Der Internetpionier Vinton G. Cerf hat kürzlich öffentlich gewarnt, dass künftig unsere Zeitgeschichte mangelhaft dokumentiert sein könnte, weil die digitalen Daten nicht mehr abrufbar sein könnten. Der deutsche Photoindustrie-Verband sieht als Lösung des periodische Überspielen der Daten auf neue Speichermedien und das Erstellen von Papierausdrucken.
Die Warnungen vor einem dunklen digitalen Zeitalter sind so alt wie die digitale Welt – jetzt ist sie neu entflammt durch die Äusserungen Vinton G. Cerf, einem der Gründungsväter des Internets, der heute den Google-Konzern vertritt. «Auf dem Jahreskongress der ‚American Association for the Advancement of Science‘ sprach er aus, wovor der deutsche Photoindustrie-Verband», so der Vorsitzende Christoph Thomas, «seit Anbeginn der digitalen Fotografie warnt, nämlich dem digitalen Vergessen durch Datenverlust oder weil frühere Daten heute nicht mehr aufrufbar sind.»
Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass ein ganzes Jahrhundert dem Vergessen anheimfällt. «Doch wir können uns schützen», so Thomas, «indem wir unsere Bilder auf Papier ausgeben, sei es nun als einzelne Prints oder in Form von Fotobüchern.» Möglichst grossformatig sollte die Ausgabe sein, damit sie durch Scanprozesse gegebenenfalls der digitalen Welt zu einem späteren Zeitpunkt wieder zugeführt werden können.
Vinton G. Cerf sieht in der Bildausgabe auf Papier den derzeit einzig gangbaren Weg, sich vor dem Verlust seiner Aufnahmen zu schützen. «Wenn Sie Bilder haben, die Ihnen viel bedeuten, drucken Sie sie aus», so Vinton G. Cerf. «Wir fühlen uns endlich bestätigt», so Thomas, «denn vielfach wurden unsere mahnenden Worte nur dahingehend interpretiert, den Markt für Papierbilder ankurbeln zu wollen.»
Die Geschichte der Speichermedien
Die Geschichte der Speichermedien reicht weit zurück – in der Lochkarte 1725 liegt der Anfang begründet, die Herman Hollerith 1890 zur Auswertung der Volkszählung einsetzte. 1976 sorgte die 5,25 Zoll Floppy Disc als Massenprodukt für die Möglichkeit, sowohl Dokumente zu speichern als auch das Betriebssystem zu starten. 1990 folgte die CD-ROM, auf der auch heute noch Daten archiviert werden. Im Jahr 1994 kam die ZIP-Diskette mit einem unglaublichen Speichervolumen von 100 MB auf den Markt – mittlerweile ist dieses Speichermedium nahezu verschwunden.
Die Geschichte der Speicherkarten ist eng verbunden mit der Geschichte der Digitalkamera. Das erste CompactFlash-Medium mit vier Megabyte Kapazität wurde 1994 von SanDisk vorgestellt. 1998 stellte Sony den ersten Memory Stick vor, dieser wurden auch in älteren Versionen der Playstation verwendet. Flash-Speicher finden überall dort Anwendung, wo Informationen persistent (nichtflüchtig) auf kleinstem Raum – ohne permanente Versorgungsspannung – gespeichert werden müssen. Dazu zählen auch weiterhin Speicherkarten für Digitalkameras und andere mobile Geräte, wie Mobiltelefone, Smartphones und Handhelds. Andere Bauformen beziehungsweise Geräte, in denen diese Speichertechnik genutzt wird, sind USB-Sticks, die im Jahr 2000 eine technische Revolution darstellten. Speichermedien, dies zeigt dieser kleine Abriss, der bei weitem mit Audiokassetten, VHS-Kassetten etc. nicht komplett ist, sind einem ständigen Wandel unterworfen und werden dementsprechend durch Neuentwicklungen abgelöst. Durch Beanspruchung und Alterung werden sie für Datenverluste anfällig. Heute sollen Cloud-Lösungen dieses Manko wettmachen, denn sie stehen nicht nur für die Speicherung von Daten sondern auch für deren unbegrenzte Verfügbarkeit über das Internet.
Programme im Wandel der Zeit
Programme unterliegen, wie Speichermedien, mit ihren Weiterentwicklungen einer ständigen Veränderung, die zur Folge hat, dass Daten aus früheren Jahren mit aktuellen Programmen nicht zwangsläufig mehr eingelesen werden können. «Während wir mailen, bloggen, tweeten, PDFs verschicken, oder über WhatsApp Nachrichten, Bilder, Videos teilen, wandeln sich die Programme, die wir benötigen», so Christoph Thomas, «um die Daten lesen zu können.» Vinton G. Cerf fordert daher ein offenes Format, denn was wäre, wenn beispielsweise Microsoft seine Lizenzen für Formate verkauft oder sie mit seinen Programmen nicht länger unterstützt.
Mit der digitalen Fotografie hat sich mit Beginn des Jahres 1992 das JPEG als Speicherformat für Fotografien durchgesetzt. Die Bezeichnung «JPEG» geht auf das Gremium «Joint Photographic Experts Group» zurück, das die JPEG-Norm entwickelt hat. Christoph Thomas ist sich sicher, dass JPEG als Datenformat auch in Zukunft nicht ausgedient haben wird.
Quelle: Deutscher Photoindustrie-Verband