Urs Tillmanns, 24. Juli 2016, 07:00 Uhr

Die Sony RX10 III zieht mit 24 bis 600mm durchs Land

Mit ihrem riesigen 25fachen Zoombereich ist sie unter den Kompaktkameras eine Aussenseiterin. Und doch spricht vieles dafür, eine Kamera dieser Grösse und dieses Gewichts anzuschaffen, denn es gibt kaum eine Motivsituation, die damit nicht zu bewältigen wäre. Wir haben damit blühende Lavendelfelder in der Provence fotografiert.

 

Der erste Eindruck: Sie ist ein Riesenteil! Über ein Kilogramm schwer und klobig – eine Kamera, die man nicht immer mitnimmt.

 

Sony RX10III_Zoomstellungen_1000

Schweres Kaliber: Die Kamera links ausgeschaltet, in der Mitte in Weitwinkelstellung 24 mm und rechts in der längsten Brennweitenstellung von 600 mm

Der zweite Eindruck: Zieht man den technischen Aufwand in Betracht, der für ein 24 bis 600 mm Zoom (bezogen auf Kleinbild) mit Lichtstärke 1:2,4 bis 4,0, Bildstabilisator und Autofokus erforderlich ist, dann wird die Kamera plötzlich wieder relativ kompakt.

 

Sony_RXi0III_RX100_1000

 

Ein unfairer Grössenvergleich: Die RX10 III und die RX100 – ein Kilo gegen 160 Gramm

Kommt das Handling dazu: Man hat sie mit dem integrierten Handgriff, dem Daumenwulst und der grossen Handauflage sehr gut im Griff und fühlt sich sicher, damit auch bei langen Brennweiten scharfe Bilder zu machen – wobei der Bildstabilisator das Seinige beiträgt.

 

Sony RX10III_Einstellelemente_1000

 

Die Kamera der drei Ringe: Scharfeinstellring, Zoomeinstellring und Blendeneinstellring

Gut gelöst ist auch die Dreiringbedienung des Objektivs mit dem Zoomeinstellring, dem Scharfeinstellring für die manuelle Fokussierung und den Blendeneinstellring für Zeitautomatik und die manuelle Belichtungseinstellung. Der Blendeneinstellring ist wesentlich logischer platziert und besser bedienbar als ein Frontrad unterhalb des Auslösers, wie dies bei vielen anderen Kameras der Fall ist.

 

Reichhaltige technische Ausstattung

In Sachen technische Features bietet die RX10 III alles was man von einer High-end-Kamera erwartet. Uferlos sind die Menüeinstellungen wie bei einer Alpha-Spiegelreflexkamera, von denen die RX10 III offensichtlich viel Technologie geerbt hat. Es gibt kaum eine Funktion, die man an der Kamera vermissen würde.

 

Sony RX10III_Back_Display_1000

Die Bedienungselemente sind sehr übersichtlich und ergonomisch angeordnet. Allerdings lässt sich das Display nur nach oben und unten schwenken

Es stellt sich hier die Frage, weshalb man eine derartige Brigde-Kamera einer noch vielseitigeren Spiegelreflex- oder Systemkompaktkamera vorzieht. Betrachtet man den 25fachen Brennweitenbereich der RX10 III, so ist sie kompakter als eine entsprechende Kameraausrüstung mit Wechselobjektiven, zumal man dann ein 600mm-Objektiv kaum immer mitnehmen würde. Die Lichtstärke, die bei vielen langbrennweitigen Bridge- und Kompaktkameras ein Thema ist, punktet bei der RX10 III positiv, da diese mit 1:2,4-4,0 den meisten (erschwinglichen) Wechselobjektiven sogar überlegen ist. Meist ist 1:3,5-5,6 üblich.

Ein weiterer Punkt, der generell für eine Bridge-Kamera spricht, ist das geschlossene Gehäuse, bei dem es kaum Staubprobleme auf dem Sensor gibt. Ganz auszuschliessen sind diese allerdings nicht, denn bei einem Objektiv dieser Grösse und mit diesem Zoomweg wird bei jeder Zoomverstellung im Innern ein grosses Luftvolumen verdrängt, bzw. wieder angesogen. Und wo Luft ist, ist auch Staub – auch wenn die Partikel noch so klein sind.

 

Das Objektiv macht richtig Spass

24 bis 600 mm immer dabei zu haben, macht Spass. Ich vermeide zwar Superlative, weil man oft in der Folge eines Besseren belehrt wird, aber eine Abbildungsqualität, wie sie das Zeiss Vario-Sonnar der RX10 III bietet, ist mir schon lange nicht mehr unter die Augen gekommen – dazu noch in dieser Preisklasse.

Dies betrifft vor allem die Leistung im extremen Telebereich, wo viele Zoomobjektive mit grossen Bereichen eher schwächeln. Schauen Sie sich dazu die nachfolgenden Bildbeispiele an, welche die Abbildungsleistung in den beiden extremen Brennweitenstellungen zeigen. Die Bilder sprechen für sich selber …

Sony_RX10III_Munot_24mm_1000

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Sony_RX10III_Munot_600mm_1000a

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Sony_RX10III_Rheinfall_kombi_1000

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Sony_RX10III_Kreuzgang_kombi_1000

 

Ein Bummel durch die Lavendelfelder der Provence

Als wir die Kamera zum Testen hatten, blühten in der Provence die Lavendelfelder. Eine Augenweide mit Motiven noch und noch, besonders wenn man das Glück hat öfters dort zu sein und jemanden kennen, der einem die schönsten und die am wenigsten von den Touristen bevölkerten Plätze zeigt. Hier die Kostprobe in einer Diaschau:

Invalid Displayed Gallery

Die meisten dieser Bilder wurden mit langen Brennweiten gemacht, weil man in vielen Fällen gar nicht so nahe an die Lavendelfelder herangehen kann – und vor allem nicht soll – wie es für die guten Bilder eben erforderlich wäre. Die Lavendelbauern mögen das nicht so – aus begreiflichen Gründen. Da hilft eben nur eine lange Brennweite, welche mit der charakteristischen Raumverdichtung ohnehin bessere Bildergebnisse ergibt. (Die Bilder sind in üblicher Weise nachbearbeitet.)

 

Was uns weiter noch auffiel

Besonders geschätzt haben wir an der RX10 III das schwenkbare Display, auch wenn dieses nur in zwei Richtungen, nach oben und nach unten, bewegt werden kann. Das reicht in 90 Prozent der Fälle aus.

Weiter ist der elektronische Sucher der RX10 III ein Ausstattungsmerkmal, das ich nicht missen möchte, besonders in der brütig heissen Sonne der Provence. Da ist die Einstellung durchs Okular doch wesentlich exakter als über das reflektierende Display, über dessen Helligkeits- und Kontrastleistung ansonsten nicht Nachteiliges gesagt werden kann. Der Sucher ist mit seinen sämtlichen Anzeigen und einer doppelt so hohen Pixelzahl wie das Display (Sucher 2,3 mio Pixel, Display 1,2 mio Pixel) von hervorragender Qualität. Dass dieser bei Annäherung des Auges automatisch umschaltet, ist heute üblicher Stand der Technik.

Was ich weiter an jeder Kamera schätze, dies häufig brauche und auch an der RX10 III wiederfinde, ist das Drehrad für die Belichtungskorrektur. Dies ist an der RX10 III recht gut platziert – für mich als häufiger Benutzer dürfte es sogar noch etwas weiter über den Daumenwulst vorstehen oder etwas grösser und stärker gerändelt sein.

Was das Rauschverhalten anbelangt ist die RX10 III nach unserem Praxistest bis ISO 800 sehr gut und bis ISO 3200 gut, während man die Einstellungen ISO 6400 und ISO 12800 nur verwenden sollte, wenn es die Situation unbedingt erfordert.

Sony_RXi0III_Rauschen_1000

Das Rauschverhalten der Sony RX10 III von ISO 100 bis ISO 12800

 

Zwei Dinge dürften besser sein

Zwei Nachteile: Der Autofokus wird zwar von Sony der hohen Geschwindigkeit wegen hervorgehoben, doch hat er mich in der Praxis besonders bei langen Brennweiten und relativ kurzen Objektentfernungen etwas enttäuscht. Oft fokussiert das System das Motiv kurz an, fährt dann den ganzen langen Fokussierweg wieder zurück und schafft erst beim zweiten oder dritten Anlauf die Scharfeinstellung. Zwei Abhilfen: Die erste ist die manuelle Scharfeinstellung, was mit der automatischen Fokussierlupe und der farbeigen Kontrastanzeige sehr komfortabel und sicher möglich ist. Die zweite wäre eine konstruktive, indem der Fokussierweg mit einem Schiebeschalter in zwei oder drei Bereiche unterteilt würde, wie es bei einigen professionellen Objektiven mit langen Zoomwegen anzutreffen ist.

 

Sony RX10III_Blitz_1000

Vorsicht beim Blitzen: bei 24 bis 35mm bewirkt die Gegenlichtblende einen Schatten

Der zweite Minuspunkt ist der eingebaute Blitz – nicht etwa wegen ungenügender Leistung, sondern weil die Konstrukteure die Rechnung ohne die Gegenlichtblende gemacht haben. Diese ergibt nämlich von 24 bis 35 mm Brennweite auf 2,5 Meter Entfernung eine unschöne Abschattung. Abhilfe: Nehmen Sie die Gegenlicht einfach ab. Und setzen sie diese nach den Blitzaufnahmen gleich wieder auf, denn dieses Objektiv braucht sie wirklich. Abhilfevorschlag Nummer zwei: Verwenden Sie ein Aufsteckblitzgerät, mit dem Sie auch indirekt blitzen können – das gibt eh schönere Bilder.

 

Fazit

Alles in allem muss ich wohl meine eher nicht sehr positive Meinung gegenüber Bridge-Kameras mit der RX10 III überdenken. Mit einem Objektiv dieses Brennweitenbereichs (und dieser Abbildungsqualität) macht diese Konstruktionsart durchaus Sinn, auch wenn die Kamera design- und grössenmässig etwas klobig daherkommt. Die Abbildungsleistung überzeugt und mit 20 Megapixel Auflösung, dem 25fachen Brennweitenbereich und einer Lichtstärke von 1:2,4-4,0 um gibt es wenige Motivsituationen für die man ungenügend ausgerüstet wäre.

Text und Bilder: Urs Tillmanns

Weitere Informationen über die Sony RX10 III finden Sie auf www.sony.ch oder auf www.fotointern.ch

 

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