Urs Tillmanns, 26. Juni 2016, 08:00 Uhr

Monitore mit Fotoqualitäten – worauf kommt es an?

Fotografen stellen höchste Ansprüche an ihren Bildschirm. Dieser ist das wichtigste Glied im Workflow, um die Bildqualität zu beurteilen und zu beeinflussen. Welches sind die wichtigen Kriterien, worauf muss man beim Kauf achten? Und welche unterschiedlichen Arten von Monitore gibt es?

 

Monitore sind das Herzstück, geht es um die Beurteilung von Bildqualitäten. Monitormodelle gibt es wie Sand am Meer und das vereinfacht nicht gerade die Entscheidung, auch wenn sich die Geräte hinsichtlich der Aspekte Bilddiagonale, Auflösung, Anschlüsse oder Einstellungen stark voneinander unterscheiden.

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Monitore gibt es in allen Grössen und Arten. Beurteilt man diese nach den für Fotografen wichtigen Kriterien, so reduziert sich deren Anzahl massiv. (Quelle: ProPhoto)

Erhebt man als Fotograf den Anspruch, die eigenen Bilder möglichst originalgetreu betrachten und bewerten zu wollen, so muss die Wahl zwangsläufig auf einen Monitor fallen, der diesen individuellen Aspekten gerecht wird. Ein weiteres Augenmerk ist in jedem Fall auf die Kalibrierungsmöglichkeiten zu richten – nur dann ist eine qualitativ aufschlussreiche Aussage hinsichtlich Gradation, Farbwerte etc. möglich.

 

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Mit einfachen Hilfsmittel kann nahezu jeder Monitor kalibriert werden. Dies ist für fotografische Anwendungen eine grundlegende Voraussetzung. (Foto Datacolor)

 

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Für höchste Ansprüche empfiehlt sich ein Monitor mit integrierter Kalibrierung und Blendschutz. (Foto Eizo)

 

 

Display-Technik

Schlanke Flachbildschirme, die ein Flüssigkristalldisplay (LCD = Liquid Crystal Display) zur Anzeige der Bedienoberfläche verwenden, haben sich durchgesetzt. Kaum einer hat heute noch einen Röhrenmonitor im Gebrauch. Die LCD-Technik funktioniert so: Das Display ist in Hunderttausende Bildpunkte (Pixel) unterteilt. Diese beinhalten flüssige Kristalle, die je nach Ausrichtung, mehr oder weniger lichtdurchlässig sind und sich teilen in die drei Farben Rot, Grün und Blau. Displays stellen Farben somit im RGB-Farbraum dar. In Kombination aus Hintergrundbeleuchtung und additiver Farbmischung lassen sich im RGB-Farbraum bei einer Farbtiefe von 8-Bit insgesamt 16,77 Millionen Farben auf dem Display darstellen. Neuere Monitore arbeiten bereits mit 10-Bit, was über 1 Milliarde Farben ermöglicht. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass dies auch vom Betriebssystem und der verwendeten Software unterstützt wird.

Flachbildschirme unterscheiden sich durch die verbaute Paneltechnik. Hier dominieren TN (Twisted Neumatic)- und IPS (InPlane-Switching)-Displays den Markt, die sich darin unterscheiden, wie die Pixel die Lichtdurchlässigkeit bestimmen. TN-Displays eignen sich vordringlich zur Darstellung von Anwendungen mit kurzen Umschaltzeiten, wie Videospiele oder Filme. IPS-Displays gelten als farbtreuer und auch bei grösseren Displayformaten auch als deutlich blickwinkelstabiler, was ein seitliches Betrachten der Darstellung ohne Kontrastverlust oder Farbschwächen ermöglicht.

 

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Design wird immer wichtiger. Inzwischen sind die Bildschirme superflach und praktisch randlos. Letzteres ist ein Vorteil, wenn mehrere Monitore kombiniert werden. (Foto Eizo)

 

 

Display-Grösse

Ein Monitor, in dem heute ein TN- oder IPS-Panel verbaut ist, hat im Regelfall eine Grösse von mindestens 24 Zoll (60 cm). Um komfortabel am Schreibtisch zu arbeiten, ist eine Display-Grösse von 24 Zoll bis 27 Zoll nicht nur preislich, sondern auch optisch, die beste Lösung. Grössere Monitore sind zwar verfügbar, doch vergrössern diese nur die Darstellung, was für den üblichen Arbeitsabstand am Schreibtisch zu gross wird.

 

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Monitoren, die sich ins Hochformat schwenken lassen, sind besonders für grafische Anwendungen sinnvoll, aber auch als Zweitmonitor für Fotografen, die häufig Hochformataufnahmen bearbeiten. (Foto BenQ)

 

Display-Format

Ein wichtiges Merkmal für einen Monitor ist dessen Seitenverhältnis, also die Relation zwischen der breiten und der hohen Seite der Bildfläche. Mit 4:3, 16:9, 16:10 sowie 21:9 gibt es aktuell vier Standardformate für Displays, deren Bezeichnung immer erst die Breite und dann die Höhe benennt.

Kathodenstrahlröhrenbildschirme, oder kurz Röhrenbildschirme, mit dem Seitenverhältnis 4:3 waren bis in die 1990er Jahre bei Fernsehern und Computermonitoren vorherrschend. Das Gesichtsfeld des Menschen beträgt bei einem Erwachsenen etwa 180° horizontal und vertikal zirka 120°. Da unsere Wahrnehmung eher auf die Breite als auf die Höhe ausgelegt ist, hat sich zunehmend das 16:9-Format durchgesetzt. Bedingt durch technische Weiterentwicklungen sind heute – wie bereits aufgeführt – weitere Formate erhältlich. Beim Kauf eines Monitors sollte man als Fotograf stets im Blick haben, dass nicht nur Aufnahmen im Querformat, sondern auch im Hochformat betrachtet und bearbeitet werden wollen. Displays in einem 16:10 Format, bestmöglich 5:4 Format, gewähren eine deutlich grössere Darstellung von Hochformaten.

 

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Gekrümmte Displays mit 34 Zoll im Seitenverhältnis 21:9 zeichnen sich durch eine optimierte Betrachtungsdistanz und eine reduzierte Reflexion aus. (Foto Philips)

 

Display-Auflösungen

Die Auflösung eines Monitors beschreibt, mit wie vielen einzelnen Bildpunkten (Pixel) in der Horizontalen und Vertikalen ein Bild auf dem Display dargestellt wird. Ein Pixel hat dabei immer nur eine ganz bestimmte Farbe. In der Summe liefern die über- und nebeneinander liegenden Pixel ein Mosaik, das ab einer bestimmten Entfernung das Gesamtbild darstellt.

Hat ein 23 Zoll Monitor eine Full-HD Auflösung mit 1’920 × 1’080 Pixeln, dann hat dieser physikalisch in jeder der 1’080 Zeilen jeweils 1’920 Pixel. Um die gleiche Auflösung bei einer 27 Zoll Diagonalen zu realisieren, muss das Gesamtbild von proportional mehr Pixeln aufgebaut werden. Geschieht dies nicht physisch, dann werden die fehlenden Pixel interpoliert, also hinzugerechnet, wodurch das Bild «matschig» und unscharf wird.

Das Verhältnis von Pixeln zur Monitorgrösse wird Pixeldichte genannt und in ppi (pixel per inch) angegeben. Noch bis vor einigen Jahren war eine Pixeldichte bei Monitoren von 72 ppi bis 120 ppi ausreichend, massgeblich bedingt durch die Standardauflösung bei Windows-Computern mit 96 ppi und bei Macs mit 72 ppi. Ein 23 Zoll Full-HD Monitor (1’920×1’080) hat demnach eine Pixeldichte von 96 ppi, ein 27 Zoll Ultra-HD Monitor (3’840 × 2’160) besitzt eine Pixeldichte von 163 ppi. Eine hohe Pixeldichte ist insbesondere für die Bildbeurteilung und -bearbeitung von Vorteil.

Monitore mit einer sehr hohen Pixeldichte, bei denen man mit blossem Auge und ohne Hilfsmittel keine Trennungen zwischen den einzelnen Pixeln mehr ausmachen kann, werden als Retina-Displays bezeichnet. Der Name wurde von Apple eingeführt und ist rechtlich geschützt. Die Auflösung von Retina-Displays reicht von 217 ppi (iMac mit 27“ Retina 5K Display) bis 401 ppi (iPhone 6 Plus). Um aufgrund der extrem hohen Auflösung eine zu kleine Darstellung von Programmfenstern zu vermeiden, muss die Monitoranzeige von Programmen der Retina-Auflösung angepasst werden.

 

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Höhere Auflösungen bei den Kameras verlangt nach neuen Monitoren. 4K und 5K ist angesagt, was allerdings nach einer entsprechenden Rechnerleistung ruft. (Foto Philips)

Der aktuelle Trend beziffert Ultra-HD Monitore ebenso wie 4K- und 5-K Monitore mit einer Auflösung von bis zu 5’120 × 2’880 Pixeln. Allerdings ist die Auflösung nur ein Bestandteil der Gleichung. Die beste Monitorauflösung nutzt nichts, wenn die übrige Rechnerperformance damit nicht Schritt hält. Das schwächste Glied der Kette bildet den Flaschenhals.

 

Weitere Features

Um eine komfortable Arbeitsweise zu erlauben, verfügt ein Monitor über eine Möglichkeit zur Höhenverstellung, bestmöglich ist diese in der Vertikalen auch neigbar. Die Positionierung und Einstellung des Monitors sollte leicht von der Hand gehen und der Monitor sollte einen stabilen Stand haben.

 

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Die meisten Monitore sind höhen- und winkelverstellbar. Damit kann der Bildschirm optimal der Ergonomie am Arbeitsplatz angepasst werden (Bild Acer)

Wer einen Monitor zur Bildbearbeitung und -korrektur einsetzt, wird an einer Kalibrierung nicht vorbei kommen. Der Markt bietet drei unterschiedliche Varianten der Kalibrierung. Softwareseitig kann mit einer Colorimeter-Anwendung der Monitor ausgemessen werden. Die für Helligkeit, Kontrast und Farben vorzunehmenden Korrekturen werden als Profil im Betriebssystem abgelegt und an die Grafikkarte übermittelt. Andere Monitore sind hardwarekalibrierbar, wodurch der Umweg über das Betriebssystem und die Grafikkarte vermieden werden kann – ein Colorimeter des Bildschirmherstellers ist dennoch notwendig. Die beste – aber auch teuerste – Möglichkeit stellt ein selbstkalibrierender Monitor dar, bei dem das Messgerät und die Steuerungssoftware in den Monitor integriert sind.

Qualität hat auch bei Monitoren ihren Preis. Wer seinen Monitor nur dahingehend nutzt, seine Bilder und Videos zu betrachten der muss weniger Geld investieren als derjenige, der der digitalen Bildbearbeitung nachgeht.

Quelle: www.prophoto-online.de

Dieser Artikel dürfte Sie auch interessieren:
«Zu Besuch bei Eizo in Hakusan», Fotointern 13. März 2016
 

4 Kommentare zu “Monitore mit Fotoqualitäten – worauf kommt es an?”

  1. Es muss nicht immer das nonplusultra sein. Es gibt eine Reihe von Monitoren, welche sogar den adobeRGB-Farbbaum zu über 90% darstellen können. Auch von anderen Herstellern wie z.B. Eizo oder NEC.

    Ein guter Tipp ist die Seite http://www.prad.de
    Die Jungs testen dort regelmäßig Monitore auf Herz und Nieren und decken ganz klar die Eigenschaften, Stärken und Schwächen der jeweiligen Monitoren auf. Wenn man nicht gerade einen Goldesel im Keller hat, ist es nicht verkehrt sich da einmal um zu sehen.

  2. Gerade für die Bildbearbeitung ist ein IPS-Panel wirklich wichtig. Vor allem können damit Farben besser dargestellt werden. Desweiteren sollte man auch darauf achten, dass der Monitor alle Farbräume abdeckt. Dies ist bei Landschaftsbilder besonders wichtig. Dort kann es vorkommen, dass auf einem Bild die verschiedensten Farben erscheinen.
    Sehr schöner Artikel.
    Gruß

  3. Klasse Artikel!

    Zitat: „Höhere Auflösungen bei den Kameras verlangt nach neuen Monitoren. 4K und 5K ist angesagt, was allerdings nach einer entsprechenden Rechnerleistung ruft“, hat der Author geschrieben.

    Da ich bei der Suche nach Infos zu einem neuen Monitor auf diesen interessanten Artikel gestoßen bin, möchte ich folgenden Link dazu beisteuern. Der Beitrag ist von Jana Mänz, einer bekannten Fotografin, die sich in diesem Artikel mit den neuen 4K-5K Monitoren befasst.
    http://janamaenz.photography/2016/06/die-schoene-neue-welt-der-4k5k-monitore/ .
    Deshalb brauche ich mich auch nicht weiter darüber auslassen.
    Scheinbar ist man bei den neuen Monitoren noch nicht soweit, dass sie in alle Richtungen kompatibel sind.

    Beide Authoren verdienen ein Kompliment.

  4. Vorab auch schon einmal vielen Dank für den informativen Artikel! Da ich für mein MacBook einen neuen Monitor benötige schaue ich mich hier auch gerade um. Ende 2016 hat Apple ja diese neuen LG Displays als Nachfolger des Thunderbolt Displays bzw. iMac vorgestellt. Für mich stellt sich jetzt die Frage, schafft ein MacBook Pro mit Retina Display überhaupt solch ein 5K-Display flüssig zu speisen? Ich hatte mich hier durchgearbeitet: https://www.5k-monitor.net./ Aber nun auch vermehrt einige Artikel gelesen, nach denen es Probleme mit den neuen Displays gibt (Quelle: https://www.heise.de/mac-and-i/meldung/LG-UltraFine-5K-Von-Apple-vertriebener-5K-Monitor-macht-Probleme-3604756.html). Habt ihr hier schon Erfahrungen dazu?

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