Bereits zum 22. Mal öffnet die Kunst Zürich ihre Türen von heute, 27. bis Sonntag, 30. Oktober 2016. Rund 60 Galerien aus der Schweiz und dem Ausland präsentieren verschiedenste Positionen, von Multimedia über Fotografie und Installationen bis zu den klassischen Ausdrucksformen von Malerei und Skulptur. Allerdings: Fotografien gibt es weniger als letztes Jahr.
In den drei Tagen werden in der einstigen ABB-Industriehalle 550 rund 22’000 Besucher erwartet, die an Kunst aller Kreativrichtungen interessiert sind, an Installationen ebenso wie an klassischen Stilen, Multimedia ebenso wie Fotografie. Dieses Jahr wartet die Kunst 16 mit dem neuen Sektor «Statement Schweizer Kunst» auf, der von Alexandra Blättler kuratiert wurde und die erstmalige Gelegenheit bietet, Werke aus privaten Sammlungen zu entdecken.
Ist man vor allem an Fotografie interessiert, so fällt einem dieses Jahr auf, dass gegenüber der letztjährigen Kunstausstellung mehrere bekannte, auf Fotografie spezialisierte Galerien fehlen, beispielsweise die Bildhalle, Fabian und Claude Walter, Silvan Faessler oder Esther Woerdehoff, die letztes Jahr aus Paris da war. Hingegen gibt es einige ausstellende Galerien, welche fotografische Künstler neben anderen Kunstwerken präsentieren.
Wir haben auf einem ersten Rundgang einige Highlights für Sie entdeckt:
Stärker für Fotografie engagiert und grösser als letztes Jahr, stellt die Galerie Monika Wertheimer aus Oberwil aus, die seit Jahren Fotografie als ihre Spezialgebiet sieht und vor allem auch junge und weniger bekannte Künstler fördert. Sie tritt dieses Jahr mit einem mehr als doppelt so grossen Stand auf und präsentiert als Schwerpunkt Heino Heimann mit den bekannten Ilfochrome-Direktbildern, dann aber auch Farbkreationen von Nicolas Henri und eine hervorragende Schwarzweissreihe von Emanuel Strässle.
Die Galerie Marc de Puechredon in Basel zeigt unter anderen eine sehr schöne Vierergruppe von Aufnahmen des des Moiry-Gletschers von Nicole Herzog-Verrey, welche die dahinschmelzende Eispracht in C-Prints mit Tempera-Übermalung auf Hahnemühle-Papier festhält.
Die Galerie Brower aus Berlin zeigt dieses Jahr eine Reihe von Landschaftsbilder von Dierk Maass aus der Serie «Tension of Seclusion». Maass widmet sich thematisch stark «spektakulären Schauspielen und unbeschreiblichen Farb-Licht-Phänomene einer vom Menschen noch unberührten Natur».
Am Stand der Galerie von Braunbehrens, Stuttgart, sind unter anderem Diasec-Prints von Georg Küttinger zu sehen. Küttinger fotografiert beispielsweise Schweizer Alpenlandschaften, dann aber auch Lagunen und Baumgruppen die aus Teilen einer realen Landschaft, fotografiert zu abweichenden Zeiten, aus unterschiedlichen Blickwinkeln, zu synthetischen Raumkonstruktionen zusammengesetzt sind.
Die Zürcher Galerie Wenger präsentiert unter anderem den vielfältigen Künstler Jan Jedlička, der neben Mezzotinten und Pigmentgemälden auf der Kunst 16 mit drei Landschaftsbildern in Heligravuren präsentiert. Sie haben «die Maremma» zum Thema, «ein Zwischenreich, in dem sich Land und Wasser nicht mehr klar scheiden lassen. Stetig verbinden sich in seinen Bilder diese Elemente neu».
Am Stand der Konstanzer Galerie Wesner fallen mehrere Bilder von Monolithen in Waldlandschaften auf, mit dezenten Farben und zarten Tonwerten. Das ist der Stil des Fotografen Peter Braunholz, dem es nicht nur darum geht, die Motive fotografisch zu erfassen, sondern eine Symbiose «von Ästhetizismus und Melancholie ebenso wie Tiefe und Leichtigkeit» zu schaffen.
Helle Jetzig, der von der Galerie Barbara von Stechow aus Frankfurt am Main präsentiert wird, ist auf Städtebilder spezialisiert, die von einer Fotografie ausgehend in einem langen Prozess mehrfach übermalt und lackiert werden. Damit erscheinen die Bilder in einem kraftvolleren, abstrakten Farbcharakter. Highlight am Stand sind die beiden Bilder der Stadt Zürich am Stand, doch hat Helle Jetzig unzählige andere Städte, wie New York, Hamburg, Istanbul oder London in gleicher Manier dargestellt.
Last but not least sind uns die Themenbilder von Sandra Senn der Galerie Voss aufgefallen, die «beladene Schiffe auf den Weltmeeren zeigen – zeitlos als fiktive und tatsächliche Sehnsucht». Die Kompositionen irritieren, verblüffen. Was ist Wirklichkeit, was ist Illusion? Sie sind ein gelungener Mix von Grösse und Bedrohung einerseits, von Unrealem und Fantasiegebilden anderseits; machen neugierig und hinterfragen vieles …
Machen Sie es sich bei Ihrem Besuch der Kunst 16 zur Aufgabe, an den rund 80 Ständen noch weitere fotografische Werke zu entdecken, denn wir haben sicher bei unserer Vorpremierenbesichtigung nicht alle finden können.
Lohnt sich der Besuch der Kunst 16, auch wenn die Fotografie weniger konzentriert auftritt als letztes Jahr? Sagen wir es so: Wenn sie nicht nur an Fotografie interessiert sind sondern sich auch von andere Kunstarten begeistern lassen, dann ist die Kunst 16 sicher ein Jahres-Highlight, das Sie nicht verpassen sollten.
Text und Bilder: Urs Tillmanns
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