Urs Tillmanns, 14. Januar 2018, 10:00 Uhr

Peter Burkhard: Die Faszination Kuba

Kuba anders sehen als die meisten Touristen – das war der Leitgedanke von Peter Burkhard als er viermal diese Insel auf eigene Faust erkundete, um Land und Leute zu porträtieren. Jetzt sind seine Bilder im Ortsmuseum Meilen zu sehen.

Vom 13. Januar bis 11. Februar 2018 ist im Ortsmuseum Meilen die Fotoausstellung von Peter Burkhard «Cuba a través de mis lentes» zu sehen. Die Bilder zeigen die Karibikinsel in einem völlig anderen Licht, als man es normalerweise von Kuba-Reisenden gewohnt ist. Wir haben uns die Ausstellung angesehen und Peter Burkhard zu seinen Eindrücken befragt.

 

«Vista de la Gran Piedra» ist mit 1225 Metern die höchste Erhebung der Insel. Sie bietet einen fantastischen Rundblick über die immergrüne, vielfältige Landschaft Kubas

Fotointern: Herr Burkhard, Sie machen ja in Kuba nicht bloss Urlaub, sondern sie haben andere Zielsetzungen. Was fasziniert sie an Kuba?

Peter Burkhard: Viele Touristen begnügen sich mit einem ersten Eindruck von Kuba, indem sie die Hauptstadt Havanna und vielleicht noch einen Hotelstrand besuchen. Aber Havanna ist nicht das einzig Reizvolle an diesem Land. Erst wenn man die Insel bereist und mit den Leuten in Kontakt kommt, lernt man das wahre Kuba kennen.

 

Die Kubaner leben ärmlich, aber dennoch zufrieden. Wenn man sich für sie interessiert sind sie sehr offen und haben nichts dagegen, dass man sie fotografiert 

Wie oft waren Sie schon da?

Bereits viermal, und immer ein paar Wochen, so dass wir die prachtvolle Landschaft auf eigene Faust erkunden und uns intensiv mit der Kultur befassen und mit den Leuten unterhalten konnten.

 

Die einzige elektrifizierte Eisenbahnlinie hat der amerikanische Schokoladehersteller Hershey 1916 erstellt. Sie führt über 135 Kilometer von Havanna nach Matanzas und dient dem Material- und Personentransport

Sprechen Sie Spanisch?

Ja, ich besuche seit knapp drei Jahren Einzelunterricht. Anfangs verständigten wir uns nur mit Mühe, aber die letzten Male ging es schon wesentlich besser. Die Leute schätzen es sehr, wenn man sich um ihre Sprache bemüht und sie sind allgemein sehr zuvorkommend.

 

In der Tabakregion «Pinar dee Rio» spannen noch viele Bauern die Ochsen vor den Pflug. Einen Traktor können sie sich nicht leisten.

Lassen sich die Leute gerne fotografieren?

Eine immer wieder gestellte Frage. Und sie lässt sich gar nicht so einfach beantworten. Um es vorweg zu nehmen: Ich bezahle nie für’s Fotografieren! Zuerst  versuche ich mit den Leuten Kontakt aufzunehmen, indem ich mich für ihr Land, ihren Alltag und ihre Probleme interessiere. Erst in zweiter Linie kommt dann die Kamera hervor. Dann haben die Leute meistens nichts mehr dagegen und sie freuen sich, wenn ich ihnen im Jahr darauf ein paar Bilder mitbringe. Und wenn jemand wirklich nicht fotografiert werden will, dann lass ich es eben bleiben.

Ein weiteres Bindemedium ist die Musik. Die Kubaner lieben Musik, und wo Musik ertönt, ist man in der Regel willkommen, um mitzutanzen und mitzusingen. Da stört sich niemand, wenn eine Kamera mit dabei ist.

 

Für die Fahrradreparatur fehlen diesem Mechaniker die Ersatzteile. Es wird viel improvisiert und kaum etwas weggeworfen, was man vielleicht noch einmal gebrauchen könnte

Einige Ihrer Bilder führen den Betrachter ja auch in kubanische Behausungen. Wie ist Ihr Eindruck vom Leben der Kubaner?

Auch diese Frage mit wenigen Worten zu beantworten ist schwierig. Die Menschen leben vielfach unter einfachsten Bedingungen und sie versuchen mit viel Kreativität und Eigeninitiative über die Runden zu kommen. Allerdings bekommen sie das, was sie an Grundnahrungsmitteln brauchen äusserst günstig. Was das sozialistische System mit seiner Ideologie und seinen wirtschaftlichen und politischen Schwierigkeiten anbelangt,  erinnert mich Kuba sehr an die frühere DDR. Das System funktioniert leidiglich und mit vielen Entbehrungen. Trotz allem machen die Leute einen sehr zufriedenen Eindruck.

 

Alte Amerikanerautos gehören zum Alltagsbild in Havanna. In manchem Hinterhof wird ein alter Chevy oder Buick mit viel Fantasie und Geschick wieder hergerichtet und entweder verkauft oder als Stolz der Familie gefahren

Wie stark bearbeiten Sie Ihre Bilder?

Ich fotografiere grundsätzlich mit RAW und JPEG, um dort eingreifen zu können, wo es notwendig ist, zur Schattenaufhellung beispielsweise oder für die Optimierung der Farbtemperatur. Vielleicht stelle ich auch dann und wann einen Horizont gerade, aber sonst lasse ich das Bild so wie ich die Situation erlebt habe. Auch der Bildausschnitt bleibt in den meisten Fällen unverändert.

 

Kuba ist stolz auf sein Schulsystem, das nach der Revolution eingeführt wurde. Allerdings sind die Lehrer sehr schlecht bezahlt und müssen meist noch einem Zweitverdienst nachgehen.

Das Projekt wurde ja von Cewe unterstützt? Wie ist es dazu gekommen?

Ich habe bei Cewe schon verschiedentlich Fotobücher gemacht, und als das Projekt der Ausstellung zu reifen begann, habe ich kurzerhand Cewe angefragt, ob sie das Projekt unterstützen würden. Daraufhin hat Cewe spontan zugesagt.

 

Die digitale Kommunikation hat auch in Kuba Einzug gehalten. Es gibt vielerorts «Zonas de Wifi» wo man sich für den fast unerschwinglichen Betrag von zwei Franken pro Stunde ins Internet einloggen kann. 

Wie ist die Zusammenarbeit mit Cewe verlaufen?

Sehr gut! Vor allem hat mich die Qualität der Ausstellungsbilder überrascht. Die Farbwiedergabe und die Detailzeichnung sind absolut verblüffend. Es ist eine professionelle Qualität von höchstem Niveau.

Die Bilder waren ja schon in Wädenswil zu sehen und jetzt sind sie hier in Meilen präsentiert. Danach gehen sie anfangs Juni in die Obere Mühle in Dübendorf. Wie war das Echo bisher?

 

Viel gibt es in diesem «Almacèn» nicht zu kaufen, denn selbst die Grundnahrungsmittel sind rationiert. Dennoch geht man hin, auf den täglichen Schwatz

In Wädenswil war die Ausstellung leider nur drei Tage zu sehen, war aber sehr gut besucht. Hier in Meilen wird sie bis am 11. Februar hoffentlich noch mehr Besucher anziehen. Allgemein habe ich sehr viele erfreuliche Kommentare dazu erhalten. Viele Leute haben sich auch für das Leben der Kubaner interessiert.

Gehen Sie wieder nach Kuba?

Auf jeden Fall. Kuba fasziniert meine Frau und mich, und es gibt noch einige Gegenden, die wir noch nicht kennen oder die wir nochmals bereisen möchten. Wenn man vom Kuba-Virus befallen ist, dann geht man immer wieder hin.

 

Kuba ist im Umbruch. Eine junge Generation wächst heran, die es besser haben soll und als Folge des Tourismus langsam zu einem höheren Lebensstandard kommen dürfte

Das Interview führte Urs Tillmanns

 

Der Fotograf

Peter Burkhard, geboren 1951 in Zürich, wirkte während 40 Jahren als Sekundarlehrer im Kanton Zürich und anschliessend als Friedensrichter in Wädenswil. Er begann 1977 auf seiner ersten USA-Reise zu fotografieren. Zusammen mit seiner Ehefrau Jolanda bereiste er – mit Ausnahme der Antarktis – während Jahrzehnten alle Kontinente der Welt. Die Highlights: 1998 Peace River in Kanada mit selbstgebautem Floss, 1981/1982 Weltreise, 2000 bis 2005 selbständiger Reiseveranstalter von Gruppenreisen, 2008 Arbeit auf einer Kaffeeplantage in Costa Rica, 2013 mit Zelt und Harley Davidson durch den Südwesten der USA, 1997 bis 2015 elf Reisen ins südliche Afrika und 2014 bis 2016 vier Kubareisen.

Die Fotoausstellung «Cuba a través de mis lentes» von Peter Burkhard ist noch bis 11. Februar 2018 jeweils samstags und sonntags jeweils 14 bis 17 Uhr zu sehen im
Ortsmuseum Meilen, Kirchgasse 14, 8706 Meilen

Hinweis: Die Ausstellung kann auch vom 31. Mai bis 3. Juni 2018 in der Oberen Mühle in Dübendorf besucht werden.

 

 

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