Hat die Bündner Gemeinde Bergün ihren Gesetzestext zurückbuchstabiert oder war das Fotografierverbot (Fotointern berichtete) nur ein Werbe-Gag? Wie auch immer: Bergün hat nun ab sofort das Fotografierverbot wieder aufgehoben und lädt alle, welche mit einer Kamera oder Smartphone in die herrliche Berglandschaft kommen, zum Fotografieren ein – mit Sonderbewilligung! Gesetz ist Gesetz …
Die jüngste Medienmitteilung der Gemeinde Bergün in vollen Wortlaut:
«Bergün ist weltweit berühmt geworden. Dank der aussergewöhnlichen Aktion «Herzliches Fotografierverbot» werden täglich rund um den Globus wunderschöne Fotos des Bündner Dorfes präsentiert. Trotz des anhaltenden Erfolgs dieser Kampagne erlaubt Bergün ab sofort das Fotografieren wieder. Dies verkündet und begründet der Bergüner Gemeindepräsident in einem charmanten Film.
Die Filmbotschaft des Gemeindepräsidenten Peter Nicolay auf YouTube
Ein idyllisches Bergdorf mit charmanten Engadiner Häusern, grasenden Kühen auf grünen Wiesen und viele schneebedeckte Berggipfel so weit das Auge reicht. So sieht es in Bergün aus. Und das wissen mittlerweile viele Menschen. «Die Schönheit unseres Dorfes ist nun weltberühmt», sagt der Bergüner Gemeindepräsident Peter Nicolay. «Millionen von Menschen rund um den Globus kennen Bergün jetzt.» Diese Popularität verdanken die Bergünerinnen und Bergüner einer aussergewöhnlichen Aktion. Sie haben am 29. Mai 2017 per Abstimmung ein «herzliches Fotografierverbot» eingeführt. Warum? Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass schöne Ferienfotos auf Social Media die Betrachter unglücklich machen, weil sie selbst gerade nicht vor Ort sein können. Dem wollte die Bergüner Bevölkerung entgegenwirken und gleichzeitig ihr Dorf touristisch bekannter machen.
Fotografische Sonderbewilligung für Alle
Die Gemeinde hätte nie gedacht, dass die Aktion ein derart grosses Medienecho auslösen würde. Es habe sich herausgestellt, dass das Interesse an Bergün riesig sei, betont Nicolay. Bilder des Dorfes seien gesuchter denn je. Darum hat sich die Gemeinde zu einem weiteren Schritt entschieden. In einem Film erklärt Nicolay, dass er ab sofort eine kollektive Sonderbewilligung ausstellt und allen Personen das Fotoparadies Bergün wieder zugänglich macht. Zudem soll das herzliche Fotografierverbot an der nächsten Gemeindeversammlung wieder aufgehoben werden. «Wir laden somit alle herzlich ein, Bergün zu besuchen und die Einzigartigkeit des schönen Bergdorfs fotografisch festzuhalten. Aber wir bitten nach wie vor darum, die Bilder von Bergün mit Bedacht zu posten. Niemand soll wegen der schönen Bilder aus Bergün unglücklich werden», sagt der Gemeindepräsident augenzwinkernd.
Ein Dorf geht um die Welt
Hinter der Aktion «herzliches Fotografierverbot» steht Graubünden Ferien. Um ein kleines Bündner Bergdorf wie Bergün über die nationalen Grenzen hinaus bekannt zu machen, braucht es neue und überraschende Wege. Graubünden Ferien hat diese Aktion in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und mit Bergün/Filisur Tourismus auf die Beine gestellt.
«Das Interesse an Bergün ist riesig und wir sind vom Erfolg überwältigt», sagt Graubünden Ferien-CEO Martin Vincenz. Regionale, nationale und internationale Medien hätten vom «herzlichen Fotografierverbot» berichtet und den Lesern wunderschöne Bilder von Bergün präsentiert. Laut Vincenz habe man mit der Aktion über mehrere Dutzend Millionen Menschen erreicht. Ausserdem wurden von einem Tag auf den anderen über sieben Mal mehr Google-Suchanfragen mit dem Stichwort Bergün getätigt.
Graubünden: Mein Bergdorf
Die «Aktion Herzliches Fotografierverbot» ist Teil der Marketingkooperation «Graubünden: Mein Bergdorf», in deren Rahmen sich Graubünden Ferien gezielt auf die Vermarktung der kleinen und feinen Orte und Regionen Graubündens konzentriert. Im Mittelpunkt stehen dabei intakte Landschaften, authentische Bergdörfer und lebendige Kultur.»
Link zur Webseite der Gemeinde Bergün
Gut gemacht! 😉
Nö, in den Medien Frontseite wegen dem Verbot. Aufhebung vielleicht unter vermischtes. Was bleibt wohl haften?
„Bergün“ bleibt haften. Und vielleicht auch noch „da war doch mal etwas mit Fotografieren“. So funktioniert Werbung.
Für mich bleibt’s dabei : das sympathischste Verbot zwischen Ushuaia und Ilulissat.
Ich denke nicht, dass es die Aufmerksamkeit mit ihren auffällig vielen negativen Meinungen war, die das Gesetz obsolet machten. Es war absehbar, dass sich dieses Verbot wohl kaum durchsetzen liess.
Leider sah sich die Gemeine durch diese vielen negativen Reaktionen gezwungen, offiziell einzulenken, anstatt es drauf abkommen lassen.
Einmal mehr sind wir einer „lustigen“ PR-Aktion einer Zürcher Werbeanstalt auf den Leim gegangen. Alles von A-Z durchgeplant. Ja, was bleibt wohl haften?