Urs Tillmanns, 7. März 2017, 07:00 Uhr

Jetzt haben die SBF-Protokollbücher endlich ihre Bleibe

Der Verband der Schweizer Berufsfotografen (SBF) kann auf eine über 130 Jahre lange Geschichte zurückblicken. Diese ist auch fast lückenlos dokumentiert in Artikeln, Zeitungsausschnitten, Korrespondenzen und Protokollbüchern. Letztere seit 1940. Aber wo sind die früheren Aufzeichnungen der Verbandsgeschichte seit 1886? Nach einer langen Irrfahrt haben sie gestern ihre Bleibe gefunden, im Staatsarchiv des Kantons Bern.

 

Eigentlich ist der Verband SBF recht gut dokumentiert, was seine Vergangenheit anbelangt. Die meisten der historischen Dokumente sind unter perfekten klimatischen Bedingungen tief im Erdinnern des Berner Staatsarchivs aufgehoben – zugänglich für jedermann, der sich dafür interessiert. Mit Ausnahme der wichtigsten und wertvollsten Schriftstücke, nämlich den Protokollen von 1886 bis 1940. Sie sind andere Wege gegangen, gerade weil sie so kostbar und unikat sind.

René Schlachter, der selbst längere Jahre als Präsident und Sekretär des Verbandes amtete, erinnert sich: «Die fünf Protokollbücher, zum Teil Aufzeichnungen in einer handschriftlichen Qualität, die wir uns heute kaum mehr vorstellen können, galten immer als besonders wertvoll und haben deshalb ihren eigenen Weg genommen. Sie wurden während Jahrzehnten zwischen den amtierenden Präsidenten und Sekretären weitergereicht – und einmal wären sie beinahe in einem Container gelandet». Dann kamen die Bücher zu ihm nach Biel, wo sie lagerten «bis sich eine vertrauenswürdige und sichere Archivierung anbieten würde».

 

 

Diese kam im Oktober 2015 in Form eines Besuches der Fotohistory-Vorstandsmitglieder Hansjürg Grau und Heiri Mächler. Da waren natürlich auch die Protokollbücher wieder Gesprächsthema, wobei René Schlachter offensichtlich den «Fotohistory-Bunker» als sicher genug und die beiden Persönlichkeiten als vertrauenswürdig genug für einen Handwechsel einstufte. So kamen die seltenen Bücher vom bernischen Biel nach Rüti im Kanton Zürich.

«Natürlich war uns klar, dass die Bücher eigentlich nicht in unseren Bestand gehören» sagt Heiri Mächler. «Doch die Protokolle sind auch für uns von grosser Bedeutung, weil es zwangsläufig Parallelen zu unseren Nachforschungen der Fotohandelsgeschichte gibt, da damals in den Vorständen die gleichen Personen sassen und die Probleme der Fotografen und der Fotohändler weitgehend dieselben waren. Zudem stand die Digitalisierung der Schriftstücke im Vordergrund, damit diese künftig am Bildschirm eingesehen und so die Originale geschont werden können.»

Allmählich hatte es sich in Fotohistorikerkreisen herumgesprochen, dass die kostbaren Protokollbücher wieder aufgetaucht waren und nun – mit Wissen des SBF-Präsidenten Yannick Andrea – darauf warteten in professioneller Qualität von Marco Pfister digitalisiert zu werden. Grosses Lob gebührt ihm für diese Riesenarbeit …

Eine lange Story kurz erzählt (und Gegenstand vieler E-Mails) – fest stand, dass die kostbaren Protokollbücher Eigentum des SBF sind und zur sicheren und öffentlich einsehbaren Aufbewahrung ins Staatsarchiv des Kantons Bern gehören.

Gestern, am 6. März 2017, war es nun soweit, dass die Übergabe im «Bunker» von Fotohistory erfolgen konnte.

SBF-Präsident Yannick Andrea kam aus Filisur angereist, um die kostbare Fracht von Hansjürg Grau und Heiri Mächler von Fotohistory im Empfang zu nehmen und in einem wasserdichten und gepolsterten Koffer nach Bern zu transportieren.

Dort warteten Sandra Stampfli und Jan Hellman der SBF-Sektion Bern sowie Vinzenz Bartlome des Staatsarchivs Bern auf die seltenen Bücher, die nun bundesinventarisiert ihren definitiven Platz in einer Compactus-Anlage finden. Dort sind übrigens bereits viele andere Schriftstücke des SBF aufbewahrt, so dass die ältesten Dokumente nun den bisherigen Bestand ideal ergänzen.

 

Blick in die Compactus-Anlage, wo bereits andere Dokumente des SBF aufbewahrt sind

Ob es wohl alle Dokumente der langen SBF-Geschichte sind? Im Laufe der 128 Jahre sind die Verbandsrelikte durch verschiedene Hände gegangen. Gut möglich, dass da und dort in privaten oder auch öffentlichen Sammlungen noch Dokumente des SBF auftauchen. Vielleicht auch Fotos? Kaum zu glauben, dass die Lichtbildnergilde des «Schweizerischen Photographen-Vereins» – so hiess der Verband nämlich ursprünglich bis 1917 – keine Gruppenbilder von sich machte.

Über weitere Spuren der Verbandsgeschichte würde sich SBF-Präsident Yannick Andrea (yannick [at] yannick-andrea.ch) sicher freuen.

Urs Tillmanns

 

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