Urs Tillmanns, 28. Januar 2017, 08:18 Uhr

Fotofestival «Rendez-vous • Image» in Strassburg – zeigt noch bis Sonntag ein breites Kreativspektrum

Die 7. Rendez-vous • Image, eines der bedeutendsten Fotofestivals Europas, zeigt ein breites Spektrum von kreativen Bilderserien mit freien Themen. Aus mehr als 220 Bewerbungen hat Gastkurator Ambroise Tezenas die 60 besten ausgewählt und präsentiert diese in einer gigantischen Bilderschau. Sie sind zusammen mit 40 auserwählten Fotobüchern noch bis Sonntagabend in Strassburg zu sehen.

 

Das Fotofestival Rendez-vous • Image gewinnt jedes Jahr an Bedeutung. Bereits zu siebten Mal zeigt uns der Wettbewerb mit freien Themen eine Fülle spannender Arbeiten von 60 ambitionierten Fotografen aus 16 Ländern. In einer zweiten Disziplin sind 40 prämierte Fotobücher zu sehen, sowohl Verlagstitel als auch persönliche Einzelexemplare. Weiter bietet Rendez-vous • Image den Besuchern ein interessantes Rahmenprogramm mit Workshops, Vorträgen, Kinderveranstaltungen und Produktevorführungen.

 

Das Besondere am Rendez-vous • Image ist auch die Art und Weise, wie die ausgestellten Arbeiten jedes Jahr ausgewählt werden. Es tagt nicht etwa eine vielköpfige Jury um die beste Bildserien auszusuchen, sondern der Gründer und Organisator Thierry Edel bestimmt jedes Jahr einen Gastkurator, dem diese heikle Arbeit obliegt. Dieses Jahr ist es Ambroise Tezenas, der übrigens vor 1994 die Fotofachschule in Vevey absolviert hatte und deshalb mit der Schweiz sehr verbunden ist. Er arbeitet seit vielen Jahren als Fotojournalist und wurde vor allem durch seine Reportagen aus Asien und Amerika bekannt.

Ob dieses Jahr bestimmte Trends unter den Einsendungen zu erkennen gewesen wären, wollten wir von Ambroise Tezenas wissen. Klare Trends hätten sich zwar nicht abgezeichnet, doch sei er überrascht gewesen von der Vielfalt der Einsendungen bei einem sehr breiten thematischen Spektrum. Auch sei auffallend gewesen, dass die meisten der Arbeiten makellos präsentiert wurden. Generell habe er ein sehr hohes Niveau festgestellt, was weitgehend darauf zurückzuführen sei, dass sich das Festival mit der siebten Durchführung in der internationalen Festivalszene etabliert habe.

 

Im Bild: Kurator Ambroise Tezenas (links) und Organisator Thierry Edel

Auch Thierry Edel, der vor sieben Jahren das Festival Rendez-vous • Image ins Leben rief, ist erfreut über den grossen Zuspruch und das hohe Niveau der Arbeiten. Ihm ist auch das Rahmenprogramm ein Anliegen, mit den Workshops und vielen Randveranstaltungen für die Festivalbesucher. Nach dem Voranmeldungen zu schliessen, dürfte auch dieser Part in der siebten Durchführung des Festivals ein Erfolg werden.

Aus insgesamt 220 Bewerbern wurden die 60 besten Fotoserien sowie die 40 besten Fotobücher ausgewählt. Die Einsendungen kamen aus Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Iran, Italien, Japan, Luxemburg, Madagaskar, Niederlande, Österreich, Portugal, Russland, Schweiz, Spanien und Zypern.

Unter den zugelassenen Fotografen werden die drei besten Arbeiten ausgewählt, die ein Dipolm und einen Geldpreis erhalten. Die Auserwählten sind dieses Jahr

 

Sadegh Souri (Iran) – «Waiting Girls». Bildserie über «kriminelle» Mädchen, die nach iranisch-islamischem Recht zum Tode verurteilt sind.

 

Jean-Pierre Attal (F) – «Paysages nucléaires». Bedrohlich verändern Kernkraftwerke unser Landschaftsbild.

 

Vincent Muller (F) – «Pause». Zwischen Sommer und Winter kehrt in den Bergstationen Ruhe ein.

Eine weitere Arbeit wird von 30 Fotoexperten aus dem Journalismus und der Kunstszene bestimmt. Der Profipreis geht dieses Jahr an

 

Alfred Blaess (F) – «Quartier de lune». Nebelstimmung im Rheinhafen von Strassburg.

 

Ein Rundgang durch die Ausstellung

Nachfolgend stellen wir Ihnen einige Highlights des Rendez-vous • Image vor, völlig subjektiv, ungeordnet und ohne jegliche Wertung. Die Bilder sollen Ihnen einen Eindruck dessen vermitteln, was noch bis Sonntag in Strassburg zu sehen ist.

 

Alain Tigoulet (F) – «Lumière d’Opale». Strände – einfache Motive, die jedoch durch ihre Stimmungen und Farben faszinieren.

 

Christoph Burger (CH) – «Manicomio». Eindrucksvolle Serie einer verlassenen psychiatrischen Klinik aus der Mussolini-Zeit.

 

Mehdi Nazeri (Iran) – «All Hashem daily work». Arbeitsbedingungen in einer iranischen Ocker-Mine.

 

Luc Georges (F) – «DiverCité». Familienporträts einer Arbeitersiedlung in Mulhouse.

 

Jacques Rolland (F) – «Chartreuse givrée». Rauhreifen verwandelt die Chartreuse in eine weisse Pracht.

 

Sophie Dupressoir (F) – «Sous le soleil … exactement». Touristen in Arles – entspannt, vergnügt und bereit für ein Foto zu posieren.

 

Dimo Dimov (Bulgarien) – «Movable stage». Allmorgentlich fühlen sich Hunderttausende Bus- und U-Bahn-Passagiere in Sofia unbeobachtet.

 

Alain Second (F) – «Broyer du noir». Objekte werden zu spannenden Abstraktionen.

 

Yvon Buchmann (F) – «Les bancs publiques, sièges de la mémoire». Bänke sind Plätze der Erinnerungen.

 

Jean Scheim (CH) – «Watercolor». Objekte, die in Flüssigkeiten eintauchen, hinterlassen fasznierende Luftspuren.

 

Ymy Nigris (F) – «Ce que voit mon ombre». Fotografieren heisst ‚zeichnen mit Licht‘. Wie aber sehen Objekte ohne Licht aus?

 

Philippe Bonjour (F) – «Les Amours Pluriels». Reportage gegen die Intoleranz und für die Heirat für alle.

 

Michel Lersy (F) – «Plages de la mer du nord». Verlassene  Strandhäuschen mit farbigen Gummidrucken zu neuem Leben erweckt.

 

Philippe Simon (F) – «Archi-Ligne». Spiel mit Linien, Formen und Flächen.

 

Was uns besonders auffiel …

Die Schwarzweissfotografie ist unverändert im Aufwind, und dabei ist ein sehr hohes Niveau sowohl in der thematischen Auslegung als auch in der Printtechnik zu erkennen. Weiter sind auch viele formal-grafische Serien zu sehen, dafür weniger experimentelle Fotografie als in anderen Jahren. Alles in allem ist die diesjährige Rendez-vous • Image mit einem breiten und spannenden Spektrum ein Besuch im Palais des Congrès Wert.

Text und Bilder: Urs Tillmanns

 

Generelle Informationen

Öffnungszeiten:
Freitag, 27. Januar 2017, 18:00 – 21:00 Uhr (Vernissage)
Samstag, 28. Januar 2017, 10:00 – 21:00 Uhr
Sonntag, 29. Januar 2017, 10:00 – 19:00 Uhr

Eintrittspreise: Normal EUR 6.00, ermässigt EUR 4.00 (Studenten)

Ort: Palais de la Musique et des Congrès, Place de Bordeaux, F-67082 Strasbourg

Weitere Informationen finden Sie unter www.rdvi.fr

 


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