Was passiert, wenn Fotograf/-innen und Künstler/-innen Hobbys zum Gegenstand ihrer Arbeit machen, um etablierte künstlerische Praktiken und Hierarchien herauszufordern? Wie stellen Hobbyisten ihre Leidenschaft über die Fotografie dar, nicht zuletzt in Zeiten digitaler Kommunikation?
Bill Owens, aus «Leisure», 1974, © Bill Owens
«The Hobbyist» ist die erste grosse Ausstellung, die das Verhältnis von Fotografie und Hobbykultur in den Blick nimmt, und sich dabei sowohl dem Fotografieren von Hobbys wie auch der Fotografie als Hobby widmet. In fünf Kapiteln geht die Ausstellung «The Hobbyist» der Frage nach, was ein Hobby in einer Zeit sein könnte, in der sich mit dem Wirkungsgrad des Internets das Verständnis von privaten und sozialen Räumen verschoben hat.
Ricardo Cases, aus «Paloma al aire», 2011 © Ricardo Cases
Wurde durch die Digitalisierung möglicherweise das Ende der Hobbykultur heraufbeschworen? Oder haben Phänomene wie YouTube und die medialen Entwicklungen der Fotografie nicht erst das Hobbytum und die Freizeitbeschäftigung mit neuem Leben erfüllt? Vor diesem Hintergrund untersucht die Ausstellung das Phänomen des Hobbys und reflektiert dessen Bedeutungsvielfalt innerhalb der Spannungsfelder von Freizeit und Arbeit, Ideologie und Konsum, Amateurkultur und Professionalisierung.
Alexander Remnev, «Need Adrenaline!», 2014 © Alexander Remnev
Von den Hippie-Kulturen und Avantgarde-Strömungen der 1960er über die Do-it-yourself-Bewegung der 1980er Jahre bis hin zur heutigen «Maker»-Bewegung erkundet «The Hobbyist» konkrete Orte, an denen Hobbys stattfinden, sowie deren kommerzialisierte Ausformungen durch Konsum und Lifestyle.
Stephanie Kiwitt, aus «Gym», 2013 © Stephanie Kiwitt / 2017, Pro Litteris, Zürich
Anhand von Dokumenten der frühen 1970er Jahre, wie beispielsweise dem «Whole Earth Catalog», ermöglicht die Ausstellung einen Rückblick auf die damaligen Gegenkulturen der Hippie- und frühen Computer-Community, aus denen heraus sich prototypische Werkzeuge für die Zukunft entwickelten, die rund zwei Generationen später selbstverständllicher Teil unserer Lebenswelt geworden sind. Dass Hobbys in Form ritualisierter Leidenschaften praktiziert werden, zeigen Inhalt und Umfang der fotografischen Werke, deren Urheber/-innen sich oftmals an der Schnittstelle von Dokumentarist/-innen und Hobbyist/-innen, Expert/-innen und Amateur/-innen bewegen und dabei das Verhältnis der Fotografie zu ziemlich skurrilen und enthusiastisch betriebenen Hobbys erkunden.
Ari Marcopoulos, aus «Directory», 2011, © Ari Marcopoulos
Mit Werken von Kenneth Anger, Diane Arbus, Benedikt Bock, Mohamed Bourouissa, Chris Burden, Ricardo Cases, Bruce Davidson, David De Beyter, Jeremy Deller/Alan Kane, Glen Denny, Jeff Divine, Craig Fineman, Robert Frank, Fuzi, Alberto García-Alix, William Gedney, Kirill Golovchenko, Carol Goodden/Gordon Matta-Clark/Tina Girouard/Suzanne Harris/Rachel Lew, Volker Heinze, Stephanie Kiwitt, Les Krims, Mike Mandel, Ari Marcopoulos, Eva & Franco Mattes, Hana Miletić, Neozoon, Simone Nieweg, Jenny Odell, Bill Owens, Lotte Reimann, Alexander Remnev, Cosmos Andrew Sarchiapone, Eckhard Schaar, Joachim Schmid, Oliver Sieber, Alec Soth und Xiaoxiao Xu.
Kirill Golovchenko, aus «Kachalka – Muscle Beach», 2012 © Kirill Golovchenko
Die Ausstellung wurde von Pierre Hourquet, Anna Planas und Thomas Seelig kuratiert. Begleitend erscheint ein Magazin (in den Sprachen Deutsch und Englisch) im Spector Verlag, mit Künstlerinterviews, anekdotischen Kurztexten und vertiefenden Essays, von u.a. Theodor W. Adorno, Olivia Baeriswyl, Jeremy Deller/Alan Kane, Thilo Koenig, Neozoon, Evgeny Morozov und Therese Steffen.
Im breiten Veranstaltungsprogramm zur Ausstellung können in Form von Do-it-yourself-Workshops, vertiefenden Gesprächen und performativen Lesungen weitere Aspekte der Freizeitkultur entdeckt werden.
(Pressetext Fotomuseum Winterthur)
Weitere Informationen finden Sie unter www.fotomuseum.ch
Fotomuseum Winterthur, Grüzenstrasse 44+45, CH-8400 Winterthur, Tel. 052 234 10 60
Dauer: noch bis 28. Januar 2018
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr, Mttwochi 11 bis 20 Uhr, Montag geschlossen. Neu: Mittwochs 17 bis 20 Uhr freier Eintritt