Urs Tillmanns, 28. Mai 2017, 10:58 Uhr

Mit der Lumix FZ2000 auf den Spuren von Henry Fox Talbot

Fotohistory.ch hat eine Bildungsreise zur Wiege der Fotografie in England unternommen und den Landsitz des Fotoerfinders Henry Fox Talbot besucht. Mit im Gepäck: Die Lumix FZ2000 mit ihrem 20fach-Zoom und der 4K-Videofunktion. Was hätte wohl Talbot dazu gesagt?

 

Die Bildungsreisen von Fotohistory sind fast schon Tradition. Nach Dresden/Wolfen, Châlon/Paris und Wien war dieses Jahr England an der Reihe. Auf dem Programm: diverse Sehenswürdigkeiten in London und der Ausflug zur Lacock Abbey in der Nähe von Chippenham, wo Henry Fox Talbot 1835 das Negativ-/Positiv-Verfahren erfunden hatte. Weiter hat London einige Fotogeschäfte aus der analogen Zeit zu bieten, für welche sich die Gruppe aus der Schweiz interessierte.

 

Der Besuch der Lacock Abbey, dem Landsitz des Privatgelehrten Henry Fox Talbot (1800-1877), war zweifellos der Höhepunkt der diesjährigen Bildungsreise von Fotohistory. Abgesehen davon hat die illustere Gruppe von etwas mehr als einem Dutzend Fotogeschichtsbegeisterten viele Sehenswürdigkeiten Londons genossen, darunter ein Kameramuseum, das Science Museum, ein Überblick über die Themsestadt vom «London Eye» aus und vieles mehr.

 

Zu den Wurzeln der Negativ-Positiv-Fotografie

Lacock Abbey ist die fast dreistündige Autofahrt von London in Richtung Bristol wert. Das ehemalige Nonnenkloster aus dem 13. Jahrhundert ist etwas abseits des malerischen Dörfchens Lacock gelegen und ist heute Anziehungspunkt für viele Touristen. Einerseits wollen sie das prachtvolle Anwesen und die gepflegte Parkanlage geniessen, anderseits wissen die meisten wahrscheinlich um die fotogeschichtliche Bedeutung dieses Ortes, spätestens nachdem Sie das bei Eingang gelegene Fotomuseum besucht und dort die ganze Geschichte von Hernry Fox Talbot und dem ersten Negativ-/Positiv-Verfahren erfahren haben.

 

Im Fotomuseum erfahren die Besucher der Lacock Abbey die fotohistorischen Hintergründe dieses Herrschaftsitzes

Danach pilgern sie zur etwa 500 Meter entfernten Abbey, vor allem um das berühmte vergitterte Fenster zu sehen, von welchem Henry Fox Talbot im August 1835 das erste Bild gelang. Aufgenommen hatte er es mit einem silbernitratgetränkten Papier, welches nach Belichtung und Entwicklung das Bild als Negativ zeigte, welches dann auf ein zweites Papier zu einem positiven Abbild umkopiert wurde. Das ist – einfach erklärt – das Prinzip seines Kalotypie-Verfahrens, das nach 1839 in England sehr verbreitet war.

 

Abgesehen von dieser fotogeschichtlichen Bedeutung ist der Herrschaftssitz auch wegen seinen palastähnlichen Räumlichkeiten und deren originale Ausstattung sehenswert. Fox Talbot hat hier als Privatgelehrter fürstlich gelebt, betrieb daneben noch ein Atelier mit mehreren Angestellten in Reding und finanzierte seinen Lebensunterhalt weitgehend aus den Lizenzen, welche ihm die Fotografen zu entrichten hatten, um das patentierte Kalotypie-Verfahren benutzen zu dürfen.

 

Das legendäre Fester, welches Fox Talbot 1835 fotografierte. Anfänglich, so schreibt er, konnte man 200 Glasrauten darauf erkennen.

Das bereits erwähnte Fotomuseum im Eingangsbereich der Lacock Abbey gibt einen guten Überblick über das Leben und Wirken des Erfinders und zeigt einige Requisiten und Utensilien aus seiner Zeit. Darüber hinaus führt einem eine auf die wesentlichsten Modelle konzentrierte Kamerasammlung durch die Geschichte der Fotografie. Im ersten Stock des historischen Gebäudes finden temporäre Fotoausstellungen statt, derzeit eine Projektion von botanischen Photogrammen des Wissenschaftsfotografen Jan Ramscar.

Die Gruppe von Fotohistory vor der Lacock Abbey. (Foto: Christian Grau)

 

Bummel zu analogen Reminiszenzen

Zurück in London macht sich die Fotohistory-Gruppe auf die Suche nach den noch verbleibenden Fotogeschäften, die auf analoge Kameras spezialisiert sind. Viele sind es nicht mehr, «vielleicht noch fünf oder sechs» meint einer der Händler, «aber ich erinnere mich an die Zeiten als wir in London noch 600 Fotohändler waren …»

Einige der Dealer haben sich auf umsatzträchtige Topmarken wie Leica, Hasselblad, Contax oder Zeiss spezialisiert und verkaufen zum Teil auch Ware in Neuzustand zu entsprechend hohen Preisen. Billiger als in der Schweiz oder in Deutschland sind die Kameras in gutem Zustand auch in England nicht. In anderen der verbleibenden Läden steht der Verkauf kaum mehr im Vordergrund. Die Nachfrage nach Sammlerkameras sei in den letzten Jahren massiv zurück gegangen, und viele haben sich auf den Reparaturdienst spezialisiert. Wir haben ein paar von ihnen besucht.

 

Eine der vornehmsten Adressen ist «The Classic Camera» im 2 Pied Bull Yard, unweit des British Museums. Andrew Riley ist der Geschäftsleiter und Inhaber, der etwa die Hälfte des Umsatzes mit klassischen und die andere Hälfte mit neuen Kameras macht, hier vor allem mit Leica und Sony. Auch bei den historischen Modellen ist Leica sehr stark vertreten mit einigen recht kostbaren Stücken, die sich in hervorragendem Zustand präsentieren. Riley ist auch Auktionsbereich sehr aktiv und steht mit vielen Händlern auf dem europäischen Kontinent laufend in Kontakt.

 

Nur eine Strasse weiter finden wir «Camera City», ein kleinerer Zweimannbetrieb, in welchem preisgünstigere Modelle und viel Zubehör aus der analogen Vergangenheit zu finden sind. Darunter sind auch Kameras, die auf dem Festland selten geworden sind. Einer aus unserer Gruppe, der eine besondere Leidenschaft für Bakelitkameras hat, findet eine englische Argus, die dann kurzerhand den Besitzer wechselte … Kein teures Stück, aber etwas, was bei uns selten ist, was Freude bereitet und eine schöne Erinnerung an unseren London-Feldzug bleibt.

 

Im gleichen Quartier gibt es das «Camera Museum», ein Mix aus Camerashop, Museum und Coffeshop. Die Gebrüder Adrian und Patrick Tang hatten das Geschäft 1999 gegründet, mit der Idee, neben ihrem Kamerageschäft den Kunden Kaffee und Cakes anbieten zu können und dabei die Kommunikation zu fördern. Mit der Zeit hatten sich allerhand interessante Kameras angesammelt, die bald auch im Keller einen Ausstellungsplatz fanden. Keine grosse Sammlung, die das Wort «Museum» nur knapp verdient, doch hat es einige recht interessante Stücke darunter, die man sonst kaumwo findet. 2012 trennte sich Patrick von seinem Bruder und eröffnete den «Aperure Store» in der Nähe der Oxford Street, so dass Adrian heute das «Camera Museum» alleine weiterführt. Der Store ist auf Topmodelle von Hasselblad, Rolleiflex, Leica und Nikon spezialisiert und repariert die Kameras auch.

 

Als viertes Geschäft besuchen wir MW Classic Cameras  in einem Geschäftshaus im Norden Londons. Die Gründer von MW Classic Cameras David Woodford und Mahendra Mohdi betreiben ihre Firma seit 1998 und verfügen über eine langjährige Erfahrung in der internationalen Sammlerszene. David ist übrigens auch schon mehrmals am Fotoflohmarkt in Lichtensteig gewesen. MW Classic Cameras hat auch über Jahre ein Periodika publiziert, doch musste dieses aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt werden. Die Firma ist heute auf kleinstem Raum untergebracht und ist nicht sehr auf spontanen Besuch eingestellt: die Räumlichkeiten sind vollgestopft mit Kameras, Objektiven, Bereitschaftstaschen und viel Krimskrams. Ein grosser Teil des Handels wird heute über ihre Webseite abgewickelt, und die Kunden die hier auftauchen, lassen meistens ihre Kameras reparieren oder wollen Ratschläge dazu.

 

Impressionen von London City. Für einen Städtebummel ist die FZ2000 eine leichtgewichtige und vielfältige Begleiterin.

Es gibt noch einige weitere ähnliche Geschäfte, wie zum Beispiel Aperture Photographic  an der Rathbone Place, der neben dem Kamerahandel auch noch eine eigene Farbnegativverarbeitung betreibt, dann Red Dot Cameras  an der Goswell Road, die – der Name verräts – auf Leica spezialisiert ist, Mr. Cad  an der Upper Tachbrook Street, der vor vier Jahren aus Croydon nach London zog und mit einem sehr umfangreichen Kameralager handelt oder Grays of Westminster   der auf Nikon spezialisiert ist. Eine Liste weiterer Firmen auch ausserhalb Londons, die im Bereich klassischer Kameras tätig sind, finden Sie auf www.ukcamera.com.

 

Meine Begleiterin: Panasonic Lumix FZ2000

Für den Städtebummel und den Trip zur Lacock Abbey wollte ich mich nicht mit einer voluinösen Spiegelreflexkamera und mehreren Objektiven belasten. Deshalb entschied ich mich für eine Lumix FZ2000, die zwar auch nicht gerade klein ist aber mit ihren 20fach-Zoom und ihren umfassenden technischen Features viele fotografischen Möglichkeiten bietet.

 

Das Argument, eine Bridgekamera sei fast so gross wie eine Spiegelreflex, ist sicher nicht ganz falsch. Falls der Name «Bridgekamera» für Sie schwerverdaulich ist – auch ich habe meine Mühe damit. Der Fotoindustrie ist vor etwa 20 Jahren nichts besseres eingefallen für eine neue Kameraart, welche die Brücke zwischen einer Kompaktkamera und einer Spiegelreflex macht – mmmhhh. Dennoch hat diese Kameraart gewissen Vorteile, die kaum von der Hand zu weisen sind:

• Sie sind ideal, wenn man sich auf eine kompakte Kamera mit einem grossen Zoombereich beschränken will. Mit der Spiegelreflex, und sei sie noch so klein, ist man dann eben doch geneigt einige Objektiv mitzunehmen, und schon platzt die schwere Fototasche wieder aus allen Nähten.

 

St. Paul Cathedral mit dem 20x-Zoom herausgepickt.

• Es gibt bei einer Bridgekamera keinen Objektivwechsel und keinen Spiegel. Jeder Objektivwechsel birgt die Gefahr, dass Staub in die Kamera kommt und sich auf dem Sensor festsetzt. Durch die Spiegelbewegung wird dieser in der Kamera umhergewirbelt, ganz abgesehen davon, dass der Spiegelschlag zu Erschütterungen der Kamera führen kann.

• Einfach durchzoomen über einen Bereich von kleinbildentsprechenden 24 bis 480 Millimeter (effektiv 8,8 – 176 mm). Die FZ2000 ist schnell, nicht nur was ihre Zoomeinstellung anbelangt, sondern auch wenn es ums Fokussieren geht.

 

• Das festeingebaute 20x Zoom Leica DC Vario-Elmarit 1:2.8-4.5 / 24–480 mm überzeugte mit seiner Schärfe- und Kontrastleistung. Es zeichnet die Bilder auf einem 1-Zoll-Sensor mit 20 Megapixel auf, was für eine gute Bildqualität sorgt.

• Videofreunde werden sich auch über die Features für das bewegte Bild freuen: 4K Foto und Video Serien (30 B/s), Post Focus/Stacking, 4K 30p Video. Allerdings haben wir diese bei unserem Englandtrip nicht benutzt.

 

• Der Videoknopf ist sinnvoll angebracht. Man läuft kaum Gefahr, dass man diesen versehentlich betätigt, was bei anderen Kameras häufig vorkommt.

• Übersichtliches Menü und Schnellbedienungstaste. Die FZ2000 hat eine klare Menüstruktur und lässt sich insbesondere über die Quick-Menütaste sehr schnell bedienen. Zudem sind alle Bedienelemente fingerfreundlich angeordnet und lassen sich leicht bedienen.

• Der Suchermonitor ist hell und hoch auflösend, Gerade bei hellem Umgebungslicht und Gegenlichtmotiven ist der dem Displaybild deutlich überlegen. Das Display ist übrigens ausklapp- und über zwei Achsen drehbar, so dass es leicht für unbemerkte Schüsse aus der Hüfte oder Selfies benutzt werden kann.

 

• Die FZ2000 ist mit 102, 135 und 137 Millimeter und einem knappen Kilo Gewicht weder kompakt noch besonders leicht. Sie liegt jedoch sehr gut und ausbalanciert in der Hand und ist angenehm in der Bedienung.

• Die FZ2000 ist mit der Post Focus-Funktion ausgestattet, mit welcher die Schärfeebene einer Aufnahmeserie nachträglich bestimmt werden kann.

• Je mehr man zoomt und je häufiger man Bilder und Videos (!) in der Kamera betrachtet, desto weniger lang hält der Akku. Besonders energiesparsam ist die Kamera mit ihren vielen Funktionen nicht, und es lohnt sich auf die Reise einen zweiten Akku mitzunehmen.

 

 

Unser Fazit: Die Lumix FZ2000 ist eine ideale «Immer-dabei-Kamera», besonders für Ferienreisen oder Expeditionen. Sie bietet mit ihrem 20fachen-Zoombereich die gleichen fotografischen Möglichkeiten wie eine umfangreichere Spiegelreflexausrüstung und ist mit ihrer verhältnismässig lichtstarken Optik von 1:2,8-4,5 und dem effizienten Bildstabilisator auch für schlechte Lichtverhältnisse und extreme Teleaufnahmen geeignet. Alles in allem: eine sehr praktische Allround-Kamera mit einer sehr guten Bildqualität – auch wenn sie mit all ihren Features halt ein bisschen klobiger daher kommt.

Text und Bilder Urs Tillmanns

Weitere Informationen und alle technischen Daten finden Sie unter www.panasonic.ch

 

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