Urs Tillmanns, 24. Januar 2015, 09:58 Uhr

5. Rendez-vous Image in Strasbourg: Das sind die Gewinner

Dieses Wochenende, 23. bis 25 Januar 2015, findet in Strasbourg das 5. «Rendez-vous Image» statt, ein Fotofestival mit 50 ausstellenden Fotografen, 32 prämierte Fotobüchern und 20 Videos. Dazu werden noch verschiedene Workshops und Vorträge veranstaltet. Gestern Abend wurden anlässlich der Vernissage die besten Arbeiten gekürt.

 

«Rendez-vous Image» hat sich in den fünf letzten Jahren zu einem der wichtigen Fotofestivals entwickelt und versammelt an diesem Wochenende wiederum zwei- und dreitausend Fotobegeisterte. Es findet in Strassbourg statt, der elsässischen Hauptstadt, im Kongresszentrum (Palais de la Musique et des Congrès), das etwas im Osten der Stadt liegt. Die Ausstellung selbst zeigt die Werke von 50 auserwählten Fotografen, Amateure sowie Profis, die an der Ausschreibung teilgenommen und ihre Arbeiten termingerecht eingereicht hatten. Dieses Jahr waren es 213 Arbeiten, «soviel wie nie zuvor» bestätigt Organisator Thierry Edel, «was ein sicherer Indikator dafür ist, dass Rendez-vous Image immer bekannter wird. Vielleicht kommen in Zukunft auch noch mehr Schweizer …» schmunzelt er.

RDVI Ausstellung

Die 50 Fotoarbeiten und 20 Fotobücher werden in der grossen Ausstellungshalle des Kongresszentrums präsentiert

In der 1500 Quadratmeter grossen Halle werden die über 500 Fotos auf niedrigen Styrophor-Tischen präsentiert, wobei die Art der Präsentation und die Grösse der Bilder jedem Ausstellenden überlassen ist. Zwar ist es uns nicht möglich, das diesjährige Niveau mit früheren «Images» zu vergleichen, weil wir diese erstmals besuchen, doch scheint der Durchschnitt recht hoch zu sein, mit einigen absoluten Highlights.

RDVI Ausstellung

Ausgewählt werden die Exponate nicht von einer mehrköpfigen Jury, sondern von einem Artdirector, dieses Jahr von Denis Rouvre, einem selbständigen Fotografen mit 25 Jahre Berufserfahrung. «Jedes Jahr wird ein anderer künstlerischer Leiter bestimmt» erklärt Thierry Edel. «Warum keine Jury? Ich überlasse die Auswahl gerne einem erfahrenen Fotografen oder Doyen, bei der Beurteilung eine klare Linie hat und sich von niemandem beeinflussen lässt. Das gibt ein eindeutigeres Resultat mit einer besseren Ausstellungsqualität.»

RDVI Thierry Edel
Thierry Edel ist der Gründer und Einzelveranstalter. Mit einem grossen persönlichen Einsatz führt er Rendez-vous Image bereits zum fünften Mal durch

Neben dem 50 Fotoarbeiten werden auch 32 Fotobücher ausgewählt und ausgestellt. Das können sowohl Auflageexemplare von Verlagen sein oder Einzelexemplare, die nicht im Handel sind. «Fotobuch ist Fotobuch» meint Thierry Edel, «egal ob der Fotograf nun einen Verleger begeistern konnte oder nicht. Was hier zählt ist nur die fotografische und die gestalterische Leistung.»

Weiter werden noch 20 Videoproduktionen selektiert, vom privaten Kurzvideo bis zur professionellen Produktion, die in einem Nebensaal laufend vorgeführt werden. Und letztlich gibt es noch verschiedene Workshops und Fachvorträge, zu denen man sich voranmelden muss oder bei Platzverfügbarkeit auch spontan teilnehmen kann. Alles in allem also ein sehr reichhaltiges Angebot, das viele Besucher aus einem grossen Einzugsgebiet anlockt.

Die prämierten Arbeiten

Die Spannung gestern Abend an der Vernissage war vor der Rangverkündigung gross, nachdem die rund 200 anwesenden Fotografen und geladenen Gäste zuvor Gelegenheit hatten, sich vom Niveau der Arbeiten ein Bild zu machen, was da und dort für ausreichend Diskussionsstoff sorgte. Wer zu dem Besten gehörte sollte jetzt endlich bekannt werden, und danach war auch der Verkauf des Ausstellungskataloges eröffnet. Die nach Auffassung von Denis Rouvre besten Arbeiten sind:

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1. Fotopreis: Vincent Muller «Messeplatz Basel» April 2014 (Frankreich)
An jenem Abend fiel noch ein letzter Sonnenstrahl auf die Tramhaltestelle am Messeplatz und blendete die Wartenden. Einige hatten es besonders eilig, sie liefen schnell und stiessen andere an. Man konnte meinen, die Zeit wäre stehen geblieben, und einige wollten noch schnell den letzten Sonnenstrahl erwischen.

Muller_Vincent_Messeplatz_Basel_750«Messeplatz Basel» © Vincent Muller / RDVI

Vincent Muller arbeitete nach seiner Fotografenausbidung in Toulouse als Leiter der Bildredaktion bei der Zeitschrift «WAS» in Strasbourg. Heute ist er selbständiger Fotograf und pflegt die spontane, ungestelle Fotografie.

2. Fotopeis: Lise Dua «Coced» (Frankreich)
«Coced» heisst auf Russisch sinngemäss übersetzt «Mitbewohner». Wohngemeinschaften waren schon zur Sowjetzeit in Russland üblich, und oft teilt man auch heute noch den engsten Raum. Lise Dua hat die Verhältnisse in Moskau, Samara und St.Petersburg dokumentiert und zeigt in der Ausstellung beeindruckende Bilder von Bewohnern, die auf engem Raum ein Refugium ihrer Intimität suchen.

Dua_Lise_Viktoria_Cuisine_Salledebain_750«Viktoria», «Cuisine», «La salle de bain“ der Serie „Coced» © Lise Dua / RDVI

Lisa Dua liebt Begegnungen und fotografiert vor allem Porträts, die in diesem spontanen Umfeld entstehen. Die Person ist dann nicht mehr unbedingt das Hauptmotiv, sondern sie wird zur Darstellerin in einer Szene. Inspiriert vom Film fotografiert Lisa Dua meistens Serien, die eine Geschichte erzählen, oder sie wählt daraus die besten Einzelbilder aus.

3. Fotopreis: Dominiqie Pichard «De chair et d’encre» (Frankreich)
Die Tätowierung, mit der sich früher ausschliesslich Matrosen, Gefangene und andere Minderheiten schmückten, hatte lange Zeit einen schlechten Ruf. Heute ist sie nicht nur gesellschaftsfähig, sondern sie ist in weiten Kreisen zu einem Trend geworden. Dominiqie Pichard hat sich in Amerika und Asien fotografisch mit diesem Thema auseinandergesetzt und mit seiner Hasselblad 500 CM auf Kodak Tri-X-Film Bilder geschaffen, die das Verständnis für diese Kunstform fördern sollen.

Hasselblad 500CM / TriX400«De chair et d’encre» © Dominiqie Pichard / RDVI

Dominique Pichard hat 17 Jahre in einem Fotolabor gearbeitet, bevor 2007 den Schritt als freischaffender Fotograf wagte. Er ist spezialisiert auf Bilder aus dem alternativen Milieu und ist durch seine Bilder über die Tatoo-Kunst bekannt geworden. Er arbeitet für verschiedene einschlägige Zeitschriften und Webseiten.

Spezialpreis: Oualid Ben Salem «Droit de sol» (Frankreich)
Diese Bilderserie schwebender Personen wirkt paradox und unwirklich. Die Personen haben keinen Kontakt zur Erde und halten eine Visitenkarte in den Händen, um die Grenzen des Landes, in welchem sie leben zu symbolisieren. Diese eigenartigen und gewichtslosen Darstellungen sollen zugleich eine Analogie unserer im Universum schwebenden Erde darstellen.

Ben-Salem_Oualid_Droit-de-Sol_750«Droit de sol» © Oualid Ben Salem / RDVI

Die Fotografie ist für Oualid Ben Salem ein ideales Medium, um eine Botschaft oder Gefühle in eine universelle Sprache umzusetzen. In seinen Werken möchte Salem auch Teil seiner Lebensphilosophie zum Ausdruck bringen, die aus einer subtilen Verbindung von Begegnungen, Traumvorstellungen und Visionen gefestigt worden ist.

Preis der professionellen Fotografie: Sophie Dupressoir «Ulysse» (Frankreich)
«Ulysse» ist eine Bilderserie, die an die Landung der Alliierten in der Normandie erinnern soll. Sophie Dupressoir hat die Schauplätze wie eine grosse Szenerie fotografiert, welche an die vielen Gefallenen und die damalige Tragik erinnern soll. Sie hat Zeitzeugen ebenso in dieser Szene fotografiert wie Touristen und Unbeteiligte, die sich noch an jene Ereignisse erinnern oder kaum noch einen Bezug dazu haben.

Dupressoir_Sophie_bois_soldat_femme_750«Bois», «Soldat», «Femme» aus der Serie «Ulysse» © Sophie Dupressoir / RDVI

Sophie Dupressoir ist seit vier Jahren in Strasbourg als Fotografin ansässig, fotografiert Auftragsarbeiten und befasst sich weiterhin mit Dokumentationsfotografie oder kreativen Arbeiten. Dazu gehören auch längerfristige Projekte, wie beispielsweise die Serie «Sarajevo, 20 Jahre danach», die von 1992 bis 1995 entstand und mehrfach ausgestellt und publiziert wurde.

1. Buchpreis, Privatpublikation
Paul Von Borax (Frankreich) «Les vacances de Paul à Brétignolles»

1. Buchpreis, Verlagsbücher
Vincent Peal (Belgique) «Bruxelles ville ouverte»

1. Videopreis: Synovie (Frankreich) «Brochettes» (Fiction)

2. Videopreis: Pascal Hug (Frankreich) «The Chocolates» (Werbefilm)

3. Videopreis: Raphaël Zamochnikoff (Frankrech) «L’idéal» (Musikvideo)

Das Fotofestival «5 Rendez-vous Images» ist noch bis morgen Abend 18 Uhr geöffnet. Es gibt einen interessanten Überblick der zeitgenössischen und klassischen Fotografie mit vielen sehr kreativen und sorgfältig erarbeiteten Lösungen.

Urs Tillmanns

Öffnungszeiten
Samstag, 24. Januar 2015, 10:00 – 21:00 Uhr
Sonntag, 25. Januar 2015, 10:00 – 19:00 Uhr

Eintrittsspreise: Normal EUR 5.00, ermässigt EUR 3.00 (Studenten)

Ort: Palais de la Musique et des Congrès, Place de Bordeaux, F-67082 Strasbourg

Weitere Informationen finden Sie hier auf Französisch, Englisch und Deutsch.

 


Informationen über Ausstellungen, Fotomessen, Events, Fotobörsen, Workshops, Reisen und Wetbbewerbe finden Sie laufend aktualisiert auf www.fotoagenda.ch

 

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