Das romantische Tessinerdorf Sonogno, zu hinterst im Verzascatal, ist einmal mehr Schauplatz eines Fotofestivals besonderer Art. Es werden Bilder von 14 Fotokünstlern nicht in Galerien oder Ausstellungsräumen, sondern an den Fassaden der schmucken Tessinerhäuser gezeigt. Dazu gibt es noch bis Sonntag ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm.
Bereits zum dritten Mal ist das etwas verschlafene Tessinerdorf Sonogno im Verzascatal Schauplatz eines internationalen Fotofestivals. Rund 3’000 Fotobegeisterte dürfte die Freilichtausstellung, die noch bis 1. November 2016 dauert, letztes Jahr nach Sonogno gelockt haben, so schätzt Rico Baumann, der technische Leiter der Veranstaltung. Das ist für das kleine Dorf, das praktisch ausschliesslich vom sommerlichen Wandertourismus und einigen Pensionierten lebt, eine ganze Menge.
Schon von weitem sieht man das grosse Bild von Ester Vonplo, welches den Dachgiebel eines ehemaligen Kuhstalls schmückt. Die Fotografin will mit ihrer Bildserie die Missstände der Schweizer Landwirtschaft dokumentieren, eine Schweiz, wie sie nur wenige kennen. www.estervonplon.com
Es hat sich in den letzten zwei Jahren herumgesprochen: Foto Verzasca bietet ein breites Veranstaltungsprogramm und eine sehr subtile Bildauswahl, die zum einzigartigen Konzept passt: Fotografie steht im Einklang mit einer landschaftstypischen Architektur. Doch die Fotos sind mehr als nur Schmuck – sie sind ein Stück ausgesuchte internationale Bildkultur, die so den Weg in ein schmuckes, entlegenes Tal findet.
Alberto Flammer, der vor allem für Stillleben und arrangierte Fotografie bekannt ist, ist in Sonogno mit zwei grossformatigen Naturaufnahmen vertreten.
Alfio Tommasini, Initant und künstlerischer Leiter, hatte dieses Jahr wiederum eine sehr glückliche Hand bei der Bildauswahl. Es sind die Werke von insgesamt 14 Fotografen heuer in Sonogno vertreten, die Hälfte davon aus der Schweiz, die anderen Bilder aus Spanien, England, Irland, USA, Nepal, Indien und Brasilien.
Melanie Eclare gewann den Wettbewerb «Nera di Verzasca» mit ihrer Bilderserie «After the fire» www.melanieeclare.com
Als Sonderausstellung sind die Bilder der Gewinnerin des Wettbewerbs «Nera di Verzasca» zu sehen. Die Engländerin Melanie Eclare hat in Nordkalifornien im Sommer 2015 die Bilderserie «After the fire» fotografiert, mit beeindruckenden Bildern von Menschen, die bei Waldbränden ihr gesamtes Hab‘ und Gut verloren haben.
Reto Albertalli hat für UNCEF und «Schweizer Familie» die vom Erdbeben betroffenen Gebiete Nepals besucht, um die dortigen Lebensverhältnisse in einer Reportage festzuhalten und die dort lebenden Menschen zu porträtieren. www.retoalbertalli.com
Der indische Fotograf Selvaprakash Lakshmanan dokumentiert in der Bildserie «Rural Exodus» die Völkerwanderung in die Städte, weil das Leben in vielen Landstrichen durch unbewältigte Katastrophen schlichtweg unmöglich geworden ist. Dadurch werden die Städte immer mehr überbevölkert was zu unlösbaren Problemen führt. www.selvaprakash.com
Das Programm
Die Hauptattraktionen finden dieses Wochenende statt. Heute, Freitagabend, ist um 18:00 Uhr die Eröffnung der Künstlerresidenz vorgesehen, mit Maya Rochat www.mayarochat.com (CH) und Tiago Coelho www.tiagocoelho.com.br (BRA), welche ihre Themenarbeit während den letzten Wochen hier in Sonogno ausgearbeitet haben, so wie es das Ausstellungsreglement verlangt. Danach findet um 21:00 Uhr im Grotto Efra ein Diskussionsforum mit den anwesenden Künstlern statt, das musikalisch von Lel Peda begleitet wird.
Diana Markosian folgt den Plätzen von Jungfrau Maria-Erscheinungen und beeindruckt mit einer Reportage des Pilgerdorfes Medjugorje in Bosnien und Herzegowina. www.dianamarkosian.com
Morgen, Samstagabend um 20:30 Uhr findet dann auf dem kreisrunden Dorfplatz, der übrigens rechtzeitig zum Festival neu gestaltet wurde, die Fotonacht statt. Sie ist mit einer grossen öffentlichen Projektion der eigentliche Höhepunkt der Verzasca Foto, an dem sich alle ausstellenden Fotografen mit einer Bilderschau präsentieren können.
Am Samstagabend werden als Höhepunkt die Portfolios aller ausstellenden Fiotokünsler an eine Hauswand proijziert – umrahmt von Tessinerspezialitäten und Livemusik
Man sieht dabei neben den ausgestellten Einzelbildern mehr vom künstlerischen Schaffen der Fotografen, welche ihre Werke auch kommentieren. Naheliegend, dass dies gleichzeitig ein originelles Dorffest wird, mit köstlichen Tessinerspezialitäten und der musikalischen Begleitung der Liveband «Uairless».
Nach diesem reich befrachteten Eröffnungswochenende, an dem übrigens fast alle Fotokünstler persönlich anwesend sind, kann die Verzasca Foto noch bis 1. November 2016 besichtigt werden.
Weitere Informationen zur Verzasca Foto finden Sie unter www.verzascafoto.com auf Italienisch und Englisch
Text und Bilder: Urs Tillmanns
fotografiert mit Fujifilm X-Pro2
Termine weiterer Fotoveranstaltungen, Ausstellungen, Workshops, Fotobörsen, Reisen und Wettbewerbe finden Sie laufend aktualisiert auf www.fotoagenda.ch
Nix wie hin!
Hab auch schon im Verzascatal fotografiert! Absolut Amazing! Gibt nix fotogeneres!
Warum man aber die schönen alten Steinhäuser mit belanglosen SW Fotos verschandeln muss, ist mir unklar!
Conny hat offensichtlich nicht ganz verstanden, dass es hierbei um ein Fotofestival geht, das dem Verzascatal etwas mehr Besucher bringen soll, und dass die Bilder nach zwei Monaten wieder verschwunden sind. Nichts von Verschandelung also, sondern eine bereichernde Ausstellung und Kontakte der Fotokünstler aus den verschiedensten Kulturen. Ich war letztes Jahr da und habe nicht nur die Qualität der Bilder sondern inbesondere die originelle Art, wie diese präsentiert werden, sehr geschätzt.