Die wichtigste Fotomesse in Asien kann auch am zweiten Messetag einen sehr starken Besucherstrom verzeichnen. Die CP+ dauert noch bis Sonntag, 15. Februar 2015 und erwartet insgesamt über 70’000 Besucher. Obwohl viele Neuheiten bereits aus dem Internet bekannt sind, wartet die Messe mit vielen spannenden Produkten zum Anfassen auf.
Der zweite Messetag scheint trotz «eingeklemmtem» Besuchertag zwischen Eröffnung und Wochenende eine gute Besucherzahl aufweisen zu können (Bericht zum ersten Messetag). Jedenfalls war die Halle im «Pacifico Yokohama» im Nu gefüllt, und der Andrang an den Ständen hielt bis in die Abendstunden an.
Da und dort gab es noch einige Besonderheiten, aber auch ulkige Zubehöre zu entdecken, die im Rahmen dieses Berichtes absolut erwähnenswert sind.
MFT-Objektive auf dem Smartphone. Nach Sony und Kodak bringt auch Olympus ein Objektivmodul für Smartphones auf den Markt – allerdings mit dem Unterschied, dass daran bestehende MFT-Objektive verwendet werden können und dass die offene Architektur ein breites Kreativfeld für App-Entwickler offenlässt. Die Olympus Air A01 kann mit Android- und iOs-Smartphones verwendet werden und wird in Japan ab März 2015 zum Preis von 49’800 Yen (CHF 390.00) auf den Markt kommen.
Weiter hat Olympus eine Reihe von Objektiven angekündigt, die allerdings noch im Entwicklungsstadium sind und deren Markteinführungszeitpunkt noch nicht feststeht. Diese sind:
• Zuiko Digital 2,8/7-14 mm Pro (oben links),
• Zuiko Digital 4/300mm Pro (vorne links) und
• Zuiko Digitale ED 1,8/8mm Fisheye Pro.
Auch Fujifilm hat ihre jüngste Roadmap für das X-System präsentiert, und wir hatten Gelegenheit, einige der kommenden Rosinen noch im Prototypstadium zu sehen. Diese sind:
Auch für nächstes Jahr ist ein XF 100-400 mm Telezoom (oben links) geplant, mit einem sehr schnellen Autofokus und einen sehr effizienten Bildstabilisator. Allerdings ist dieses Objektiv noch in der Entwicklung.
Das XF 2,0/90 mm R (oben Mitte, noch ohne Gravur) ist ein mittleres Tele, das 135mm Kleinbildbrennweite entspricht und mit der lichtstarken Anfangsöffnung ein sehr schönes Bokeh ergeben soll. Zu erwarten ist es gegen Mitte 2015.
Speziell für Makrofotos wurde das XF 2,8/120 mm R Macro konzipiert (oben rechts), welches Aufnahmen in natürlicher Grösse ermöglicht und mit einem Telekonverter 1,4x kombiniert werden kann. Allerdings dürfte es erst im nächsten Jahr kommen.
Das XF 2,0/35 mm R (unten links und Mitte) gibt es als stylisches Normalobjektiv gegen Jahresende in Silber und in Schwarz.
Ergänzend zu einigen Typen kommt im 3. Quartal 2015 noch ein 1,4x Telekonverter (unten Mitte), der speziell auf die Objektive XF 2,8/50-140mm R LM OIS WR, XF 100-400 und XF 2,8/120 mm R Macro konzipiert ist.
Das XF 1.4/16mm (unten rechts) entspricht beim APS-C einem 24 mm Weitwinkel und soll sich mit einer Nahgrenze von nur 15 cm auch für Makros eignen. Es kann mit AF oder manuell fokussiert werden. Erwartet wird es Mitte 2015.
Nochmals zu Tokina: Als Erlkönige werden auf der CP+ zwei Objektive (mehr oder weniger) öffentlich gezeigt. Da ist einmal das Tokina AT-X 2,8/24-70 mm Pro FX Aspherical SD (IF), das in der zweiten Jahreshälfte für die Canon- und Nikon Vollformat-Kameras auf den Markt kommen wird.
Weiter wird Tokina eine Reihe von Objektiven als V-Variante auf den Markt bringen. Diese bestehenden Typen werden speziell für Ciné-Anwendungen in Spezialfassungen mit Rändelringen für Follow-Fokus und die Blendensteuerung gefasst und sind eine kostengünstigere Variante zu speziellen Ciné-Objektiven.
Die ersten Tokina V-Objektive dürften in der zweiten Jahreshälfte erwartet werden.
Das Tamron SP 1:2,8/15-30mm Di VC USD (Model A012) wird auf der CP+ ebenfalls als Weltneuheit präsentiert, obwohl wir dieses auf Fotointern.ch bereits präsentiert hatten. Es dürfte für Vollformatkameras ein ausgesprochen interessantes Weitwinkelzoom sein.
Es ist für Canon- und Nikon-Vollformat-DSLRs konzipiert, hat einen integrierten optischen Bildstabilisator und ist in den nächsten Tagen verfügbar. Mit durchgehender Lichtstärke von 1:2,8 dürfte sehr preisattraktiv im Markt liegen.
Nicht ganz neu, aber speziell: Pentax zeigt auf der CP+ den «Film Duplicator K3» wohl nicht als Neuheit, aber in Europa praktisch unbekannt. Das Gerät ist für das analoge Duplizieren oder Digitalisieren von Dias von Kleinbild bis 6×9 cm konzipiert. Empfohlen werden dazu die Pentax Makroobjektive DA 35, 50 oder 100 mm für Kleinbild oder das smc FA645 Macro 4/120mm für Mittelformatdias, sowie ein Blitzgerät, z.B. das Pentax AF360FGZ II.
Die Casio FR-10 ist eine Abenteuerkamera besonderer Art. Sie besteht auf einer runden Kamera, die auf vielfältigste Weise montiert werden kann und einem getrennten Betrachtungsgerät, welches die Kamera auch fernsteuert. Sie ist mit einem 2,8/4fach-Zoom und einem 16-Mpix-Sensor ausgestattet und ermöglicht Fotos, Intervallaufnahmen und HD-Videos. Die FR-10 kommt in Japan jetzt auf den Markt und soll umgerechnet zwischen 200 und 300 US-Dollar liegen. Schade, dass Casio Fotoprodukte in der Schweiz nicht besser vertreten sind.
Alles spricht von 4K. Aber haben Sie schon 8K Video gesehen? Auf der CP+ konnte man auf dem Demonstrationsstand der japanischen NHK diese neueste Bildgeneration mit 7680 x 4320 Pixel live verfolgen. Das Bewegtbild mit 33 Millionen Pixel ist umwerfend und theoretisch 16mal besser als HDTV. Egal wie man sich dazu stellt – dem Fortschritt scheint in nächster Zeit keine Grenzen gesetzt. Und den Datenmengen wohl auch nicht … Auf der Webseite von NHK lesen Sie mehr dazu.
Epson zeigt auf der CP+ in einem relativ grossen Stand die Multimedia-Brille «Moverio». Das halbtransparente Sichtgerät spiegelt in Verbindung mit entsprechenden Apps verschiedenste Informationen bis hin zu zum Betrachten von HD- und 3D-Inhalten ins Sichtfeld. Es wird aber auch mit entsprechenden Augmented Reality-Apps in der Wissenschaft und Medizinforschung eingesetzt.
Nissin ist im asiatischen Raum ein recht wichtiger Blitzgerätehersteller. Zur CP+ präsentiert Nissin das Kleinblitzgerät i40, das mit Leitzahl 40 (ISO 100, 105 mm) daherkommt und über einen Dreh- und Schwenkreflektor verfügt. Zur Lichtführung gibt es je einen ausklappbaren Weitwinkeldiffusor sowie eine eingebaute LED-Leuchte für Videoaufnahmen. Auf der Rückseite kann die Geräteleistung reguliert und der entsprechende Kameramodus angewählt werden. Das Gerät kostet in Japan umgerechnet CHF 180.— und ist mit Canon-, Fujifilm-, MFT-, Nikon- und Sony-Anschluss erhältlich.
«Bambi» heissten diese neuartigen Kameraschlaufen und –Tragriemen, die in poppigen Farben daher kommen. Das Besondere daran: Es sind Doppelschlaufen, mit denen man die Kamera fall- und entreisssicher hält: Entgleitet einem die Kamera, zieht sich die Schlaufe zu und sie kann nicht zu Boden fallen.
Manchmal sind es Kleinigkeiten, die das Herz erfreuen, zum Beispiel Vorsatzlinsen für das Smartphone, bei Etsumi im Sortiment. Den Dreiersatz links gibt es für umgerechnet etwa 15 US-Dollar mit einem Weitwinkel, einem Fisheye und einer Nahaufnahme-Vorsatzlinse, die einfach mit einem Gumminapf vor den Smartphone-Objektiv befestigt wird. Das Fisheye kann man auch einzeln haben (Abbildung rechts) für etwa 10 US-Dollar. Ob Sie es glauben oder nicht: Man kann damit tatsächlich fotografieren …
Ob die vielen Fotografen wirklich nur an den Sirui-Stativen interessiert sind?
Am Stand von Fujifilm sind die Sofortbild-Gadgets unübersehbares Publikumsmagnet. Besonders hier in Japan sind Sofortbilder trotz Digitalboom «must-have»-Produkte. Ein Bild aufzunehmen, zu sehen, wie dieses entsteht und dann einen Print in den Händen zu halten, hat unverändert einen hohen Faszinationswert. Gerade die junge Generation erfreut sich darüber, als ob diese schnellen Bildchen eben erst erfunden worden wären.
Am Panasonic Lumix-Stand steht einerseits die GH4 mit dem Trend zu 4K-Video im Vordergrund, anderseits aber die Android-Kamera CM1, die schon auf der Photokina auf besonderes Interesse stiess. Sie ist Fotokamera und Smartphone in einem, ist mit einem Leica Elmarit 2,8/28mm ausgestattet und nimmt die Bilder mit einem 1-Zoll-Sensor in hoher Qualität auf. Selbst 4K-Videoaufnahmen und Bilder im RAW-Format sind möglich. In Europa erfolgt die Markteinführung zögerlich. Vorläufige Testmärkte sind Deutschland, Frankreich und Grossbritannien. Die Helveten werden sich wohl noch eine Weile auf dieses trendige Produkt vorfreuen müssen …
Lytro stösst auf der CP+ auf sehr grosses Interesse. Besonders die neue Illum-Kamera zeigt, dass es dem amerikanischen Startup-Unternehmen erst ist, und lässt vermuten, dass sich hinter der Idee der nachträglich wählbaren Schärfeebene noch sehr viel mehr technische Möglichkeiten verbergen als man zunächst vermuten könnte.
Wer kann da schon widerstehen, zumindest einen Prospekt mitzunehmen? Tja, eine asiatische Fotomesse bietet doch so allerhand …
Das waren einige Eindrücke von der diesjährigen CP+ in Yokohama. Wer gerne dem Messetreiben fröhnt und die asiatische Kultur mag, der kam auf der cP+ einmal mehr auf seine Rechnung und kann sich jetzt schon auf die nächste CP+ freuen. Diese findet vom 25. bis 28. Februar 2016 statt.
Urs Tillmanns (Text und Bilder)
Lesen Sie hier auch unseren ersten Messebericht der CP+ 2015.
Der Film Duplicator K3 stösst bei mir auf grösstes Interesse. Doch wünsche ich mir „etwas“, das mit Nikon voll kompatibel ist. Das Abfotografieren von Dias wäre eine ganz grosse Sache, da schnell und qualitativ hervorragend. Was gibt es da auf dem Markt??
@ Rolf Löber
Dafür reicht das Nikkor 60mm Makro (D- oder G-Modell), ein aufschraubbarer Diavorsatz (Halter mit milchiger Scheibe, z.B. von Kaiser) und ein Blitz mit dem TTL-Kabel (Nikon SC-17). Damit sind an einer Vollformat-DSLR Abbildungen von KB-Vorlagen in 1:1 möglich. Für Ausschnitte oder kleinere Vorlagen braucht es noch Zwischenringe oder Balgengerät. Hab es mal vor 10 Jahren ausprobiert, doch mit echtem Dia- bzw. Filmscanner viel bessere Ergebnisse erreicht.
Wenn es schnell gehen soll, tut es einer der vielen billigen Filmscanner zwischen 50 bis 200 Franken. Die nennen sich aber nur Scanner, tatsächlich knipsen sie die Vorlagen mit einem CCD-Flächensensor ab. Die Qualität solcher „Scans“ ist mässig.
Wenn Pentax clever wäre würden sie das Teil mit Universal-Anschluss anbieten ala Novoflex. Pentax-Elektronik dürfte das verhindern. Funktioniert eigentlich Vorbelichtung rsp Sensibilisierung zur Kontrastreduktion/Empfindlichkeitssteigerung auch bei Digital? In den USA wurde mal zu Analogzeiten eine CPA genannten Concurrent Photon Amplifier-Einheit mit zwei LED-Leuchten im SLR-Spiegelkasten angeboten. Funktionierte laut Popular Photography-Bericht ideal für SW, auch bei Farbfilm.
@michael przewrocki
Vorbelichtung bzw. eine mehrstufige Belichtung funktioniert digital wohl nicht. Die Lichtinfos werden aus dem Sensor ausgelesen oder dort gelöscht.
Aber gab es damals nicht für dieses Problem das Prinzip mit einer zusätzlichen Lichtquelle für Streulicht, um damit den Kontrast kontrolliert zu reduzieren und so auch normalen Diafilm anstelle von Duplicating Film zu verwenden?!
@Rolf und Markus – wie Markus habe ich das vor 10 Jahren mit einem Nikonbalgengerät und Diakopiervorsatz ausprobiert, jedoch waren die Resultate mit der D70 im Vergleich zum Coolscan um Welten schlechter. Werde nächstens das Ganze mit der D800 und einem Coolscan V wiederholen und hier die Ergebnisse kurz beschreiben.
Bowens Illumitran hiess das diakopiergerät nach demselben prinzip wie oben von mir beschrieben Concurrent Photon Amplifier CPA welches in der Kamera eingebaut wurde.
@michael Multiblitz hatte evenfalls ein Diakopiergerät mit der selben Funktionalität. Mit einer kleinen Lampe oder Blitzröhre innerhalb des Balgens zur Kontraststeuerung. Habe vor mehr als 30 Jahren dieses Kopiergerät der Kanti Baden rege in Betrieb gehabt, um in einem Schullager von den SW-Negativen meiner SchulkollegInnen mit Dokumentenfilm SW-Diapositive herzustellen (da brauchte ich den Kontrast des Dokumentenfilmes für Dias mit einem vernünftigen Gamma, deshalb was die Kontraststeuerungslichtquelle ausgeschaltet.
Foto Brenner in Deutschlad bietet übrigens Umbausätze für Diaprojektoren an (Lampe, Opalglasscheibe, etc), um mit der Digi-Spiegelreflex gleich halb automatisch ein ganzes Magazin voll Dias digitalisieren zu können.
@ dominic Zum Diakopiergerät von Multiblitz gab es ein von Novoflex produziertes Baldengerät, das eine Öffnung für einen Lichtleiter hatte. Es war keine eigene Lampe oder Blitzröhre. Während das Diakopiergerät und der Balgen von Multiblitz gebraucht zu finden sind, sieht es beim Lichtleiter ziemlich schlecht aus. Der ist meist verloren gegangen, weil vergessen wurde, wofür er gedacht war.
@sikke. Danke für die Präzisierung. Wusste das nicht mehr, dass es ein Lichtleiter war. Wenn es ein vom Blitz gekoppelten Lichtleiter ist, ist die Funktionsweise auch klar: Kontrastreduktion durch kontrolliertes Streulicht (und keine Vorbelichtung, was auch den Kontrast reduzieren würde, aber primär die Schatten aufhellen würde).