Die Natur erwacht langsam aus dem energiespenden Winterschlaf. Das lockt auch Fotografen in eine prachtvolle und motivreiche Frühlingswelt, um diese Naturwunder zu interessanten und ästhetischen Bildern zu machen.
Kurt Wirz, den wir bereits verschiedentlich mit seinem Makro- und Mikroaufnahmen vorgestellt hatten, zeigt uns diesmal mit seiner Focus-Stacking Technik keine Motuve aus der mikroskopischen Tierwelt, sondern er entführt uns ins Pflanzenreich, um uns hier auf unbekannte Schönheiten in Farbe und Form aufmerksam zu machen – Motive, die ohne diese Technik fotografisch verborgen bleiben. Diese besteht darin, dass Makromotive mit mehreren Hundert Bildern aufgenommen werden, wobei der Fokus jeweils im Zehntels- oder Hundertstels Millimeterbereich verändert wird. Danach werden die Bilder zu einem Bild verschmolzen (gestacked) und ergeben so einen beträchtlich erweiterten Schärfentiefenbereich.
Bei Pflanzen faszinieren uns die auffälligen Blüten am meisten, doch können die Fruchtstände ebenso schön und interessant sein. Das folgende Bild zeigt den Fruchtstand der Skabiose (Scabiosa stellata):
Nikon D810, Rodenstock Apo Rodagon N 1:4, f = 80mm (in retro), bei Blende 6.7, Stitch aus 2 gestackten Bildern im Abbildungsmassstab von 1:1, jeder Stack besteht aus 165 Aufnahmen im Abstand von 0.15mm.
Die Sonnenblume gehört zu der Familie der Korbblütler. Viele kleine Einzelblüten sind auf dem Blütenboden zusammengefasst, um diesen «Korb» sind die grossen, gelben Blütenblätter angeordnet. Bricht man diesen Korb entzwei und betrachtet ihn von der Seite, sieht man die einzelnen Blüten. Auf dem folgenden Bild erkennt man im unteren Bereich des Bildes, unterhalb jeder Blüte den Sonnenblumenkern, der sich bei jeder befruchteten Blüte bildet.
Nikon D7000, AF Micro Nikkor D 1:2.8/105mm, Abbildungsmassstab 2:1, Blende 5.6, Stack aus 115 Aufnahmen im Abstand von 0.05mm
Bei näherer Betrachtung können auch geschlossene Blüten ihren Reiz besitzen. Hier eine geschlossene Blüte des Mohn (Papaver):
Nikon D810, Rodenstock Apo Rodagon 1:2.8/50mm (in retro), Abbildungsmassstab 1:1, bei Blende 6.7. Stack aus 156 Aufnahmen im Abstand von 0.1mm.
Im Abbildungsmassstab von 10:1 werden die Pflanzenhaare der Mohn Blütenknospe besser erkannt:
Nikon D7100, Mikroskop Objektiv Nikon CFN, Plan 10/0.30, 160/0.17, Abbildungsmassstab 10:1, Stack aus 909 Aufnahmen im Abstand von 0.002mm.
Ebenfalls ist die Mohnkapsel interessant, sie erinnert an ein Bauwerk von Antoni Gaudi, im Park Güell, Barcelona.
Nikon D7000, AF Micro Nikkor D 1:2.8/105mm, Abbildungsmassstab 1.5:1, Blende 5.6, Stack aus 211 Aufnahmen im Abstand von 0.05mm.
Schliesslich sind, bei näherer Betrachtung, auch die Mohnsamen einzigartig schön:
Nikon D300, Zeiss Luminar 25mm, Abbildungsmassstab 8:1, Blende 3.5, Stack aus 117 Aufnahmen im Abstand von 0.006mm.
Wird im vergrössernden Massstab fotografiert, können nicht nur im Bereich der Blüte, sondern bei der ganzen Pflanze, interessante Bereiche gefunden werden. So können Sporenbehälter (Sporangien) auf der Unterseite der Blätter eines Farns etwas utopisch wirken.
Nikon D7000, Mikroskop Objektiv Nikon M Plan 20/0.4 LWD, 210/0, Abbildungsmassstab 20:1, Bildbreite in Natura 1.2mm. Stack aus 119 Aufnahmen im Abstand von 0.003mm.
Der stechende Mäusedorn (Ruscus aculeatus) ist ein halbhoher Strauch und gehört zur Ordnung der Spargelgewächse. Er ist immergrün, besitzt aber auch alte Blätter die nur noch aus einem Gerippe bestehen.
Nikon D300, AF Micro Nikkor D 1:2.8/105mm, Stack im Abbildungsmassstab 1:1.
Sogar die Ähren von Gras können bei näherer Betrachtung interessante Farben und Formen zeigen.
Nikon D600, AF Micro Nikkor D 1:2.8/105mm, Stack im Abbildungsmassstab 1:1.
Nicht nur in der Tierwelt, sondern ebenso in der Pflanzenfotografie präsentiert uns die Natur prachtvolle und detailreiche Motive, die mit der Makro- und Mikrofotografie voll zur Geltung kommen.
Text und Bilder: Kurt Wirz
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