Urs Tillmanns, 2. November 2017, 07:00 Uhr

Nächste Woche in Paris: Ganz schön viel los …

Die zweite Novemberwoche hat es in sich – und zwar jedes Jahr. Wer sich vor allem für Neuheiten und Technik interessiert, der wird den Salon de la photo in der Expo Porte de Versailles besuchen, die grösste Fotomesse Europas nach der Photokina. Wer hingegen in die Welt der Fotogalerien eintauchen will, der geht eher in den prachtvollen Grand Palais zur Paris Photo und besucht die über 190 Galerien aus der ganzen Welt. Bedeutend weniger Kunsthändler sind an der Fotofever im Louvre zu finden, und hier kosten die zeitgenössischen Fotokunstwerke auch nur die Hälfte. Und da schon mal so viele Fotokunstinteressierte in Paris sind, haben sich und 40 Galerien und Kulturzentren im romantischen Künstlerviertel Saint Germain darauf geeinigt, in ihren Räumlichkeiten Fotografie zu zeigen. Suchen Sie eher Fotobücher? Dann dürfen Sie Polycopies auf dem Schiff Concorde-Atlantique interessieren, das im Port de Solferino auf der Seine schaukelt und 40 internationalen Fotobuch-Verlagen Platz bietet. Soweit ein kurzer Überblick – aber seien Sie nicht erstaunt, wenn Sie da und dort noch von weiteren Fotoausstellungen hören. In dieser Woche ist Paris voll davon …

 

Salon de la Photo, Paris Expo (9. bis 13. November 2017)

Die grösste, jährlich stattfindende Neuheitenmesse Europas wird wieder über 70’000 Besucher anlocken, die in die Halle 5 der Paris Expo bei der Porte de Versailles strömen. Auf den mehr als 220 Ständen sind nicht nur alle namhaften Marken mit ihren Neuheiten zu finden, sondern auch kleinere Anbieter von Spezialitäten, Fotoreisen, Workshop-Veranstalter, Verlage und Fotoschulen. Dann gibt es verschiedene Fotoausstellungen, wobei die Hauptausstellung dieses Jahr Sebastião Salgado gewidmet ist, der übrigens selbst anwesend sein soll. Ausser Salgado sind eine Reihe weiterer bekannter Fotografen in den Talkshows zu hören, die stündlich stattfinden. Abgesehen davon gibt es auch verschiedenste Workshops bekannter Fotografen oder Praxisdemonstrationen von neuen Produkten. Wiederum vertreten sind die drei bekanntesten Grosshändler Frankreichs, FNAC, Camara und Cirque Photo Video, welche – und das ist ein Alleinstellungsmerkmal des Salons – die Neuheiten direkt an die Endkonsumenten verkaufen. Dies erst noch mit einem Messerabatt.

Weitere Informationen zum Salon de la photo finden Sie auf www.lesalondelaphoto.com

 

Paris Photo, Grand Palais (9. bis 12. November 2017)

Bereits zum 21. Mal treffen sich 190 Galerien aus 30 Ländern im prachtvollen Grand Palais und präsentieren ein breites Spektrum an Fotokunst, von Newcomer bis zu den renommiertesten Klassikern. Die Paris Photo ist die weltgrösste Fotokunstausstellung, und alles was sich für Fotokunst interessiert wird sich diese Messe nicht entgehen lassen, sei es um die Kunstwerke zu bewundern, Trends zu erkennen oder – mit dem notwendigen Kleingeld – in Fotografien zu investieren. Auch einige Schweizer Galerien sind auf der Liste, beispielsweise Christophe Guye, Bernheimer Luzern und Stephan Witschi. Im Rahmenprogramm gibt es rund 30 Einzel- und Themenausstellungen Ausstellungen, allen voran diejenige von Karl Lagerfeld, der als Ehrengast anwesend sein wird. Ausser der Galerien sind auch verschiedene Buchverlage vertreten und präsentieren ihre Neuerscheinungen. Erstmals an der Paris Photo wird auch ein Bereich der Film- und Videokunst gewidmet sein, wo neun Neuproduktionen gezeigt werden. Zudem wird ein Buchpreis in drei Kategorien verliehen, und es stehen verschiedene Sonderschauen auf dem Programm, wie der Preis Oskar Barnack von Leica sowie die Huawei Photo Akademy mit neuer Smartphone-Kunst.

Weitere Informationen finden Sie unter www.parisphoto.com

 

Fotofever, Carrousel du Louvre (10. bis 12. November 2017)

Als kleines Pendant zur Paris Photo könnte man die Kunstmesse Fotofever ansehen, die im Carrousel du Louvre bereits zum sechsten Mal stattfindet. Fotofever ist auf zeitgenössische Fotokunst spezialisiert und präsentiert die Werke von 150 vorwiegend jungen Fotografen, die von 80 Galerien vertreten werden. In Zusammenarbeit mit dem Salon de la photo und der Aktion «Start to collect» will man versuchen ein jüngeres, weniger finanzkräftiges Publikum zum Sammeln von Fotokunst anzuhalten und damit das Interesse an Fotokunst zu fördern. Fotofever hat sich in den letzten Jahren recht erfolgreich entwickelt und in der Kunstszene an Ansehen gewonnen. Das zeigt auch die Ausstellerstatistik mit 70% Wiederholungsteilnehmern, 30% Neuzugängen, und dies bei einem Auslandsanteil von 60%. Aus der Schweiz sind die Galerien Manétiz und NdF Gallery vertreten.

Weitere Informationen finden Sie unter www.fotofever.com

 

Photo Saint Germain, Quartier Saint Germain (3. bis 19. November 2017)

Photo Saint Germain – die bereits morgen beginnt – hat ihren ganz besonderen Reiz, vor allem weil sie in einem der schönsten und interessantesten Gegenden von Paris stattfindet: im Quartier Saint Germain. Hier gibt es eine Vielzahl von Galerien, Kulturzentren und Institutionen, die – vor allem im Sog der Paris Photo – während dieser Zeit Fotokunst und Fotoliteratur zeigen. Besonders abends beginnt dieses Quartier zu leben: Man schlendert durch die Gassen, entdeckt wieder eine kleine Ausstellungen, sieht sich die Bilder an und wechselt zum nächsten Ausstellungsort. Dabei stösst man durchaus auf grosse Namen, wie Henri Cartier-Bresson, Marc Riboud, Peter Knapp, Weegee oder Frank Horvat, sowie viele unbekannte Künstler, die noch als Geheimtipp gehandelt werden.

Weitere Informationen sind auf der Webseite www.photosaintgermain.com zu finden.

 

Polycopies, Concorde-Atlantique, Port de Solferino (8. bis 12. November 2017)

Speziell für Bücherfreunde wurde 2014 die «Polycopies» geschaffen, eine Buchmesse für Fotoliteratur aller Art, die auf dem Schiff «Concorde-Atlantique» auf der Seine anzutreffen ist. Hier sind rund 40 Verlage aus mehreren Ländern anzutreffen, die ein reichhaltiges Sortiment von Bildbänden, Portfolios, Praxishilfen und Theoriebüchern anbieten. Es trifft sich ein interessiertes Publikum, das sich aus Fotografen, Fotoenthusiasten, Sammlern und Verlegern zusammensetzt. Polycopies soll sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt haben – entgegen der Meinung, das Buch habe im Zeitalter der elektronischen Medien ausgedient.

Informationen gibt es auf www.polycopies.net

 

Eine recht befrachtete Woche also, die bei Fotointern auf dem Programm steht. Freuen Sie sich auf die Live-Berichterstattung. Oder kommen Sie selbst nach Paris – es lohnt sich!

Urs Tillmanns

 

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