Der vfg Nachwuchsförderpreis feiert morgen, Donnerstag 29. September 2016, sein 20-jähriges Bestehen mit der Preisverleihung und Ausstellung in der Photobastei. Wir haben aus diesem Anlass dem Leiter dieses Wettbewerbs, Gian Vaitl, einige Fragen zur Entwicklung und Zukunft des vfg Nachwuchsförderpreises gestellt.
Der vfg Nachwuchsförderpreis für Fotografie gehört als jährlich stattfindender Wettbewerb zu dem wichtigsten Auszeichnungen für in der Schweiz lebende Nachwuchsfotografen. Er wird seit 1995 von der Vereinigung fotografischer GestalterInnen (vfg) ausgeschrieben, und jährlich resultieren daraus zehn Gewinner, drei davon mit attraktiven Hauptpreisen.
Nachdem die Nominierten des diesjährigen Wettbewerbes bereits bekannt sind (Fotointern berichtete) erfolgt nun morgen, Donnerstag 29. September 2016 ab 18 Uhr in der Photobastei, Zürich, die Bekanntgabe der drei Hauptgewinner in Rahmen der Preisverleihung und Vernissage. Danach bleiben alle zehn Arbeiten bis 9. Oktober 2016 in der Photobastei ausgestellt.
Der vfg Nachwuchsförderpreis versteht sich als Sprungbrett für begabte Jungfotografen und blickt auf eine zwei Jahrzehnte lange Tradition zurück. In dieser Zeit hat sich die Fotografie nicht nur technisch sondern auch stilmässig stark gewandelt. Wir haben dazu Gian Vaitl befragt, der den Preis seit zwölf Jahren organisatorisch begleitet.
20 Jahre vfg-Nachwuchsförderpreis. Wie hat sich der fotografische Stil der jungen Fotografen in dieser Zeit verändert?
Der Stil der jungen Fotografen ist weniger von den Trends der künstlerischen Fotografie beeinflusst, sondern dieser ist meistens vom Stil der besuchten Lehranstalt geprägt. Oft lässt sich an den Bildern bereits erahnen, von welcher Hochschule eine Eingabe stammt. Allgemein sind stringente Konzepte wichtiger geworden, die in den eingereichten Arbeiten zum Ausdruck kommen. Besonders mit dem Einfluss der digitalen Fotografie hat sich die technische Fertigkeit der jungen Fotografen massiv gesteigert. Die Qualitätslatte liegt heute sehr hoch, weil sich technisch und künstlerisch sehr engagierte Jungfotografen um diesen Preis bewerben, die bereits eine mehrjährige persönliche Erfahrung mitbringen.
In dieser Zeit fand auch der Wandel von analog zu digital statt. Wie hat sich dieser im Wettbewerb bemerkbar gemacht?
Trotz digitalem Trend gibt es nach wie vor viele Eingaben, die auf analoger, hybrider Technik basieren. Gerade im Schwarzweissbereich wird häufig mit Film gearbeitet, dessen Negative danach eingescannt und digital weiterbearbeitet werden. Dies entspricht übrigens auch dem aktuellen Trend in der Kunstfotogafie.
Die Fotografie hat sich in dieser Zeit massiv verändert – von der grossformatigen Fachkamera bis hin zum Smartphone. Konnte der Wettbewerb dieser Veränderung Rechnung tragen?
Die Fotografie hat dadurch in erster Linie Ergänzungen erfahren. Dies schlägt sich auch in den Eingaben nieder, gibt es doch im gleichen Jahrgang Arbeiten, die auf den unterschiedlichsten Techniken beruhen. Die Gross- und Mittelformatkamera ist in der künstlerischen Fotografie immer noch weit verbreitet, demgegenüber erhalten wir zudem zeitgemäss immer mehr Eingaben, die mit Smartphones fotografiert wurden.
Wir haben jedoch nicht vor, deswegen unterschiedliche Kategorien einzuführen. Eines der Erfolgsprinzipien des NWFP ist seine Einfachheit mit bloss einer Kategorie. Es geht vielmehr um die Kraft des Sehens und Erzählens – und diese ist universell.
Häufig sind die Bilder der jungen Fotografen avantgardistisch, oft gar ausgeflippt. Folgen diese Bilder dem jeweiligen aktuellen Trend oder sind sie gar Vorreiter einer neuen Seh- und Ausdrucksweise?
Die Annahme, dass junge Fotografen besonders avantgardistisch oder sogar ausgeflippt sind, können wir nicht bestätigen. Wir stellen hingegen fest, dass die meisten Arbeiten aktuellen Trends oder dem Stil der besuchten bzw. absolvierten Hochschule folgen. Hin und wieder gibt es sehr eigenständige Arbeiten, die dann auch besonders herausragen. Die Ausstellung mit den «Top Ten» lebt stark von der Heterogenität der prämierten Arbeiten.
Der vfg-Nachwuchsförderpreis hat in dieser Zeit über 200 Fotografen ausgezeichnet. Was ist aus ihnen geworden? Hat ihnen dieser Preis zu einer besseren Karriere verholfen?
Wir stehen mit vielen «Ausgezeichneten» im Kontakt, verfolgen ihre Karrieren, und freuen uns deren Fotoarbeiten in Publikationen, Galerien und Museen wiederzusehen. Namen, die herausragen sind neben vielen anderen Marie Rime, Reto Albertalli, Dominique Teufen, Mathieu Gafsou, Joël Tettamanti, Eva Lauterlein Jojakim Cortis und Adrian Sonderegger, Delphine Schacher, Marco Zanoni und viele mehr. Besonders herausragend sind hier Nico Krebs und Taiyo Onorato, die von der Auszeichnung bei uns acht Jahre brauchten für eine eigene grosse Ausstellung im Fotomuseum Winterthur.
Ist aus Ihrer Sicht Fotografieren bei jungen Leuten immer noch so attraktiv wie früher? Wie sehen Sie die Zukunft des vfg Nachwuchsförderpreises?
Fotografieren scheint immer noch sehr aktuell zu sein, im Grossformat wie auch in der Smartphone-Bilderflut. Der vfg Nachwuchsförderpreis ist während den zwanzig Jahren seines Bestehens zum wichtigsten Preis für junge Fotografie in der Schweiz avanciert. Die Kataloge dienen gewissermassen als «who’s who» der zeitgenössischen Schweizer Fotografie.
Der NWFP wird bestehen bleiben, solange es organisatorischen Nachwuchs mit Herzblut gibt, denn wir – ein Team von sechs engagierten Personen – arbeiten nach wie vor alle auf ehrenamtlicher Basis. Das allein genügt jedoch nicht, wird sind auch auf engagierte Sponsoren und Unterstützer angewiesen.
Wir wünschen dem NWFP weiterhin alles Gute und freuen uns auf die Ausstellung in der Photobastei. Diese wird morgen, Donnerstag 29. September 2016 um 18 Uhr eröffnet.
Weitere Infos zum vfg-Nachwuchsförderpreis und zur Photobastei
Gian Vaitl
ist Autodidakt und seit 1990 freischaffender Fotograf für diverse Schweizer Kunden, unter anderem die SBB und das Schweizer Radio und Fernsehen SRF tätig. Er doziert am MAZ Medienausbildungszentrum in Luzern, lehrt in diversen Klassen der GAF Gruppe für autodidaktische Fotografie und begleitet den vfg Nachwuchsförderpreis im zwölften Jahr. Gian Vaitl war von 2012 bis 2015 Präsident der Vereinigung fotografischer Gestalterinnen (vfg) und ist Mitglied des Medienkollektivs «Kontrast». www.vaitl.ch
Termine weiterer Fotoveranstaltungen, Ausstellungen, Workshops, Fotobörsen, Reisen und Wettbewerbe finden Sie laufend aktualisiert auf www.fotoagenda.ch