Urs Tillmanns, 6. Dezember 2015, 18:12 Uhr

Kameraindustrie kappt die Kabel

Moderne Kameras kommunizieren kabellos mit anderen elektronischen Geräten: mit dem Smartphone, dem Tablet, dem Drucker und den Sozialnetzwerken im Internet. Welche Technologie gibt es bei der kabellosen Datenübertragung und wofür werden diese genutzt? Gibt es auch Alternativen?

 

Die dynamische Entwicklung des vielbeschworenen «Internet of Things» (IoT), also der Kommunikation von Geräten untereinander, hat auch die kabellosen Datenübertragungs- und Steuer-Techniken von Kameras erfasst. Sie lassen Stecker, Drähte und Kabel heute wie einen Anachronismus aus der Frühzeit der Telekommunikation erscheinen. Die Kameraindustrie kappt die Kabel und sorgt dennoch für beste Verbindungen bei der Bildkommunikation.

 

Prophoto_Kabellos

© Bild Prophoto

Integriertes WiFi, Bluetooth und NFC sowie Flashair-, EyeFi oder Transferjet-Speicherkarten haben die Kameras der jüngsten Generation von lästigen Kabeln unabhängig gemacht. Sie können längst ihre Bilddaten kabellos auf Drucker, PCs, Smartphones oder Tablets übertragen, externe Blitzgeräte durch Funksignale steuern oder selbst mithilfe von durch die Luft gesendeter Signale fernbedient werden. Die dafür verwendeten Techniken sind jedoch recht unterschiedlich sowie auch die mit ihnen möglichen Anwendungen. Nicht immer geht die Verbindungsaufnahme aber auch so reibungslos vonstatten, wie es sich Anwender wünschen. Deshalb ist es oftmals nötig, dass – wie bei einigen Kameras der Fall – mehrere kabellose Technologien miteinander verknüpft werden wie beispielsweise WiFi mit NFC.

Eine integrierte Schnittstelle zum Aufbau einer kabellosen Verbindung ist zwar die Voraussetzung, um mit der Kamera mit anderen Geräten, beispielsweise mit dem Smartphone, Tablet oder PC, kabellos zu kommunizieren, sie reicht aber nicht aus. Zusätzlich muss auf dem Gerät, mit dem die Kamera in Verbindung treten soll, ein Kommunikationsprogramm, eine sogenannte App installiert sein, über die der Verbindungsvorgang gestartet wird. Damit sich keine Unbefugten eine Verbindung erschleichen, ist diese normalerweise passwortgeschützt. Manchmal erfolgt die Erkennung der Kamera auch über einen QR-Code, der vom anderen Gerät eingelesen wird und eine umständliche Passworteingabe erspart.

 

WiFi – Für alle, die in Verbindung bleiben wollen

Die am weitesten verbreitete Funkschnittstelle für kabellose Netzwerke ist WiFi. Diese von einem grossen Industriekonsortium unterstützte und zertifizierte Schnittstelle stellt sicher, dass sich WiFi-fähige Geräte in kabellose Netzwerke (WLAN – Wireless Local Area Network) einklinken können. Ein Feature, das heute in keiner Kamera fehlen sollte. Da das aktivierte WiFi-Modul und die Datenübertragung jedoch den Energieverbrauch der Kamera merklich erhöhen, sollte es nur während der Nutzung ein- und danach direkt wieder ausgeschaltet werden, um den Stromverbrauch so niedrig wie nur möglich zu halten.

 

NFC – Für den Datenaustausch aus nächster Nähe

Die Nahfeldkommunikation (NFC – Near Field Communication) ist ein Standard zum kontaktlosen Datenaustausch zwischen Geräten per Funk. Diese Technik funktioniert über sehr kurze Entfernungen von nur wenigen Zentimetern. Diese Technik wurde zunächst vor allem für kabellose Bezahlsysteme eingesetzt, findet nun aber auch vermehrt bei Vorgängen zur Identifizierung- oder Klärung von Berechtigungen Verwendung. So beispielsweise auch, um Smartphone und Kamera einfach und schnell zu verbinden, indem diese nur aneinander gehalten werden.

 

«App-solut» vernetzt

Durch die kabellosen Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Kameras und Smartphones sind diese längst keine Wettbewerber mehr. Im Gegenteil: Sie ergänzen sich zunehmend auf vielfältige Art und Weise zu perfekten Kommunikationssystemen. Seit WiFi, Bluetooth und NFC die Beziehungen zwischen ihnen immer einfacher gemacht haben, wurde das Smartphone zum nahezu unverzichtbaren Kamerazubehör, das die Möglichkeiten der Fotografie kontinuierlich erweitert. Um diese Erweiterungen zu nutzen, sind sogenannte Apps, Minianwendungen, erforderlich, die sich meist kostenlos für Smartphones und Tablets auf iOS- und Android-Basis von den einschlägigen Webseiten herunterladen lassen.

Ein kleiner Wermutstropfen: Jede Kameramarke benötigt ihre eigene App. Doch dafür bieten diese auch viele individuelle Erweiterungen der Bedienung und der kreativen Gestaltungsmöglichkeiten sowie des Datenaustauschs und der Fernsteuerung der Kamera. Sie sind meist auch die Voraussetzung für die Verbindungsaufnahme zwischen Kamera und Smart-Gerät.

Die Anzahl und Leistungsfähigkeit der zur Verfügung stehenden Apps sollte beim Kamerakauf unbedingt mit in Betracht gezogen werden. Sie sagt auch viel darüber aus, wie hoch die Wahrscheinlichkeit späterer Bugfixes, Funktionserweiterungen oder anderer Optimierungen per Software-Update erscheint. Fast alle Apps ermöglichen die kabellose Bildübertragung, sie können die GPS-Daten für den Aufnahmestandort synchronisieren und in die Exif-Datei einbinden, die Kamera auslösen und auch deren Livebild praktisch wie ein externer Monitor anzeigen. Unterschiede zeigen sich hauptsächlich bei der Fernbedienung der Kamera, wo manche Hersteller die Einstellung fast aller Funktionen, andere nur die der Grundfunktionen gestatten. Das Betriebssystem des verwendeten Smartphones ist weniger kritisch. Fast alle Hersteller bieten Apps für iOS- und Android-Geräte mit identischer Funktionalität an.

Nicht nur DSLR- (digitale Spiegelreflexkameras) oder CSC- (kompakte Systemkameras) Kameras bieten die Vorzüge der kabellosen Auslösung, Fernsteuerung oder der Livebildübertragung auf ein Smartgerät. Auch viele Kompaktkameras der wichtigsten Hersteller bieten WiFi-Funktionalität und erlauben die Fernauslösung der Kamera beziehungsweise das Browsen durch die und das Übertragen der auf ihr gespeicherten Fotos und Filme. Bei manchen Kameras ist auch die Steuerung der Zoomeinstellung über die App möglich. Für Kameras der grossen, etablierten Marken gibt es auch Apps von Drittanbietern, die zum Teil Anwendungen ermöglichen, wie sie bei dem Kamerahersteller nicht vorgesehen beziehungsweise vorhanden sind. Wer sich eine neue Kamera kauft, sollte sich unbedingt die Funktionen der Apps erläutern lassen, denn hier zeigen sich eine Reihe gravierender Unterschiede vor allem bei den Fernsteuermöglichkeiten. Auf Sonderfunktionen wie Filter, Szeneprogramme kann nicht immer zugegriffen werden. Nur wenige Firmen erlauben beispielsweise die manuelle Fokuseinstellung, wie sie gerade bei Videoaufnahmen häufig sinnvoll ist. Nicht jede erlaubt die Weiterleitung der Bilder an kompatible Fernseher, während fast alle den kabellosen Druck möglich machen.

 

Gute Karten für beste Verbindungen

Nicht jede Kamera ist WiFi- oder NFC-fähig. Um dennoch von den Vorzügen der kabellosen Datenübertragung oder der Synchronisation mit den GPS-Informationen profitieren zu können, bieten manche Hersteller Speicherkarten mit integrierten Übertragungsmodulen an. Firmen wie Eyefi, Sandisk oder Toshiba haben Karten zum kabellosen Datentransfer im Programm. Einer der wichtigsten Vorteile dieser Karten besteht in der Möglichkeit, dass sie automatisch auf das Smartgerät oder in einen Cloudspeicher übertragen können, sobald die Kartenkapazität sich erschöpft. So droht Anwendern keine Gefahr, dass sie ein Bild wegen einer vollen Speicherkarte versäumen.

Quelle: prophoto-online.de

 

 

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