Ein norwegisches Filmteam hat mit der kürzlich eingeführten Videokamera Canon ME20F-SH erste Videoaufnahmen gemacht und das Video mit Aufnahmen des Nordlichts auf YouTube publiziert. Da die Empfindlichkeit der Kamera bis auf ISO 4 Millionen gesteigert werden kann, sind mit ihr auf einfache Weise spezielle Aufnahmen und Einsätze unter schwierigen Lichtbedingungen möglich.
Vom nördlichen Polarlicht bzw. vom Nordlicht (Aurora Borealis) gibt es massenweise Videos im Web. Grösstenteils handelt es sich um Videos, die als Zeitraffer (Time Lapse) mittels Intervallaufnahmen eines Fotoappartes entstanden sind. Diese Videos halten zwar die Bewegungsmuster eines Polarlichtes am Himmel fest, zeigen diese Bewegungen jedoch nicht in Echtzeit. Der Grund liegt darin, dass für Videos mindestens 24, 25 oder 30 Bilder pro Sekunde benötigt werden, was für Belichtungszeiten eine untere Grenze bestimmt.
Im Unterschied dazu sind bei den Einzelaufnahmen für Zeitraffer längere Belichtungszeiten als 1/25s möglich. Um also für Videos bei Nacht die nötigen Belichtungszeiten zu erhalten, sind Foto- oder Videokameras mit hohen ISO-Werten nötig.
Nordlicht (Aurora borealis) mit hoher Intensität in Norwegen (Wolken versperren nicht nur den Blick aufs Nordlicht und den Sternenhimmel, sondern reflektieren zudem das orange Licht von Strassenbeleuchtungen der Siedlungen. Bild: Markus Zitt)
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Filmen mit der lichtempfindlichen ME20F-SH
Canon hat nun jüngst mit der ME20F-SH eine professionelle Mehrzweck-Videokamera vorgestellt, die hinsichtlich ihrer Empfindlichkeit von bis zu ISO 4 Millionen alles in den Schatten stellt und die Aufzeichnung von Farbvideos bei extrem wenig Licht erlaubt.
Mit einer maximalen ISO-Empfindlichkeit von über 4 Millionen (+ 75dB) eignet sich die Kamera für eine breite Palette an Einsatzmöglichkeiten in Situationen, die bisher undenkbar waren.
Das norwegische Filmteam «Aurora Skycam» konnte nun anfangs September mit einer solchen Kameras erste Low-Light-Aufnahmen des Polarlichts bei nahezu absoluter Dunkelheit filmen und hat den Film auf YouTube publiziert.
Die Farben und der Detailreichtum eröffnen gemäss einer Aussage von Managing Director Anders Hanssen vom «Aurora Skycam»-Team neue kreative Möglichkeiten. «Die ME-20F-SH ist die erstaunlichste Kamera, die es gibt. Eine Revolution, wenn es um die Fotografie bei Nacht geht. (…)»
Das Polarlicht entsteht duch Partikel aus dem Weltraum, die von der Sonne weggeschleudert wurden und dann von Magnetpolen angezogen in die Erdatmospäre einfallen und dort reagieren. (Durch die Ionisierung wird Licht emitiert, dessen Farbe von den beteiligten Elementen abhängt.) Dadurch entsteht am Himmel das Polarlicht, das in verschiedenen Farben, hauptsächlich jedoch als grünliche Lichtbänder erscheint.
Blickt man in den wolkenlosen Nachthimmel zeichnen die Partikel Formen in den Himmel, die partiell auftauchen, sich fliessend bewegen und sich partiell in der Leuchtintensität verändern und schliesslich verblassen. Die Bewegungsmuster erinnern etwas an jene von Flüssigkeiten in einer Lavalampe.
Die Kamera hat grosses Potential. Bislang waren solche Nacht- und Polarlichtvideos die Domäne der Sony Alpha 7. Davon gibt es einige bei Youtube und vimeo
Ein frühes Bespiel
https://www.youtube.com/watch?v=-ux3DMkbCrA
Ja, der Einsatz ist aber nicht nur auf Extremsituationen und Dokus beschränkt, sondern ermöglicht auch sonstige Filme bei vorhandenem Licht oder mit weniger aufwändigem Lichtequipment/-setup zu drehen. (Kubrick würde Barry Lyndon sicher gleich nochmals mit so einer Kamera drehen.)
Sony: Schon vor der A7S gab es mit der Canon EOS 1D X und C sowie der Nikon D4/D4s die Möglichkeit einfach Videoaufnahmen mit hohen ISO-Werten zu machen. Alle diese High-ISO-Kameras sind allerdings Fotoapparate und damit für professionelle Filmdrehs nicht so geeignet, wie eine reine professionelle Videokamera.
Ich finde beide Kameras (Sony A7II und diese Canon) spielen – trotz ihrer hohen Lichtempfindlichkeit – in zwei völlig verschiedenen Welten und daher kommt ein Vergleich der beiden in meinen Augen dem, der Äpfel und Birnen gleich.
Aber zum eigentlichen Thema:
Es ist erstaunlich zu sehen, welch Empfindlichkeiten heute schon möglich sind. Vor 10 Jahren hat daran noch keiner gedacht. – da Lag der Tellerrand des brauchbaren ISOs zwischen 1600 oder 2000. Heute kann man noch gute Ergebnisse mit ISO 52k erziehlen!
Ich bin gespannt, wie die Entwicklung weiter geht und welche Möglichkeiten und Türen uns da noch geöffnet werden.