Urs Tillmanns, 16. August 2016, 13:00 Uhr

Aus PMA wird «The Imaging Alliance»

Der Begriff PMA wird vielen unserer Leser von den jährlichen Berichten der Fotomesse in Las Vegas ein Begriff sein. Es gibt sie nicht mehr, diese PMA, denn sie ist zusammen mit der PMDA in die neue Gesellschaft «The Imaging Alliance» aufgegangen, die sich vor allem Weiterbildungsprogrammen in Amerika widmet. Ist die Auflösung der PMA ein Zeichen der Zeit?

 

Die PMA, «Photo and Marketing Association», war der älteste und weltweit tätige Verband der Foto- und Imaging-Industrie, gegründet 1924, der jährlich im Januar die Neuheitenshow, meistens in Las Vegas, durchführte. Fotointern hat seit den 1990er Jahren diese damals, nach der Photokina, zweitwichtigsten Fotomessen der Welt besucht und über die zahlreichen spannenden Neuheiten berichtet, die dort erstmals den Händlern, Einkäufern und Journalisten gezeigt wurden. Daneben haben die Organisatoren jeweils ein beachtliches und sehr gut besuchtes Vortragsprogramm mit kompetentesten Referenten organisiert, das nicht nur viel Hintergrundwissen vermittelte sondern auch viele unschätzbar wichtige persönliche Kontakte ermöglichte.

 

PMA Las Vegas 2009 Eingang 750

Jedes Jahr war die PMA im Convention Center von Las Vegas das Schaufenster der Fotoneuheiten

Die PMA hat eine lange Geschichte hinter sich: Sie wurde 1924 als «Photo Finishers Association of America» gegründet, mit dem Ziel einer einheitlichen Preisgestaltung und besser Zusammenarbeit. Nach 1940 schloss sich der Verband mit der bereits seit 1933 existierenden «National Photographic Dealers Association) zusammen und vertrat mit der neuen Bezeichnung MPDFA («Master Photo Dealers and Finishers Association») damit auch die Interessen der Fotohändler. Ein erneuter Namenswechsel in PMA («Photo Marketing Assiociation») stand 1974 an, die sich vermehrt um Marketing und Verkaufsunterstützung kümmern sollte. In der PMA waren auch verschiedene kleinere Fotoverbände integriert, wie beispielsweise die «Professional Photographers of America» (PPA), die «Association of Professional Color Labs» (APCL), die «Professional School Photographers of America» (PSPA), die «Sports Photographers Association of America» (SPAA) und andere mehr. Die PMA expandierte auch nach Europa und organisierte mit ihren Vertretungen in Grossbritanien, Deutschland, Italien, Frankreich sowie in Australien interessante Veranstaltungsprogramme. Damit war die PMA immer stärker international ausgerichtet, was zur erneuten Namensänderung in PMAI («Photo Marketing Assiociation International») führte.

 

PMA_Eingang

Die letzte «echte» PMA fand 2010 in Anaheim statt. Die miserable Besucherzahl läutete mitunter das Ende der Messe ein

2010 kriselte es in der PMAI. Die Messe wurde vom attraktiven Las Vegas ins biedere Anaheim verlegt, also ob die Besucher nach der Fotomesse noch an einem Rundgang durchs Disneyland interessiert wären. Der Besuchereinbruch war damit vorprogrammiert, und die PMA verlor das Publikumsinteresse. 2011 wurde der klägliche Versuch unternommen, die PMA auf Herbst zu verschieben was der in letzter Minute abgebrochen wurde, weil sich für 2012 eine anscheinend grossartige Kooperation mit der CES («Consumer Electronic Show») anbahnte – und damit war auch gleich schon das Ende der PMA besiegelt. Auf der 2012 organisierten PMA@CES waren alle grossen Fotomarken im Bereich der gigantischen Electronicshow präsent, während die reinen Fotofirmen im Ballroom des Casinohotel «Venezian» Platz fanden.

 

PMA Logo Eingang

Der Zusammenschluss der PMA mit der CES war für die Fotobranche keine glückliche Lösung

Die Organisatoren versuchten einen neuen Weg, indem sie unter dem Namen «The Big Photo Show» in Los Angeles Publikumsmessen aufgleisen wollten, wofür allerdings die grossen Geldgeber der Fotobranche kein Interesse mehr zeigten. Die Messe wurde gerademal 2013 und 2014 durchgeführt, mit wenig Publikum und noch weniger Reingewinn in der Kasse.

2015 folgte die PMAI einem Konzept der neuen Geschäftsführerin Georgia McCabe und konzentrierte sich auf das Konferenzprogramm der «Innovation Now!», die nach San Francisco verlegt wurde und dort trotz hochkarätigen Referenten die erwarteten Besucherzahlen und Sponsoringbeiträge der Fotoindustrie bei weitem nicht erreichte.

imaging-alliance-logoJetzt kommt eine neue Runde: Ende Juli 2016 wurde der neue Fotoverband «The Imaging Alliance»  gegründet, der sich aus den Restanzen der PMAI und der in Eile gegründeten PMDA («Manufacturers and Distributors Association») zusammensetzt. Ziel der Verbandes soll das Geschäftswachstum sein, sowie die Kontaktpflege unter dem Mitgliedern und der Erfahrungsaustausch an internationalen Kongressen sowie an einem Jahrestreffen am Vorabend der CES.

Das ist so ziemlich das Ende der Geschichte – und das Ende der PMA, die für die Industrievertreter, die Fachbesucher und für uns Journalisten immer eine wichtige Informations- und Kontaktquelle war. Sie alle denken wehmütig an die vielen Besuche in der Wüstenstadt Las Vegas zurück – dankbar, dass es während Jahrzehnten diese für die Branche wichtige Fotomesse gab.

Die Entwicklung der PMA ist auch etwas Spiegelbild der Entwicklung der Fotobranche: Die Digitaltechnologie hat zwar der Fotografie im Vergleich zur analogen Zeit zu einem enormen Aufschwung verholfen – aber auch zu einem drastischen Niedergang. Im Jahr 2000, als die Digitalfotografie langsam Fuss fasste, wurden weltweit 10 Millionen Digitalkameras verkauft. Bis 2010 entwickelte sich der Verkauf stetig aufwärts auf knappe 120 Millionen – heute sind wir mit 35 Millionen (2015, Quelle CIPA) wieder auf dem Niveau von 2002-2003! Der Grund liegt nicht nur beim Smartphone-Trend, denn dieser ist auch Katalysator für das Interesse an der Fotografie. Vielmehr fehlt es an neuen und trendigen Produkten, die vor allem eine jüngere Käufergruppe ansprechen.

Damit sehen sich die Fotofirmen für die nächsten Jahre vor einer immensen Herausforderung, bei der die Entwicklung attraktiverer Produkte als Überlebensstrategie im Vordergrund stehen muss.

Urs Tillmanns

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