Aber Fotografen und Grafiker haben nicht unbedingt die gleichen Bild- und Informationsinteressen, die sich nur schwierig in einer gemeinsamen Zeitschrift zusammenführen liessen. Zudem war «Visual» als luxuriös aufgemachte Publikation geplant, die mit zehn Ausgaben pro Jahr 92 Franken im Jahresabonnement kosten sollte.

Just in der Phase dieses Wandels landete am 16. Oktober 1994 die erste Ausgabe von Fotointern in den Briefkästen, welcher ein völlig anderes Konzept zugrunde lag: Ein durchgehend vierfarbiges Informationsmagazin, welches mit 16 Seiten Umfang vierzehntäglich herauskommen und mit 20 Ausgaben pro Jahr nur 48 Franken kosten sollte. Zielgruppen waren der Fotofachhandel, Fotofachangestellte und Auszubildende, wobei letztere die Zeitschrift während ihrer Lehrzeit kostenlos erhalten sollten. «Ich bin Stift und habe keinen Stutz. Stimmt es, dass Sie mir Fotointern gratis schicken?» lautete der Webeslogan dazu …

Das neue Konzept nahm allen anderen Versuchen einer neuen Schweizer Fotofachzeitschrift den Wind aus den Segeln. «Visual» stellte ihr Erscheinen nach wenigen Ausgaben wieder ein, und zu einem Wiederaufleben der traditionellen «Photorundschau» hatten weder die Redaktion noch der Verlag grosse Lust.

In ihrer Alleinstellung entwickelte sich Fotointern während einem guten Jahrzehnt recht positiv, wobei sich der Herausgeber immer bewusst war, dass die Zielgruppe eingeschränkt war und kaum eine grosse Auflagesteigerung zuliess. Auch der 2005 gefällte Entscheid, zusätzlich zur vierzehntäglichen deutschen Ausgabe eine monatlich erscheinende französische Version herauszugeben, brachte nicht unbedingt einen grossen Umsatzzuwachs, hingegen sehr viele dankbare Leser in der Suisse Romande.

Fotointern im Wandel der Zeit. Die Gestaltung wurde bei unverwechselbarem Erscheinungsbild immer wieder der Zeit angepasst

Das Jahr 2009 und die sich abzeichnende Wirtschaftskrise stellte der Printausgabe unwiderruflich den Haken. Mit den fehlenden Zusagen der wichtigsten Inseratekunden für das laufende Jahr wuchs das verlegerische Risiko ins Unberechenbare, was im März 2009 dazu führte, dass Fotointern beide Printausgaben einstellen musste – verbunden mit schmerzlichen Entlassungen im Verlag.

Trendentsprechend, und vielleicht in wohlweislicher Voraussicht, entschied der Verlag neben der Printausgabe ab 15. April 2008  tagesaktuelle News auf einer Webseite zu publizieren. Damit sollte die Zeitschrift eine neue Aufgabe erhalten und neben dem schnellen Internet-Medium Hintergrund- und Zusatzinformationen in gedruckter Form zu publizieren. Leider konnte diese Idealvorstellung nur angedacht aber nicht mehr konsequent realisiert werden.

Heute feiert Fotointern nicht nur den 20sten Namenstag, sondern auch das sechseinhalbjährige Bestehen der Webseite. Diese finanziert sich ausschliesslich aus Werbeeinnahmen und hat sich in dieser Zeit als einzige tagesaktuelle Webseite für Fotografie und Digital Imaging der Schweiz etabliert. Bleibt zu hoffen, dass sich die wirtschaftliche Situation der Fotobranche in der Schweiz, trotz ungünstiger Vorzeichen, stabil oder positiv entwickelt, damit Fotointern.ch ihrem Informationsauftrag als einziges derartiges Medium in der Schweiz weiterhin und auch langfristig gerecht werden kann. Wir jedenfalls glauben daran – jeden Tag!

Urs Tillmanns

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