Urs Tillmanns, 6. Mai 2017, 11:00 Uhr

Buchtipp: Ulrich Ackermann «Arbres – Bäume»

Ein Bildband über Bäume herauszubringen, der anders ist als unzählige bereits erschienene, ist ein durchaus mutiges Unterfangen. Ulrich Ackermann hat es gewagt, nicht nur mit einer besonders sorgfältigen Auswahl seiner Motive und einer perfekten Technik, sondern mit einem Format, das für unser Sehempfinden ungewohnt ist. Ein spannendes Experiment, das zum Markenzeichen des Fotografen geworden ist.

 

Bäume faszinieren. Diese mächtigen Kreaturen mit ihren knorrigen Stämmen und Ästen wirken beeindruckend schön, verblüffen durch ihre vielfältigen Formen und Farben, und sie sind lebenswichtig für uns. Sie spenden Schatten und reinigen die Luft, filtern Schadstoffe aus, mildern den Treibhauseffekt und bieten uns Früchte zur Ernährung und Holz als kostbaren und nachhaltigen Rohstoff an.

Bäume faszinieren insbesondere uns Fotografen. Ohne sie wäre die Landschaft kahl, öde und trist. Sie bereichern das Landschaftsbild und sind selbst fotogene Objekte mit originellen Formen und eigenartigen Geometrien. Sie wechseln je nach Jahreszeit ihre Farben, präsentieren sich mal in einem hellgrünen Blätterkleid, wechseln dann zu gelb und rot, bis sie ihr Blätterkleid austauschen und wieder in junggrüner Pracht erscheinen – ein Farbenspiel, das Fotografen von jeher anspornte die Bäume nicht nur begleitend in ihre Landschaften einzubinden, sondern sie selbst zum Motiv zu machen.

Bäume faszinieren auch Ulrich Ackermann. Er hat sich vor Jahren einer ganz besonderen Art der Fotografie verschrieben, nämlich dem Vertikalpanorama. Publizistisch begonnen hat dies vor sechs Jahren mit dem Buch «Dolomiten – vertikal» (Buchrezension Fotointern.ch), in welchem Ackermann die beeindruckende Bergwelt Südtirols mit ihren steil abfallenden Flanken und Felsformationen zeigte. Hier bot sich das extreme Hochformat ebenso an, wie in seinem jüngsten Buch «Arbres – Bäume». Seither sind diese Vertikalpanoramen schon fast so etwas wie das Markenzeichen der Fotografie von Ulrich Ackermann geworden, mit einem Format, das für viele unüblich und gewöhnungsbedürftig ist.

Das extreme Hochformat entspricht nicht unserem normalen Sehempfinden. Unser natürlicher Blick ist auf ein Breitformat ausgerichtet, weil wir Gefahren von links und rechts frühzeitig erkennen müssen und auch in der Landschaftsfotografie diese Breite eindrucksvoll wiedergeben wollen.

Anders Ulrich Ackermann. Er hat sich zu einem vertikalen Blick gezwungen und gibt uns mit seinen aussergewöhnlichen Hochformatpanoramen die Welt so wieder, wie wir sie normalerweise nur flüchtig wahrnehmen. Er zwingt uns in seinen Bildern zu einer neuen Blickrichtung und zeigt uns die Schönheiten der Natur in einer neuen Dimension.

Das Thema «Bäume» ist ein dankbares. Wohl kaum ein Naturfotograf, der sich nicht mit diesen prächtigen Riesen befasst hat, der nicht schon versucht hat über längere Zeit ihre natürliche Vielfalt zu dokumentieren. Ackermann ist anders vorgegangen: Er hat akribisch interessanteste und schönste Exemplare in der ganzen Schweiz aufgesucht und sie in beeindruckenden Hochformataufnahmen fotografiert. Dabei hat er ein interessantes technisches Hilfsmittel benutzt, nämlich die Hasselblad X-Pan, eine 1998 in Zusammenarbeit mit Fujifilm entwickelte Panoramakamera für Kleinbildfilm mit dem Bildformat 65 x 24 mm. Die Kamera ist selten geworden und wird heute im digitalen Zeitalter nur noch von wenigen Analogfotografen, wie Ulrich Ackermann, benutzt. Was einst für breiten Landschaftsbilder entwickelt wurde nutzt Ackermann im recht ungewohnten extremen Hochformat. Dies ist mit ein Grund, weshalb uns diese Bilder besonders ansprechen.

Das ist die technische Seite seiner Fotografie. Anderseits versteht es Ulrich Ackermann in seinem Buch uns auf Besonderheiten der hölzernen Giganten aufmerksam zu machen. Mal sind es bizarre Aststrukturen, die ihn zum Auslösen bewogen, mal knorrige Wurzeldetails, mal der Farbkontrast goldgelber Blätter zum stahlblauen Himmel oder ganz einfach der Baum selbst, der sich harmonisch in seine umgebende Landschaft einfügt. Ackermann zeigt uns ein einfaches Thema in einer eindrucksvollen Vielfalt – mit 60 Bildern, von denen jedes für sich ein Kunstwerk ist. Ein Kunstwerk des Fotografen – ein Kunstwerk aber auch der Natur.

Urs Tillmanns

 

Buchbeschreibung des Verlages

Der Berner Fotograf Ulrich Ackermann arbeitet seit mehreren Jahren mit einer Hasselblad X-Pan Kamera, die er vertikal verwendet; somit erzielt er erstaunliche Panoramen im Langformat. Er hat auch eine grosse Leidenschaft für Bäume, die er hier mit dieser besonderen Technik fotografiert hat. Dieses neuartige Buch, das den vier Jahreszeiten folgt, besteht aus 60 Fotos von den schönsten Bäumen aus verschiedenen Regionen der Schweiz. Der zweisprachige Schriftsteller Jean-Pascal Ansermoz hat sich dabei kurze poetische Texte gedacht, und das Vorwort wurde von Silva Semadeni, Präsidentin von Pro Natura, geschrieben.

 

 

Der Inhalt

Frühling

Rosskastanie (Thun, BE), Rot-Buche (Thun, Bonstettenpark, BE), Waldstimmung (Heimberg, BE), Kirschbaum (Ernen, VS), Silberweide (Allmendingen, Aareufer, BE), Frühlingsstimmung (Rubigen, BE),

Bergahorn (Plateau de Diesse, Jura BE), Rot-Buche (Plateau de Diesse, Jura BE), Silberweide (Wohlen, BE), Rot-Buche (Chambrelien, NE), Kirschbaum (Ernen, VS), Kirschbaum (Ernen, VS)

 

Sommer

Arve (Pontresina, Muottas da Schlarigna, GR), Rot-Buche (Hilterfingen, Hüneggpark, BE), Tränenkiefer (Oberhofen, Schlosspark, BE), Waldkiefer (Interlaken, Neuhaus, BE), Waldkiefer (Gerzensee, BE), Arve (Engadin, Alp Suvretta, GR), Stieleichen-Allee (Wildenstein, BL), Silberpappel (Môtiers, NE), Stieleiche, Oekostamm (Wildenstein, BE), Weisstanne (Baulmes, VD),

Rot-Buche (Baulmes, VD), Arve (Engadin, Alp Suvretta, GR), Arve (Aletschwald, VS), Arve (Pontresina, Muottas da Schlarigna, GR), Esche (Thun, Schadau Park, BE), Stieleiche (Wildenstein, BL)

 

Herbst

Europäische Lärche (Samedan, Engadin, GR), Sandbirke (Montreux, VD), Europäische Lärche (Prarion, VS), Europäische Lärche, Rindenstruktur (Prarion, VS), Sandbirke (Thun, Bonstettenpark, BE), Spitzahorn (Montreux, VD), Trauerweide (Montreux, VD), Europäische Lärche (Prarion, VS), Platane (Montreux, VD), Rot-Buche (St-Aubin, Lac de Neuchâtel, NE),

Rot-Buche (Bern, Elfenau, BE), Rot-Buche (Gorges de l’Areuse, NE), Herbstlandschaft (Samedan, Engadin, GR), Arve, Wurzelwerk (Alp Suvretta, Engadin, GR), Rot-Buche (Bern, Elfenau, BE), Rot-Buche (Creux-du-Van, NE), Stieleiche (Thun, Gwatt, BE), Herbstwald (Creux-du-Van, NE)

 

Winter

Stieleiche, Oekostamm (Wildenstein, BL), Sommerlinde (Escholzmatt, LU), Esche (Thun, Schadau Park, BE), Rot-Buche (Brienz, BE), Stieleiche (Morrens, VD), Sandbirke (Konolfingen, BE), Sommerlinde (Aeschiried, BE), Rot-Buche (Lausanne, VD),

Sandbirke (Konolfingen, Ballenbühl, BE), Platane (Interlaken, Schlosspark, BE), Kirschbaum (Heiligenschwendi, BE), Europäische Lärche, Stamm (Silvaplana, Engadin, GR)

 

Die Autoren

Ulrich Ackermann (*1947) lebt in Konolfingen (BE). Als Natur- und Landschaftsfotograf hat er Reportagen in Alaska, Norwegen, Dolomiten usw. gemacht, und seine Bilder wurden in zahlreichen Kalendern, Zeitschriften und Büchern veröffentlicht. Die Fotografie im vertikalen Langformat ist seine Spezialität.

 

 

Jean-Pascal Ansermoz (*1974) lebt in Düdingen (BE) und ist ein zweisprachiger Schriftsteller. Seine Bibliographie ist beeidruckend (mehr als 20 Titel). Unter seinen erfolgsreichsten Büchern kann man seine Krimis Wolfsstunde und Sternenfall zitieren, oder seine Erzählungen Auf den Flügeln der Zeit.

 

 

Bibliografie

Ulrich Ackermann «Arbres – Bäume»
144 Seiten, 60 Farbbilder
Format 18×36 cm, Hardcover, gebunden
Texte deutsch / französich von Jean-Pascal Ansermoz
mit einem Vorwort von Silva Semadeni.
Erscheinungsjahr 2016
Verlag Infolio, CH-1124 Golian 
ISBN 9782884743839
Preis: CHF 49.00

Das Buch kann hier online bestellt werden.

 

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