Anlässlich der kürzlichen Japanreise zur CP+ hatte Fotointern Gelegenheit, den Hauptsitz von Eizo und die Produktion von Bildschirmen zu besichtigen. Beeindruckend ist nicht nur die Montage der verschiedenen Monitore, sondern vor allem auch die umfassenden Test- und Kontrollvorgänge, welche die hohe Qualität der Geräte gewährleisten.
Der Hauptsitz von Eizo befindet sich in Matto bei Hakusan in der Präfektur Ishikawa an der Nordküste der japanischen Hauptinsel Honshū. Die Strecke von Tokio nach Hakusan legt der Hochgeschwindigkeitszug Hokuriku-Shinkansen komfortabel in knappen vier Stunden zurück. Doch die Leute hier sind mental weit weg von Tokio – viele von ihnen waren noch nie in ihrer Hauptstadt. Wieso auch? Die liebliche Landschaft bietet mit Bergen, Wäldern, Seen und einem schönen Strand eine bei weitem höhere Lebensqualität.
Der Empfang im Hauptquartier von Eizo ist herzlich – sogar die Schweizerfahne weht neben der japanischen und dem Eizo-Emblem. Danke Eizo!
Das Werk besteht aus vier Gebäudekomplexen, nachdem kürzlich ein Neubau fertiggestellt werden konnte (Fotointern berichtete), der mit besseren Platzverhältnissen zu einer weiteren Kapazitätssteigerung führen dürfte. Inbesondere die Nachfrage nach Highend-Geräten für den Grafik- und Medizinbereich nimmt in letzter Zeit deutlich zu. Der Neubau befindet sich in der Mitte der untenstehenden Werkansicht, wo noch ein Parkplatz zu sehen ist.
Eizo besitzt zwei weitere, kleinere Werke Hakui und Nanao, wo vor allem Baugruppen gefertigt werden. Weiter gibt es Produktionsstädten in China, Deutschland und den USA, in welchen vor allem kundenspezifische Produkte hergestellt werden. Zudem unterhält Eizo ein weltweites Verteilnetz in allen wichtigen Wirtschaftsregionen – mit einem Sitz auch in der Schweiz, in Wädenswil.
Hier in Hakusan ist auch in einem neuen, sechsstöckigen Gebäude die Forschungs- uns Entwicklungsabteilung, von der wir allerdings nur zwei Testanlagen in Betrieb sehen. Alles Weitere befindet sich hier hinter verschlossenen Türen und gehört zu den Geheimnissen der Firma.
Mit dieser Vibrationsanlage können Erdbeeben mit verschiedenen Stärken und Schwingungen simuliert werden
Beeindruckend ist die Simulationsanlage von Erdbeeben. Erdbeeben sind in Japan ein Dauerthema, denn es gibt sie fast regelmässig; schwache, kaum wahrnehmbare oder stärkere, deren unheimliches Grollen einem Angst einflössen kann. Wie verhält sich dabei ein Eizo Monitor? Welche Baugruppen sind auf diese Vibrationen anfällig, wo und bei welcher Stärke treten Schwachstellen und Schäden auf? Genau auf diese Fragen wollen die Ingenieure Antworten.
In diesem turhallegrossen Absorberraum werden die elektromagnetischen Strahlen nach genau vorgeschriebenen internationalen Normen gemessen …
Ein zweites Thema, welches auch die Konsumenten immer wieder beunruhigt, ist die Frage der magnetischen Strahlung. Wie viel strahlt ein Monitor ab? Welche Massnahmen kann man konstuktionsmässig treffen, um diese Strahlung zu reduzieren? Wie verhalten sie die Eizo-Displays zu jenen der Mitbewerber? Um diese Thematik und die diesbezüglichen gesetzlichen Bestimmungen wissenschaftlich untersuchen und erfüllen zu können, hat Eizo vor 15 Jahren für umgerechnet rund drei Millionen Franken einen speziellen Absorberraum gebaut (vergleichbar mit einem schalltoten Raum), der die Grösse einer Turnhalle hat und sämtliche Fremdfaktoren, welche die empfindlichen Messungen beeinflussen können, ausschliesst.
… und hinterher an diesem Arbeitsplatz ausgewertet und gespeichert.
Weiter werden die Monitoren stichprobenmässig auch klimatischen Test ausgesetzt, um zu erfahren, wie sich die Produkte und ihre elektronischen Komponenten bei extremer Kälte, Wärme und Luftfeuchte verhalten. Industrielle Folterkammern im Dienste der Qualität und der Kundenzufriedenheit …
Der Weg von der Forschungs- und Entwicklungsabteilung führt uns vorbei an einem Neubau, der vor wenigen Wochen fertiggestellt wurde. Wir dürfen die neuen Räumlichkeiten als erste Besucher sehen. Noch stehen sie leer, doch werden sie in den nächsten Monaten mit den erforderlichen technischen Einrichtungen ausgestattet. Ab Sommer wird ein Teil der Montage hierher verlegt, was zu einer massiven Kapazitätssteigerung führen dürfte.
Fotointern erhält als erste Besucher einen Einblick in die neuen Produktionshallen. Ab Sommer läuft hier die Montage von Industrie- und Medizin-Monitore mit enorm gesteigerter Kapazität
Eizo Bildschirme mit Sorgfalt montiert
Produktionsleiter Yasuhiro Okuwa ist berechtigt stolz auf seinen Betrieb. Hier entstehen pro Tag auf zwei Etagen bis zu 3’000 Bildschirme. Er erläutert uns den Produktionsablauf: Die Bauteile werden «just in time» von den Zulieferbetrieben im Erdgeschoss angeliefert, durchlaufen im ersten Stock eine Qualitätskontrolle und ein kleines Zwischenlager, bis sie im dritten und vierten Stock zu Bildschirmen zusammengebaut und getestet werden. Dann gelangen die fertigen Monitore ins Erdgeschoss zurück, werden dort endkontrolliert, handverpackt und abtransportiert.
Yasuhiro Okuwa erklärt uns den Produktionsablauf und die Logistik des Betriebes
Yasuhiro Okuwa erklärt uns, dass es auf den beiden Montagestockwerken verschiedene Produktionslinien gibt. Auf einer Etage werden die günstigeren Geräte der FlexScan- und Foris-Linie montiert, während die Topgeräte der ColorEdge-, RadiForce- und DuraVision-Klasse win Stockwerk höher zusammengebaut werden. Der Grund liegt in erster Linie darin, dass die Produktionszeit der Topklasse länger ist und – insbesondere wegen des längeren «Aging»-Prozesses – mehr Platz in Anspruch nimmt.
Das Herz eines Grafikmonitors ColorEdge. Solche Teile werden als fertige Baugruppen angeliefert
Die Einzelteile und Baugruppen werden aus anderen Werken vormontiert angeliefert – auch die LCD-Panels, die von Grossherstellern produziert werden. Die Montage erfolgt an stehenden Arbeitsplätzen und nicht etwa an einem Fliessband. An jedem Arbeitsplatz wird der entsprechende Montageschritt auf einem Display angezeigt.
Nach erfolgtem Einbau wird das Gerät auf dem Transportband zu nächsten Montageplatz befördert. Die meist ziemlich jungen, vorwiegend weiblichen Arbeiterinnen arbeiten, ruhig und konzentriert – man hat nicht den Eindruck von Stückzahlendruck oder Hektik.
«Aging» – künstliches Altern. Während mehren Stunden läuft ein Burn-in-Test, um eventuelle Schwachstellen zu erkennen und um danach die Kontroll- und Kalibrationsprozesse vornehmen zu können
Die fertigen Monitore werden nach der Montage umfangreichen Justierungs- und Kontrollprozessen unterzogen, nachdem sie, erstmals eingeschaltet, zwischen ein bis drei Stunden (je nach Produkt) das «Aging», ein Burn-in Test, bestanden haben.
Eine automatische Messstation misst die Helligkeits- und Farbverteilung jedes Monitors
Die Kontroll- und Kalibrationsabläufe werden minutiös und ohne Zeitdruck durchgeführt
Dies ist nicht nur wichtig, um gewisse Fehler vorzeitig zu erkennen, sondern auch um das Gerät danach exakt ausmessen, justieren und kalibrieren zu können. Hierzu gibt es mehrere automatische Messstationen sowie visuelle Kontrollen. Eizo nimmt es hiermit sehr genau, und die verschiedenen Kontroll- und Einstellungsschritte nehmen viel Zeit in Anspruch.
Die Monitore für den medizinischen Bereich werden in einem Reinstraum endmontiert …
Die Monitore der höchsten Qualitätsklasse für den medizinischen Bereich werden unter Reinstbedingungen endmontiert und speziell gereinigt, damit die Bildschirme garantiert staubfrei sind.
… und unter spezifischen Bedingungen kalibriert und kontrolliert
Sie werden zudem in einer Dunkelzelle unter praxisnahen, speziellen Bedingungen geprüft, weil im Medizinbereich besondere Vorgaben erfüllt werden müssen.
Eizo betreibt ein eigenes Schulungszentrum, in welchem die Mitarbeiterinnen angelernt oder auf andere Arbeitsplätze umgeschult werden
Eine von vielen derartigen Tabellen zeigt, welche Arbeitskraft für welche Prozesse qualifiziert ist.
Ein Blick in den Showroom: Die neuesten Produkte stehen neben Industrielegenden, welche Eizo gross werden liessen
Zum Schluss führt uns unser Rundgang in den Showroom, wo nicht nur die neuesten Produkte zu finden sind, sondern auch eine Reihe jener legendären Geräte, mit den Eizo gross geworden ist. Stolz kann Eizo auf fast ein halbes Jahrhundert Erfahrung und Erfolg in der Herstellung von Bildschirmen zurückblicken. Gegründet 1968 produzierte die damalige «Hakui Electric Corporation» als OEM-Hersteller in der gleichnamigen Stadt Fernsehgeräte und kam erst zehn Jahre später mit Spielmonitoren unter dem eigenen Markennamen «Eizo» auf den Markt. Seit 1981 ist Eizo in Hakusan domiziliert und entschied sich 1984 ihre Geräte weltweit zu exportieren. Heute ist Eizo einer der bedeutendsten Monitorhersteller, zumal das Unternehmen auch für verschiedene andere Marken produziert. Aber darüber zu sprechen, verbietet die japanische Höflichkeit …
«Denke nicht darüber nach, weshalb Du etwas nicht tun kannst. Überlege vielmehr, wie Du es machen kannst!» lautet der Leitspruch, der von einem Eizo-Mitarbeiter stammt. Man begegnet dem Slogan überall im Betrieb, und er soll sogar im Büro des Präsidenten Yoshitaka Jitsumori hängen.
Text und Fotos: Urs Tillmanns
aufgenommen mit der neuen Fujifilm X-Pro2
Weitere Informationen finden Sie auf der schweizer und auf der internationalen Webseite von Eizo
Lieber Urs, vielen Dank für den tollen Artikel über „meine“ Bildschirmmarke, der ich seit meinen Anfängen – also seit bereits einem Vierteljahrhundert – treu bin.