Genau im Zeitplan erschien das vierte Buch der Reihe «Les yeux du photographe» des Schweizer Kameramuseums in Vevey. Es widmet sich mit der Geschichte der Digitalfotografie einer sehr späten Zeitepoche. Erinnern wir uns noch an deren Anfänge zurück? Wer waren die Pioniere der Digitalfotografie? Wie sahen die ersten Kameras aus? Wie war die Qualität der Bilder? … Dabei ist das doch noch gar nicht so lange her.
Noch gar nicht so lange her als die ersten Digitalkameras von sich reden machten und nicht nur die Konsumenten sondern auch gewisse Industriefirmen verunsicherten. Würden die Sensoren wirklich eines Tages den Film ersetzen? Würden die Fotografen wirklich alle ihre teuren und liebgewonnen Kameras in die Virine stellen und Neue kaufen? Würden die riesigen Filmentwicklungs- und Kopieranlagen in den Grosslabors wirklich zu Schrott werden und nach millionenschweren Neuinvestitionen rufen? Sie riefen – und zwar über Nacht.
Die Digitalfotografie hat sich viel schneller am Markt durchgesetzt als die kühnsten Propheten vorauszusagen wagten. Nicht nur die Sensoren wurden rasant hochauflösender und besser, auch die Algorithmen dahinter wurden entsprechend schnell besser und sorgten bald für eine Qualität, die das analoge Bild nicht nur schnell einholte sondern sehr bald auch übertraf. Zu offensichtlich waren die Vorteile der neuen Technologie: Man brauchte keine teuren Filme mehr, sondern man konnte, ohne die Kosten scheuen zu müssen, so viele Bilder schiessen wie man wollte. Man sah das Bild sofort auf dem Display und konnte unmittelbar nach der Aufnahme beurteilen, ob das Ergebnis der Qualität und Vorstellung entspricht. Und letztlich brauchte es keine Dunkelkammer mehr um das Endresultat herzustellen, und dies nicht mehr mit Schalen und giftiger Chemie, sondern bequem vor dem Bildschirm mit einem sofortigen Ausdruck mit einem Tintenstrahldrucker.
Was es jedoch alles brauchte, um diesen gewaltigen technologischen Schritt zu vollziehen, ist bereits Geschichte. Eine Geschichte, die älter ist als sich viele von uns erinnern mögen. Und welches die wichtigen Namen und ihre Meilensteine waren, steht in diesem Buch, das in der Reihe «Les yeux du photographe» des Schweizerischen Kameramuseums Vevey erschienen ist.
Es gibt nur wenige Bücher welche diese spannende Entwicklung mit all ihren Fehlschlägen und Highlights erzählen. Zu jung ist das Ganze – zu wenig historisch. Das Kameramuseum in Vevey hat die Entwicklung schon früh erkannt und Gegenwart gesammelt. Geräte, Bilder und Dokumentationen also, welche die laufende Entwicklung dokumentierten und jetzt in dem gut besuchten Museum zu den Meilensteinen gehören – weil nur wenige diese Kameras, die in schneller Kadenz von besseren Modellen überholt wurden, gesammelt haben.
Das Buch erzählt demnach eine interessante Geschichte der jüngsten Entwicklung in der Fotografie. Es bringt Hintergründe an den Tag, die nur an wenigen Stellen dokumentiert sind und dann käumlich mit dem passenden und authentischen Bildmaterial dazu. Da gehören die ersten Digitalisierungsversuche der NASA aus dem Jahre 1965 dazu, die «Videk»-Farbkamera von Kodak von 1987 oder die ersten «Stillvideo»-Kameras von Canon und Sony, welche als Fingerzeit hätten stärker beachtet werden müssen. Das Kameramuseum in Vevey ist in der glücklichen Lage, eine recht umfangreiche Sammlung dieser seltenen Stücke zu besitzen, die zusammen mit den entsprechenden textlichen Unterlagen und Dokumentationen als Grundlage zu diesem Buch dienten.
Das Buch ist fast ein Muss, wenn man sich für die Geschichte der digitalen Fotografie interessiert, jener Geschichte, die so schnell die Welt der Fotografie und die Arbeitsweise der Fotografen verändert hat – als digitale Revolution eben.
Wie die ganze Buchreihe ist auch dieser vierte Band (vorläufig) nur auf Französisch erhältlich. Bleibt zu hoffen, dass das Museum einmal genügend Nachfrage und Mittel für eine englische oder deutsche Übersetzung dieser interessanten Buchreihe hat.
Urs Tillmanns
Die Buchreihe «Les yeux du photographe» des Schweizer Kameramuseums in Vevey deckt die wichtigen Epochen der Fotogeschichte ab, und die mit Material aus eigenen Beständen. Der Band 4 von 6 ist der digitalen Fotografie gewidmet
Der Inhalt
Avant-propos, Georges Abou Jaoudé
Préambule
La révolution numérique – Introduction
1965 Une image en chiffres
1975 L’invention
1977 La photographie électronique
1981 Une photographie en «vidéo arrêtée»
1982 Eikonix et le début de la prise de vue numérique
1984 La transmission numérique
1990 Les premiers appareils numériques
1990 Le logiciel de traitement d’images Photoshop
1992 Le photo CD
Le flashage
Le temps des scanners
Scanners pour film
Scanners de prise de vue
1993 Les dos numériques
Sinar et l’image numérique
1994 Les premiers reflex numériques
1995 Le numérique pour tous
Les équipements numériques professionnels
- Dos numériques pour moyen et grand format
- 2002 Les appareils plein format 24 x 36 mm
Le camphone ou photophone
L’impression de l’image numérique
Quand l’image numérique cohabite avec la photographie argentique
Des données numériques pérennisées grâce à la photographie argentique
La photographie numérique au secours des couleurs perdues
La rétine numérique
Capter la lumière
Mémoire
Bibliographie choisie
Index des noms propres
Crédit photographique, remerciements, abréviations
Bibliografie
Pascale und Jean-Marc Bonnard-Yersin
«La révolution numérique 1965-2010»
Band 4 der Buchreihe «Les Yeux du Photographe»
72 Seiten, gebunden, broschiert
reichhaltig, durchgehend vierfarbig illustriert.
Texte französisch
Herausgeberin: Schweizer Kameramuseum, Vevey
Preis: CHF 25.– (zzgl. Versandkosten CHF 5.–)
Das Buch kann hier bestellt oder im Museums-Shop gekauft werden. Details und Bestellschein finden Sie hier, auch für die bereits erschienenen beiden Bücher «Aux origines de la photographie» (erschienen im Frühjahr 2016), «Au temps des plaques» (Sommer 2016), «Le siècle du film» (Januar 2017), «La révolution numérique» (Sommer 2017) sowie die geplanten Ausgaben «Les productions suisses» (Ende 2017) und «Laterna magica» (Beginn 2018). Für die Buchreihe ist ein Schuber vorgesehen.
Musée suisse de l’appareil photographique
Grande Place 99
CH-1800 Vevey
Tel. 021 925 34 80