Urs Tillmanns, 25. September 2015, 08:00 Uhr

Nicht verpassen: Supermond von Sonntag auf Montag

Wer aussergewöhnliche Mondaufnahmen machen möchte, sollte sich auf die Nacht von Sonntag auf Montag vorbereiten. Vom 27. auf den 28. September 2015 erstrahlt ein Supermond in ungewöhnlicher Erdnähe und gleichzeitig ist auch noch Mondfinsternis. Eine seltene und mystische Konstellation, die erst 2033 wiederkommt.

 

Ein Supermond ist nichts Alltägliches. Mehr als 30 Jahre war er in dieser Anmutung nicht mehr zu sehen – so gross war er das letzte Mal 1982. Am 10. August 2014 war zwar auch schon die Rede vom Supermond – in diesem Jahr kommt er der Erde noch einmal 20 Kilometer näher und präsentiert sich uns damit so gross und hell wie schon lange nicht mehr. Wenn wir dieses Schauspiel verpassen, dann müssen wir bis 2033 warten.

Mondstimmung Rolf Benz 750
Mystische Stimmung © Blende, Rudolf Benz

 

Wann spricht man vom Supermond?

Ist der Mond der Erde näher als 367‘607 Kilometer dann spricht man vom Supermond. Alle 14 Monate liegt ein Supermond vor, doch in diesem Jahr in der Nacht vom 27. auf den 28. September ist er noch stärker ausgeprägt. Durch die Nähe zur Erde erscheint uns der Mond besonders gross – etwa 14 Prozent grösser als sonst – und heller mit etwa 30 Prozent, wie wir in Erfahrung gebracht haben. Für uns am augenfälligsten ist der Supermond, wenn wir ihn in Relation zu Häusern und Bäumen wahrnehmen. Dann erscheinen die Grössenveränderungen so massiv. Gleichzeitig mit dem Supermond haben wir in Mitteleuropa in den frühen Morgenstunden des 28. Septembers eine totale Mondfinsternis. Der riesige Vollmond tritt um 03:07 Uhr in den Kernschatten der Erde und von 04:11 bis 5.24 Uhr befindet er sich vollständig im Schatten.

 

Welche Fotoausrüstung ist optimal?

Mit einem Smartphone braucht man den Mond nicht fotografieren – das ist schade um den Strom, den man verbraucht. Eine Profifotoausrüstung ist jedoch auch nicht notwendig, um den Supermond wirkungsvoll in Szene zu setzen. Empfehlenswert sind hochwertige Kompaktkameras mit einem grossen Zoombereich oder Kameras mit Wechseloptik, also kompakte System- und Spiegelreflexkameras, mit einem Teleobjektiv. Empfehlenswert sind ein 300-mm-Teleobjektiv für APS-C-Kameras beziehungsweise 500 mm für Kameras mit Vollformatsensor. Ein stabiles Stativ ist Pflicht, denn bereits kleinste Erschütterungen lassen sonst die Mondaufnahmen hoffnungslos verwackeln. Um den Kontrast der Mondfläche zu steigern, empfiehlt sich das Fotografieren mit einer Taukappe beziehungsweise einer Gegenlichtblende. Nützlich sind zudem Fernbedienungen/Fernauslöser zum Auslösen der Kamera. Schon das Auslösen der Kamera kann zu Erschütterungen führen, die unscharfe Aufnahmen zur Folge haben. Ist es nicht möglich, die Kamera mit einem Fernauslöser zu betreiben, so kann bedingt der Selbstauslöser helfen. Ist er einmal aktiviert, so läuft der Aufnahmemechanismus nach vorgegebener Zeit ab.

Mond Andre Wegel 750
Mond © Blende, Andre Wegel

 

Die Kameraeinstellungen

Kontrastreiche Aufnahmen vom Mond, der mit einer grossen Helligkeit aufwartet, setzen die Wahl einer geringen ISO-Zahl voraus, die unserer Ansicht nach eher bei 400 oder 200 liegen sollte als bei ISO 800. Ratsam ist ein Test. Die ISO-Automatik ist in jedem Fall auszuschalten.

Die übrigen Kameraeinstellungen ähneln jenen der Alltagsfotografie – die Belichtung variiert je nach jeweiligen Umständen. Belichtungsreihen sind aus diesem Grund ratsam, da die Mondhelligkeit, neben der Phase, auch von der Klarheit der Atmosphäre und seiner Höhe über dem Horizont abhängt.

Die Belichtung gilt es, manuell festzulegen – die automatische Belichtungsmessung versagt in der Regel, da etwa 80 Prozent des Bildes schwarz ist. Verfügt die Kamera über die Sportbelichtungsmessung, dann ist diese aus unserer Sicht sehr hilfreich, da die Belichtung nur anhand der Helligkeit im gerade aktiven Fokusfeld ermittelt wird. Dies ist meist das mittlere Fokusfeld. In der Praxis bedeutet dies, den Supermond in der Mitte platzieren, die gewünschte Blende wählen – bevorzugt im Modus «A» – und die Belichtung messen. Diese Werte werden dann anschliessend in den manuellen Modus «M» übernommen.

Überzeugende Supermondaufnahmen mit einem Teleobjektiv gelingen in der Regel bei Blende 10, ISO 100 sowie einer Belichtung von 1/350 Sekunde. Beim Halbmond verlängert sich diese Zeit auf 1/125 bis 1/180 Sekunde und für die schmale Sichel benötigt man etwa 1/60 Sekunde. Je feiner die Details abgebildet werden sollen, desto knapper muss die Belichtung gewählt werden. Bei zu langer Belichtung werden die Feinstrukturen des Mondes überstrahlt. Grund hierfür ist, dass jedes Objekt aus unzähligen kleinen Lichtpunkten zusammengesetzt ist. Je länger belichtet wird, desto grösser wird der Lichthof um eine Lichtquelle. Dies führt zur gegenseitigen Überstrahlung von Details bei Überbelichtung.

Überaus beliebt ist in der Mondfotografie der Einsatz von Filtern. Diese reduzieren die einfallende Lichtmenge und erhöhen den Kontrast auf der Mondfläche. Das Neutralgraufilter, auch Mondfilter genannt, reduziert die einfallende Lichtmenge, ohne die Farben zu verfälschen. Der Einsatz eines solchen Filters kommt also einem starken Abblenden eines Kameraobjektivs gleich. Solche Filter dämpfen das Licht sehr stark, da sie auch für die Mondbeobachtung konzipiert sind. Die Belichtungszeit verlängert sich deshalb erheblich.

Sofern man seine Bilder bearbeitet, empfiehlt sich im RAW-Modus in höchster Bildqualität zu fotografieren. Einige Kameras bieten die Bildaufzeichnung parallel in JPEG und RAW an. Damit hält man sich natürlich alle späteren Optionen offen. In jedem Fall ist an genügend Speicherplatz zu denken – also Ersatzspeicherkarte ebenso nicht vergessen wie Ersatzakkus.

Der richtige Standort

Ausdrucksstarke Aufnahmen vom Supermond erfordern eine freie und klare Sicht. Strassenlaternen sowie andere Lichtquellen in der näheren Umgebung wirken störend und haben ungünstigen Einfluss auf die Bildergebnisse. Im Gegensatz zu Deepsky-Aufnahmen ist es aber nicht erforderlich, sich fernab von Grossstädten in der Pampa zu postieren. Um störenden Lichteinfall zu reduzieren, empfiehlt sich der Einsatz der Gegenlichtblende.

Natürlich hoffen wir alle darauf, dass das Wetter mitspielt. Dies ist schlichtweg Voraussetzung dafür, den Mond brillant abzulichten.

Quelle: www.profoto-online.de

Unser Einstiegsbild: Mond im Kloo-Ascher-Tal bei Bayrischzell, © Blende, Stephan Geue

 

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