Mit Everypixel Aesthetics will die Stock-Foto-Suchmaschine Everypixel.com vor allem Bildredakteuren die Arbeit erleichtern. Sie soll automatisch ermitteln, wie aufmerksamkeitsstark Fotos sind, damit diese einfacher von weniger beliebten getrennt werden können. Stock-Fotografen könnten damit das ökonomische Potential ihrer Bilder erkennen.
Für Everypixel Aesthetics hat das russische Start-Up-Unternehmen ein neuronales Netzwerk so trainiert, dass es mit seiner künstlichen Intelligenz die Bildwirkung – charakterisiert als «awesome» (=überwältigend, beeindruckend) – von Stock-Fotos ähnlich wie Menschen wahrnehmen soll. Der neue Service basiert auf den Erfahrungen von Designern, Redakteuren und erfahrenen Stock-Fotografen.
Ein solches, recht ausergewöhnliches Bild dürfte laut Everypixel Aesthetics einen Beliebtheitsgrad von 99,6% erreichen …
… während dieses mit einem häufig vorkommenden Motiv mit 0,0% kaum eine grosse Beliebtheit erreicht.
«Die Aufgabe des neuronalen Netzwerkes soll sein, die visuelle Qualität jedes Bildes einzuschätzen und eine ästhetische Bewertung jeder Datei vorzunehmen. Diese Daten gehören zu dann einer Gesamtmischung von Rangfaktoren, die die Suchergebnisse verbessern, indem sie ästhetisch bessere Bilder nach vorne bringen», beschreiben die Everypixel-Entwickler ihr Ziel.
«Es gibt Unmengen unverzeihlich schlechter Stock-Fotos. Die Browser-App Aesthetics soll die Fotos mit dem geringsten ästhetischen Wert erkennen und sie aus den Suchergebnissen aussondern. Der Service bewertet dabei nicht die Coolness oder Schönheit einer Person oder eines Objekts in einem Foto. Er kümmert sich nur um technische Aspekte wie Helligkeit, Kontrast, Rauschen etc.» beschreibt Everypixel den Filter-Ansatz. Der Trainingsdatensatz dafür soll inzwischen knapp 1 Million positive und negative Musterfotos umfassen.
Weg vom Klischee?
Obwohl die Web-App sich noch im Beta-Stadium befindet, steht sie jetzt auf der Everypixel Aesthetics-Webseite www.everypixel.com/aesthetics zum Ausprobieren frei zur Verfügung. Die Ergebnisse sind zum Teil überraschend. Ein schon Test mit dem Beispielbildern auf der Webseite zeigt, dass Everypixel Aesthetics offensichtlich weniger das Motiv an sich bewertet, sondern vielmehr, wie sehr sich das Motiv gestalterisch und technisch von der üblichen Einheitsware abhebt. So fallen ein konventionell-kitschiges Pärchen-Porträt oder ein Gruppenfoto wie aus einer Firmenbroschüre mit «0 %» durch und würden wohl kaum in die Everypixel-Auswahl kommen, obwohl sich solche im Grund nichtssagenden Klischee-Bildchen vielfach großer Beliebtheit erfreuen.
Verschiedene Varianten des gleichen Motivs (Beispiel Spiegel-Redaktionsgebäude) werden etwa ganz unterschiedlich bewertet.
Everypixel will das Bewertungssystem noch weiter verbessern, betont aber auch, dass sich der Service nicht für historische Fotos, Illustrationen oder 3D-Visualisierungen eignet. Die automatisch schon zu den einzelnen Fotos nebenbei generierten Schlagwörter sind weitgehend zutreffend auf jeden Fall jetzt schon hilfreich beim Beschreiben der eigenen Fotos. Sie lassen sich durch Anklicken kopieren und so auf das Original übertragen.
Horst Gottfried, Fotos: Horst Gottfried, Everypixel