Oft wird die Bezeichnung «Kreativfilter» belächelt. Was ist daran kreativ, wenn man einen Filter vor’s Objektiv setzt, um eine gewisse Bildwirkung zu erzielen und diese mit zig anderen so entstanden Bildern identisch ist? Ist das schon das Ende der Botschaft, oder geht die Frage nicht noch sehr viel weiter? Ein Artikel auf prophoto-online.de gibt dazu interessante Denkanstösse.
Das Zitat «Kreativfilter haben mit Kreativität so viel zu tun wie Kunsthonig mit Kunst» (Bob Shell) hat uns zum Nachdenken gebracht, denn inwieweit ist daran etwas Wahres. Bevor wir in das Thema einsteigen, wenden wir uns erst einmal der Erklärung des Ausgangsbegriffs zu.
Was ist denn überhaupt ein «Kreativfilter». Hierbei kann es sich um Software unterstützte Filter handeln, die über das Kameramenü oder in einer Software aufgerufen werden oder aber um eine Glas- oder Kunststoffscheibe, die man vor dem Objektiv verwendet. Diese manipuliert gezielt den Lichteinfall in die Kamera, um einen gestalterischen Effekt zu erzeugen und/oder das Foto während der Aufnahme zu verfremden, oder um mit einem Bildbearbeitungsprogramm am fertigen Bild eine gewisse Wirkung zu erzielen.
Strenggenommen – wobei es natürlich auf die Interpretation ankommt – hat ein Kreativfilter eigentlich somit weniger etwas mit Kreativität zu tun, sondern eher mit dem gezielten Einsatz für einen beabsichtigten Bildeffekt. Aber schliesst sich hier nicht auch wieder der Kreis? Ein beabsichtigter Bildeffekt setzt gedankliche Kreativität voraus und diese lässt sich unter anderem mit den besagten Kreativfiltern – auch gern mal als Effektfilter bezeichnet – realisieren. Auf der anderen Seite beflügeln die Optionen, wie sie Kreativfilter bieten, die eigene Kreativität.
© Blende / Jens Gutberlet, «Zeitwende»
Eine Aufnahme wird in unseren Augen nicht automatisch kreativ, nur weil ein bestimmter Kreativfilter vor das Objektiv geschraubt wird beziehungsweise ein kamerainterner Filter zum Einsatz gekommen ist. Filter sollten keinem Selbstzweck folgen sondern den Fotografen bei der Umsetzung seiner Bildidee kreativ unterstützen. Nehmen wir die Aufnahme «Zeitenwende» von Jens Gutberlet (unser Bild), die er zum Wettbewerb «Blende 2015“ eingereicht hat. Er hat sich bewusst für einen Filter entschieden, der für einen grossen Gegensatz sorgt. Auf den ersten Blick scheint die Aufnahme, massgeblich aufgrund des Hauptmotivs mit dem rostigen Pick-Ups, aus den späten 1960 Jahren zu stammen. Die Sepiatönung unterstützt diese zeitliche Referenz. Dann beginnt aber der Blick durch den Bildraum zu wandern und schnell merkt man, dass man dem ersten Eindruck auf den Leim gegangen ist. Die Brücke sieht viel zu modern aus, als dass sie von ihrer Bauart her in diese Zeit passen würde. Auch sind Bildschärfe und Kontrastlastigkeit nicht mit historischen Aufnahmen der späten 1960 Jahren vereinbar. Diese Gegensätze, herbeigeführt durch den Einsatz eines Kreativfilters, machen die Aufnahme von Jens Gutberlet so sehenswert.
Wenden wir uns erneut dem Zitat «Kreativfilter haben mit Kreativität so viel zu tun wie Kunsthonig mit Kunst» (Bob Shell) zu. Kunsthonig wird künstlich hergestellt und hat mit Kunst – ausser dem Namen – nichts gemein. Ebenso verhält es sich mit Kreativfiltern, die nur zum Selbstzwecke verwendet werden ohne einen bewussten Effekt erzielen zu wollen. Es bedarf jedoch eines gewissen Masses an Kreativität, um gekonnt einen Kreativfilter für eine ganz bestimmte Bildwirkung zum Einsatz zu bringen. Insofern hat der Begriff «Kreativfilter» durchaus seine Berechtigung.
Quelle: http://www.prophoto-online.de/
Es gibt gute und es gibt schlechte Filter und auch solche – und davon gibt es sogar recht viele – die einfach nur falsch eingesetzt werden.
Mit einem Grau, Grauverlauf oder Polfilter will ich einen besonderen, gezielten Effelt erzielen. z.B. dass das Wasser im Bild fließt, dass Himmel und Boden nicht so starke Kontraste haben oder der Himmel ein Stück blauer oder das Wasser einen tacken klarer wird. Alle drei lassen sich wunderbar kombinieren. Aber auch genausogut falsch einsetzen.
Ich meinen Augen hatten die alten Farbfilter früher noch eine Daseinsberechtigung, als noch auf Film belichtet wurde – heute löst dieses „Problem“ der Kamera interne Weißabgleich oder die RAW-Entwicklung in Lightroom, Phaseone und Co.
Wo bei mir das Ende der Fahnenstange jedoch erreicht ist, sind diese knalligen Effekt-filter, die Bilder duplizieren oder bunte Regenbögen um die Lichtquellen „zaubern“ . Das hatte – so lange ich diese Filter kenne – NIE auch nur ansatzweise etwas mit der Kreativität zutun. Und wenn ein solcher Kitsch-filter herangezogen werden um ein Bild für den Schaffenden halbwegs interessant zu machen, dann ist es keine Kreativität mehr, sondern eine versuchte Verschlimmbesserung eines ohnehin miserablen Bildes.
Respektive, Kreativfilter sind für mich jene, welche den Aufnahmeprozess durch die Reduktion des Lichtes beeinflussen und dadurch das Motiv anders aussehen lassen.