Urs Tillmanns, 4. Februar 2018, 10:42 Uhr

125 Jahre PGW – eine Jubiläumsausstellung

PGW, die Photographische Gesellschaft Winterthur, gehört zu den ältesten Fotoklubs der Schweiz. Sie feiert dieses Jahr ihr 125jähriges Bestehen mit einer Jubiläumsausstellung, die noch bis 27. Februar 2018 im Kulturzentrum «Alte Kaserne» in Winterthur zu sehen ist.

 

Die bewegte Geschichte der PGW

Die Photographische Gesellschaft Winterthur kann auf eine lange Vergangenheit zurückblicken, die immer wieder von Hochs und Tiefs gekennzeichnet war. Am 7. Januar 1893 luden fünf begeisterte Amateurfotografen und Initianten zur ersten «constituierenden» Sitzung ein, welche am Freitag, dem 13. Januar 1893 im «Obern Local» des Restaurants Ochsen in der Schlangenmühle stattfand. Die Zahl «13»für den Club wohl eine glücksbringende Wirkung, denn es trafen sich 13 Mitglieder. Der Vorstand setzte sich aus R. Jakob Furrer (Prasident}, Dr. med. L. Alfred Brunner (Viceprasldent], D. Theodor Hanhart-Howald (Ouastor}, Alfred Ulrich (Actuar), H. Hofmann (Bibliothekar) den beiden Berufsfotografen Hermann Linck und Klaus Stephan als Beisitzer zusammen.

Eines der fotografischen Aushängeschilder der Gründerjahre war Hermann Linck (1866 – 1938), welcher aus einer Fotografenfamilie aus Winterthur und Zürich stammte. Hermann Linck gewann während seiner Laufbahn viele internationale Auszeichnungen und sein umfangreiches künstlerisches Werk kann heute in verschiedenen Museen und Sammlungen bewundert werden.

Am Februar 1894 wurde die erste Ausstellung im Gewerbemuseum Winterthur mit über 250 Bildern durchgeführt. Ein Jahr danach fand das Eidgenössische Schützenfest in Winterthur statt, welches von der Schützengesellschaft Winterthur organisiert wurde. Die PGW war auserwählt, die Fotoreportage für das Erinnerungsalbum des Schützenfestes zu erstellen und erhielt als Dank für die hervorragende Arbeit einen reich verzierten Festbecher mit entsprechender Widmung.

 

Der Festbecher von 1894 und die damit verbundene «Becherweihe»

Zwar konnte der Club 1899 bereits 29 Mitglieder zählen – übrigens alles männliche –, doch begann sich bereits eine aufkommende Krise des Club abzuzeichnen. Nachdem man im Jahr 1899 noch einen Fotoauftrag für das Festalbum des Technischen Vereins Winterthur zu seinem 25jährigen Bestehen ausführen durfte, beschränkte sich die Tätigkeit im Jahr 1901 lediglich auf eine Sitzung und einen Ausflug. 1905 fand keine Generalversammlung mehr statt, weil keine vollständigen Vorstandssitzungen mehr zusammengebracht werden konnten. Aus der Mitgliederliste jenes Jahres ist ersichtlich, dass von den 23 Mitgliedern immer noch einige prominente Herren jener Zeit mitmachten, wie Nationalrat Dr. E. Sulzer-Ziegler, der Ingenieur Albert Sulzer, Robert Sulzer sowie der Berufsfotograf Hermann Linck. Von 1909 bis 1922 wurde der Verein stillgelegt.

 

1909 wurde die Photographische Gesellschaft Winterthur offiziell aufgelöst

Einige der Mitglieder nahmen fortan an den Aktivitäten der «G.S.A.P.Winterthur (Gesellschaft Schweizerischer Amateur-Photographen, Winterthur) » teil. Die G.S.A.P. hatte damals rund 100 Mitglieder, darvon 61 aktive. Dass das Interesse der G.S.A.P.-Mitglieder gross war, beweist das GV-Protokoll vom 19. Januar 1924: Sage und schreibe 91 von ihnen waren anwesend. Im Jahresbericht wird erwähnt, dass ein Anfängerkurs mit 52 Teilnehmenden ein voller Erfolg war. Zudem konnte eine neue Dunkelkammer dank der «Opferwilligkeit» der Mitglieder gut ausgerüstet werden. Dem Jahresbericht 1926 kann entnommen werden, dass die Monatsversammlungen jeweils von 35 bis 45 Mitgliedern besucht wurden. Das Jahresprogramm war offensichtlich abwechslungsreich und interessant genug, um die Mitglieder zu fesseln.

 

Engagiertes Fotografieren am Fotokurs von 1924

1930 markiert die Rückkehr zum früheren Namen und die Auferstehung der Photographischen Gesellschaft Winterthur. Im Jahre 1943, also mitten im Zweiten Weltkrieg, erhielt die PGW ein Ehrendiplom beim Sektionswettbewerb «Italienbilder» des Schweizerischen Amateur-Photographen-Verband SAPV (heute PhotoSuisse).

1951 gab sich die PGW ein neues Wettbewerbsreglement. Die damalige Zeit war geprägt vom Aufkommen der Farbfotografie. Die PGW organisierte 1971 eine Fotoausstellung im Gewerbemuseum. Fünf Jahre später organisierte die PGW erneut eine Fotoausstellung im Gewerbemuseum. Vom 12. Januar bis zum 29. Februar 1976 stellten 16 Fotografen rund 200 Bilder aus und erfreuten die Besucher auch mit Diaschauen.

1987 organisierte die PGW eine weitere Ausstellung, diesmal im Einkaufszentrum Rosenberg. Der Mitgliederbestand stabilisierte sich in den Folgejahren und betrug 1990 rund 30 Mitglieder.

1990 durfte die PGW vor rund 700 begeisterten Zuschauern im Berner Kursaal eine Tonbildschau am «Internationaler Heissluftballon Festival» präsentieren.

1992 wurde die «Alte Kaserne» mit frisch renovierten Räumlichkeiten als Kulturzentrum feierlich eröffnet werden, dies unter Mitwirkung der PGW, die dazu eigens eine Diaschau produzierte. Nach 2002 durfte die PGW die «Alten Kaserne Kulturzentrum» und auch als Klublokal nutzen.

Ausstellungsbild «Der Fischer» von Peter Bihr

 

Die Jahre um die Jahrtausendwende

Am 13. Januar 1993 feierte die PGW ihr einhundertjähriges Bestehen mit einer grossen Fotoausstellung. Die Vernissage wurde auf den 13. Januar 1993 um 20.00 Uhr festgesetzt, genau einhundert Jahre nach der Gründungsversammlung im Restaurant Schlangenmühle in Winterthur. Von den 27 Mitgliedern, die damals aktiv waren, stellten 17 Fotografen ihre Bilder aus. Während der einmonatigen Ausstellung wurden neben den Bildern auch noch vier Tonbildschauen gezeigt.

 

Anlässlich der 100-Jahrfeier wurde die Gründungsversammlung in alten Kostümen nachgespielt

Bereits wenige Jahr nach dem Grossanlass «Jahrhundertfeier» durfte die PGW im Herbst 1999 den nächsten bedeutenden Anlass organisieren. Die PhotoSuisse, Schweizerischer Verband für die Fotografie, hatte die Organisation des 50. Kongresses der FIAP (Fédération Internationale de l’Art Photographique) und deren 25. Biennale übernommen. Der PGW fiel dabei die Ehre zu, innerhalb dieser einwöchigen internationalen Veranstaltung unter der Leitung ihres damaligen Präsidenten Arthur Wegmann die Organisation und Ausstellung der Schwarzweiss-Biennale-Bilder im grossen Saal des Kulturzentrums der alten Kaserne in Winterthur zu übernehmen. Parallel zur Biennale präsentierten die PGW-Mitglieder in den Stockwerken Bilder ihres breiten Schaffens der Winterthurer Öffentlichkeit. Sowohl die Biennale als auch die Ausstellung der PGW waren ein grosser Erfolg.

 

Ausstellungsbild «Elefant in Botswana» von Philippe Kress

Leider stürzte die PGW schon wenige Jahre später in eine Krise. Wegen Organisations- und Führungsmängeln sowie infolge vieler Absagen von Anlässen häuften sich die Austritte. An den Anlässen, die durchgeführt wurden, nahmen immer weniger Mitglieder teil. Zu diesen chaotischen Zeiten passte auch, dass der Wanderpokal vermisst wurde und niemand mehr wusste, wo sich dieser befand. Der Pokal blieb rund zehn Jahre verschollen.

2002 übernahm ein neuer Präsident das Ruder des schlingernden Clubs. Diesem Präsidenten und auch seinem Nachfolger gelang es, den Club zu stabilisieren und die Mitgliederzahlen nahmen langsam, aber beständig zu. Im August 2017 hatte der Club 40 Mitglieder, der höchste Bestand seit mehr als 30 Jahren.

2009 wurden die aus dem Jahr 1930 stammenden Statuten überarbeitet und modernisiert. Auch das Wettbewerbsreglement wurde neu gestaltet und an die neuen technischen Gegebenheiten angepasst. Die PGW durfte sich in den Jahren 2007 bis 2009 im «Charly-Fitnesscenter» der Öffentlichkeit präsentieren.

Ausstellungsbild «Apfel mit Wassertropfen» von Daniel Wälti

 

Der Durchbruch der Digitalfotografie

Die Digitalisierung in der Fotografie machte auch vor der PGW nicht Halt. Ein Mitglied nach dem anderen vollzog den Wechsel. Ab 2002 wurden vorwiegend technische Fragestellungen behandelt und es wurde darüber debattiert, welches Kamerasystem das beste sei. Die Fotowettbewerbe wurden eine Zeit lang sowohl digital als auch analog durchgeführt, und schon früh kam die Idee auf, eine eigene Homepage zu lancieren. Heute haben alle Mitglieder digitale Kameras, viele mit mehreren Gehäusen und zahlreichen Objektiven. Dennoch, ein paar wenige experimentieren nach wie vor mit der analogen Fotografie, einer sogar mit einer Lochkamera. Dadurch, dass nunmehr alle Mitglieder digital fotografieren, wird an den Anlässen wieder mehr Gewicht auf Bildgestaltung und -betrachtung gelegt.

 

Ausstellungsbild «In The Streets» von Giovanni Pelloni

In den letzten Jahren nahmen die internen und externen Fotowettbewerbe einen immer grösseren Stellenwert im Club ein. So beteiligt sich die PGW seit 2005 regelmässig am Clubwettbewerb der «PhotoMünsingen». 2008 und 2011 resultierten ein dritter bzw. ein fünfter Rang von rund 60 teilnehmenden Fotoclubs aus dem In- und Ausland. Der interne Fotowettbewerb gewann an Interesse und die Jurierung und die Bildbesprechungen führen zu lebhaften Diskussionen. Einigen Clubmitgliedern gelingt es regelmässig, an Wettbewerben von nationalen oder internationalen Organisationen oder von Zeitschriften, sich in den vorderen Rängen zu klassieren oder sogar in einzelnen Kategorien zu gewinnen.

In den letzten Jahren wurden regelmässig auch ein- bis mehrtägige Ausflüge durchgeführt, wobei neben dem fotografischen auch das gesellige Erlebnis nicht zu kurz kommt. Seit 2014 entwickelt sich eine Zusammenarbeit mit dem Fotoklub «SV Feldkirch» in Österreich. Abwechselnd wurden Städtereisen, Fotoshootings und Workshops organisiert. Solche Anlässe geben neue Impulse und Fotofreundschaften.

 

Ausstellungsbild «Seebrücke Sellin» von Anne-Marie Frei

Neue Impulse ergeben sich neuerdings auch durch die vielfältigen Möglichkeiten, welche «Social Media», das Internet und die Smartphone-Fotografie bieten. Regelmässig tauchen an den internen Fotowettbewerben auch Bilder auf, die mit einem Smartphone aufgenommen wurden. Obwohl viele Clubmitglieder schon sehr lange dabei sind und die Mehrheit im Pensionsalter ist, stossen in den letzten Jahren erfreulicherweise auch vermehrt jüngere Mitglieder dazu. Die Altersspanne zwischen dem jüngsten und dem ältesten Mitglied beträgt stolze 54 Jahre.

Die neuen Mitglieder bringen viele neue Ideen in den Club, welche die ältere Generation auch ermuntern, sich mit den neuen Errungenschaften auseinander zu setzen. Umgekehrt profitieren die Jüngeren von der langjährigen Erfahrung der älteren Mitglieder. Im Jubiläumsjahr 2018 werden einige langjährige Vorstandsmitglieder zurücktreten und dadurch einer jüngeren Vorstands-Crew die Möglichkeit geben, den Club zu führen.

Ausstellungsbild «Mohnblumenfeld» von Albert Wegmann

 

Die Jubiläumsausstellung

Die PGW organisiert zur Feier ihres 125-jährigen Bestehens eine Ausstellung in der «Alten Kaserne Kulturzentrum» Winterthur. 43 Bilder werden einen Monat lang in den ehrwürdigen Gängen des Kulturzentrums ausgestellt. 19 aktive Amateurfotografinnen und -fotografen stellen ihre fotografischen Werke vom 3. bis 27. Februar 2018 in der Alten Kaserne Kulturzentrum in Winterthur aus. Diese öffentlich zugängliche Ausstellung ist der Startschuss für das Jubiläumsjahr 2018, in dem die Photographische Gesellschaft ihr 125jähriges Bestehen feiert.

 

Die Jubiläumsausstellung im Kulturzentrum «Alte Kaserne» Winterthur ist noch bis 27. Februar 2018 zu sehen (Foto: Peter Bihr)

Die 43 Bilder der Ausstellung zeigen Porträts, Reiseimpressionen, Architekturen, Landschaft und Tiere. Während der Dauer der Ausstellung gibt es jeden Freitag um 19.00 Uhr geführte Rundgänge von den Fotografen, die Auskünfte zum Verein oder zu den Bildern geben.

Die PGW wird das Jubiläum auch zum Anlass nehmen, ihre Homepage, die während vieler Jahre mit grossem Engagement betreut wurde, neu und moderner zu gestalten. Zudem ist ein Jubiläums-Fotobuch erschienen, das eine ausführliche Version der Vereinschronik und einen Ausschnitt der besten Werke aktueller Vereinsmitglieder zum Inhalt hat.

Text: Peter Bihr / Giovanni Pelloni
Fotos: Photographische Gesellschaft Winterthur

 

Die Ausstellung:

Dauer: Samstag 3. Februar bis Dienstag 27. Februar 2018
Ort: Alte Kaserne Kulturzentrum Winterthur, Technikumstrasse 8
Geöffnet: von Montag bis Samstag (bis 23.00 Uhr)
Geführte Rundgänge: während der Dauer der Ausstellung, jeden Freitag um 19.00 Uhr

Die Ausstellung konnte Dank dem Hauptsponsor CEWE Fotobuch realisiert werden.

Weitere Informationen über die PGW auf www.pgwinti.ch

 

 

 

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