Die «Rendez-vous Image» zieht ihre Kreise weit über das Elsass hinaus mit einer immer grösseren internationalen Beteiligung. 82 Fotografinnen und Fotografen aus rund 20 Ländern präsentieren über 800 Fotos oder nehmen am Buchpreis teil. Zudem stossen 13 Workshops und diverse Animationen auf das Interesse des Publikums, die im «Palais de la musique et des congrès» in Strasbourg noch heute und morgen Sonntag, 27. und 28. Januar 2018 stattfinden. Die Ausstellungsfläche wurde dieses Jahr um rund einen Drittel auf 1500 Quadratmeter vergrössert, auf der gegen 3000 Besucher ein vielfältiges Schaffen von Fotoprofis und engagierten Fotoenthusiasten bestaunen können.
Künstlerischer Leiter war dieses Jahr Paolo Woods, ein international bekannter Reportagefotograf, dessen Arbeiten zweimal von World Press Photo ausgezeichnet wurden und der mit seiner Arbeit «Paradis fiscaux» an den Rencontres in Arles grosse Aufmerksamkeit erlangte. Dazu hat Delpire inzwischen einen Bildband produziert.
Künstlerischer Leiter Paolo Woods und Festival-Initiant Thierry Edel in der gestern Abend eröffneten Ausstellung.
«Was in solchen Ausstellungen immer wieder fasziniert, ist die Vielfalt der Arbeiten» erklärt Paolo Woods in seinem Vorwort zum Katalog. «Reportagen, Sachaufnahmen, Akte, Stillleben, Reisen, Porträts und Experimente sind nicht nur als Einzelbilder präsent, sondern als passende und künstlerisch hochstehende Bildserien.»
Die besten Arbeiten werden jedes Jahr mit einem Diplom und einem Geldpreis ausgezeichnet. Die drei ersten Fotopreise waren folgende:
Alexandre Gouzou (F), erster Preis, «Once I had a life» zeigt in seiner Reportage das ruhige Landleben im Osten der Vereinigten Staaten, völlig unspektakulär und anders als wir es uns aus den USA gewohnt sind.
Mario Cucchi (IT), zweiter Preis, lenkt mit seiner Bildserie «Six thouhts on the same thing» unser Augenmerk auf banale Alltagsobjekte, die er mit seinem Licht in Perfektion und Ästhetik erstrahlen lässt.
Younes Khani Someeh Soflaei (Iran), dritter Preis, erzählt in «Angels burned» die ergreifende Geschichte einer Frau mit ihren Kindern, die von ihrem Ehemann mit Säure verunstaltet wurden – und wie sie diese Situation bewältigten und zu normalem Laben zurückfanden.
Ein Streifzug durch die «Rendez-vous Image», mit persönlichen Favoriten
Jérome Cambra (F) erweckt in seiner Arbeit «Quand les statues retournent vers le futur» antike Stein- und Bronzefiguren zu neuem Leben.
Stephane Débeaupuis (F) führt uns in seiner Reihe «Portraits du Japon» durch das Brauchtum im Land der aufgehenden Sonne mit seltenen Impressionen.
Anthony Dénizard (F) betont mit seiner Reportage «l’autre» die Gegensätze in der menschlichen Gesellschaft mit einem selbstbetonten Handeln und wenig Interesse für unsere unmittelbare menschliche Umwelt.
Thibaut Derien (F) hat sich mit den Bildern «J’habite une ville fantôme» das Sterben des Detailhandels zum Thema gemacht und während fünf Jahren verlassene Geschäfte überall in Frankreich gesucht. Seine Arbeit wurde mit dem Profipreis ausgezeichnet.
Claude Durand (F) befasst sich mit seiner Serie «Solitude Urbaines» mit dem Gegensatz jener, welche die Einsamkeit in ihrer Stadtlandschaft suchen und jener, die ihre städtische Umgebung belastend und erdrückend finden.
Pascal Garret (F) suchte für seine Serie «Le dernier des métiers ? Les petites mains du recyclage» in den verschiedensten Ländern Menschen, die sich mit der Abfallwiederverwertung befassen und davon leben.
Anne Gerlinger (F) hat für ihre Bildreihe «Les Sculptures éphémères de la Magel» ein kleines Flüsschen beobachtet, das sich in eine faszinierende Eiswelt verwandelt hat.
Barry Gilbert-Miguet (F) hat in der Bildreihe «Souvenirs: La Vie en Rose» seine Schwarzweissbilder mit grellen Farben übermalt und so seine eigene unwirkliche Wunschwelt geschaffen.
Dasha Pears (FIN) versinnbildlicht in seiner Serie «Me and Myself» den inneren Dialog derselben Person, mit Harmonien und Konflikten, mit den wir alle täglich umgehen.
Michel Perrottet (F) will mit seinen Schwarzweissbildern «This way up» unseren Blick aus der täglichen Hektik in die Vertikale lenken, um dort neue Formen und Perspektiven der Architektur zu entdecken.
Sadegh Souri (Iran) enthüllt mit «Fuel Smuggling» das Geschehen auf gefährlichen Pfaden zwischen dem Iran und Pakistan, auf denen täglich unzählige Arbeitslosen sechs Millionen Liter Diesel und Rohöl schmuggeln.
Wolfgang Straube (D) vermittelt uns mit seiner Bildreihe «C’est mon Paris» Impressionen aus der Seinestadt, die auf Barytpapier mit Selentonung eine starke Bildwirkung haben.
Die «Rendez-vous Image» ist noch bis Sonntagabend 19 Uhr zu sehen. Wie jedes Jahr ist ein Katalog erschienen, der sämtliche Arbeiten dokumentiert und beschreibt.
Wo? Palais de la Musique et des Congrès, Place de Bordeaux, F-67082 Strasbourg
Wann?
Samstag, 27. Januar 2018, 10:00 – 21:00 Uhr
Sonntag, 28. Januar 2018, 10:00 – 19:00 Uhr
Wieviel? Normal EUR 6.00, ermässigt EUR 4.00 (Studenten), Weekend-Pass EUR 10.00
Weitere Informationen: www.rdvi.fr
Text und Bilder: Urs Tillmanns
Das wird eine sicher sehr interessante Ausstellung werden. Die vorgestellten Gewinner der verschiedenen Kategorien empfinde ich allesamt als würdige und verdiente Preisträger. Da hat die Jury meines Erachtens eine gute Wahl getroffen.
Was den Besuch dieser Exhibition noch schöner und das Betrachten der vielen Werke angenehmer machen würde, wäre das Hängen der Bilder. Ein Par Stunden über Tische gebeugt all diese Fotografien anzusehen ist doch recht anstrengend und ein hängendes Bild wirkt einfach nochmal schöner und präsenter als ein liegendes.