Während der «Art Basel»-Woche, vom 17. bis 20. Juni 2015, feiert die «photo basel» als erste Fotokunstmesse in Basel ihr Debüt. Dabei darf sie sich mit vielen international bekannten Ausstellern aus 10 Ländern mit über 100 Werken junger und arrivierter Fotografen in der Fotoszene über die Schweizer Grenzen hinaus sehen lassen.
Es war ein brillanter Schachzug, die «photo basel» just in die Woche der «Art Basel» zu legen, in eine Zeit also, wo ohnehin viele Kunstliebhaber die Stadt am Rheinknie besuchen. Da nimmt sich mancher, der an der «Art» ist und an Fotokunst interessiert ist, noch zwei, drei Stunden Zeit für einen Abstecher in den Ackermannshof, um dort bei namhaften Galerien Newcomer und Aufsteiger unter 40 zu entdecken – Fotografen, deren Werke schon einmal die erste Hürde der Galeristen genommen haben und jetzt darauf warten vor einem grösseren Publikum zu bestehen.
Die beiden Initianten der «photo basel», Sven Eisenhut und Samuel Riggenbach
«Das ist auch Teil unseres Konzepts» meinen Sven Eisenhut und Samuel Riggenbach, die beiden Initianten der Photo Basel. «Wir wollen im Hauptteil der Messe vor allem die jungen Talente fördern und daneben in anderen Räumen den grossen Meistern sowie der Sonderausstellung ‚Drive in‘ Platz bieten. Damit decken wir nicht nur ein breites Interessespektrum ab, sondern wir unterscheiden uns auch von den Konzepten anderer Fotokunstmessen.»
Esther Woerdehoff, Paris, vertritt Klassiker, wie René Burry, Frank Horvat, Edouard Boubat und Philipp Giegel und zeigt junge Künstler, z.B. Fabian Unternährer, Chema Madoz, Simone Kappeler und Michael Schnabel. Auch das Keyvisual «#6 Popsicles» von PutPut ist bei Esther Woerdehoff im Original zu sehen.
Mirjam Cavegn, Bildhalle Küsnacht, eröffnet in ihrer jungen Galerie jährlich sechs bis acht Ausstellungen und ist auf dem Stand mit jungen Künstlern vertreten, zum Beispiel Douglas Mandry und Carmen Mitrotta aus Mailand
Die Galerie Baudoin Lebon aus Paris zeigt eine Soloposition der afroamerikanischen Künstlerin Ayana V. Jackson welche im Jahr 2013 mit ihrer «poverty pornography» für Aufsehen sorgte
Die Galerie Stieglitz 19 aus Belgien ist auf die Förderung junger Künstler spezialisiert und zeigt Bilder von Françoise Huguier, Anders Petersen, John Humble, Oliver Sieber und Jessica Backhaus
Die Zürcher Galerie ist widmertheodoridis hat Werke des jungen Schweizers Sebastian Stalder (Gewinner des Swiss Art Awards 2013) und des Österreichers Marko Zink am Stand
Eigentlich hatte alles damit begonnen, dass sich vor rund anderthalb Jahren eine Gruppe Enthusiasten zum Ziel setzte, eine Fotokunstmesse in Basel zu organisieren. Als das Projekt immer konkreter wurde, hätten sich schon bald einige wieder verabschiedet, und zum Schluss seien sie übrig geblieben: Sven Eisenhut und Samuel Riggenbach. «Wir haben uns lange umgesehen und an allen Messen orientiert» erinnern sie sich. «Wir waren an der ‚Paris Photo‘, wir waren in Arles, dann an der ‚Photo15‘ in Zürich – und an all diesen Orten sahen wir, was wir anders machen wollten. Dann arbeiteten wir ein neues, eigenes Konzept aus und beschlossen, die ‚photo basel‘ so durchzuführen, wie sie uns als Ideal vorschwebte. Und seither sind nur gerademal neun Monate verstrichen.»
Die Galerie Degen Basel ist auf «pop up Mouvement» spezialisiert und zeigt junge Künstler Modern- und Contemporay-Szene, wie Alexander Palacios, Sergej aparin oder Vadim & Vitality
Die Kahmann Gallery aus Amsterdam hat die holländische Vintage Fotografie im Fokus und zeigt Werke von Jeroen Hofman und Katrien Vermeire
Amanasalto aus Tokio und Brüssel ist auf Fine Art Palatinum Prints spezialisiert und zeigt in Basel die beiden japanischen Fotografen Miyako Ishiuchi und Ishiuchi Miyako. Etwas versteckt kann man auch Transferprints von Sarah Moon finden
Die Photo Edition Berlin pflegt ein breites Portfolio von abstrakter und konkreter Fotokunst. Schwerpunkt am Stand sind die Abstraktionen von Eliška Bartek
Suite 59 aus Amsterdam ist auf Klassiker spezialisiert wie Edward Quinn, Jean Dieuzaide und Mart Engelen. Ein Highlight ist das Picasso-Porträt von André Villers
Eine Portion Glück gehört auch dazu. «Bald fanden einige Kunstkenner und Meinungsbildner unsere Idee interessant und so tauchten wichtige Namen auf, die uns Tür und Tor öffneten: Esther Woerdehoff aus Paris zum Beispiel, oder Mirjam Cavegn von der jungen Bildhalle in Küsnacht oder Roger Humbert, der als bekannter Basler Fotograf die ganze Szene kennt.»
Sonderausstellung «Drive in»
Ein Schwerpunkt der «photo basel» ist die Sonderausstellung «Drive-In», die allerdings in erweiterter Form bereits in der Bildhalle zu sehen war (Fotointern berichtete). Sie zeigt den Menschen und das Automobil als fotografisches Thema in verschiedenen Ländern und Epochen. Kuratiert wurde diese Gruppenausstellung von Esther Woerdehoff, Paris und Mirjam Cavegn von der Bildhalle.
Sie zeigt Arbeiten von 26 namhaften amerikanischen und europäischen Fotografen von den 1940er bis heute: René Burri, Lillian Birnbaum, Nicolas Dhervillers, Elliott Erwitt, Leonard Freed, René Groebli, Maurice Haas, Léon Herschtritt, Thomas Hoepker, Claudia Imbert, Simone Kappeler, Jason Langer, Xavier Lambours, Tobias Madörin, Gérard Musy, Axel Martens, Inge Morath, Hans Peter Riegel, Emil Schulthess, Paul Senn, Louis Stettner, Sam Shaw, Arthur Tress, Burk Uzzle, Raffael Waldner und Bruno Augsburger. Eine klassische Note also, welche die «photo basel» ideal abrundet.
Die «photo basel» findet im Ackermannshof statt, einem Patrizierhaus an der St. Johannsvorstadt
Mit der «photo basel» ist der Grundstein für eine neue Fotokunstmesse in der Nordwestschweiz gelegt, die im Dreiländereck wahrscheinlich sehr erfolgversprechend positioniert sein dürfte, zumal Basel mit über 20 Kunstmuseen und –galerien auf ein sehr kunstinteressiertes Publikum zählen darf. Dennoch liegt neben der gigantischen «Art» die Messlatte des Erfolgs relativ hoch, und man kann den beiden Unternehmern Sven Eisenhut und Samuel Riggenbach nur viel Glück und Erfolg wünschen – denn die Basler Fotokunstszene braucht eine «photo basel» …
Urs Tillmanns, Text und Bilder
(Die Bilder entstanden mit einer Fujifilm X30)
Die «photo basel» 2015 in Kürze
Datum | 17. – 20. Juni 2015 |
Öffnungszeiten | 10:00 – 18:00 Uhr |
Ort | Ackermannshof, St. Johannsvorstadt 19-21, 4056 Basel |
ÖV | Tram Nr 11 oder Bus Nr. 30, Station «Johanitterbrücke» |
Eintritt | Erwachsene CHF 12.– Schüler, Studenten, Lehrlinge bis 25 Jahre: freier Eintritt |
Veranstalter | photo basel GmbH, Im Davidsboden 12, 4056 Basel |
Weitere Informationen unter www.photo-basel.com.
Hier gibt es auch ein Verzeichnis aller ausstellenden Galerien.
Eine Fotomesse als eine der zig Nebenmessen zur Art wäre grundsätzlich gut, aber doch nicht so, wie es die beiden machen! Was soll diese dümmliche Altersgrenze 40? Die Räumlichkeiten des Ackermannshof sind ja nicht so gross; wie soll da Photokunst in ihrem immer grösser werdenden Formaten entsprechend gezeigt werden? Die Idee mit diesen drei Sektionen ist ja gut, aber es gibt dafür einfach zu wenig Platz, vielleicht müsste man stattdessen mal eine der drei gut machen.
An die Redaktion: So, wie ihr hier schreiben tut, gibt es für diese Anfänger fast keine Luft mehr nach oben. Ich finde aber, dass es die aber noch reichlich hat.