Die bekannte Tierfotografin Wiebke Haas hat ein Buch herausgebracht, das anders ist als bisherige Tierfotografiebücher. Ein Buch, das nicht nur Fotowisssen von Grund auf vermittelt, sondern das auch vieles über das Verhalten der Tiere preisgibt. Gedacht für Tierfreunde, die mit den vielen Praxistipps einfach bessere Tierbilder machen wollen, ob geplant oder improvisiert. Ein Buch, aus dem «die Seele der Tiere» spricht …
«Animal Soul» ist mehr ein Fotolehrbuch für Tierfreunde als ein Buch über Tierfotografie für Fotografen. Es vermittelt alle Grundlagen zur Fotografie und richtet sich somit eher an Einsteiger, die mit ihrer Kamera nun bessere Tierfotos machen wollen. Auch sagt das Buch welche Kameraarten es gibt und welche Kameras für gute Tierfotos besonders geeignet sind. Die Autorin erklärt alle Kameraeinstellungen, die Vor- und Nachteile verschiedener Sensorgrössen mit dem Cropfaktor, die Objektive und welche davon für die Tierfotografie besonders geeignet, ja sogar notwendig sind. Wiebke Haas, diplomierte Fotografin, vermittelt diese Grundlagen klar und gut verständlich, durchsetzt mit vielen Praxistipps.
Schon beim ersten Durchblättern erkennt man den zweiten Wert dieses Buches: Die Autorin geht stark auf das Wesen der Tiere ein – auf die «Animal Souls» eben – und erklärt uns, welche Vorbereitungen für ein Shooting notwendig sind und wie sie mit den Tieren umgeht, damit perfekte Tierporträts oder Bildserien von den Tieren in Bewegung zustande kommen. Es geht in dem Buch weniger um fotografische Tricks als vielmehr um Hinweise, wie man dem «Model» den Fotowunsch beibringt, damit es wunschgemäss mitspielt. «Mitspielt» ist das richtige Wort, denn für meinen Hund soll das Ganze ein Spiel sein, bei dem er zwischendurch mit ein paar Streicheleinheiten oder einem Häppchen belohnt wird – und ich dafür mit guten Fotos.
Ich habe in diesem Buch unheimlich viel gelernt. Nicht über die fotografischen Facts und Tricks sondern eben über die Tiere selbst, über die Reaktionen der verschiedenen Hunde- und Pferderassen und wann die besten Fotomomente sind, um gute Tierbilder machen zu können. Man merkt, dass die Autorin schon von klein auf eine tiefe Beziehung zu Tieren hatte und deren Verhalten ebenso gut kennt, wie alle technischen Belange der Fotografie. Das macht dieses Buch besonders wertvoll.
Für mich besonders interessant waren die vielen Hinweise zur Pferdefotografie. Zugegeben, ich habe (leider) nur wenig Beziehungen zu Pferden, und so war es für mich schon interessant zu lesen, wie man beispielsweise vermeidet, dass lange Wimpern zu viel vom Auge verdecken oder wie man die Aufmerksamkeit aus den Langhälsen herauskitzelt. Zum Beispiel mit einem Pferdewiehern aus dem Handy – wären Sie da drauf gekommen? Dass dies alles funktioniert, beweist Wiebke Haas mit ihren eigenen Bildern im Buch, die wirklich beispielhaft sind, und auch die Webseite von Wiebke Haas http://www.wiebke-haas.de/cms/website.php legt davon einen beeindruckenden Beweis ab.
Nein, es geht nicht nur um Hunde- und Pferdefotografie in diesem Buch, aber vor allem. Für sie scheint jedoch Wiebke Haas ein besonderes Flair zu haben, und da sie sich darauf spezialisiert hat, sind auch ihre Bilder von ganz grosser Ausdrucksweise und Qualität. Auch Katzenfreunde kommen in diesem Buch auf ihre Rechnung, und ein Abschnitt ist auch den Herdentieren auf der Weide gewidmet. Beide sind eigenwillig und lassen sich nur sehr in Grenzen den Fotografenwillen oktroyieren. Erstens sind es die Stubentiger, die Dauer und Zeitpunkt der Fotosession bestimmen, und die Lämmer und Ziegen verstehen die Gestik hinter der Kamera wohl schon gar nicht.
So kommt die Autorin in der zweiten Buchhälfte, im tragenden Kapitel 6 «Animal Soul», wieder auf die Pferde und Hunde zurück und erklärt dem Leser, wie man «mit dem Betrachter des Bildes spielt, wie man die Tierseele und das wahre Innere des Tieren» in den Bildern wiederfindet. Hier geht es weniger ums Fotografieren als vielmehr um die Wirkung der Tiere auf den Betrachter. Zu den beeindruckenden Tierbildern baut der Betrachter eine besondere Beziehung auf, als ob er das Tier selbst vor sich hätte. Das ist echte Tierfotografie, und dahin will Wiebke Haas Sie in ihrem Buch bringen.
Was man in der digitalen Welt «nach dem Shooting» macht, erklärt die Autorin von Grund auf in einem eigenen Kapitel. Das ist für die JPEG-Fotografen von Nutzen, die hier lernen, dass man mit einem RAW-Konverter noch sehr viel mehr aus den Bilddaten machen kann als die Standardalgorithmen vorgeben, und was man in welcher Reihenfolge im Adobe Lightroom (beispielsweise) macht, damit die Fotos optimal ausgearbeitet werden.
Das letzte Kapitel des Buches gibt einen Überblick über die verschiedenen Zuchtrichtung von Pferden und Hunden und vermittelt dazu passende Fototipps. Auch hier gibt es viel über das Verhalten der Rassen zu lernen, Tipps, die man in anderen Büchern über Tierfotografie vergebens sucht. Man merkt, dass Wiebke Haas diesbezüglich einen starken Background hat, und deshalb hat sie auch ein Buch geschrieben, das den Untertitel «Tierfotografie mal ganz anders» verdient hat. Das Buch bleibt ein heisser Tipp, wenn Sie mehr über das Verhalten der Tiere – Ihre Fotomodelle – lernen möchten.
Urs Tillmanns
Buchbeschreibung des Verlages
Teure Fotosafari in der Serengeti? Weit gefehlt – tierische Action spielt sich auch vor der Haustür ab. Mit «Animal Soul» halten Sie den perfekten Schlüssel zum Einstieg in das schwierige Genre der Tierfotografie in Ihrer Hand. Die beliebtesten Haustiere stehen im Mittelpunkt des Buches: Pferde, Hunde und Katzen. Aber auch Herdentiere wie Rinder oder Schafe werden thematisiert.
Anhand von liebevollen, grossformatigen Beispielfotos erklärt Wiebke Haas die grundsätzlichen Regeln der Kunst, welcher technischen Voraussetzungen es bedarf und wie man von klassischen Bildern zu kreativen Aufnahmemöglichkeiten wechseln kann. Zusätzlich erhält der Leser einen Einblick in die Bildbearbeitung.
In diesem Buch wird jedoch nicht nur das fotografische Auge, sondern auch der Blick für das tierische Model geschult. Sie erhalten einen Überblick der rassetypischen Merkmale und erfahren mehr über den Umgang mit den Tieren beim Fotoshooting.
Der Inhalt
Vorwort
1. Kapitel: Equipment für die Tierfotografie
Wie viel High End muss es sein? / Qual der Wahl: die richtige Kamera / Das muss die DSLR beherrschen / Schnelle Reihenaufnahmen / Intelligente AF-Messfeldmethoden / Wenig Rauschen bei hoher ISO / Genug Pixel für Ausschnittsvergrösserungen / Objektive für die Tierfotografie / Teleobjektive in der Tierfotografie / Normalbrennweite und Weitwinkel / Stative, Speicherkarten, Sonnensegel / Einbeinstative für den Halt schwerer Objektive / Speicherkarten mit schneller Datenübertragung / Sonnensegel zum Aufhellen zu dunkler Schatten
2. Kapitel: Planen und Improvisieren
Leitlinien für die Bildgestaltung / Hochformat, Querformat, Quadrat oder Panaroma? / Teilungsregeln für einen harmonischen Bildaufbau / Analysieren Sie die Bilder anderer Fotografen / Farben und deren unterschiedliche Wirkungen / Lichtstimmungen zu unterschiedlichen Zeiten / Licht und Schatten bringen Spannung ins Bild / Blickwinkel und Perspektive sind das A und O / Jedes Tier ist anders / Bilder für das eigene Fotoalbum / Bilder für Züchter und Ausstellungen / Rassetypische Merkmale des Tieres betonen / Lassie ist hibbelig, Pedro ist desinteressiert / Bevor das Shooting losgeht / Hauptdarsteller und Location gut vorbereiten / Equipment für den Einsatz startklar machen / Verschlusszeit, Blende und ISO-Empfindlichkeit / Empfehlungen für das Spiel mit der Blende / Empfehlung für die ISO-Empfindlichkeit / Varianten halb automatischer Belichtung / Festlegen der Belichtungsmessmethode / Und den Autofokusmodus einstellen / Serienbilder für tobende und laufende Tiere / Packliste für alle wichtigen Utensilien
3. Kapitel: Hundeblick und Supernasen
Hundeporträt und Standbilder / Homogener Hintergrund mit Fokus auf den Hund / Die Hundebesitzer in das Shooting mit einbeziehen / Wichtig bei Porträts mit seitlicher Kopfhaltung / Beim Scharfstellen den Fokus auf ein Auge legen / Detailaufnahmen und Ganzkörperbilder machen / Rassespezifische Merkmale des Hundes betonen / Hunde mit oder ohne Halsband fotografieren? / Laufen, spielen und toben / Geeignete Umgebungen für Lauffotos / Mit seitlichen Laufaufnahmen beginnen / Beobachten Sie das Verhalten des Hundes / Messfeld zum Anfokussieren festlegen / Frontale Bewegungsaufnahmen punktgenau treffen / Fotografieren in der Welpenstube / Gefragt sind viel Geduld, Glück und Geschick / Was tun bei völlig unerzogenen Hunden?
4. Kapitel: Stolze Pferde und wilde Mähnen
Symbol für Reichtum und Macht / Pferdeporträt und Standbilder / Kopfform, Trense, Halfter und Zügel / Aufnahmen ganz ohne Trense und Halfter / Aufmerksamkeit aus dem Tier herauskitzeln / Geeignete Hintergründe für Pferdeporträts / Unterschiedliche Set-ups für Standbilder / Schönheit und Anmut der Bewegung / Pferde wissen um ihre Schönheit / Einflussnahme auf Laufrichtung und Laufweg / Zu starke Unterbelichtung bei Gegenlicht / Edle Pferde unter dem Sattel / Geeignete Umgebungen für Reitbilder / Die jungen Wilden in der Koppel / Klare Körpersprache und Impulse
5. Kapitel: Zahm oder Wild?
Samtpfoten und Stubentiger / Verhalten und Körpersprache studieren / Die Dauer des Shootings bestimmt die Katze / Aufnahmen im Innenbereich der Wohnung / Katzen in freier Natur fotografieren / Herdentiere auf der Weide / Schafe lassen sich gut porträtieren / Der Frühling ist die Zeit der Lämmer
6. Kapitel: Animal Soul
Lassen Sie die Bilder sprechen / Momente der Ruhe und Heiterkeit / Porträts, ausdrucksstark und emotional / Schwarz-Weiss öffnet das Tor zur Seele / Stimmungsvolle Morgen- und Abendstunden / Schwarze Silhouetten vor untergehender Sonne / Momente der Heiterkeit / Ton in Ton und Farbkontraste / Bilder vor schwarzem Hintergrund / Ausreichend freistellen mit Offenblende / Mit einfachen Mitteln mehr Farbe ins Bild bringen / Und Action! / Aus Freude an der Bewegung / Betontes Muskelspiel im Seiten- oder Streiflicht / Spannungsgeladene dynamische Mitzieher / Spass mit dem Weitwinkel / Einfach mal alle Regeln brechen / Bildkomposition mit dem Weitwinkel / Dokumentarische Fotos mit Weitwinkel
7. Kapitel: Nach dem Shooting
In der Dunkelkammer / Im RAW-Konverter / Schritt 1: Der Anschnitt / Schritt 2: Grundeinstellungen / Schritt 3: Exportieren / Schritt 4: Retuschieren / Schritt 5: Aufhellen und abdunkeln / Schritt 6: Farbe / Finale Retuschearbeiten
8. Kapitel: Zuchtrichtung und Fototipps
Hunde / Jagdhunde / Hütehunde / Herdenschutzhunde / Hunde vom Urtyp / Saupacker / Hofhunde / Gesellschaftshunde / Pferde / Warmblüter / Vollblüter / Kaltblüter / Westernpferde / Barockpferde / Ponys
9. Kapitel: Worte zum Schluss
Sicherheit / Tierschutz / Fotograf sein / Recht am Bild
Index
Bildnachweis
Die Autorin
Wiebke Haas wurde 1991 an der Ostseeküste geboren und ist mit Tieren aufgewachsen. Nach dem Abitur absolvierte sie die staatlich geprüfte Berufsfotografin. Seitdem arbeitet sie als Tierfotografin in der ganzen Welt. Ihre Bilder erscheinen in Zeitschriften und Magazinen und sind Thema einiger TV-Produktionen. 2013 hat Wiebke bei Tim Flach, einem der renommiertesten Fine-Art-Tierfotografen der Welt, in London gearbeitet. Neben der Umsetzung von Auftragsarbeiten in der Werbebranche und privaten Foto-Shootings leitet sie auch Foto-Workshops für Einsteiger und fortgeschrittene Tierfotografen in ganz Deutschland.
Wiebke Haas
Animal Soul
214 Seiten, gebunden, Softcover
Durchgehend vierfarbig illustriert
ISBN 978-3-645-60339-3
Preis: CHF 46.90 / EUR 29,95
Verlag: Franzis
Das Buch kann hier online bestellt werden