Auch dieser Jahreswechsel bietet wieder die Gelegenheit für einen kurzen Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr als auch auf das kommende. Was uns im nächsten Jahr erwarten könnte, steht teilweise schon fest und teilweise noch in den Sternen.
Das kommende Jahr bietet für die Fotowelt einen Abschied besonderer Art. Zum letzten Mal findet 2018 die photokina im zweijährigen Turnus im Herbst statt. Die letzte Herbstmesse wird schon auf vier Tage verkürzt (Mittwoch, 26. bis Samstag, 29. September 2018). Für private Messebesucher fällt der Sonntag künftig als Besuchstag weg. Ab 2019 wird die Leitmesse der Fotografie dann jeweils im Mai stattfinden und wechselt gleichzeitig auf einen jährlichen Turnus.
Was im Jahre 2017 verschwunden ist
Der Schweizer Lichthersteller Bron Elektronik in Allschwil gibt die bislang für Dauerlicht genutzte Marke Kobold auf und nutzt künftig für alle Geräte den Namen Broncolor. Der deutsche Studioblitzgerätehersteller Multiblitz Mannesmann in Köln musste im Dezember 2017 Insolvenz anmelden. Beim Frankfurter Kamerahersteller Plaubel kam das Ende im Mai 2017 ganz still und leise. Der Betrieb in Frankfurt wurde eingestellt. Bei Zeiss läuft die Serie der Classic-Objektive langsam aus. Derzeit sind nur noch sechs Modelle lieferbar. Dafür wird die Milvus-Baureihe mit Nikon-F und Canon-EF-Anschluss kontinuierlich erweitert. Die Produktion des deutschen Stativ- und Kugelkopfherstellers FLM wurde gegen Ende des Jahres 2017 verkauft. Seit Dezember sollen die Produkte der Marke FLM von der mk-Messtechnik in Notzingen produziert werden.
Was das Jahr 2018 an Neuigkeiten bereit hält
Standbild und Bewegtbild werden im kommenden Jahr weiter zusammenwachsen. Nachdem Alpa mit dem Hasselblad-Rückteil H6D-100c die Videoaufnahme ins Mittelformat gebracht hat, ist damit zu rechnen, dass auch Phase One auf den Videozug aufspringen wird.
Auch bei den Kleinbild-Vollformat-Kameras wird die Video-Option immer wichtiger. Entsprechend werden die Zubehörhersteller verstärkt mit Zubehör vorstellig werden, welches die Video-Aufnahmen mit Kameras erleichtert, die dem Fotoapparate-Formfaktor folgen.
Über die schon länger unter dem Namen D760 oder D770 erwartete Nachfolgerin der Nikon D750 wird spekuliert, dass sie mit 4K-Video ausgerüstet sein und schnelle WLAN-Anbindung bieten dürfte. Auch eine Nikon DF2, die mit einem 24 Megapixel-Sensor ausgestattet sein soll, war schon für das 100-jährige Nikon-Jubiläum erwartet worden. Während eine D650 als Nachfolgerin für die D610 denkbar ist, ist eine D5s eher unsicher.
Auch bei den Spiegellosen werden Neuheiten erwartet. Nachdem Nikon mit der Schliessung seiner Fertigung im chinesischen Wuxi, wo neben Kompaktkameras auch die Nikon1-Kameras produziert wurden, das Ende dieser spiegellosen Systemkameras eingeläutet hat, jedoch zuvor noch erwähnt hatte, dass es von Nikon neue Spiegellose geben soll, könnte Nikon die CP+ in Yokohama zur Präsentation nutzen. Unsicher ist hierbei noch, ob Nikon im Spiegellosen-Segment nur Vollformat oder auch APS-C anbieten wird. Gesichert erscheint, dass Nikon für seine Spiegellosen ein eigenes Bajonett einführen will und für die Objektive mit F-Bajonett einen Adapter anbieten will, möglicherweise jedoch nur für die mit elektromagnetischer Blende.
Von Canon könnte noch vor Sommer 2018 eine Canon 7D Mark III vorgestellt werden, die dann ab August ausgeliefert werden könnte. Falls sie auf den kommenden NAB vorgestellt wird, dürfte damit zu rechnen sein, dass sie 4K-Video an Bord hat. Fraglich ist bislang ob eine Canon 90D als Nachfolger für die 80D zur nächsten photokina im September vor der Tür steht.
Bei Ricoh Imaging werden zwei neue Pentax-Kameras mit APS-C-Sensoren erwartet. Das könnte zum Einen ein Nachfolger für die im Sommer 2016 vorgestellte Pentax-K70 sein und zum Anderen eine Pentax K-3 III, die spätestens zur photokina im September erwartet wird. Die aktuelle K-3 II stammt noch aus dem Jahr 2015.
Bei Panasonic ist die Lumix DC-G9 schon angekündigt. Sie soll im Januar 2018 auf den Markt kommen. Noch unklar ist, ob das Jahr 2018 eine LX200 als Nachfolgerin der LX100 bringen wird.
Olympus könnte im zweiten Quartal 2018 mit der E-M1 Mark III ein Nachfolger der aktuellen E-M1 Mark II vorstellen. Der Sensor könnte wie bisher eine Auflösung von 20 Megapixel und eine weiter optimierte Bildstabilisation bieten. Auch für die im Februar 2015 angekündigte E-M5 Mark II könnte 2018 mit einer E-M5 Mark III ein Nachfolger bereitstehen.
Bei Fujifilm wird eine Fuji X-H1 als Schwestermodell zur X-T2 erwartet. Das neue, für das erste Quartal 2018 erwartete Modell (das auch schon spekulativ als X-T2s bezeichnet wurde), soll sich sowohl an Fotografen, als auch an Videofilmer richten. Ebenfalls für das kommende Jahr soll mit der X-A5 der Nachfolger der X-A3 zu erwarten sein. Als weiteres Modell steht voraussichtlich eine X80 in der Warteschleife. Fujifilm will zudem seine GFX-Reihe innerhalb der kommenden 24 Monaten um zwei Mittelformat-Gehäuse erweitern.
Hasselblad will seine Spiegellose Kamera-Reihe neben der X1D um eine X2D erweitern, die mit einem 100 Megapixel-Sensor ausgestattet sein soll. Im Zusammenhang mit der Einführung der X1D hatte sich Hasselblad die finanzielle Unterstützung durch den chinesischen Drohnenhersteller DJI Industries gesichert, und somit könnte die Erweiterung der spiegellosen Kamerareihe auch realisiert werden.
Der Sony-Konzern ist heute einer der wichtigsten Spieler im Bereich der Fotografie. Die Sony Semiconductor Solutions Corporation ist inzwischen einer der wichtigsten Hersteller von CMOS Sensoren. Sie beliefert neben der Sony-eigenen Kameraproduktion auch Nikon und fast alle Hersteller von digitalen Mittelformat-Kameras.
An Sony-eigenen Kameras wird für das kommende Jahr eine Sony A7III erwartet, welche gewissermassen als kleine Schwester von Sonys Spitzenmodell A9 auftreten soll und einige Features von dieser übernehmen könnte. Seinem Spitzenmodell könnte Sony eine A9S mit einem 60-70 Megapixel-Sensor an die Seite stellen. Daneben könnte zur NAB-Show einen A7sIII vorgestellt werden, welche das AF-System der A9 sowie 4K-Videos mit 60 fps bieten könnte. Auch bei den Sony-Kameras mit A-Bajonett könnte es eine Auffrischung geben. Sie soll ebenfalls 4K-Videos ermöglichen und ein verbessertes AF-System bekommen.
Videos mit dem Smartphone
Die Kameras von Smartphones werden immer besser und haben die Einsteigerklasse der digitalen Kompaktkameras bei Standbilder inzwischen weitgehend vom Markt verdrängt. Bei Videoaufnahmen fehlte für eine gleichmässige Kameraführung bislang zumeist die ruhige Hand. Hier bringen speziell für Smartphones ausgelegte Gimbals inzwischen eine gut einsetzbare Lösung. Mit einem Gimbal wie dem Vilta-Mobile des chinesischen Herstellers Freevision lassen sich auch Videos drehen, die nicht den Eindruck machen, als seien sie in stürmischer See aufgenommen worden. Der Vilta-M soll 2018 auch in der Schweiz erhältlich sein.
Ausblicke für die analoge Fotografie
Dass die analoge Fotografie noch nicht ausgestorben ist, hatte Fotointern schon beim Ausblick auf das Jahr 2017 angenommen. Nun scheint sich der Trend zur analogen Fotografie für 2018 zu bewahrheiten. Auch wenn hierbei nicht alles so glatt läuft, wie sich das die Initiatoren versprechen. So konnte die Elbaflex mit Nikon-Bajonett, welche auf einer Kiew 19 basiert, ihr Finanzierungsziel von 50‘000 USD nicht erreichen. Da half es auch nicht, dass man kurzfristig eine Basis-Version nachgeschoben hat. Auch mit der Option, alternativ einen M42-Anschluss statt des Nikon-Bajonetts zu liefern, konnte dem Projekt nicht mehr ausreichend Zuspruch zuteil werden.
Das in etwa zur gleichen Zeit in Grossbritannien aufgelegte Kickstarter-Projekt der «Reflex» genannten SLR-Kamera, die mit einem wechselbaren Filmmagazin nach Art der Contaflex/Contarex sowie einem wechselbaren Objektivbajonett ausgestattet sein soll, war zumindest bei der Finanzierung erfolgreich. Ob die Entwickler all die kniffligen Details wie angekündigt umsetzen können, scheint dabei noch nicht gesichert. So ist das Ziel einen Schlitzverschluss mit einer schnellsten Auslösegeschwindigkeit von 1/4‘000 Sekunde einzubauen, äusserst ambitioniert, gibt es doch derzeit nur noch zwei thailändische Lieferanten eines solchen Verschlusses.
Mechanische Verschlüsse zählen derzeit zu den besonders knappen Gütern. Da allgemein damit gerechnet wird, dass die elektronischen digitalen Verschlüsse künftig auch bei grösseren Formaten zum Einsatz kommen, weil sie schnell genug werden, um auch für bewegte Motive genutzt zu werden, investiert derzeit kein unabhängiger Hersteller mehr in die Entwicklung und Produktion von schnellen mechanischen Verschlüssen. Möglicherweise ändert sich das ja im kommenden Jahr.
Natürlich ist ein solcher Ausblick immer mit Spekulationen bespickt, dennoch vermitteln diese eine Vorahnung auf ein spannendes Fotoneuheiten-Jahr, das mit der CES in Las Vegas (9. bis 12. Januar), der CP+ in Yokohama (1. bis 4. März), der Photokina (26. bis 29. September) und dem Salon de la photo in Paris (8. bis 12. November) reichlich Präsentationsmöglichkeiten innovativer Produkte bietet.
Christoph Jehle