In zwei Wochen wird in Amerika das Einzelstück Carl Zeiss Tele-Tessar 8/500 mm-Objektiv versteigert, welches 1971 mit der Apollo-15 Mission auf dem Mond war. Auch wenn die Chance relativ gering ist, dass Sie den Zuschlag für dieses begehrte Teil erhalten, so ist doch die Geschichte des Objektivs interessant. Schliesslich hatte dieses der Dokumentation einer der wichtigsten, wissenschaftlichen Mondexpedition gedient.
Das Carl Zeiss Tele-Tessar 8/500 mm-Objektiv mit der NASA-Teile-Nummer SEB 33100284-S/N 1006 gehörte zu einer umfassenden Hasselblad-Ausrüstung, welche mit der Apollo-15-Mission im Sommer 1971 auf dem Mond war und vorwiegend vom Astronauten David Randolph Scott benutzt wurde. Jetzt ist es wieder aufgetaucht und soll ab dem 14. April bis zum 21. April bei RR Auction in Boston/USA versteigert werden. Es wird erwartet, dass das seltene Stück für 400’000 bis 600’000 US-Dollar den Besitzer wechselt.
Copyright: RR Auctions / NASA
Im Gegensatz zu den Briefumschlägen, die ohne Genehmigung der NASA mit Apollo 15 Station auf dem Mond machten, um danach an Sammler verkauft zu werden, wurde das Tele-Tessar von der NASA offiziell eingesetzt. Es handelt sich um eine silberne Ausführung des Objektivs mit Bajonett für die Hasselblad-V-Kameras. Das Tele-Tessar ist mit zusätzlichen Hebeln zur Bedienung von Blende und Fokusring versehen, damit es auch mit den unter Druck stehenden Handschuhen der Astronauten bedient werden konnte.
Copyright: NASA
Während der Mondmission sollen 293 Aufnahmen mit dem Objektiv gemacht worden sein und möglicherweise finden sich an den an den Klebebandresten noch Spuren von Mondstaub. Besonders pfleglich scheint man im schwerelosen Raum und auf dem Mond mit dem Objektiv nicht umgegangen zu sein und so hat es wohl deutliche Benutzungsspuren vom unsanften Mondeinsatz, wie ein Video auf YouTube zeigt.
Ein dem Objektiv beiliegendes Dokument von Dave Scott beschreibt die Herkunft des Objektivs aus seiner persönlichen Sammlung. Es sei mit der Hasselblad Electric Data Camera (HDC) genutzt worden, einer Spezialversion der Hasselblad 500 EL mit Reseauplatte und Vermessungskreuzen. Das Objektiv soll laut erwähntem Schriftstück von der Carl Zeiss AG in der Schweiz gerechnet worden sein, wobei sich diese Angabe nach über 40 Jahren nicht mehr verifizieren lässt und doch eher unwahrscheinlich erscheint. Dave Scott hatte das Objektiv nach Abschluss der Mondlandemission von der Nasa als Erinnerungsstück erhalten, und es war bis zur Einlieferung zur Versteigerung Mitte April Teil seiner persönlichen Sammlung.
Die abgeänderten Bedienungselemente des Objektivs und der mit Klebeband befestigte Objektivdeckel (Copyright: NASA)
Die Versteigerung in Boston hält für Hasselblad-Sammler noch manch anderes, weniger kostspieliges Stück (siehe Katalog) bereit. So ist die schwarze Hasselblad 501 CM von Wally Schirra mit A12-Rückteil, PME 45 Grad Prismensucher Carl Zeiss Planar 2,8/80 T*-Objektiv nur mit 8’000 bis 10’000 Dollar geschätzt. Viktor Hasselblad hatte mehreren Astronauten, die seine Kameras im All eingesetzt hatten, später zum Dank ein mit gravierter Widmung versehenes irdisches Modell überreicht.
Dr. Christoph Jehle
Weitere Infos über Apollo-15 auf oder in diesem Filmdokument auf Youtube und auf Wikipedia