Eine Fotoschule, welche die Fotografie auf eine andere Weise erklärt und das Wichtigste zum Thema macht, nämlich das Licht. Welche Arten von Licht gibt es, wie wirkt das Licht auf unser Motiv, wie können wir selbst mit Licht gestalten, im Studio beispielsweise, und wie gehen wir mit Situationen um, in denen nur spärlich Licht vorhanden ist? Das Buch hilft uns Licht zu verstehen und mit Licht zu gestalten.
Fotoschulen gibt es wie Sand am Meer. Meistens nennen sie sich «grosse Fotoschule» um zu verdeutlichen, dass es sich dabei um ein besonders umfassendes Fachbuch handelt, das alle Themen fundiert angeht. Auch dieses Buch nennt sich im Untertitel «Die grosse Fotoschule», nur ist es anders als alle andern.
Die meisten Fotoschulen stellen die Technik in den Vordergrund, erklären zunächst einmal die verschiedenen Kameratypen und deren technische Besonderheiten und Handhabung, gehen dann auf Objektive, Brennweiten und Lichtstärken ein und enden schliesslich mit der Arbeitsweise bei verschiedenen Motivbereichen.
Anders Eib Eibelshäuser. Der Schwerpunkt seiner Fotoschule ist das Licht «als zentraler ‚Werkstoff‘ der Fotografie». Ohne Licht sehen wir nichts und wir können auch nichts abbilden. Je nach der Art des Lichtes erscheint ein und dasselbe Objekt völlig anders – mal hart konturiert, mal fast schattenlos und unausgeprägt, mal stimmungsvoll und emotional. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Licht und Schatten formen das Objekt so, dass wir es realistisch oder abstrahiert fotografieren können.
Ein Buch über Licht zu schreiben, ist eine grosse Herausforderung. Licht ist kein fester Stoff, den man einfach beschreiben kann. Kommt hinzu, dass nicht das Licht selbst das Wesentliche ist, sondern die Wirkung des Lichtes auf das Objekt und die Bildung der Schatten, die dem Objekt eine weitere Dimension verleihen, die räumliche Tiefe.
Eib Eibelshäuser hat sein Buch geschickt und wohl überlegt aufgebaut. Er beginnt mit der Charakteristik des Lichtes, wie sie schon in der Malerei eingesetzt wurde, bringt Bildbeispiele alter Meister ins Spiel und erklärt, wie diese Maler das Licht beherrschten, um ein bestimmte Bildwirkung zu erzielen. Er zeigt uns die verschiedenen Arten des Lichtes und dessen Wirkung in den verschiedenen Situationen und an verschiedenen Motiven. Die Technik spielt dabei eine weitaus weniger grosse Rolle als in anderen Fotoschulen. Sie findet am Rande statt, indem Eibelshäuser in Kasten und Exkursen dem Leser wichtige Begriffe erklärt oder diese zu Beginn eines Kapitels als «technische Voraussetzung» erläutert. Er erklärt auch, wie wir mit Licht umgehen und es für unsere Fotografie optimal nutzen können, beispielsweise durch die Anwendung der HDR-Technik oder mit Verwendung eines Polfilters. Oder wie wir Schatten aufhellen und damit die Plastizität eines Objektes beeinflussen können.
Damit kommt der Autor zur breiten Thematik des künstlichen Lichtes, des Lichtes also, das wir im Studio verwenden, um mit entsprechenden Lichtformern, Diffusoren und Aufhellern mit dem Licht so gestalten, dass unser Objekt optimal und genau nach unserer gedanklichen Vorstellung erscheint. Dieses Kapitel ist vor allem für Fotografen interessant, die ein eigenes Studio einrichten und sich vermehrt der Lichtgestaltung bei Porträts oder Sachaufnahmen widmen möchten.
Aber auch die andere Seite der Thematik findet ihren Platz, nämlich wenig Licht und wie man die «Available Light»-Fotografie beherrscht, was es mit dem Rauschen auf sich hat und wie man gerade mit wenig Licht die Stimmung einer Situation betont.
Weiter ist dem Blitzlicht ein wichtiges Thema, für viele der ungeliebte Totschläger jeder Lichtstimmung, für andere, wenn man es gekonnt und dosiert einsetzt, die ideale Ergänzung, um noch mehr aus einer lichttechnisch ungünstigen Situation herauszuholen. Eibelshäuser hat hierzu sehr gute Beispiele und Erklärungen parat, die uns anregen, uns wieder einmal intensiver mit dem Aufsteckblitz und seinen gestalterischen Möglichkeiten zu befassen.
Auch an Tipps und Ratschlägen, wie man Licht kreativ einsetzt, zum Beispiel im Lightpainting und dem Einsatz einer jungen Lichtart, der LED-Leuchten, mangelt es nicht. Nicht nur hier ist das Buch ein willkommener Ideenlieferant, mit dem uns der Autor anregt, andere Lichtarten zu nutzen, um interessantere Bilder zu machen. Zum Beispiel auch Infrarotaufnahmen, mit dem spannenden Chlorophyll-Effekt, der Blattgrün weiss erscheinen lässt und den atmosphärischen Dunst durchdingt – sofern bei Ihrer Kamera der Infrarotbereich nicht durch einen Sperrfilter unterdrückt ist. Und letztlich erklärt ein kurzes Kapitel, wie man das Licht und die Motive selbst am Rechner generiert und dazu die CGI-Technik – Computer Generated Imagery – nutzt.
Für wen ist dieses Buch? Für Einsteiger in die Fotografie ist es nicht unbedingt geschrieben, denn die wichtigsten Grundbegriffe der Fotografie und die Handhabung der Kamera sind schon wichtige Voraussetzungen, damit man mehr von diesem Buch hat. Hingegen kann ich es allen empfehlen, die sich intensiv mit dem Licht, dessen Charakteristik und dessen Funktion als fotografisches Gestaltungsmittel auseinandersetzen wollen. Eib Eibelshäuser hat mit diesem Werk eine hervorragende Fotoschule geschaffen, eine die sich deutlich von anderen abhebt und zeigt, worauf es in der Fotografie wirklich ankommt – nämlich auf das Licht.
Urs Tillmanns
Buchbeschreibung des Verlages
Ihr Gestaltungsmittel Nr. 1. Lassen Sie sich und Ihre Fotografie im wahrsten Sinne des Wortes «erleuchten»: Machen Sie das Licht zu Ihrem individuellen fotografischen Gestaltungmittel Nr. 1, und erschaffen Sie Bilder, die aus der Masse hervorstechen!
Von natürlichem zum digitalen Licht. In diesem Buch betrachten Sie Licht von allen Seiten und in allen Formen. Ob es um das natürliche Licht im Wandel der Zeiten und Orten geht oder um das kontrollierbare Studiolicht. Sie entdecken Möglichkeiten, das Licht zu lenken, zu zerlegen und zusammenzusetzen. Und sie erhalten Einblicke in die Welt, in der Licht völlig frei am Computer gestaltet wird.
Werden Sie sich des Lichts bewusst. Licht ist in unserer modernen Welt so allgegenwärtig, dass Sie erst wieder lernen müssen, es fotografisch bewusst zu sehen und gestalterisch zu nutzen. Und dann geht es los: Sammeln Sie Lichtsituationen, experimentieren Sie mit Lichtquellen und -formen, und erfinden Sie Ihr eigenes Licht. Es gibt keine Grenzen!
Der Inhalt
Einleitung
1. Das gemalte Licht
Kann man Licht überhaupt malen? / Das Licht als entscheidendes Gestaltungsmerkmal / «Belichtungsmessung» in der Malerei / Wo Licht ist, ist auch Schatten / Die Abwesenheit von Licht / Am Anfang war das Feuer / Diffuses Licht / Hartes Licht / Wozu brauchen wir den Schatten? / Der Unterschied zwischen Sehen und Wahrnehmen / Das Auge sieht, der Mensch nimmt wahr / Das Auge sieht, der Mensch deutet / Mehr Licht – Fotografie ersetzt Porträtmalerei
2. Das fotografierte Licht
Vom gegebenen zum gestalteten Licht / Die Faszination des künstlichen Lichts / Das gestaltbare Licht / Das Licht der 1920er-Jahre / Das Licht der 1960er-Jahre / Das Licht der 1980er-Jahre / Das Licht der Jahrtausendwende / Das Licht der Zukunft / EXKURS: Das astrale Licht – die Astrofotografie / Warum sich Licht fotografieren lässt / Wie sich Licht fotografieren lässt / Mehr Licht durch bessere Objektive / Das offene Geheimnis der Lichtstärke
3. Licht der Landschaft
Das erfundene Licht / Extreme Lichtverhältnisse meistern / Bracketing: Belichtungsreihen erstellen / HDR – High Dynamic Range / Pseudo-HDR erzeugen / HDR-Bilder erzeugen / Licht im Tages- und Jahresverlauf / Morgen-, Mittags- und Abendlicht / EXKURS: Farbkeil und Graukeil / Sonnenuntergänge, Sonnenaufgänge / EXKURS: Inspirationsquelle Pictoralismus / Schlechtes Wetter gleich schlechtes Licht? / Dramatischer Himmel / Nebel und Regen / Schnee und Eis / EXKURS: Gerüstet für «schlechtes» Wetter: Fotoreisen durch Island / Romantik und Farbenpracht / Landschaftslicht / Polarisationsfilter, das Hilfsmittel Nr. 1 / Im Gegenlicht / EXKURS: Lichtstimmungen auf dem Meer / Der Mensch in der Landschaft / EXKURS: Der kleine Landschaftsfilterführer
4. Porträts im Freien
Was ist Porträtfotografie? / Die richtige Zeit und der passende Ort für gutes Licht / Das Licht für bessere Porträts lenken / So macht der Profi Licht / Der Aufheller / Der Diffusor / EXKURS: Lichtformer für indirektes Licht / Der Abschatter / Aufheller unterwegs / Achtung: Farbstich!
5. Die blaue Stunde und das Mischlicht
Die blaue Stunde in der Fotografie / Mischlicht und Lichtmischung / EXKURS: Andere Lampen, andere Farben / Mobiles Licht plus Restlicht / Addiertes Licht mit Blitz
6. Langzeitbelichtung
Technische Voraussetzungen / Spiegelvorauslösung / Fernauslöser / Autofokus / Belichtungsmessung und Objektivgüte / Langzeit mit Bewegung / Langzeit ohne Bewegung / EXKURS: Rauschen und Dunkelstrom
7. Die Kunst des Available Light
Technische Voraussetzungen / Das richtige Objektiv / Achtung: hohe Kontraste! / Verschlusszeit, Blendenvorwahl und Bildausschnitt / Die Schärfe finden / Personen in vorhandenem Licht / Richtig Regie führen / Auch mit wenig Licht ist Bildgestaltung Pflicht / Dinge in vorhandenem Licht
8. Möglichkeiten und Grenzen von Studiolicht
Studioraum / Studiolicht / Studioblitze / Dauerlicht
9. Lichtformer und ihre Wirkung
Das Licht im Studio / Direktes Licht und seine (harten) Lichtformer / Standardreflektor / Wabe / Zoomreflektor / Weitwinkel- und Telereflektor / Beauty-Dish / Ringblitz / Schirm / Direktes Licht von hartem Licht / Direktes Licht und seine (weichen) Lichtformer / Rechteckige Softbox / Achteckige Softbox / Striplight / Hardbox / Direktes Licht von weichem Licht / Schirm / Softbox / Lichtwanne / Indirektes weiches Licht von harten Lichtquellen / Und was Sie sonst noch so ausprobieren können (sollten) / Vom vagabundierenden zum kontrollierten Licht / Gegenlicht / Seitenlicht / Zerlegtes Licht / Schnelles Licht / Mischlicht durch «schnelles» und «langsames» Licht im Studio / Mischlicht durch Composing / Mischlicht mit Tages- und Blitzlicht
10. Grosses Licht mit kleinen Blitzen
EXKURS: Der interne Blitz / Einmal geblitzt mit einem Blitz / Direkt blitzen / Indirekt blitzen / Einmal geblitzt mit mehreren Blitzen / Mehrfach geblitzt mit einem Blitz / Lightpainting mit Systemblitz
11. Lightpainting mit LEDs und mehr
Direkt sichtbares Licht / Indirekt sichtbares Licht / Fahrendes Licht / Es muss nicht immer LED sein
12. Infrarotfotografie
Was ist Infrarotfotografie? / Ausrüstung und Tipps / Infraroteignung Ihrer Kamera / Infrarotfilter / Motivkomposition / Belichtungszeit / Blendenwahl / EXKURS: Hyperfokale Entfernung / Entfernungsmessung / Optimierung und Verfremdung von Infrarotfotos
13. CGI – Computer Generated Imagery
HDR-Sphärenpanoramen – Künstliches natürliches Licht / 8 Bit versus 32 Bit / Auf in neue Sphären / Ein eigenes HDR-Panorama / Rendering, Raytracing und Global Illumination / Direct Lighting / Indirect Lighting / Erste CGI-Schritte / Bildbearbeitung / Composing
Literaturverzeichnis
Danksagung
Index
Der Autor
Eib Eibelshäuser hat sich dem Thema Licht verschrieben, dem zentralen »Arbeitsmaterial« der Fotografie. Ob als selbstständiger Fotograf, als Gestalter von Lichtkonzepten für Kunden wie Sony und Puma oder als Forscher zum Thema Lichtästhetik: Im Mittelpunkt seiner Tätigkeit stand und steht immer das Licht. Seit 2001 unterrichtet der Diplom-Designer und Autor zahlreicher Fotolehrbücher angehende Fotografen an der Hochschule Düsseldorf (HSD).
Bibliografie
Eib Eibelshäuser
«Licht – die grosse Fotoschule»
418 Seiten, fester Einband, gebunden
Format 21 x 24 cm, mit Lesebändchen
Durchgehend in Farbe und reichhaltig illustriert
Rheinwerk-Verlag, Bonn (früher Galileo)
ISBN 978-3-8362-3068-1
Preis CHF 49.90 / EUR 39,90
Das Buch kann hier online bestelltwerden.