Markus Zitt, 4. Januar 2018, 14:30 Uhr

Fujifilm X Raw Studio: RAF-Raw-Fotos über die Kamera konvertieren

Update (Artikel wurde um die X-H1 ergänzt.) Die System- und Kompaktkameras der X-Serie von Fujifilm erfreuen sich bei versierten Hobby- und ebenso bei Berufsfotografen schon länger grosser und weiterhin wachsender Beliebtheit. Seit Frühling 2017 erobert zudem die relativ günstige Mittelformatkamera GFX 50S weitere Kundenkreise. Neben der Ergonomie und der Funktionalität der X- und GFX-Kameras ist es die hohe Bildqualität – selbst bei Fotos im JPEG-Format, die von den Nutzern gelobt wird.

Auch wenn die Fuji-Kameras ausgesprochen gute JPEG-Dateien liefern, so bevorzugen dennoch viele Kamerabesitzer die Arbeit mit dem flexiblen Raw-Format, das bei Fujifilm durch das Kürzel und den Suffix RAF (RAw Fujifilm) gekennzeichnet ist. Für die Konvertierung von Aufnahmen im RAF-Raw-Format bietet die Kameraherstellerin nun mit dem «Fujifilm X Raw Studio» eine neuartige Lösung, die aus einer kostenlosen Software besteht, jedoch die viel gelobte Raw-Engine der Kamera nutzt.

Notebook mit angezeigter Fujifilm X Raw Studio Software und flankierten Kameras Fujifilm

Das Raw-Konvertierungsprogramm «Fujifilm X Raw Studio» nutzt die Bildprozessoren einer angeschlossenen Kamera. Dies funktioniert mit einer GFX 50S (rechts im Bild) sowie mit der links abgebildeten X-Pro2, aber auch mit der X-T2 und der X100F sowie der Mitte Februar 2018 eingeführten X-H1.

 

Fujifilm X Raw Studio

Um Aufnahmen vom RAF-Format in JPEGs – oder im Fall der GFX 50S auch in TIFFs – zu konvertieren, hat Fujifilm die kostenlose Software «Fujifilm X Raw Studio» veröffentlicht, die bereits früher vorangekündigt worden war.

Programmfunktionen:

  • Einzelkonvertierung und Stapelkonvertierung für Raw-Bilder im RAF-Format auf dem Computer.
  • Variable Bildverarbeitungseinstellungen können auf die gleiche Weise wie die Raw-Konvertierung in der Kamera angepasst werden.
  • Vorher/Nachher-Ansicht: Ein Bild kann verglichen werden. (Leider nur nebeneinander und nicht übereinander wie es für querformatige Aufnahme passend wäre.)
  • Speichern, laden oder kopieren von Konvertierungsprofilen.

 

Die Software selbst ist eigentlich gar kein Raw-Konverter, sondern lediglich ein Backend für die Raw-Engine der Kamera. Die Software übermittelt also die Raw-Bilddaten samt getätigten Einstellungen an die Kamera, die diese Fotos konvertiert und als bearbeitete JPEG-Dateien direkt auf dem Computer speichert. (Die geänderten Einstellungen werden übrigens auch in die RAF-Datei übernommen.)

 

Screenshot der Software «Fujifilm X Raw Studio» für Mac.

 

Damit die Raw-Fotos konvertiert werden können, muss die Kamera per USB-Kabel angeschlossen und eingeschaltet sein. Das Konvertieren funktioniert nur mit den derzeit unterstützten Kameramodellen (X-T2, X-Pro2, X100F, GFX 50S sowie der X-H1), wobei ein Kameramodell nicht die Dateien eines anderen Modells verarbeiten will. Man muss also zur Bearbeitung jeweils das passende Kameramodell anschliessen. (Pech hat, wer eine dieser Fuji-Kameras nur temporär für Aufnahmen ausgeliehen hatte.)
Die Kamera wird zuvor über ihr Menü in den Verbindungs-Modus «USB Raw Konvertierung» geschaltet, der erst ab der Firmware-Version vom November oder Dezember 2017 verfügbar ist.

Im Kamera-Menü: Einrichtung (Schraubschlüssel-Symbol) -» Verbindungs-Einstellung -» PC-Anschluss-Modus -» USB Raw-Konv./Sicher.

Übrigens: Als wir diese Lösung ausprobierten, klappte die Verbindung mit langen USB-3.0-Kabeln fürs Tethering und der GFX nicht, sondern erst mit normal kurzen.

 

Ohne Verbindung zur Kamera können die RAF-Dateien auf dem Computer lediglich betrachtet, jedoch nicht konvertiert werden.

 

Die vorhandenen Möglichkeiten und Einstellungen für die Konvertierung beschränken sich auf jene der Kamera. Es können also nur Seitenverhältnis/Sensorcrop, Push-/Pull-Belichtungskorrektur, Kontrast, Sättigung, Schärfung, Bildstil (Filmmodus wie Provia, Acros, Monochrom, Sepia etc.), Kornsimulation, Schattenaufhellung, Dynamik, Rauschreduktion, Farbraumzuweisung, Objektivkorrektur (Vignettierungsanpassung) und Ausrichtung (in 90 Grad-Schritten) eingestellt bzw. geändert sowie das Zielformat festgelegt werden. (Es ist beinahe so, als wenn man Raw-Dateien vom Computer auf eine Speicherkarte kopieren würde und diese Aufnahmen dann in der Kamera an deren LCD bearbeiten würde. Nur dass man sich den Umweg über eine Speicherkarte erspart und die Dateinamen nicht an das Dateisystem der Speicherkarte anpassen muss.)
Ausgefeilte Bearbeitungen wie die flexible Begradigung in beliebigen Grad-Schritten oder die partielle Optimierung mittels (Verlaufs-)Masken, wie man sie heutzutage in populären Raw-Konvertierprogrammen nutzen kann, stehen nicht zur Verfügung.

Die Konvertierung der Raw-Dateien mittels «Fujifilm X Raw Studio» und Kamera soll übrigens laut Fujifilm bei der Stapelkonvertierung bis zu 20x schneller als mit dem bisherigen Konvertierprogramm «Raw File Converter EX» ablaufen, bei dem es sich um eine Light-Version von Silkypix handelt.

 

Kompatibilität von Fujifilm X Raw Studio

Die Software ist kostenlos und momentan erst für die Mac-Plattform (ab 10.10) verfügbar. Die Windows-Version (ab Win 7) soll im Februar 2018 folgen. Interessant wären sicherlich auch Versionen oder Varianten für Tablets und Smartphone unter iOS und Android.

Die Software funktioniert nur mit den erwähnten Kameras, die dazu auf die aktuellste Firmware aktualisiert sein müssen:

  • GFX 50S (Firmware 2.00, 2017-11-30)
  • X-T2 (Firmware 3.00, 2017-12-30)
  • X-Pro2 (Firmware 4.00,  2017-12-22)(Sie dürfte wegen eines Fehlers wohl bald als 4.1 erscheinen.)
  • X100F (Firmware 2.00, 2017-12)
  • X-H1 (ab Einführung)

 

Seit dem 22. Dezember 2017 ist das Firmware-Update 4.0 für die X-Pro2 erhältlich. Erst damit lässt sich X Raw Studio auch mit dieser Kamera verwenden. (Wie bei grossen FW-Updates üblich bietet es etliche neue Funktionen und Verbesserungen: u.a. 4K-UHD-Video )

 

Kamera-Firmware aktualisieren: Wie die jeweils aktuelle Firmware der Kamera aktualisiert wird, ist auf den englischsprachigen Support-Seiten erklärt, wo auch das jeweilige modellspezifische Firmware-Update herunter geladen werden kann.

Nach dem Download der zum Kameramodell passenden Firmware wird diese vom Computer auf eine Speicherkarte kopiert. (Die Speicherkarte sollte zuvor in der betreffenden Kamera formatiert worden sein.) Vor der Firmware-Aktualisierung sollte ein voller Akku eingesetzt bzw. der vorhandene voll geladen werden. Die Speicherkarte mit dem Firmware-Update wird in die ausgeschaltete Kamera gelegt. Beim Einschalten muss (bei unseren Kameramodellen) die DISP-Taste gedrückt gehalten werden, bis dann die Firmware-Anzeige erscheint und die aktuelle Firmware-Version der Kamera (sowie die eines allfällig angesetzten Objektivs) anzeigt wird. Dann kann man das Update abbrechen oder ausführen und muss die weiteren Anweisungen auf dem Kamerabildschirm befolgen.

 

Ergänzungen zur RAF-Raw-Konvertierung

Fujifilm gehört zu jenen Kameraherstellerinnen, die aktuell über keine eigene (selbst programmierte) Raw-Software zu ihren Kameras verfügt. Stattdessen bietet Fujifilm die Möglichkeit, eine Light-Version des Raw-Konverters Silkypix von Ichikawa herunterzuladen und zu benutzen. (Gleiches tun übrigens auch die anderen japanischen Kameraherstellerinnen Panasonic und Ricoh Pentax.) Diese Fuji-Variante des Programms kann als «Raw File Converter EX 2.0 powered by Silkypix» aus dem Support-Bereich der internationalen Fujifilm-Website für Mac- und Windows kostenlos herunter geladen werden

Unterstützt werden Raw-Fotodateien mit der Abkürzung bzw. dem Suffix «RAF» (RAw Fujifilm) aus den Fujifilm-Kameras von vielen Raw-Konvertern, wie Capture One oder Adobe Camera RAW, das als Modul in Photoshop und als voll integrierte Komponente in Lightroom werkelt.

Ganz optimal ist deren RAF-Unterstützung allerdings nicht, denn viele Lightroom- und Photoshop-Anwender bemängelten die Qualität der Raw-Konvertierungen – speziell des De-Bayerings als Folge des etwas anderen Designs der Fuji-X-Trans-Bildsensoren. Seitens der Anwender von Capture One gab es keine solche Kritik. Hier stört manchen jedoch, dass Capture One die RAF-Dateien der Mittelformatkamera Fujifilm GFX 50S nicht unterstützt. Dies dürfte sich wohl daran liegen, dass Capture One von Phase One stammt, die ihrerseits primär als Herstellerin von digitalen Rückteilen und Mittelformatkameras tätig ist und wohl deshalb die direkte Konkurrenz nicht unterstützt. (Auch die Raw-Dateien von anderen Mittelformat-Kameras und -Backs werden nicht unterstützt. Dazu zählen die Pentax 645D und 645Z, die S-Modelle von Leica und die Hasselblad-Produkte. Eine Ausnahme gilt für Mamiya-Leaf, die vor Jahren von Phase One übernommen worden war.)

Übrigens auch andere bekannte Raw-Converter tun sich mit Raw-Dateien von Fujifilm-Kameras schwer. Beim kürzlich lancierten DxO PhotoLab, das zuvor «DxO Optics Pro» hiess, werden gar keine neueren Fuji-Kameras unterstützt (siehe Liste unterstützter Kameras).

Update (25.09.2018): Im Rahmen ihrer Pressekonferenz an der Fotomesse «photokina 2018» hat Fujifilm bekannt gegegeben, dass künftig die professionellen Raw-Konvertierungs-Software «Capture One» auch mit den Raw-Dateien von Fuji-Kamera umgehen kann und dass die einfache Version «Capture One Express for Fujifilm» kostenlos verfügbar sein wird (Fotointern berichtete).

 

Weitere Infos

Fujifilm X Raw Studio (Produktseite und englischsprachige Anleitung)

Fujifilm X Raw Studio Mac-Version (Download-Seite der Mac-Version; läuft unter Mac OS X 10.10.5/10.11.6 und macOS 10.12.6/10.13 High Sierra)

Fujifilm X Raw Studio Windows-Version (folgt im Februar 2018, vermutlich Mitte Februar; läuft unter Windows 7 SP1/8.1/10)

Firmware-Updates (Support-Seite von Fujifilm mit Infos und für Downloads von Manuals, Software und Firmware; Beachten Sie unsere weiter oben publizierten Direktlinks zu den modellspezifischen Firmware-Updates.)

 

«Raw File Converter EX powered by Silkypix» (Versionen 1 und 2.0) auf der Download-Seite von Fujifilm

Silkypix Developer Studio von Silkypix von Ichikawa (Pro- und Standard-Vollversionen)

Silkypix Developer bei Franzis (deutschsprachige Vollversion)

 

5 Kommentare zu “Fujifilm X Raw Studio: RAF-Raw-Fotos über die Kamera konvertieren”

    1. Ja, die Möglichkeiten hängen vom Kameramodell ab.
      (Beachten Sie die Unterschiede zwischen den verfügbaren Einstellungen bei ihnen mit der X-Pro2 und jenen im ersten Screenshot des Artikels, wo die Software mit einer GFX 50S arbeitet.)

  1. Ich finde den Lösungsansatz zwar sehr interessant, bin allerdings vom Nutzen der Software (noch) nicht wirklich überzeugt. Die kommenden Praxis-Wochen werden es weisen.

    Momentan sehe ich für mich den Nutzen darin, nach einem Schwarzweiss-Shooting, für das ich die Kamera mit Monochrom-Bildstil betreibe (zwecks Sucherbild und anschliessender Beurteilung in Schwarzweiss), alle Fotos fürs Archiv zusätzlich in Farbbilder zu konvertieren.
    (Die besten Bilder werde ich weiterhin mit meinem bisherigen Raw-Tool samt meiner „Rezeptur“ von Raw in Schwarzweiss konvertieren.)

  2. Mit FW. 2.0 für die X-T20 soll dies nun auch möglich sein, allerdings wird im Konverter die Kamera nicht angezeigt. Unter Win10 allerdings schon. Könnte das evtl. am USB Kabel liegen wie im Bericht erwähnt… Könnt ihr das auch mal testen?

    1. Wir können dies nicht testen. Da wir – abgesehen von unseren wenigen eigenen Kameras – allfällige Leihkameras von Herstellern nur eine begrezte Zeit zum Ausprobieren erhalten.

      Fehleranalysen aus der Ferne und ohne Messtechnik sind reines Ratespiel. Eingrenzen kann man Probleme durch Kreuzvergleiche mit mehreren Geräten, an verschiedenen USB-Ports eines Computers und mit diversen Kabeln. Wenn Peripherie nicht erkannt wird, kann es sinnvoll sein den Computer richtig auszuschalten (mind. halbe Minute) und dann mit angeschlossenen und eingeschalteten Geräten zu starten.
      Probleme mit nicht erkannten Geräten an Schnittstellen sind meist Treiberprobleme oder verschiedene Programme, die darauf zu greifen. Auch Macs haben sich diesbezüglich an Windows-PC angepasst – leider. Auch hardware-bedingte Probleme sind möglich. Obwohl USB-Ports auf viele Tausende Einsteckvorgänge ausgelegt sind, können die Buchsen oder deren Verbindung im Innern auch „altern“ (z. B. entstehen Wackelkontakte gerne durch häufigen Druck mit Hebelwirkung auf die Stecker).

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