In Yokohama hat die CP+ begonnen, die für den asiatischen Raum wichtigste und eine der bedeutendsten Fotomessen der Welt. Erster Eindruck: Sie ist grösser als letztes Jahr. In vier Tagen bieten die 160 Aussteller den rund 70’000 Besuchern viele Neuheiten. Zwar gibt es im Internetzeitalter kaum noch Überraschungen, was jedoch bleibt, ist das Anfass-Erlebnis als Stärke jeder Messe …
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Die CP+ findet jedes Jahr im Februar im Messezentrum «Pacifico Yokohama» etwa 30 Kilometer südlich von Tokio statt
Während das letzte Jahr in punkto Neuheiten recht mager ausfiel, dürfte sich 2016 besser entwickeln. Die Branche hat es auch bitter nötig, denn es fehlte 2015 an attraktiven Produkten und an echten Neuheiten. Dieses Jahr scheint es spannender zu werden. Das zeigen schon die Produkteankündigungen im Vorfeld der CP+ und das dürfte sich auch im Vorfeld der photokina (20. – 25. September 2016 in Köln) bewahrheiten.
Die CP+ erwartet dieses Jahr mehr Besucher, denn die Publikumsmesse ist durch den Hinzuzug der Osanbashi Halle im Hafen von Yokohama vergrössert und mit diesen Amüsierplatz für viele einladender geworden. Abgesehen davon gibt es wieder mehr Kurzseminare, Podiumsdiskussionen, einen Kameraflohmeakt und andere Rahmenveranstaltungen, welche des Messeangebot bereichern. Organisatoren und Aussteller sind gespannt, wie sich diese Zusatzattraktion auf die Gesamtbesucherzahl auswirken wird. (Lesen Sie dazu unseren Bericht «Heute in zwei Wochen: CP+ Fotomesse in Yokohama mit Weltneuheiten» vom 11.02.2016, 07:00)
Kurz vor Zwölf: in wenige Minuten wird die siebente CP+ für das diszipliniert wartende Publikum geöffnet
Ein erster Rundgang
Die meisten der «Weltneuheiten», die hier in Yokohama live zu sehen sind, wurden schon in den letzten Tagen angekündigt und waren auf Fotointern.ch zu lesen, wie die beiden spiegellosen Systemkameras von Sigma mit Foveon-Sensor, dann die drei Kompaktmodelle der neuen DL-Serie von Nikon sowie die Neuheiten von Canon (EOS 80D und Powershot G7 X MkII) und Nikon (D5, D500 sowie die KeyMission 360 Actioncam) sowie die Sony Alpha 6300, deren Preis mittlerweile auch bekannt ist. Dennoch sind sie für die Besucher der CP+ eine erste Gelegenheit, diese in dies Hand nehmen zu können.
Eines der längst erwarteten Highlights ist die Pentax K-1 Vollformatkamera, die auch entsprechend unübersehbar am Stand präsentiert wird. Auf der letzten CP+ noch unter der Plexihaube ist sie jetzt marktreif. Als erste digitale Vollformatkamera von Pentax bietet sie eine Sensorauflösung von 36,4 Megapixel und stösst mit ihrem äusserst attraktiven Gehäusepreis von 2199 Franken auf grosses Interesse beim Publikum.
Mit Spannung erwartet, um die neue Pentax K-1 erstmals in die Hand nehmen zu dürfen
Zur Pentax K-1 gibt es neu die beiden Zoom-Objektive 2.8/24-70mm sowie das Telezoom 4.5-5.6 /150-450mm, sowie ein 2,8/15-30mm, ein 28-105mm und ein 2,8/70-200mm. Ferner können alle Objektive mit K-Bajonett an der K-1 benutzt werden, wobei nur die FA-Objektive das Format voll auszeichnen und die DA-Objektive das Format auf APS-C beschränken. Geplant sind in absehbarer Zukunft noch fünf Festbrennweiten mit gegenwärtig noch unbekannten Spezifikationen, wie einer am Stand präsentierten Roadmap zu entnehmen ist:
Allerdings waren dazu noch keine Spezifikationen und Markteinführungsdaten zu erfahren.
Nikon kündete neben den bereits seit Januar bekannten Spiegelreflexmodellen D5 und D500 kurz vor der CP+ drei Kompaktkameras der neuen DL-Serie an, die hier aufwändig präsentiert werden. Die Nikon DL24-85 (1:1.8-2.8), Nikon DL18-50 (1:1.8-2.8) und die Nikon DL24-500 (1:2.8-5.6) decken unterschiedliche Zoombereiche ab und weisen mit den 1-Zoll-Sensoren in eine qualitativ neue Richtung. Die Kameras dürften ab Frühsommer erhältlich sein.
Auch Canon stockt den oberen Kompaktkamerabereich mit der G7 X Mark II auf, die sich mit ihrem 4,2fach-Zoom äusserst kompakt präsentiert. Auch hier setzt Canon auf die 1-Zoll Sensorgrösse und auf den neuen Prozessor Digic 7, der 8 Bildern pro Sekunde ermöglicht und das Bildrauschen stark minimieren soll.
Etwas abseits von Messetreiben konnte man sich von der 8K-Qualität überzeugen
Wie schon auf der Canon Show in Paris (Fotointern berichtete) zeigt Canon ihre Lösung von 8K-Video mit der ganzen Lösungsreihe von der Kamera über den Monitor bis hin zur Projektion. Um diese Bildqualität zu erleben, stehen die Besucher hier gerne an. Canon will hier die Machbarkeit demonstrieren, denn mit der Realisierung von 8K soll erst in etwa vier Jahren zu rechnen sein.
Für eine Überraschung war dieses Jahr Sigma gut, mit den beiden spiegellosen Systemkameras sd Quattro und sd Quattro H. Beide Kameras sind mit einem dreischichtigen Foveon-Sensor ausgestattet, wobei derjenige der sd Quattro die APS-C Grösse (23,5 x 15,5 mm mit 39 Megapixel) und die sd Quattro H einen geringfügig grösseren APS-H Sensor (26,6 x 17,9 mm mit 51 Megapixel) aufweist. Sonst sind die beiden Kameras identisch. Sie dürften ab Frühsommer lieferbar sein.
Ebenfalls spannend, und eventuell auch für andere Objektivhersteller wegweisend, ist der neue Objektivadapter MC11 für Sony-E-Mount-Kameras. Es wird davon zwei Ausführungen geben, den Sigma SA-E für Sigma-Objektive und dann den Sigma EF-E für Canon-Objektive für die Verwendung auf Kameras mit Sony E-Anschluss. Damit erschliesst sich Sigma den Markt der Sony E-Besitzer und bietet ihnen die Möglichkeit Sigma- oder Canon-Objektive an ihren Kameras zu verwenden.
Weiter zeigte Sigma zwei neue Objektive, das Telezoom 1,8/50-100mm Art für Canon-, Nikon- und Sigma APS-C-Kameras, sowie die lichtstarke Festbrennweite 1,4/30mm für Sony E-mount- und MFT-Kameras.
Tamron, seit jeher spezialisiert auf Zoomobjektive mit grossen Brennweitenbereichen, setzt derzeit stärker auf Festbrennweiten und zeigt auf der CP+ das lichtstarke SP 1,8/85mm Di VC USD sowie das SP 2,8/90mm Di Macro 1:1 VC USD. Die beiden neuen Objektive werden mit Canon- oder Nikon-Anschluss voraussichtlich ab April lieferbar sein, wobei die Preise noch nicht feststehen. Weiter zeigte Tamron eine «Tap-in Konsole», eine Docking-Station, die über einen USB-Anschluss mit einem Windows-oder Mac-Rechner verbunden die Firmware aller Tamron SB-Objektive auf den aktuellsten Stand bringen kann. Das Modul soll mit der entsprechenden Software ab März erhältlich sein.
Bei Tokina stehen zwei Neuheiten für APS-C Spiegelreflexkameras im Vordergrund, das lichtstarke Weitwinkelzoom Tokina AT-X 2,0/14-20 mm Pro DX und das preisgünstigere Weitwinkelzoom 2,8/11-20 mm DX. Während letzteres anfangs März verfügbar sein sollte, steht die Markteinführung des 14-20mm-Objektivs noch nicht fest.
Das Objektiv, auf das viele Olympus OM-D Naturfotografen gewartet haben, kommt in greifbare Nähe: Das M.Zuiko Digital ED 1:4.0/300 mm IS PRO ist das kompakteste und leichteste Teleobjektiv, das einer 600mm Kleinbildbrennweite entspricht und mit einem 6-EV-Stufen-Bildstabilisierungssystem daher kommt. Mit einer Nahgrenze von nur 1,4 Metern ist das Objektiv vor allem für die Tierfotografie interessant. Es soll ab März im Markt sein.
Fujifilm stellt die X-Pro2 ins Rampenlicht. Abgesehen davon, dass das Topmodell am Stand breit gezeigt und den Besuchern erklärt wird, gibt es als ruhigen Pol in dieser Messe eine kleine, aber sehr sehenswerte Ausstellung mit Bildern von Profis, die bereits mit der X-Pro2 gearbeitet haben. Übrigens sind auch sämtliche Bilder dieser Messereportage mit einer X-Pro2 entstanden.
Auch am Fujifilm-Stand ist ein neuer Bilderkiosk zu sehen. «mikke», wie er in Japan und wahrscheinlich nicht in Europa heissen wird, ist in der Lage innerhalb kürzester Zeit Thermosublimations-Prints bis Grösse A4 auszudrucken, die einfach über eine App direkt vom Smarphone aus bestellt werden können.
Auf dem Olympus-Stand, aber auch bei den meisten Kameramarken, demonstrieren Profis ihre Arbeitsweisen – was viele interessierte Fotoenthusiasten anzieht. Viele von ihnen sind mit beachtlichen Fotoausrüstungen auf der Messe unterwegs.
Text und Bilder: Urs Tillmanns
Lesen Sie auch unseren zweiten Messebericht vom 26.02.2016, 16:00.
Fuji mit neuen Sofortbildfilmen, stimmts?
Der kleine redaktionelle Fehler spricht Bände: „dann die drei Kompaktmodelle der neuen DL-Serie von Nikon mit ihren Festbrennweiten…“. Alle DL-Kameras habe Zooms. Aber eben: Das spiegellose Nikon-Angebot von Coolpix A (DX-Sensor) über Nikon1 (DL ist quasi eine Nikon1 J5) hin zu DL (alle Gehäuse sind funktional verschieden) sind so unsystematisch in ihren Inkompatibilitäten und Schnittstellen, dass man sich eine wirkliche spiegellose Nikon-„Systemkamera“ wünscht. Das wäre dann eine echte Nikon-Neuheit.
Danke für Hinweis. Der Fehler im oberen Teil wurde korrigiert. (Im unteren Teil stand es ja richtig.)
Ich freue mich auf das Sigma 50-100mm f/1.8 ART. Mit einer Crop-Kamera reichen das 18-35er und das neue Objektiv für die meisten Fotos. Es fehlen nur das UWW und das Teleobjektiv. Die Firma baut sehr gutes Portefeuille auf und es gefällt mir, dass man mehrere Möglichkeiten hat, ein System zu bauen – nur mit Festbrennweiten, nur mit Zoom-Objektive oder eine Mischung. Alles je nach Bedarf