Urs Tillmanns, 21. Juni 2015, 10:42 Uhr

Olivenbäume in Apulien

Die Olivenbäume in Apulien fallen reihenweise fremdländischen Feuerbakterien zum Opfer. Heino Heimann hat sie im Bild festgehalten – auf seine Weise: 127 mal 160 cm gross direkt auf das Positivmaterial Ilfochrome belichtet. Eine Art der Fotografie, die nur von wenigen Spezialisten weltweit gepflegt wird.

 

Die Meldung hat schnell die Runden gemacht: Riesige Olivenhaine in Apulien sind von einem fremdländischen Schädling befallen und gefährden nicht nur die wirtschaftliche Existenz einer ganzen Region, sondern auch einmalige, jahrhundertealte Olivenbäumen. Heino Heimann hat sie zum Thema gemacht und ist nach Süditalien gefahren, um die Jahrhundert alten Bäume zu fotografieren mit seiner metergrossen «Chrome-Camera» direkt auf Ilfochrome-Material.

 

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Fotointern: Herr Heimann, Apulien ist ja nicht gleich um die Ecke. Was hat Sie bewogen dorthin zu fahren.

Heino Heimann: Genau die Meldung, die Sie eingangs geschildert haben. Ich wollte diese Bäume nicht nur sehen, sondern ich wollte sie auch fotografieren mit der Ausrüstung, mit der ich üblicherweise fotografiere – direkt auf Ilfochrome.

 

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Fotointern.ch: Das ist jene Ganzraumkamera mit dem Riesenobjektiv, die ich damals in Ihrem Studio in Marly und in der Photobastei gesehen hatte, ich erinnere mich (Fotointern.ch berichtete, siehe Links). Und damit sind Sie nach Süditalien gereist?

Heino Heimann: Nicht ganz. Zuerst bin ich ohne Kamera dorthin gefahren, um zu rekognoszieren. Ich wollte die Landschaft sehen, wollte erkunden, wo die besten Standorte sind und wollte sehen, ob es dort noch Bäume gibt, oder ob schon alle abgeholzt ist. Was ich fand, war eine prachtvolle Landschaft, mit alten knorrigen Olivenbäumen – kilometerweit. Motive noch und noch! Der Entschluss war gefasst: zurück in die Schweiz, Kamera holen und gleich wieder nach Apulien, bevor die Motorsägen kommen.

 

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Fotointern.ch: ‚Kamera holen‘ hört sich sehr einfach an. In Tat und Wahrheit dauert es wohl eine Weile, bis die ganzen Vorbereitungen getroffen waren …

Heino Heimann: Das ist schon richtig, aber ich habe inzwischen Übung darin. Und die Kamera ist nicht jene, die Sie gehen haben, sondern es ist ein Anhänger, der völlig lichtdicht ist und nur seitlich eine Öffnung hat, um das Objektiv einzusetzen oder die kleine Lochblende, wenn ich die Kamera als Camera obscura einsetzen will.

 

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Fotointern.ch: Und dann ging’s zurück, wieder gen Süden  …

Heino Heimann: Genau. Ich hatte auch ausreichend Material dabei, um mehrere Aufnahmen machen zu können.

Fotointern.ch: Ist die Materialbeschaffung ein Problem?

Heino Heimann: Für mich nicht. Ich konnte damals, als die Produktion des Ilfochrome Direktmaterials eingestellt wurde, einen grossen Restbestand tiefgekühlt einlagern. Das Material ist absolut stabil, und da ich immer mit der gleichen Charge arbeite, kenne ich auch dessen Charakteristik sehr gut.

 

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Fotointern.ch: Wie ist es Ihnen bei den Aufnahmen in Apulien ergangen?

Heino Heimann: Es ist eigentlich alles planlos verlaufen. Das Wetter hat mitgespielt, und die Lichtstimmung passte optimal zum Thema. Eine Ungewissheit bleibt natürlich, die man sich im digitalen Zeitalter gar nicht mehr gewohnt ist: Man fährt mit ein paar belichteten Rollen Papier zwölfhundert Kilometer hin und wieder zurück und weiss nicht, ob die Bilder etwas geworden sind, bis diese dann langsam aus der Entwicklungsmaschine kommen. Das ist ein ebenso atemberaubender Moment, wie die Aufnahme selbst.

 

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Fotointern.ch: Was ist das Resultat Ihrer Expedition?

Heino Heimann: Es sind insgesamt 11 Unikate in der Grösse 127 mal 160 cm, von denen Sie einige in diesem Artikel als Illustrationen sehen. Natürlich habe ich von den Originalen Repros gemacht, doch diese geben nie den gleichen Eindruck wieder, wie die fast naturgrossen Originale. Diese zeigen eine Fülle von feinsten Details und haben eine Auflösung, die dem menschlichen Auge deutlich überlegen ist.

Fotointern.ch: Was geschieht mit den Originalen?

Heino Heimann: Anfang August werden drei Bilder in der neuen Photobastei am Sihlquai zu sehen sein. Ferner werden In Dubai fünf Bilder aus der Serie in der Galerie «Empty Quarter» präsentiert.

 

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Fotointern.ch: Können Sie sich davon trennen?

Heino Heimann: Nicht immer schmerzlos. Aber das Wesentliche ist für mich die Idee, deren Umsetzung mit dem ganzen Aufwand der Aufnahme bis hin zum fertigen Bild. Das ist jedes Mal eine grosse Herausforderung und eine Genugtuung, wenn das grosse Originalbild geglückt ist. Ich komme mir manchmal vor wie ein Maler, der nach seinem kreativen und handwerklichen Prozess das Werk als abgeschlossen betrachtet und sich neuen kreativen Projekten zuwendet.

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Fotointern.ch: Nun, wir sind gespannt, mit welchen weiteren Projekten Sie uns überraschen werden. Für  uns ‚Kleinformatigen‘ sind schon Ihre Reproduktionen ein wichtiges Vermächtnis, das uns dereinst an eine Landschaft erinnern wird, die es dann nicht mehr geben wird …

Urs Tillmanns

Links zum Thema:

Mehr Infos auf der Webseite von Heino Heimann www.chrome-camera.com und auf https://de.pinterest.com

Mehr über die Olivenbäume in Apulien:
• «Erst stirbt die Palme, dann der Olivenbaum», www.freitag.de
 «Italien lässt eine Million Olivenbäume fällen», www.tagesspiegel.de

Mehr über Ilfochrome

Unsere früheren Artikel über Heino Heimann
Heino Heimann: «4 ISO und ein altes Béret …», 02.06.2013
• Heute: Eröffnung der «Photobastei» im «Hochhaus der Fotografie» in Zürich, 16.01.2014

 

 

2 Kommentare zu “Olivenbäume in Apulien”

  1. Cibachrome/Ilfochrome muss man trotzdem mit UV-Schutz versehen. Sonst gibts nach einigen Jahren Sonnneinstrahlung eine böse Überraschung. Ok, habs mit Direktaussetzung am Aussenfenster etwas übertrieben. Hab früher alle Kunden-Panoramen mit UV-schutzschicht machen lassen. ZBE-Chromira-Testbild(LED-Drucker) hielt sich-ohne Schutz- erstaunlich lange. Kontrast etwas geringer.

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