Die Tierfotografin Wiebke Haas entführt uns in ihrem jüngsten Buch in der Welt der Pferdefotografie, zeigt auf worauf man beim Fotografieren bestimmter Pferderassen besonders achten muss, wie schnell Pferdesportarten sind, und wie man bei freien Arbeiten der eigenen Fantasie freien Lauf lassen kann. Ein Buch für alle Pferdefanatiker speziell solche, die in die Pferdefotografie einsteigen wollen.
Wiebke Haas ist vielen unserer Leser als bekannte Tierfotografin geläufig, dann aber auch als Autorin des Buches «Animal Soul» (Buchrezension Fotointern). Während darin auch die fotografischen Grundlagen Tipps zur Tierfotografie generell vermittelt werden, ist das neue Buch von Wiebke Haas auf ein Gebiet ausgerichtet: die Pferdefotografie. Pferde sind die wahre Liebe von Wiebke Haas, und das Buch ist das Geständnis dazu. Man sieht den Aufnahmen an, mit welcher Hingabe und Präzision sie Pferde fotografiert, was mit grossartigen Bildern belohnt wird.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert: Es steigt ein mit etwas Pferdekunde, stellt die verschiedenen Pferderassen vor, zeigt wie man die Tiere am besten fotografiert und was man vermeiden sollte. Im zweiten Teil geht es um die Turnierfotografie, Sportfotografie also, bei der alles sehr schnell gehen und trotzdem das Charakteristische der Tiere gewahrt bleiben muss. Im dritten Teil lässt die Autorin ihrer Kreativität freien Lauf und nimmt Sie mit auf einen Ritt der Realisierung eigener Ideen, geprägt von vielen Emotionen.
Ehrlich gesagt, ich gehöre nicht zu den ausgesprochenen Pferdefanatikern. Aber das Buch, die Bilder darin, die Art und Weise wie Wiebke Haas das Thema angeht und wie sie ihre persönliche Fotopraxis den Lesern vermittelt, hat mich sehr angesprochen. Schon im ersten Teil des Buches habe ich viel über Pferde gelernt, über die vielen verschiedenen Arten und ihre Besonderheiten, dass beispielsweise ein Arabisches Vollblut ein Rippenpaar und einen Lendenwirbel weniger hat als seine Artgenossen. Interessant auch bei dieser Rassenvorstellung, wie Wiebke Haas bei jedem Typ auf die fotografischen Besonderheiten eingeht. Pferd ist nicht gleich Pferd, und wenn man in der Pferdefotografie erfolgreich sein will, ist dieses Grundwissen wahrscheinlich unumgänglich.
Abgesehen von der durchdachten Gliederung des Buches in drei Teile, widmet die Autorin jedem Part ein kurzes Kapitel über Bildbearbeitung. Das entspricht der Praxis: Nach den Aufnahmen folgt deren Optimierung in Lightroom, Photoshop oder anderen Bildbearbeitungsprogrammen, und dabei geht Haas immer geschickt auf den Inhalt des vorgängigen Kapitels ein.
Im zweiten Teil des Buches geht es um den Turniersport, eine besondere Disziplin – auch für Fotografen. Hier werden nicht nur die verschiedenen Arten von Turnieren beschrieben, sondern auch deren Besonderheiten aus der Sicht des Fotografen. Pferdesportarten sind schnell, und hier gelten so ziemlich dieselben Regeln wie in der Sportfotografie – mit dem Unterschied, dass es zusätzlich noch auf die Ästhetik und die Anmut des Pferdes ankommt. Das stellt an den Fotografen, an dessen Reaktionsfähigkeit und an seinen Sinn für Ästhetik, insbesondere bei der Bildauswahl, hohe Anforderungen.
Wahrscheinlich hat Wiebke Haas das dritte Kapitel «Frei Arbeit ohne Grenzen» – das fast die Hälfte des Buches ausmacht – am liebsten geschrieben. Sie zeigt darin, wie kreativ Pferdefotografie sein kann, wie man mit Licht, Situationen und Bewegungen spielen kann, um andersartige Pferdebilder zu bekommen. Das Kapitel spornt an, selbst so fotografieren zu können und selbst mit solch fantastischen Bildern belohnt zu werden. Wie man dazu kommt, erklärt die Autorin einmal im Abschnitt «Traumjob Pferdefotograf», aber auch in den beiden spannenden Interviews mit den erfolgreichen Pferdefotografinnen Martina Gates und Carina Maiwald.
Alles in allem ein sehr gelungenes Buch, als Leitfaden für alle die Pferde und Pferdesport besser fotografieren wollen und für alle, die Freude an Pferden haben. Das Buch ist nur schon der Bilder wegen seinen Preis wert, und vielleicht bekommen dann Pferdefreunde über die vorbildlichen Darstellungen noch Freude an der Fotografie.
Urs Tillmanns
Die Buchbeschreibung des Verlages
Pferde verkörpern Schönheit, Stärke, Anmut und Poesie. Pferde sind sanftmütig, geduldig und loyal, zugleich sind sie Lehrmeister und Spiegelbilder unserer selbst. Die anerkannte und weltweit tätige Tierfotografin Wiebke Haas zeigt in diesem Buch, worauf es im Metier der professionellen Pferdefotografie ankommt.
Dies ist ein Buch für Fotografen, die ihre eigenen Pferde fotografieren oder ihre Bilder Reitern und Züchtern zum Verkauf anbieten. Es ist nämlich nicht so einfach, vier Beine, einen langen Hals und wackelnde Ohrspitzen richtig zu sortieren.
Lernen Sie zunächst die rassetypischen Merkmale von Pferden kennen, um sie gekonnt für die fotografische Umsetzung – klassische Standbilder, Porträts und Bewegtbilder – zu nutzen. Das Buch beschreibt die klassische Fotografie für Züchter, die Abbildung gängiger Reitweisen und das Fotografieren der verschiedenen Gangarten. Auch die Turnierfotografie für Agenturen und Presse ist Thema des Buchs: Anspannung, Nervenkitzel, große Freude oder bittere Enttäuschung – Emotion pur, nicht nur für Pferd und Reiter, sondern auch für den Turnierfotografen.
Im dritten Teil des Buchs geht es um die Verwirklichung eigener Ideen, um Bilder, die Geschichten erzählen, Stimmungen transportieren und den Betrachter emotional berühren. Ein in allen Belangen begeisterndes Buch für alle Fotografen und Pferdemenschen, das die Pferdefotografie von einer Seite zeigt, die so noch nicht zu sehen war.
Der Inhalt
Vorwort
1. Teil: Fotoauftrag beim Züchter
Klassischer Einstieg / Blickschulung Pferd / Bilder für die Exterieurbeurteilung / Klassische Standbilder
Vollblüter, Krone der Schöpfung / Vollblüter aus fotografischer Sicht / Kaltblüter, muskelbepackte Kraftpakete / Kaltblüter aus fotografischer Sicht / Warmblüter, veredelte Arbeitspferde / Warmblüter aus fotografischer Sicht / Barockpferde, kompakt und wendig / Barockpferde aus fotografischer Sicht / Westernpferde, wendig und intelligent / Westernpferde aus fotografischer Sicht / Ponys und Kleinpferde / Ponys aus fotografischer Sicht / Und was ist mit Fohlen?
Aufgeputzt zum Shooting / Im Fell fest sitzenden Staub ausspülen / Frisieren, lackieren und nachweißen / Augen- und Maulpartie mit Öl betonen / Zaumzeug vorbereiten und herrichten / Pferde im Porträt
Eine passende Location finden / Pferde vor natürlichem Hintergrund / Pferde vor schwarzem Hintergrund / Pferde vor sanftblauem Himmel / Untergrund für Ganzkörperstandbilder / Posen beim Shooting
Führketten, Stricke und Zügel / Auch Pferde haben eine fotogene Seite / Schöner Hals mit feiner Oberlinie / Seitliches Profilbild / Aufstellung diagonal zur Kamera / Aufmerksamkeit des Pferdes erregen / Vor dem Anfertigen seitlicher Standbilder / Was macht der Fotograf? / Gibt es richtiges oder falsches Licht?
Einfaches Frontallicht / Seiten- und Streiflicht / Schönes Gegenlicht / Diffuses Licht / Pferde in Bewegung / Geeignete Locations für Lauffotos / Bewusst und kontrolliert Gas geben! / Das Pferd in die richtige Position bringen / Pferde in der Gangart Schritt abbilden / Pferde in der Gangart Trab abbilden / Pferde in der Gangart Galopp abbilden / Passende Perspektive einnehmen
Unter dem Sattel / Reitweisen: klassisch, englisch, western / Passendes Zaumzeug und Reitbekleidung / Reitplatz oder kurz geschnittene Wiese / Lektionen beim Dressurreiten / Positionen beim Springreiten / Disziplinen beim Westernreiten / Wo der Fotograf Position einnimmt / Bildbearbeitung, Part 1 / Fotoworkflow mit Adobe Lightroom
2. Teil: Pferdesportevents im Sucher
Reitturniere fotografisch / Ein langer Turniertag / Worst-Case-Szenarien / Pferderennen fotografisch begleiten / Zum eigenständigen Reflektieren anregen / Gelegenheiten, Impressionen und Details / Kameraposition und Wahl der Brennweite / Entscheidungen während des Rennens / Kreative Weitwinkel und perfekte Mitzieher / Motive hinter den Kulissen erhaschen
Eine Indoorshow fotografieren / Bildbearbeitung, Part 2 / Wichtige Exporteinstellungen in Lightroom / Grundlegende Retuschearbeiten durchführen
3. Teil: Freie Arbeit ohne Grenzen
Stimmungen transportieren / Spiel mit Sonnenlicht und Sonnenstand / Morgennebel, Dunst und diffuses Licht / Bilder in schneebedeckter Winterlandschaft / Im vollen Galopp durch Sand und Staub / Authentische und natürliche Herdenfotos / Eindrucksvolle Close-ups anfertigen
Im Interview: Martina Gates / Pferdegerechtes Strand shooting / Recherche ist der erste Schritt / Der Tag des Shootings / Mitreissende Bildgeschichten / Pferd und Mensch im Doppelporträt / Kniffe aus der Peoplefotografie / Farbige Accessoires einbeziehen / Das beste Licht des Tages / Gegenlicht mit Reflektor aufhellen / Lichtstimmung im homogenen Rahmen / Die Kunst des optimalen Anschnitts / Reiterbilder nur mit Knotenhalfter
Bildbearbeitung, Part 3 / Zu guter Letzt: Farbe ins Spiel / Weitergabe an den Kunden / Im Interview: Carina Maiwald
Traumjob Pferdefotograf
Studium, Ausbildung, Quereinstieg? / Finde deinen eigenen Bildstil / Total sozial! – Eigeninitiative / Tierethik und Menschen verstand
Epilog: Faszination Pferdefotografie
Index
Bildnachweis
Die Autorin
Wiebke Haas wurde 1991 an der Ostseeküste geboren und ist mit Tieren aufgewachsen. Nach dem Abitur absolvierte sie die staatlich geprüfte Berufsfotografin. Seitdem arbeitet sie als Tierfotografin in der ganzen Welt. Ihre Bilder erscheinen in Zeitschriften und Magazinen und sind Thema einiger TV-Produktionen. 2013 hat Wiebke bei Tim Flach, einem der renommiertesten Fine-Art-Tierfotografen der Welt, in London gearbeitet. Neben der Umsetzung von Auftragsarbeiten in der Werbebranche und privaten Foto-Shootings leitet sie auch Foto-Workshops für Einsteiger und fortgeschrittene Tierfotografen in ganz Deutschland.
Bibliografie
Wiebke Haas
Faszination Pferdefotografie
224 Seiten, gebunden, Softcover
Durchgehend vierfarbig illustriert
Verlag Franzis GmbH, Haar (München)
ISBN 978-3-645-60402-4
Preis: CHF 42.90 / EUR 29,95
Das Buch kann hier online bestellt werden