Im Gegensatz zum Kameramarkt entwickelt sich das Bildergeschäft weiterhin positiv. Besonders Fotobücher sind gerade in der Ferienzeit unverändert beliebt und für viele Fotofachhändler zu einem unverzichtbaren Umsatzträger geworden. Wir haben den Branchenfachmann und Fotoanalysten Kurt Freund nach den jüngsten Trends im mehrwertigen Outputsegment befragt.
Herr Freund, Sie verfolgen die internationale Fotoszene laufend auf Messen, Ausstellungen, mit Industrievertretern und ihren Kunden. Welche Trends erscheinen Ihnen am wichtigsten?
Wir leben in einer sehr unsicheren Zeit. Unsicher, weil viele den Glauben an die Fotoindustrie aufgegeben haben, nachdem die Smartphones grosse Bereiche des Geschäfts eliminiert haben. Dadurch entstehen für den Fotohandel neue Voraussetzungen – weg vom Kleinwarengeschäft, möglichst hin zu besseren Ertragssituationen mit teureren Produkten. Folglich gibt es wieder neue Geschäftsmöglichkeiten – nicht zuletzt im Printbereich. Ich glaube an die Fotoindustrie, auch wenn sie derzeit eine schwierige Zeit des Wandels durchmacht.
Will heissen …?
Will heissen, dass sich die Anbieter umorientieren und sich auf neue Produkte konzentrieren müssen, wie höherpreisige Kompaktsystem- und Spiegelreflexmodelle und die dazu passenden Wechselobjektive und Zubehörteile. Das sind nicht nur teurere Produkte, die mehr Umsatz und mehr Gewinn bringen, sondern, sie bringen auch Kunden ins Geschäft, die wieder vermehrt die Fachberatung suchen. Wenn man sich achtet, welche Art von Produkten die Kamerahersteller in letzter Zeit auf den Markt brachten – grosse Zoomobjektive mit durchgehender Lichtstärke, Bridgekameras und Kompaktmodelle der oberen Leistungsklasse, so unterstreicht dies gerade diese These. Dies sind Produkte, die bei weitem weniger preissensitiv sind als es früher das Segment der billigen Kompaktmodelle war. Der Markt wird sich in nächster Zukunft sehr stark verändern, und der Fotohändler muss nach neuen und zusätzlichen Geschäftsmöglichkeiten suchen – weil das Kompaktsegment zu einem grossen Teil weggefallen ist und weiter wegfallen wird.
Wo steht der Fachhandel heute?
Für viele Fachgeschäfte ist es jetzt Zeit für eine Standortbestimmung. Sich in Sicherheit zu wiegen, ist heute gefährlich. Viele stehen vor grundlegenden Existenzfragen, vielleicht ohne sich dessen bewusst zu sein. Sie haben beispielsweise ihr Nachfolgeproblem nicht lösen können, oder es stehen an guten Geschäftslagen Mietzinserhöhungen an, welche das bewährte Geschäftsmodell plötzlich in Frage stellen. Neben der erwähnten Ausrichtung auf höherpreisige Produkte, wird mancher Händler nach neuen Produkten Ausschau halten müssen, um neuen Umsatz generieren zu können.
Welche neuen Geschäftsmöglichkeiten sehen Sie vor allem, was muss man heute tun, um morgen noch dabei zu sein?
Ein ganz wichtiger Punkt ist die Anpassung der Technologie und der Arbeitsmethoden. Die Meinung, dass ein amortisiertes Gerät den Händler mit geringeren Betriebskosten in die Gewinnzone bringt, ist eben nur zum Teil richtig. Moderne Laborgeräte sind nicht nur mit geringeren Investitionskosten verbunden als früher, sondern ihre Wartungs-, Unterhalts- und Betriebskosten sind auch deutlich günstiger. Ein weiterer Vorteil ist dass man den Quadratmeterbedarf massiv reduzieren kann. Es ist essentiell, dass man mit den neuen Geräten die neuen gefragten Produkte, die meist auch profitabler sind, ausbelichten kann. Im Weiteren muss es uns gelingen, dass wir die Smartphone und Tabletts Users ins Fachgeschäft bringen. Dies braucht natürlich Kreativität. In Skandinavien bieten beispielsweise Fotofachhändler erfolgreich Reparatur- und Zubehörservice für Handys an.
Welche Fotoprodukte sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten?
Vor allem Printprodukte, die doppelseitig bedruckt und auch entsprechend attraktiv gestaltet werden können. Sie unterstreichen die Professionalität des Fotofachhändlers. Dann aber auch an Fotobücher und Glückwunschkarten, sowie Dokumentationen jeder Art. Event-Fotografie mit professionellen portablen ‚Selfie Systemen‘ kann ein weiterer Generator für das Output Geschäft sein. Nur was geprintet ist, wird eines Tages Bestand haben!
Die Haltbarkeit digitaler Daten ist heute ein aktuelleres Thema denn je. Die Aussage von Danny Williams [Fotointern berichtete], dass man wieder vermehrt Papierprints anfertigen sollte, weil sich die jederzeit wieder einscannen lassen, auch wenn die digitalen Daten längst gelöscht oder nicht mehr lesbar sind, ist ein hoch interessanter Aspekt. Diesen Aufruf sollten die Fotohändler weitertragen und ihre Stammkundschaft und neue Kunden darauf hinweisen, dass Prints und Fotobücher die einzig archivbeständige Form unserer Erinnerungen und Dokumentationen sind.
Das heisst ja nicht, dass die Produktion unbedingt inhouse stattfinden muss.
Nicht zwingend – aber die Herstellung im eigenen Betrieb hat unermessliche Vorteile. Man kann dem Kunden ein attraktives Produktesortiment anbieten und ist in der Lage kürzeste Lieferzeiten zu bieten. Das Kundenverhalten hat sich grundsätzlich verändert: Jeder will alles möglichst sofort, dabei wäre der Kunde gerne bereit für einen schnellen und professionellen Service mehr zu bezahlen. Wer schnell und kompetent ist, macht heute das Geschäft.
Herr Freund, wir danken Ihnen bestens für dieses Gespräch.
Kurt Freundist Inhaber und Geschäftsführer der Imaging Power GmbH, die auf Printlösungen für den Fotofachhandel spezialisiert ist und die Marke Noritsu in der Schweiz vertritt. Er führt regelmässig Seminare und Produkte-Workshops durch. Die nächsten sind am 25. August 2015 in Bern und am 26. August 2015 in Adliswil/Zürich. Weitere Infos finden Sie auf seiner Webseite www.imagingpower.com |
Wo kann jman seine Bilder auf den neuen Noritsu-Maschinen ausdrucken lassen? zb. beidseitige oder einseitige Panoramen? bis 175cm Länge.
@Michael. Bis 175 cm Länge geht nicht auf Noritsu-Geräten. Das ist eine Grösse, die man sinnvollerweise auf einem Grossformatdrucker (LFP) printet. Dort geht es endlos.
Gruss Urs