Wer sich für die Fotografie mit Film begeistert – und das ist mittlerweile mehr als nur eine Fangemeinde – der wird die jüngste Ausgabe von PhotoKlassik mit grösstem Interesse lesen. Es ist wiederum ein bunter Mix an Informationen zu der Art von Fotografie, die schon mal totgesagt und inzwischen laufend steigende Umsätze verzeichnen kann. Das sagt nicht nur Verleger Wolfgang Heinen, der vierteljährlich schon 10‘000 Exemplare dieser Randgruppen-Zeitschrift druckt, aber auch Alessandro Franchini von Ars-Imago, dem nun mehr einjährigen Fotofachgeschäft für analoge Fotografie in Zürich, oder Mirko Böddecker, der eine Produktionsanlage für Film im ehemaligen Ilford-Werk in Marly wieder aufleben lässt (Fotointern berichtete).
Jede Ausgabe von PhotoKlassik ist eine Wundertüte, weil sie ihre Leser mit einem facettenreichen und spannenden Mix an Themen überrascht, in einem Bereich, von dem man meinen könnte es sei den 179 Jahren seiner Existenz nun wirklich alles gesagt worden. Tatsache ist, dass die analoge Fotografie gerade von einer jungen Generation, die im digitalen Zeitalter aufgewachsen ist, wieder neu entdeckt werden will, dass ein ungebrochenes Interesse für die legendären Kameras von damals besteht und dass arrivierte Digitalfotografen wieder zu analogen Mitteln greifen, weil der Film mit seiner charakteristischen Körnigkeit ganz einfach andere Bilder ergibt als die streng strukturierten Pixel der Digitalfotografie – «Bilder mit Sinnlichkeit» wie Wolfgang Heinen im Vorwort zur neuesten Ausgabe von PhotoKlassik ausführt.
Das Heft ist einmal mehr ein gekonnter Mix von technischen Themen und Portfolio-Beiträgen. Kamerawissen über die legendäre Contax II oder über die Rolleiflex SLX lesen sich ebenso spannend und informativ wie die Abhandlung über den Gebrauch alter Objektive an neuen Kameras. Und wer sich für Fotoindustriegeschichte interessiert, der dürfte den Artikel über die Linhof-Story nicht nur verschlingen, sondern auch wegen den seltenen Bildern von Kameras und Prototypen geniessen.
Kameratechnik ist eine Sache, was man damit machen kann, eine andere. Neben Portfolios von J. Konrad Schmidt «Hotel Noir», den Landschaftsbildern des Klassikers August Sander und den Kollodium-Bildern von Steffen Diemer, zeigen sensationelle Bilder, was man mit abgelaufenem Filmmaterial an Bildeffekten geschenkt bekommt, oder wie faszinierend Bilder wirken, die «jenseits der 720nm» im Bereich des Infrarots entstanden sind. Weiter finden sich im aktuellen Heft auch viele Informationen über neue Produkte (auch das gibt es) und über kulturelle Highlights, die einem breiten Publikum beweisen, dass die analoge Fotografie eine ganz besondere Bildersprache ist – eine mit Sinnlichkeit.
Urs Tillmanns
Der Inhalt
Editorial / Inhalt / Magazin / Kolumne: Kampf der Geschlechter / Mitarbeiter dieser Ausgabe / Impressum
Produkte: Meine Geschichte der Contax / Alte Schätzchen – Top-Objektive im Gebrauchtmarkt / Zauberwürfel made in Germany – Rolleiflex SLX / Eine Klasse für sich / Adox Lupex Kontaktpapier / Filterwerk – Aufnahmefilter-System
Geschichte: Die Linhof-Story
Markt: Aktuelle Trends in der analogen Fotografie / Praxis: Mehr als Dachbodenfunde – Glasnegative / Unberechenbares Glücksspiel – Abgelaufene Filme / Licht jenseits der 720 nm – Infrarot-Fotografie / Der Frühling wird bunt – Tetenal Colortec RA-4 Print Kit RT / Bilder machen – Fotografische Lichtquellen und ihre Möglichkeiten
Meister: Portraits von Rhein und Siebengebirge – August Sander
Professional: Liebe und Genuss, Sucht und Sinnlichkeit – J. Konrad Schmidt / Originale schaffen – Steffen Diemer
Talent: Reise durch Raum und Zeit – Lars Heidemann
Kultur: Grönland – Ganz in Weiss / Bruno Barbey – Ein Zeitzeuge historischer Ereignisse / Randnotizen zur Foto-Kunst
Das bereits 2012 gegründete Print-Magazin erscheint vierteljährlich im Verlag IMH Imaging Media House. Ist in der Schweiz bei Ars-Imago in Zürich zu beziehen und kostet CHF 18.50.
Weitere Informationen: photoklassik.de
