Urs Tillmanns, 30. November 2014, 09:00 Uhr

Mit der Nikon 1 V3 im Reich der Bullis

Im Volkswagenmuseum in Wolfsburg ist derzeit eine Sonderschau über den VW-Bus T2 zu sehen. Die prachtvoll auf Neuzustand restaurierten «Bullis» haben uns veranlasst, dort die Nikon 1 V3 in der Praxis zu erproben. Lesen Sie hier unsere Erfahrungen mit der Nikon 1 V3 – und sehen Sie die Bilder der schönsten VW-T2 Raritäten.

 

Natürlich wäre es nicht nötig gewesen aus der Schweiz durch Dreiviertel-Deutschland zu fahren, bloss um eine Kamera zu testen. Doch der Wunsch, als stolzer T2-Besitzer, diese Ausstellung zu sehen und dabei die Nikon 1 V3 in der Praxis zu erproben, war stärker als die Vernunft. Und für einen echten Bulli-Fan ist eben kein Weg zu weit …

Nikon 1 V3 Ausruestung

Für weite Reisen nimmt man gerne eine leichte Ausrüstung mit, und da drängt sich die Nikon 1 V3 geradezu auf: Die Kamera mit dem Kit-Objektiv 1 Nikkor 1:3,5-5,6/10-30 mm VR und den beiden Zusatzobjektiven 1 Nikkor 1:3,5-5,6/6,7-13mm VR, 1:4-5,6/10-100 mm VR sowie dem Handgriff (unbedingt zu empfehlen), dem elektronischen Sucher (auch sehr nützlich – schade kann man ihn nicht nach oben kippen) und dem kleinen schwenkbaren Blitzgerät SB-N7 (habe ich gar nicht gebraucht) bringt schliesslich nur gerademal 1078 Gramm auf die Waage. Das Ganze findet in einer kleinen Fototasche Platz und ist somit als kompakte Reiseausrüstung allzeit bereit.

Nikon 1 V3 el_Suche

 

Die Kamera

Bei der Nikon 1-Linie ist alles miniaturisiert. Zunächst kommt ein Ein-Zoll-Sensor zum Einsatz, der im Nikon CX-Format von 13,2 x 8,8 mm mit 18,4 Millionen Bildpunkten und einem Cropfaktor von 2,7 (!) daher kommt. Dieser (und damit auch die Kamera) ist deutlich kleiner als die Sensoren von Micro-Four-Thirds (17,3 x 13,0 mm) Systemkompaktkameras oder der Canon EOS-M und Sony Alpha 6000, welche mit APS-C Sensoren (23,7 x 15,6 mm) bestückt sind. Der kleine Sensor stösst trotz den 18 Megapixel irgendwann an seine physikalischen Grenzen, zum Beispiel im Rauschverhalten ab ISO 3200.

Nikon 1 V3 Speicherkarte_750

Das Volumen wurde bei der Nikon 1 V3 reduziert, wo es nur ging – auch bei der Speicherkarte: Die Nikon 1 V3 verwendet eine munzige Micro-SD-Karte, die es zwar mittlerweile in allen wünschbaren Kapazitäten und Geschwindigkeiten gibt, nur verlieren darf man sie nicht! Fällt sie ins Gras, werden Sie sich kaum wieder finden. Tipp: Nehmen sie immer einen Micro-SD/SD-Adapter mit und stecken Sie die Micro-SD-Karte sofort in den Adapter, wenn sie diese aus der Kamera nehmen. Abgesehen davon erleichtert bzw. ermöglicht der Adapter die Datenübertragung bei manchen Lesegeräten und Computern.

Je kleiner der Sensor (bzw. das Bildformat), desto kleiner lässt sich eine Kamera bauen. Nicht nur das Gehäuse kann kleiner gestaltet werden, sondern auch die Objektive, die mit einem grossen Zoombereich und relativ hoher Lichtstärke immer noch sehr kompakt bleiben. Und hier liegt die Stärke der Nikon 1 V3: Über das Kameragehäuse hinaus ist sie eine der kompaktesten System-Ausrüstungen des Marktes, gedacht für Leute, die Volumen und Gewicht ihrer Ausrüstung reduzieren wollen (oder müssen) ohne dabei grosse Abstriche bei den fotografischen Möglichkeiten machen zu müssen.

Nikon 1 V3 el_Back

Die Kamera bietet alle Funktionen, wie man sie in der oberen Mittelklasse erwartet, und trotzdem ist sie in der Handhabung und der Wahl ihrer vielfältigen Funktionen einfach und übersichtlich geblieben. Sehr positiv überrascht waren wir übrigens von dem sehr raschen und präzisen Hybrid-Autofokus, sowie von der Serienfunktion mit bis zu 60 Bildern – wobei wir letztere für unseren Einsatz in der VW-Ausstellung nicht brauchten. Langzeitbelichtung war eher ein Thema, und dazu lohnt sich die Anschaffung des Fernauslösers.

Ein grosser Pluspunkt der Nikon 1 V3 ist das Schwenkdisplay, das zugleich als Touchscreen funktioniert. Über den verstellbaren Monitor waren wir gerade bei den relativ vielen Tiefpositionen der Kamera bei den Fahrzeugaufnahmen in der VW-Ausstellung sehr froh. Hingegen nervt in gewissen Situationen der superschnelle Touchscreen, den man über das Menü ausschalten kann wenn man ihn nicht wünscht.

 

Die Objektive

Seit uns die digitale Fotografie die ISO-Empfindlichkeit als zusätzlichen Einstellparameter geschenkt hat, ist die Lichtstärke von untergeordneter Bedeutung. 1:3,5-5,6, bzw, 1:4-5,6 beim 10-100mm Objektiv, reicht völlig. Das Kit-Objektiv 1 Nikkor 1:3,5-5,6/10-30 mm VR ist dann sehr praktisch, wenn man seine Ausrüstung auf die Kamera und ein Objektiv beschränken will. Sie ist damit schon fast Taschen-kompakt. Qualitativ steht es allerdings den beiden anderen Objektiven, die wir für unsere Reportage im VW-Museum dabei hatten, etwas nach, besonders im Weitwinkelbereich. Das 1 Nikkor 1:3,5-5,6/6,7-13mm VR Weitwinkelzoom und das 1:4-5,6/10-100 mm VR Telezoom, deren Brennweitenbereiche sich sinnvoll überlappen, sind von ausgezeichneter Qualität. Sie haben sich beide hervorragend bewährt, besonders das 6,7-13 mm Weitwinkel, das interessante Perspektiven ermöglicht und nur geringe Verzeichnung aufweist.

 

Das Zubehör

Das wichtigste Zubehör für die Nikon 1 V3 ist der Handgriff GR-N1010. Ohne diesen haben grosse Europäerhände die Kamera deutlich schlechter und unsicherer in der Hand. Der Handgriff bietet, abgesehen von der besseren Ergonomie, die zusätzliche Funktionstaste Fn3, ein Einstellrad an der Frontseite und einen besser platzierten zweiten Auslöser. Leider hat der Handgriff auch ein paar Schönheitsfehler: Man sollte ihn nicht auf dem Stativ verwenden, weil die Auflage zu klein ist und die Stabilität darunter leidet. Zudem hat der Handgriff Tendenz sich zu lösen, weil die Befestigungsschraube über ein Getriebe läuft, wodurch sich diese nicht mit voller Kraft anziehen lässt. Weiter ist das Stativgewinde des Handgriffs nicht in der optischen Achse, was bei gewissen richtungsempfindlichen Aufnahmen (z.B. Panoramen) Probleme bereiten könnte.

Nikon 1 V3 Handgriffanschluss

Ebenfalls auf die Wunschliste – es ist ja bald Weihnachten – gehört der elektronische Sucher DF-N1000, der in heller Umgebung, wie Schnee und Strand, unverzichtbar ist. Qualitativ ist er überraschend: mit 2’359’000 Bildpunkten und einer sehr schnellen Bildaufbaufrequenz gehört er zu den Besten des gegenwärtigen Marktes. Er wird auf den elektronischen Zubehörschuh aufgesteckt, dort wo auch das externe Blitzgerät hinkommt, sofern man dieses braucht. Entweder Sucher oder Blitz also – beides geht nicht. Kleiner Nachteil: Man kann den Sucher nicht nach oben schwenken, was bei tiefen Kamerapositionen wünschenswert wäre.

Nikon 1 V3 Blitz

Das aufsteckbare Blitzgerät SB-N7 mit Leitzahl 10 und TTL-Steuerung ist ein weiteres nützliches Zubehör, das in der Fototasche wenig Platz benötigt und dem eingebauten Blitz nicht nur leistungsmässig doppelt überlegen ist, sondern es reduziert die Gefahr roter Augenreflexe und gestattet mit seinem Neigekopf eine indirekte Lichtführung.

 

Die Bullis

VW-Bus_Panorama

Das Museum an der Urwiege des Käfers im Wolfsburg (Grossraum Hannover) zeigt in der permanenten Ausstellung nahezu lückenlos die Geschichte aller VW-Modelle, gewürzt mit einigen Prototypen und Spezialausführungen, die man sonst nirgendwo findet. Ein Eldorado also, für Besucher, die sich für Automobilgeschichte interessieren und die gerne einmal einen Ur-Käfer, einen Kübelwagen oder eben den ersten VW-Transporter im Original sehen möchten. Zur Zeit, und noch bis 23. Dezember 2014, ist die Ausstellung durch eine Sonderschau ausgeprochen selterer T2-Modellen ergänzt, von denen die meisten aus der Sammlung der «Interessegemeinschft T2 e.V.» stammen und dort liebevoll restauriert und gepflegt worden sind. Dies gleich vorweg: Alle Fahrzeuge im Volkswagenmuseum sind neu oder auf Originalzustand wieder hergestellt – eine echte Augenweide. Hier einige Rosinen aus der Ausstellung, aufgenommen mit der weiter oben beschriebenen Nikon 1 Vs Ausrüstung:

 

VW-Bus_1949_1951

Die Urahnen T1: Ganz links der erste Transporter, der 1949 der Presse präsentiert wurde. Die charakteristische Front prägte in den 1950er Jahren schon bald das Strassenbild.

VW-Bus_Bergwacht_Hippie 

Den VW-Bus T2 gab es in unzähligen Varianten, sowohl für den beruflichen Einsatz als auch für die Freizeit. Ganz links ein «Hipie-Bus» wie er in den 1970er-Jahren weltweit zum Kultobjekt wurde.

VW-Bus_Bergwacht 

Ein T2 aus dem Jahre 1968, der viele Jahre im Einsatz der Bergrettung Schwarzwald stand. Das  Fahrzeug ist mit Bergübersetzung und Sperrdifferenzial ausgerüstet. Im Hintergrund die Reihe der frühesten T1 VW-Busse.

VW-Bus_Cabriolet 

Den ulkigen VW-Bus «Open Air» aus dem Jahre 1972 gab es nur als Einzelstück. Er wurde vom VW-Versuchsbau mit einer verstärkten Bodengruppe für eine Fernsehsendung konstruiert. Dahinter ein T1-Krankenwagen und zwei Feuerwehrfahrzeuge.

VW-Bus_Coop-Hippie 

Vom Lastesel zum Freizeitmobil – der VW-Bus T2 war während mehr 46 Jahren eines der beliebtesten Fahrzeuge. Der T2 im Vordergrund war eine Ausführung ohne Seitenfenster, wie sie üblicherweise als Lieferwagen benutzt wurde. 

VW-Bus_Feuerwehr 

Nicht zuletzt auf Grund seiner Zuverlässigkeit und seiner Wendigkeit wurde der T2 oft als Feuerwehrfahrzeug genutzt, dies mit den verschiedensten Aufbauten.

 

VW-Bus_Hippie_2013

Ein besonderer T2b als Camper mit Westfalia-Aufbau: Nach 1975 gab es mehrere Prototypen mit Vierradantrieb, die unter anderem in der Sahara erprobt wurden. Es blieb bei den Versuchen, denn der Vierradantrieb wurde erst im T3 synchro 1985 realisiert.

VW-Bus_Hippie_Stadtverwaltung
T2b Pritschenfahrzeuge mit Doppelkabine (rechts) gehören zu den grossen Raritäten. Die relativ wenigen Exemplare wurden meist von Stadtverwaltungen und als Baustellenfahrzeugen genutzt – und entsprechend strapaziert bis sie durchrosteten.

VW-Bus_Gasturbine 

Ein weiterer Prototyp aus dem Jahre 1972: Der rote T2a/b Kombi GT70 wurde mit einer 170 kg schweren Gasturbine von Williams Research Corp. (USA) ausgestattet. In Produktion ging er nie.

VW-Bus_StromT2_01_750 

Ebenfalls mit Alternativ-Energie wurde dieser T2b betrieben: Von 1972 bis 1979 befassten sich Volkswagen und Siemens intensiv mit dem Elektroantrieb. Aber 850 kg Gewicht für die Batterien und nur 60 Kilometer Reichweite waren keine marktfähigen Werte.

VW-Bus_Last Edition

Ein luxuriöser TC2-Kombi der «Last Edition» von 2013, gebaut in Brasilien. Der jüngste T2 wird von einem wassergekühlten Vierzylinder-Motor getrieben. In Europa jetzt schon eine Rarität wird er Südamerika noch lange zu sehen sein.

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Weitere Bilder aus der VW-Bus Ausstellung sehen Sie oben in dieser Diaschau

VW-Bus_Fronten 

Frontpartien des VW-Bus im Wandel der Zeit – von 1949 bis 2013. Sie alle sind in der Ausstellung im VW-Museum in Wolfsburg zu sehen.

 Text & Foto: Urs Tillmanns / Fotointern.ch

 

Weitere Informationen zur Nikon 1 V3 finden Sie bei unserer Erstvorstellung sowie auf der Webseite von Nikon.ch

Informationen über das VW-Automuseum in Wolfsburg gibt es unter http://automuseum.volkswagen.de/

 

3 Kommentare zu “Mit der Nikon 1 V3 im Reich der Bullis”

  1. Sehr gute Idee diese Reportage. Kameras mit mittelgrossem Chip 1 rsp 1.5″ haben grosse Zukunft. Der neue kleinere von Sony(1/2.4″) mit HDR-video für smartphones und Kompakte ist ein guter Anfang. Die kleineren Masse ermöglichen neue Aufnahmetechniken zb. für 3DStereo rsp 3DS-Panoramen. Siehe 3D rsp Panoramakamera 1x1Mp auf dem Kometen oder Samsungs 3D-360-Kamera „Project Beyond) mit 8×2 Linsen.

  2. Danke für die Fotos, die Weitwinkelaufnahmen überzeugen mich indes technisch nicht von der Abbildungsleistung her – gerade an den Rändern. Kompositorisch ist natürlich alles sehr hübsch fotografiert.

    Ich bin nur auf die Seite gestoßen, weil mich der Name des Fotografen interessiert. Ich habe noch den sehr guten Bildband zu Hause über die analoge Schwarzweiß-Fotografie, zu dem ich immer wieder greife. Ein tolles Buch.

  3. Wusste lange nicht dass Urs Tillmanns ausgebildeter Fotograf ist, hab einfach seine Bücher nie zu Hand genommen. Im Alter wird man klüger. NB: die hochgelobte Sigma DP1Q(APS-C) hat auch Randprobleme trotz verbesserter Optik. Nah dann halt wieder Rotationspanoramakameras reaktivieren.

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