Heute beginnt die Photo Basel. Sie knüpft nicht nur an den letztjährigen Erfolg an, sondern sie präsentiert sich im Basler Volkshaus neu in Messenähe und mit grösser Ausstellungsfläche unter noch günstigeren Voraussetzungen. In der Photo Basel stellen rund 30 nationale und internationale Galerien bis Sonntag Fotokunst auf hohem Niveau aus.
Die «Photo Basel» noch vor ihrer zweiten Eröffnung als «etabliert» zu bezeichnen, ist wohl etwas gewagt. Und doch – der Umzug vom Ackermannshof in das deutlich grössere und bekanntere Volkshaus in der Nähe des Claraplatzes und die neue Lage näher bei der «Art», die grosse und internationale Aussteller-Beteiligung, sowie nicht zuletzt die Tatsache, dass viele der Galerieanfragen nicht mehr berücksichtigt werden konnten, spricht für das Erfolgskonzept. Auch die letztjährigen Besucherzahlen mit über 7000 Kunstbegeisterten, sind ein deutlicher Hinweis darauf, dass das Konzept stimmt. Sie lassen vorahnen, dass diese Zahl nun unter den noch günstigeren örtlichen Voraussetzungen und der Beteiligung von noch mehr international renommierten Galerien heuer spürbar höher liegen könnte.
Die Photo Basel findet im grossen Saal des Basler Volkshauses statt, wo 28 Galerien mit ihrem Angebolt präsent sind
Doch die Besucherzahl ist nur eine der Messgrössen eines Ausstellungserfolges. Viel wichtiger bei einer Kunstmesse ist der qualitative Massstab. Was können die ausstellenden Galerien den Besuchern und damit ihren Kunden bieten? Liegt ihr Angebot im Trend der Zeit? Repräsentiert es den Zeitgeist – den Geschmack der Besucher? Und entspricht es der Trendrichtung der contemporären Fotografie – und stehen die Klassiker, die es an einigen Ständen zu sehen, noch immer auf der Wunschliste der Kunden?
In den relativ kleinen Kojen sind im Durchschnitt drei Fotografen ausgestellt. Dadurch entsteht eine grosse Vielfalt verschiedenster Stilrichtungen
Die Photo Basel – eine Ergänzung zur «Art»?
Das Konzept, die Photo Basel gleichzeitig mit der «Art» durchzuführen, macht Sinn. Sinn macht es, weil zur Art ein starkes kunstinteressiertes Publikum aus allen Ländern nach Basel pilgert, Sinn macht es aber auch, weil auf der «Art» die Galerien, welche Fotografie ausstellen, erstens in einer Minderzahl sind, und weil sie in den weitläufigen Hallen der Messe Basel eigentlich nur durch Zufall auffindbar sind. Anders die Photo Basel, mit einem Konzentrat von knapp 30 auf Fotografie spezialisieren Anbietern und einer thematisch geschlossenen Show – als Ergänzung zur «Art».
Der Rundgang durch die Photo Basel gestaltet sich äusserst vielfältig. Die 28 Aussteller und vier Institutionen präsentieren in relativ kleinen Kojen im Durchschnitt drei Fotografen. Mal ist die Selektion gelungen, mal passen die gezeigten Arbeiten wohl eher weniger zusammen. Insgesamt jedoch entsteht so eine grosse Bandbreite von zeitgenössischer bis klassischer Fotokunst, die den Besuch umso lohnenswerter macht.
Fotointern hat bei einem ersten Rundgang schon einige Highlights entdeckt – sehr subjektiv natürlich …
Die bekannte Pariser Fotogalerie von Esther Woerdehoff präsentiert als Highlight Iris Hutegger. Sie stellt analoge Schwarzweiss-Prints dar und bearbeitet die Bildkonturen danach mit der Nähmaschine.
Die Bildhalle setzt auf Klassiker und zeigt eine fantastische Bildauswahl von Werner Bischof, René Groebli und Thomas Hoepker. Die noch junge Schweizer Galerie verfügt über ein grosses Portfolio bekanntester Fotografen.
Ebenfalls klassisch, die frühen Autoaufnahmen von Jacques-Henri Lartique der Galerie Alain Gutharc aus Paris. Die Sammlung von Vintageprints vermitteln einen repräsentativen Querschnitt seines spät entdeckten Schaffens.
Die Pariser School Gallery Olivier Castaing stellt als Schwerpunkt Gilles Caron zusammen mit James Hill und Nicolas Dhervilleres aus, drei Kriegsreporter mit sehr unterschiedlicher Ausdrucksweise.
Monika Wertheimer zeigt einen gelungen Mix von Corinne L. Rusch, f&d Cartier und Andrin Winteler. Letzterer, mit Insertbild rechts, gewann bereits vor der Eröffnung einen Punkt. Interessant die Arbeiten von f&d Cartier: Sie benutzen Elemente aus über 100jährigen Fotos und überarbeiten diese mit nichtfotografischen Techniken.
Die Zürcher Galerie Fabian & Claude Walter fällt mit drei grossformatigen Bildern des jungen kubanischen Fotografen Adrián Fernández auf, welche Tänzer in ihren traditionellen Kostüms zeigen. Weiter zum Thema Kuba sind Bilder von Juan Carlos Alom, Adrian Fernandez und Balthasar Burkhard zu sehen – abgerundet mit einer Lateinamerika-Serie von René Burri.
Die Galerie Binôme aus Paris zeigt weitgehend unbekannte Arbeiten von Liksa Sartorio, die mit der Multiplikation eines winzigen Bildelementes ohne Kamera Fantasielandschaften und Ornamente gestaltet.
Ebenfalls aus Paris, jedoch mit der Serie eines Schweizer Fotografen: Eva Meier präsentiert die erfolgreiche Bildreihe von Pietro Mattioli «Two Thousand Light Years from Home» – ausdrucksstark und perfekt fotografiert.
Die belgische Fotogalerie Fifty One zeigt in einer Soloshow die Bildreihe «A Palm Tree is A Palm Tree is A Palm Tree» von Bruno V. Roels. Er zeigt Variationen eines Motivs in einem grossen Gesamtwerk als Analogie des Haiku eines Poeten.
Die Galerie Caroline Smulders zeigt als besonderes Highlight die Reihe «Andy Warhols Factory» des amerikanischen Fotografen Nat Finkelstein in exzellenten Schwarzweissprints.
Besuch aus Zürich: Der der vfg-Nachwuchsförderpreis feiert dieses Jahr sein zwanzigjähriges Bestehren und zeigt auf der Photo Bsasel einige ausgewählte Arbeiten.
Die Zürcher Hochschule der Künste (zhdk) präsentiert sich mit einer durchdachten und perfekt gestalteten Installation.
Das Basler Volkshaus als neue Lokalität
Der Entscheid, sich nach einer grösseren Lokalität umzusehen, drängte sich wohl auf, gesteuert durch die starke Nachfrage der Aussteller. Das Volkshaus ist nicht nur auf Grund des grossen (und eines weiteren potentiellen) Saales und der zur Verfügung stehenden Infrastruktur eine gute Wahl, sondern auch bezüglich ihrer Nähe zur «Art». «In walking distance» wird die Photo Basel zusätzlich viele «Art»-Besucher verzeichnen können und damit weiter an Bekanntheit gewinnen.
Den beiden Initianten Sven Eisenhut und Samuel Riggenbach gebührt die Gratulation zur zweiten Durchführung der Photo Basel mit noch günstigeren Vorzeichen. Die Auswahl der Galerien, die Organisation des Events und die immense Vorarbeit scheinen geglückt zu sein und sich gelohnt zu haben. Die zweite Photo Basel präsentiert sich beachtlich. Jetzt schon von «etabliert» zu sprechen – ist wahrscheinlich doch nicht ganz so falsch …
Text und Fotos: Urs Tillmanns
Infos zur Photo Basel:
Dauer: 15. bis 19. Juni 2016
täglich 12:00 bis 21:00 UHR
Sonntag bis 18:00 Uhr
Ort: Volkshaus Basel, Rebgasse 12-14, CH-4058 Basel
Eintritt:
Tagespass: CHF 15.00, Dauerkarte: CHF 35.00
Katalog CHF 10.00, mit Dauerkarte CHF 5.00
Galerien: | |
Alain Gutharc (FR) – | Laurence Bernard (CH) |
Bildhalle (CH) | Galerie Sit Down (FR) |
camara oscura galeria de arte (SP) | Galerie Suzanne Tarasiève (FR) |
Catherine & André Hug (FR) | Galerija Fotografija (SL) |
Galerie Dix9 (FR) | Grundemark Nilsson Gallery (DE, SE) |
Fabian & Claude Walter (CH) | in camera (FR) |
Gallery Fifty One (BE) | Kahmann Gallery (NE) |
Flatland Gallery (NE) | Kromus + Zink (DE) |
Galerie Binôme (FR) | Magnin-A (FR) |
Galerie Monika Wertheimer (CH) | Podbielski Contemporary (DE) |
Galerie Caroline Smulders (FR) | Raffaella de Chirico Arte Contemporanea (IT) |
Galerie Christophe Gaillard (FR) | School Gallery Olivier Castaing FR) |
Galerie Esther Woerdehoff FR) | Van der Mieden Gallery (BE) |
Galerie Eva Meyer (FR) | widmertheodoridis (CH) |
Institutionen: | |
Xavier Barral (FR), Publisher | Vfg Nachwuchsförderpreis (CH) |
Juergen Teller (DE), Artist | Zürcher Hochschule der Künste, ZHdK (CH) |
Spezialausstellung | |
«Storyworld» curated by: Screen Projects (USA) | |
Weitere Informationen zur Photo Basel finden Sie unter www.photo-basel.com