Die letzten Prints hat der Drucker für die Weihnachtskarten ausgespuckt. Seit damals steht er arbeitslos da. Jetzt will aber der Kunden X in letzter Minute noch einen Print für seine Präsentation am Montag morgen. Also rasch aufs Knöpfchen gedruckt und das Papier eingelegt… Hmmm, was ist da los: Alles Gelb – wo sind meine Farben geblieben?
In etwa so präsentiert sich vielen bildschaffenden Benutzerinnen und Benutzern ihre Digitale Dunkelkammer im Frühling. Zeit, um Ordnung zu schaffen!
Gelb oder Rosa – was ist hier schiefgelaufen? Der Grund für die Farbverschiebung ist wohl beim mangelnden Druckerunterhalt zu finden …
Color Management – ein vitaler Dauerbrenner
Color Management ist für viele ein Begriff, bei welchem es einem die Nackenhaare sträubt. «What you see is what you get» war stets die Maxime. Leider ist dem oft nicht der Fall. Color Management-Gurus verstehen es denn teilweise auch, die Sache so zu verkomplizieren, dass man sich eher verloren vorkommt – und im Notfall zum Supporttelefon greift. Dabei ist die Sache an sich nicht so schwierig.
Jeder Monitor lässt sich profilieren – nicht jeder kalibrieren. Ohne in die Tiefe zu gehen: Bei der Profilierung wird lediglich die Charakteristik des Monitors erfasst und in ein Profil geschrieben; bei der Kalibrierung greift die Software in die Hardware des Monitors ein und stimmt die Grundparameter ab. Wer sich ein Monitormessgerät kauft, ist mit dem i1Display Pro bestens beraten. Aber auch andere Geräte haben einen guten Messsensor. Wichtig ist die verwendete Software. Am komfortabelsten und schnellsten geht es mit der Eizo-Software Color Navigator – allerdings nur auf ausgewählten Eizo-Monitoren: Einmal in einem Preset abgespeichert, können die Messparameter für die Kalibrierung und Profilierung aus den Voreinstellungen aufgerufen werden und die Messung ist in weniger als 2 Minuten zuverlässig abgeschlossen. Die BenQ-Palette Master-Element-Software ist deutlich langsamer, bietet aber ebenfalls eine gute Steuerbarkeit der Parameter.
Benutzer-Einstellungen im ColorNavigator von Eizo werden einmal abgespeichert und können für die nächsten Messungen wieder direkt abgerufen werden …
Hersteller-unabhängige Profilierungssoftware wie der i1Profiler, welcher mit dem i1Display Pro mitgeliefert wird, eignen sich ebenfalls sehr gut für die Monitorprofilierung. Noch etwas professioneller verhält sich die Software BasICColor Display von BasICColor. In der Regel greifen sie nicht ganz so tief in die Monitorsteuerung ein, wie dies die Herstellereigene Software ermöglicht – das Resultat ist für unsere Zwecke aber alleweil ausreichend.
Zu beachten sind folgende Punkte:
- Grundvoraussetzung für ein farbverbindliches Arbeiten, ist das Arbeiten bei kontrollierten Lichtbedingungen. Das bedeutet einerseits, dass der Monitor durch eine Haube vom Umgebungslicht seitlich abgeschirmt ist. Zudem soll die Raumhelligkeit möglichst konstant gehalten werden. Als Referenzlicht zur Begutachtung der Prints soll ein entsprechendes Normlicht zum Einsatz kommen.
- Als Basisparameter für die Kalibrierung/Profilierung des Monitors muss ein Helligkeitswert zum Zug kommen, welcher auf die Helligkeit des Umgebungslichtes abgestimmt ist. Der Wert für die ISO-Norm liegt dabei zwischen 80 und 120 cd/m2. In der Praxis hat sich bei gedämpftem Raumlicht ein Wert zwischen 100 und 110 Cd/m2 bewährt. Bei der Farbtemperatur besteht ebenfalls Spielraum. Werte zwischen 5800 und 6200 K sind für den RGB- und am unteren Ende auch für den Offset-Workflow ok. Den Gamma-Wert für die Dichtekurve legen wir mit 2.2 für Mac und Windows fest. Je nach Software kann der Monitorfarbraum eingegrenzt werden. Die Einstellung «native» ist selten falsch. Zudem lässt sich je nach Monitor und Software die Graubalance steuern. Gerade für Schwarzweiss-Arbeiten empfiehlt es sich die die Priorität auf Grauachse zu stellen.
- Color Management ist keine absolute Wissenschaft. Es besteht aus meiner Sicht zu 20 % aus Technik und 80 % aus Erfahrung. Entscheidend ist in diesem Kontext, dass die eingestellten Zielparameter nicht nach jedem CMS-Seminar wieder geändert werden, sondern, dass man sich über Jahre eine eigene Erfahrung aufbaut.
- Idealerweise wird nach der Messung eine Validierung durchgeführt. Diverse Applikationen bieten diese Option. Das Resultat zeigt, ob die Messung erfolgreich war. Bei einer Abweichung von Delta E >2 sollte eine erneute Messung durchgeführt werden.
Eine gute Monitor-Profilierungssoftware bietet die Möglichkeit, das Resultat der Profilierung zu überprüfen. Wird ein Delta E von 2 überschritten, sollte die Messung wiederholt werden.
- Die Profilierung/Kalibrierung eines Monitors sollte nach ca. 200 Betriebsstunden oder ca. alle zwei Monate wiederholt werden. Diese Intervalle können oft in der Profilierungssoftware hinterlegt werden. Bitte beachten: Ein Laptop-Monitor eignet sich aus meiner Erfahrung kaum für farbverbindliches Arbeiten. Hier kann eine Profilierung helfen, den Weissabgleich einigermassen verbindlich zu setzen. In vielen Fällen ist aber auch das nicht wirklich hilfreich!
- Monitore wie Messgeräte haben ein Ablaufdatum. In der Regel überlebt aber ein Monitor das gleichzeitig gekaufte Messgerät. CG-Monitore von Eizo können gut und gerne 8- bis 10jährig werden und immer noch gute Dienste leisten. Ein Messgerät sollte aber nach 3 bis 5 Jahren ersetzt werden. Dass ein Monitor sein Lebensende erreicht hat, zeigt sich, wenn er die Zielhelligkeit nicht mehr erreicht oder im laufenden Betrieb an Helligkeit verliert. Ebenso können Inhomogenitäten in der Farbigkeit auftauchen, welche sich bei neutralem Monitorhintergrund schneller bemerkbar machen. Wichtig ist auch, dass die Monitore die Betriebstemperatur erreicht haben, wenn sie ausgemessen werden. Das dauert bei älteren Modellen ca. 10 bis 20 Minuten. Bei den neuen LED-Modellen ist die Messung bereits nach zwei bis drei Minuten möglich.
Tintenstrahldrucker müssen drucken…
Das zu Beginn beschriebene Problem hat nichts mit der Farbe des Monitors zu tun, sondern mit dem Umstand, dass wir heute mit Pigmenttinten drucken, welche sich wie Milch verhalten: mit der Zeit entmischen sich Flüssigkeit und darin schwebende Pigmente, und die Dichte ist nicht mehr gewährleistet.
Wöchentlicher Düsentest und Testdruck
Der Düsentest zu Beginn jedes Drucktages ist wichtig – noch besser auch in regelmässigen Abständen zwischen ein paar Prints. Da können Luftblasen im System auftreten, welche zum Komplettausfall von Farben führen können. Ein Druckkopf, der ohne Tinte druckt, geht kaputt! Ein einwandfreier Düsentest sagt aber nur etwas darüber aus, ob auch jede Düse offen ist. Im eingangs erwähnten Fall, war der Düsentest lückenlos! Auf dem Print waren keine Streifen sichtbar.
Moderne Tintenstrahldrucker besitzen die Möglichkeit verstopfte Düsen selber zu erkennen und entsprechend zu reinigen. Leider ist ein perfektes Düsentestmuster noch kein Garant, dass die Farbigkeit stimmt, da es nichts über die Farbdichte in den Cartouchen aussagt.
Ein Tintenstrahl-Drucker sollte pro Woche mindestens eine Fläche eines A4-Blattes bedrucken. Da reicht ein einfacher Düsentest nicht. Um feststellen zu können, ob sich Farbverschiebungen durch veränderte Tintendichte einschleichen, lohnt es sich, regelmässig eine Testform zu drucken, welche solche Veränderungen sichtbar machen würde.
… und wenn er länger steht
Steht ein Inkjet-Drucker längere Zeit, also mehr als zwei bis drei Wochen, empfiehlt es sich, die Cartouchen herauszunehmen und auf dem Tisch während ca. einer Minute zu rotieren. Schütteln ist gefährlich, da dabei Schaum produziert wird. Dieser wiederum führt zu Luftblasen, welche zum Gesamtausfall einer Farbe führen können!
Reinigungszyklen dürfen aus demselben Grund nicht zu häufig ausgeführt werden. Standardreinigungen – wenn auch nur von Einzelfarben – sollten nicht mehr als 3 Mal wiederholt werden. Reicht das nicht, sollte man mindestens 3 h warten. Ein Powercleaning soll nur einmal durchgeführt werden. Oft ist es zu Beginn am besten, eine Reinigung mit anschliessendem Düsentest durchzuführen. Sieht dieser nicht gut aus, würde ich ein paar Stunden –idealerweise über Nacht – warten und dann mit der Reinigung fortfahren.
Cartouchen, welche weniger als einen Drittel des Füllstandes aufweisen, tendieren am ehesten zu ungenügender Farbdichte. Ihnen ist gerade bei geringer Nutzung des Druckers besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Das gilt insbesondere auch für den ersten mit dem Drucker gelieferten Tintensatz!
Verschiedene Druckermodelle bieten automatisierte Reinigungsprozedere an, bei welchen die Düsentestmuster von Sensoren ausgemessen und entsprechende Reinigungen aktiviert werden. Auch diese sollen bei zunehmender Verzweiflung nicht mehrfach hintereinander ausgeführt werden! Reichen zwei Powercleanings im Abstand von einem Tag nicht aus, das Problem zu beheben oder zeigen gewisse Farben «Übergriffe» in andere Farben (Schwarz im Yellow), ist wohl das Lebensende zumindest des Druckkopfes erreicht. Bei einem kleineren Drucker bedeutet dies auch gleich, dass er ersetzt werden sollte, da der Druckkopfwechsel viel zu teuer wäre.
Automatische Reinigung im Ruhezustand – ausschalten ja oder nein?
Tintenstrahldrucker von Canon reinigen und überprüfen sich im eingeschaltetem Zustand regelmässig selber. Dies braucht zwar etwas Tinte und kann stören, ist aber sinnvoll. Epson-Drucker werden bei Nichtgebrauch vorzugsweise komplett ausgeschaltet. Die Drucker der neusten Generation (SC-P5000) bieten ebenfalls ein Reinigungsprogramm im «Schlafmodus». Dieses hat sich bei eigenen Tests aber als wenig wirksam erwiesen.
Neu profilieren bei Farbverschiebungen – oder wie weiter?
Gibt es Farbverschiebungen, tendieren viele Anwender dazu, den Drucker neu zu profilieren. Dies ist in der Regel nicht sinnvoll und funktioniert selten gut. Ein gutes Papierprofil funktioniert bei optimaler Tintendichte immer. Leichte Abweichungen werden im Proof-Umfeld durch die Basis-Linearisierung aufgefangen.
Was soll also getan werden, wenn ein falschfarbiger Print aus dem Drucker kommt?
Zunächst soll der Tintenstand überprüft werden. Tinten, welche längere Zeit nicht mehr im Einsatz waren und weniger als einen Drittel des Ursprungsvolumens aufweisen, sollten ausgetauscht werden. Tinten sollten maximal 2 Jahre über das Haltbarkeitsdatum hinaus unter 20 °C gelagert werden. Einmal im Drucker, sollten sie innerhalb eines halben Jahres aufgebraucht werden – eine wichtige Überlegung beim Kauf eines Grossformatdruckers mit riesigen Tintentanks!
Tintencartouchen sollten nicht mehr als zwei Jahre über das Ablaufdatum hinaus (kühl) gelagert werden. Einmal im Drucker sollten sie innerhalb eines halben Jahres verbraucht werden.
Sind die Cartouchen aktualisiert und gut «bewegt», geht es weiter mit Düsentest und Reinigung wie oben beschrieben. Solche Reinigungen führen auch zu hohem Druck in den Schläuchen. Jede Reinigung ist mit einem Print abzuschliessen. Dass das notwendig ist, zeigt sich oft anhand von schwarzer Tinte, welche gleich tropfenweise aufs Papier kommt…
Auch eine Druckkopfausrichtung kann helfen, das Druckbild zu verbessern. Ein nicht optimal ausgerichteter Druckkopf druckt nicht falsche Farben, sondern tendiert eher zu einem unsauberen Druckbild.
Spezialhilfsmittel zur Druckkopfreinigung, wie sie im Internet vertrieben werden, sind nur für versierte Bastler zu empfehlen und helfen selten weiter.
Der Wartungstank im Drucker wird bei intensiver Reinigung rasch gefüllt. Es empfiehlt sich, zumindest davon stets einen in Reserve zu haben.
In der Regel muss bei «normal» genutzten Grossformatdruckern von Epson nach vier bis fünf Jahren der Druckkopf ersetzt werden. Allenfalls muss bereits vorher das sogenannte Cap Assy, das Tintenzuführsystem ersetzt werden. Ein Indikator dafür sind unregelmässige Dichtezonen (Streifen) in homogenen Farbflächen, welche auf einen schwankenden Druck bei der Tintenzufuhr zurückzuführen ist. Bei den Canon-Druckern kann der Druckkopf durch den Anwender ausgetauscht werden. Eine entsprechende Meldung kommt vom Drucker selber.
Die Lebenserwartung professioneller oder semiprofessioneller Drucker bis zum Format A2 liegt im Hinblick auf die Ökonomie bei ca. vier bis sechs Jahren. Werden bei Grossformatdruckern die Druckköpfe gewechselt, kann dies deutlich länger sein. Wir müssen aber bedenken, dass die Technik nicht schläft und die Haltbarkeit/Lichtbeständigkeit der Tinten in den letzten Jahren massiv zugenommen hat. Dies sollte vor einer grösseren Investition in den Unterhalt stets berücksichtigt werden!
Tintenstrahler oder Farblaser?
Wer mit Bildern operiert, soll immer die Möglichkeit haben, diese auf Papier auszugeben. Geht es um die reine Dokumentation oder um ein Archiv in Papierform, kann durchaus auch ein Farblaser gute Dienste leisten. Der Farblaser hat gegenüber dem Tintenstrahldrucker den Vorteil, dass er weniger unterhaltsintensiv ist. Die Druckqualität ist weit von derjenigen des Inkjets auf schönem Fineart-Papier entfernt. Bezüglich Farbigkeit lassen sich aber praktisch alle Farblaser in einen profilierten CMS-Workflow einbinden.
Regelmässig ein gutes Klima erhalten
Die eben beschriebenen Tipps und Massnahmen sollen nicht nur im Frühling oder nach auftretenden Problemen berücksichtigt werden. Das erfordert etwas Disziplin, macht sich aber in der Regel bezahlt. Hilfreich ist dabei, die Düsentests und Testprints mit dem jeweiligen Datum zu versehen und auf den Drucker zu legen. So wird direkt ersichtlich, wann der letzte «Service» stattgefunden hat. Gerade beim Düsentest zeigt sich auch, wo welche Farbe erscheinen soll. Fallen einzelne Farben ganz aus, ist es oft schwierig zu evaluieren, welche Farbe aktuell nicht druckt.
Für Drucker wie Papiere ist ein gutes Raumklima essentiell. Die Luftfeuchtigkeit soll im Bereich 40-60 % liegen und der regelmässige Einsatz eines Staubsaugers ist nicht verkehrt. Auch eine Staubschutzhülle kann helfen. Ein Inkjet-Drucker soll zudem nie direkt der Sonne ausgesetzt sein. Nicht nur Fineart-Papiere sollen bei Nichtgebrauch in den Verpackungen lagern. Büttenpapiere sind besonders heikel, was die Feuchtigkeit betrifft. Sie sollen durch zusätzliche Kunststoffhüllen geschützt werden.
Frühlingsputz abgeschlossen?
Wenn wir die erwähnten Massnahmen und Empfehlungen umsetzen, sollten wir in Zukunft Monitor und Drucker in Sachen Farbe wieder trauen können. Für den Frühjahresputz stehen aber auch andere Überlegungen wie Backups und Optimierung der Bilddatenbank an. All diese Aspekte behandeln wir in unseren Workshops (www.fineartpix.ch) oder aber unterstützen Sie direkt in Ihrer eigenen Digitalen Dunkelkammer. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Auffrischen der Farben.
Text und Bilder: Markus Zuber, FineArtPix GmbH